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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Le Havre.

Mit unübertrefflichem Scharfblick und Geist charakterisirte Na-
poleon I. die wirthschaftliche Situation des Gebietes der unteren
Seine. "Paris, Rouen und Havre bilden nur eine Stadt, deren Haupt-
strasse die Seine ist", war sein Ausspruch, und wenn wir die seither
eingetretenen grossartigen Veränderungen an den Ufern der Seine, den
Aufschwung des Verkehrs, das Anwachsen der Städte und das leb-
hafte Drängen nach Schaffung eines Seehafens in Paris beachten,
so muthet es uns heute an, als ob der gewaltige Mensch, vor dem
Europa erbebte, einen prophetischen Blick in eine glänzende Zukunft
geworfen hätte, allerdings in eine Zukunft der friedlichen Arbeit und
Entwicklung, die sein Unstern dem französischen Kaiserreiche nicht
gegönnt hatte.

Die Dampfschiffahrt und der Eisenbahnbau, die Zeit und Weg
abkürzenden Elemente des heutigen Verkehrs, haben denn auch die
Bedeutung von Havre rasch gehoben und die glücklich gelegene
Stadt zu einem Welthandelsplatz erster Ordnung umgeschaffen.

Am westlichen Ende des tief eingeschnittenen Limans der Seine
breitet sich am Nordufer unter 49° 29' nördl. Breite und 0° 7' östl.
Länge v. Gr., zu Füssen einer mässig hohen Terrainwelle, die von
schönen Boulevards und breiten Strassen durchzogene Stadt Le Havre
aus. Ein grossartiges System von geräumigen Bassins, in welchen
ein äusserst lebhafter Verkehr pulsirt, ist tief in das Weichbild hin-
eingeführt; es ist ihr Herz, dessen Thätigkeit das Leben der Stadt
bedeutet.

Breite Quais, meist von Schienenwegen durchschnitten, führen
längs der Bassinufer hin und gestatten den Einblick in das vielfache
und fesselnde Getriebe eines lebensvollen Handelsplatzes. Wo immer
hin wir die Schritte lenken, überall zeigt uns das Hafenbild neue
Reize, gewährt es dem Geiste neue Anregungen.

Sehr besucht sind die beiden Schutzdämme der etwa 75 m

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Le Hâvre.

Mit unübertrefflichem Scharfblick und Geist charakterisirte Na-
poleon I. die wirthschaftliche Situation des Gebietes der unteren
Seine. „Paris, Rouen und Hâvre bilden nur eine Stadt, deren Haupt-
strasse die Seine ist“, war sein Ausspruch, und wenn wir die seither
eingetretenen grossartigen Veränderungen an den Ufern der Seine, den
Aufschwung des Verkehrs, das Anwachsen der Städte und das leb-
hafte Drängen nach Schaffung eines Seehafens in Paris beachten,
so muthet es uns heute an, als ob der gewaltige Mensch, vor dem
Europa erbebte, einen prophetischen Blick in eine glänzende Zukunft
geworfen hätte, allerdings in eine Zukunft der friedlichen Arbeit und
Entwicklung, die sein Unstern dem französischen Kaiserreiche nicht
gegönnt hatte.

Die Dampfschiffahrt und der Eisenbahnbau, die Zeit und Weg
abkürzenden Elemente des heutigen Verkehrs, haben denn auch die
Bedeutung von Hâvre rasch gehoben und die glücklich gelegene
Stadt zu einem Welthandelsplatz erster Ordnung umgeschaffen.

Am westlichen Ende des tief eingeschnittenen Limans der Seine
breitet sich am Nordufer unter 49° 29′ nördl. Breite und 0° 7′ östl.
Länge v. Gr., zu Füssen einer mässig hohen Terrainwelle, die von
schönen Boulevards und breiten Strassen durchzogene Stadt Le Hâvre
aus. Ein grossartiges System von geräumigen Bassins, in welchen
ein äusserst lebhafter Verkehr pulsirt, ist tief in das Weichbild hin-
eingeführt; es ist ihr Herz, dessen Thätigkeit das Leben der Stadt
bedeutet.

Breite Quais, meist von Schienenwegen durchschnitten, führen
längs der Bassinufer hin und gestatten den Einblick in das vielfache
und fesselnde Getriebe eines lebensvollen Handelsplatzes. Wo immer
hin wir die Schritte lenken, überall zeigt uns das Hafenbild neue
Reize, gewährt es dem Geiste neue Anregungen.

Sehr besucht sind die beiden Schutzdämme der etwa 75 m

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[[603]/0623] Le Hâvre. Mit unübertrefflichem Scharfblick und Geist charakterisirte Na- poleon I. die wirthschaftliche Situation des Gebietes der unteren Seine. „Paris, Rouen und Hâvre bilden nur eine Stadt, deren Haupt- strasse die Seine ist“, war sein Ausspruch, und wenn wir die seither eingetretenen grossartigen Veränderungen an den Ufern der Seine, den Aufschwung des Verkehrs, das Anwachsen der Städte und das leb- hafte Drängen nach Schaffung eines Seehafens in Paris beachten, so muthet es uns heute an, als ob der gewaltige Mensch, vor dem Europa erbebte, einen prophetischen Blick in eine glänzende Zukunft geworfen hätte, allerdings in eine Zukunft der friedlichen Arbeit und Entwicklung, die sein Unstern dem französischen Kaiserreiche nicht gegönnt hatte. Die Dampfschiffahrt und der Eisenbahnbau, die Zeit und Weg abkürzenden Elemente des heutigen Verkehrs, haben denn auch die Bedeutung von Hâvre rasch gehoben und die glücklich gelegene Stadt zu einem Welthandelsplatz erster Ordnung umgeschaffen. Am westlichen Ende des tief eingeschnittenen Limans der Seine breitet sich am Nordufer unter 49° 29′ nördl. Breite und 0° 7′ östl. Länge v. Gr., zu Füssen einer mässig hohen Terrainwelle, die von schönen Boulevards und breiten Strassen durchzogene Stadt Le Hâvre aus. Ein grossartiges System von geräumigen Bassins, in welchen ein äusserst lebhafter Verkehr pulsirt, ist tief in das Weichbild hin- eingeführt; es ist ihr Herz, dessen Thätigkeit das Leben der Stadt bedeutet. Breite Quais, meist von Schienenwegen durchschnitten, führen längs der Bassinufer hin und gestatten den Einblick in das vielfache und fesselnde Getriebe eines lebensvollen Handelsplatzes. Wo immer hin wir die Schritte lenken, überall zeigt uns das Hafenbild neue Reize, gewährt es dem Geiste neue Anregungen. Sehr besucht sind die beiden Schutzdämme der etwa 75 m 76*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [603]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/623>, abgerufen am 22.11.2024.