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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.

Mathosinhos besitzt ein wunderthätiges Madonnenbild, zu dem
jährlich bei 30.000 Pilger wallfahren.

Porto ist der zweite Handelsplatz von Portugal und der Aus-
fuhrhafen des weltberühmten Portweines, dessen Heimat etwa 80 km
stromaufwärts von der Stadt, an den felsigen Ufern des Douro, in der
Landschaft Paiz do Vinho, mit dem Mittelpunkte Villa Real liegt.
Den meisten Portwein produciren Grossgrundbesitzer, wie die Vicom-
tesse d'Alpendura, der Vicomte de Villaverda u. A.

Nachdem der Wein zwei Gährungen durchgemacht hat, führt man ihn auf
Barken den Douro hinab in die hohe Schule der Weinhändler von Porto und Villa-
Nova, die ihn nicht etwa in Kellern, sondern in langen, aus Backsteinen erbauten und
mit Dachpappe gedeckten luftigen Schuppen aufbewahren. Hier, wo selbst
bei der grössten Hitze die Temperatur nicht über 19°C. steigt, empfängt der
Portwein seine eigentliche Ausbildung, welche grosse Sorgfalt und Sachkenntniss
verlangt. Denn der junge Wein, der in den Niederlagen ankommt, ist fast ge-
schmacklos und mehr einem Beerensafte als einem Weine, ähnlich. Erst nach fünf
Jahren wird er trinkbar und erreicht im 50. Jahre seinen Höhepunkt. In den Nieder-
lagen von Porto sind 100- und 120jährige Weine keine Seltenheit.

Die erste Pipe (a 500 l) Portwein soll ihm Jahre 1678 ins Ausland verschifft
worden sein, den Höhepunkt aber erreichte die Ausfuhr erst 1799 mit 57.000
Pipen durch die Thätigkeit der von Pombal 1757 gegründeten Alto Duoro Cie.,
welche bis 1833 bestand.

In unserem Jahrhunderte sank die Ausfuhr beständig. Man half sich
1833--1843 ohne Compagnie und liess sie in den Jahren 1843--1867 wieder auf-
leben, ohne einen besonderen Erfolg zu erzielen. Die Compagnie hatte das Ver-
dienst, dass nur guter Wein ausgeführt worden, weil ohne ein Bilhete der Gesell-
schaft, das heisst ohne eine Bescheinigung der Güte des Weines, kein Tropfen ins
Ausland geführt werden durfte. Aber jeder Weinbauer war auch ohne Gnade der
Gewalt dieser Gesellschaft ausgeliefert und mit den Bilheten wurde in Oporto
Handel getrieben, wie mit Eisenbahnactien an der Börse. Die im Jahre 1889 von
Seite der Regierung an eine neue Compagnie ertheilte Concession begegnete dem
heftigsten Widerstande in Porto.

Die Ausfuhr hat sich unter der Freiheit des Handels seit 1867 neuerdings
gehoben und erreichte in den-letzten Jahren folgende Höhe: 1888 269.277 hl,
1887 281.320 hl (Werth 5·2 Millionen Milreis), 1886 401.400 hl.

Ausser Portwein gehen über Porto noch 100.000--130.000 hl gewöhnlicher
Weine nach Brasilien und Frankreich.

Der Portwein ist ein Weltwein im wahren Sinne des Wortes. In England
war die Vorliebe für ihn ehedem so gross, dass man unter einem "Glase Wein"
nur "Port" verstand; die Engländer kauften die schönsten Weinlagen am Douro
auf und bis jetzt war auch das ganze Weingeschäft in englischen Händen; neuer-
dings machen ihnen deutsche Firmen erfolgreiche Concurrenz. Mit den Engländern
ist er über die ganze Welt verbreitet und überall zu finden, wo sie anzu-
treffen sind.

London ist daher noch heute der bedeutendste Markt für Portwein. Grössere
Mengen gehen auch nach Brasilien (1887 65.269 hl) und Deutschland (27.290 hl),


Der atlantische Ocean.

Mathosinhos besitzt ein wunderthätiges Madonnenbild, zu dem
jährlich bei 30.000 Pilger wallfahren.

Porto ist der zweite Handelsplatz von Portugal und der Aus-
fuhrhafen des weltberühmten Portweines, dessen Heimat etwa 80 km
stromaufwärts von der Stadt, an den felsigen Ufern des Douro, in der
Landschaft Paiz do Vinho, mit dem Mittelpunkte Villa Real liegt.
Den meisten Portwein produciren Grossgrundbesitzer, wie die Vicom-
tesse d’Alpendura, der Vicomte de Villaverda u. A.

Nachdem der Wein zwei Gährungen durchgemacht hat, führt man ihn auf
Barken den Douro hinab in die hohe Schule der Weinhändler von Porto und Villa-
Nova, die ihn nicht etwa in Kellern, sondern in langen, aus Backsteinen erbauten und
mit Dachpappe gedeckten luftigen Schuppen aufbewahren. Hier, wo selbst
bei der grössten Hitze die Temperatur nicht über 19°C. steigt, empfängt der
Portwein seine eigentliche Ausbildung, welche grosse Sorgfalt und Sachkenntniss
verlangt. Denn der junge Wein, der in den Niederlagen ankommt, ist fast ge-
schmacklos und mehr einem Beerensafte als einem Weine, ähnlich. Erst nach fünf
Jahren wird er trinkbar und erreicht im 50. Jahre seinen Höhepunkt. In den Nieder-
lagen von Porto sind 100- und 120jährige Weine keine Seltenheit.

Die erste Pipe (à 500 l) Portwein soll ihm Jahre 1678 ins Ausland verschifft
worden sein, den Höhepunkt aber erreichte die Ausfuhr erst 1799 mit 57.000
Pipen durch die Thätigkeit der von Pombal 1757 gegründeten Alto Duoro Cie.,
welche bis 1833 bestand.

In unserem Jahrhunderte sank die Ausfuhr beständig. Man half sich
1833—1843 ohne Compagnie und liess sie in den Jahren 1843—1867 wieder auf-
leben, ohne einen besonderen Erfolg zu erzielen. Die Compagnie hatte das Ver-
dienst, dass nur guter Wein ausgeführt worden, weil ohne ein Bilhete der Gesell-
schaft, das heisst ohne eine Bescheinigung der Güte des Weines, kein Tropfen ins
Ausland geführt werden durfte. Aber jeder Weinbauer war auch ohne Gnade der
Gewalt dieser Gesellschaft ausgeliefert und mit den Bilheten wurde in Oporto
Handel getrieben, wie mit Eisenbahnactien an der Börse. Die im Jahre 1889 von
Seite der Regierung an eine neue Compagnie ertheilte Concession begegnete dem
heftigsten Widerstande in Porto.

Die Ausfuhr hat sich unter der Freiheit des Handels seit 1867 neuerdings
gehoben und erreichte in den-letzten Jahren folgende Höhe: 1888 269.277 hl,
1887 281.320 hl (Werth 5·2 Millionen Milreïs), 1886 401.400 hl.

Ausser Portwein gehen über Porto noch 100.000—130.000 hl gewöhnlicher
Weine nach Brasilien und Frankreich.

Der Portwein ist ein Weltwein im wahren Sinne des Wortes. In England
war die Vorliebe für ihn ehedem so gross, dass man unter einem „Glase Wein“
nur „Port“ verstand; die Engländer kauften die schönsten Weinlagen am Douro
auf und bis jetzt war auch das ganze Weingeschäft in englischen Händen; neuer-
dings machen ihnen deutsche Firmen erfolgreiche Concurrenz. Mit den Engländern
ist er über die ganze Welt verbreitet und überall zu finden, wo sie anzu-
treffen sind.

London ist daher noch heute der bedeutendste Markt für Portwein. Grössere
Mengen gehen auch nach Brasilien (1887 65.269 hl) und Deutschland (27.290 hl),


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[548/0568] Der atlantische Ocean. Mathosinhos besitzt ein wunderthätiges Madonnenbild, zu dem jährlich bei 30.000 Pilger wallfahren. Porto ist der zweite Handelsplatz von Portugal und der Aus- fuhrhafen des weltberühmten Portweines, dessen Heimat etwa 80 km stromaufwärts von der Stadt, an den felsigen Ufern des Douro, in der Landschaft Paiz do Vinho, mit dem Mittelpunkte Villa Real liegt. Den meisten Portwein produciren Grossgrundbesitzer, wie die Vicom- tesse d’Alpendura, der Vicomte de Villaverda u. A. Nachdem der Wein zwei Gährungen durchgemacht hat, führt man ihn auf Barken den Douro hinab in die hohe Schule der Weinhändler von Porto und Villa- Nova, die ihn nicht etwa in Kellern, sondern in langen, aus Backsteinen erbauten und mit Dachpappe gedeckten luftigen Schuppen aufbewahren. Hier, wo selbst bei der grössten Hitze die Temperatur nicht über 19°C. steigt, empfängt der Portwein seine eigentliche Ausbildung, welche grosse Sorgfalt und Sachkenntniss verlangt. Denn der junge Wein, der in den Niederlagen ankommt, ist fast ge- schmacklos und mehr einem Beerensafte als einem Weine, ähnlich. Erst nach fünf Jahren wird er trinkbar und erreicht im 50. Jahre seinen Höhepunkt. In den Nieder- lagen von Porto sind 100- und 120jährige Weine keine Seltenheit. Die erste Pipe (à 500 l) Portwein soll ihm Jahre 1678 ins Ausland verschifft worden sein, den Höhepunkt aber erreichte die Ausfuhr erst 1799 mit 57.000 Pipen durch die Thätigkeit der von Pombal 1757 gegründeten Alto Duoro Cie., welche bis 1833 bestand. In unserem Jahrhunderte sank die Ausfuhr beständig. Man half sich 1833—1843 ohne Compagnie und liess sie in den Jahren 1843—1867 wieder auf- leben, ohne einen besonderen Erfolg zu erzielen. Die Compagnie hatte das Ver- dienst, dass nur guter Wein ausgeführt worden, weil ohne ein Bilhete der Gesell- schaft, das heisst ohne eine Bescheinigung der Güte des Weines, kein Tropfen ins Ausland geführt werden durfte. Aber jeder Weinbauer war auch ohne Gnade der Gewalt dieser Gesellschaft ausgeliefert und mit den Bilheten wurde in Oporto Handel getrieben, wie mit Eisenbahnactien an der Börse. Die im Jahre 1889 von Seite der Regierung an eine neue Compagnie ertheilte Concession begegnete dem heftigsten Widerstande in Porto. Die Ausfuhr hat sich unter der Freiheit des Handels seit 1867 neuerdings gehoben und erreichte in den-letzten Jahren folgende Höhe: 1888 269.277 hl, 1887 281.320 hl (Werth 5·2 Millionen Milreïs), 1886 401.400 hl. Ausser Portwein gehen über Porto noch 100.000—130.000 hl gewöhnlicher Weine nach Brasilien und Frankreich. Der Portwein ist ein Weltwein im wahren Sinne des Wortes. In England war die Vorliebe für ihn ehedem so gross, dass man unter einem „Glase Wein“ nur „Port“ verstand; die Engländer kauften die schönsten Weinlagen am Douro auf und bis jetzt war auch das ganze Weingeschäft in englischen Händen; neuer- dings machen ihnen deutsche Firmen erfolgreiche Concurrenz. Mit den Engländern ist er über die ganze Welt verbreitet und überall zu finden, wo sie anzu- treffen sind. London ist daher noch heute der bedeutendste Markt für Portwein. Grössere Mengen gehen auch nach Brasilien (1887 65.269 hl) und Deutschland (27.290 hl),

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/568>, abgerufen am 22.11.2024.