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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
ländischen Canalnetze verglichen unbedeutend. Freilich zwang die
Natur des Bodens in Holland zur Schaffung von Canälen, und so
finden wir das Land von Wasserwegen nach allen Richtungen durch-
zogen. Die Canäle sind theils Schiffahrtstrassen, theils Ableitungen
des überflüssigen Wassers, oder auch nehmen sie die Stelle von Ein-
friedungen von Feldern und Gehöften ein, sind also "Wasserzäune".
Am hervorragendsten durch seine Wichtigkeit für den Seeverkehr von
Amsterdam ist der neue Nordseecanal, die eigentliche Lebensader des
holländischen Venedigs. Bedeutend sind auch der nordholländische
Canal, der neue in Bau stehende Rheincanal (Merwede), der grosse
Wilhelmcanal in Nordbrabant u. a.

Wichtige Communicationen bilden nach Durchführung gross-
artiger Regulirungsarbeiten die der Nordsee zuströmenden Flüsse,
welchen vorzugsweise Rotterdam seine mächtige Anziehungskraft ver-
dankt, denn nächst dieser aufstrebenden Stadt vereinigen sich die
Gewässer der Maas, Waal, der westlichen Yssel und des Leck, wo-
durch Rotterdam zur eigentlichen Rheinmündungsstadt und zum ersten
Hafenplatze Hollands geworden ist.

Ein Schiffsverkehr von mehr als 16 Millionen Tonnen im Ein-
und Auslauf bewegt sich alljährlich durch das West-Gat und Brielle-
Gat in die Maasmündungen von und nach Rotterdam. Fürwahr eine
grossartige Schiffahrtsbewegung!

Wie unser Plan der neuen Maas zeigt, liegt Rotterdam unter
51° 55' nördl. Breite und 4° 29' Ost von Greenwich und ungefähr
36 km flussaufwärts der Maasmündungen an beiden Ufern der neuen
Maas. Die letztere empfängt nächst Vlaardingen die Oude-Maas (alte
Maas) und theilt sich in zwei Arme, zwischen welchen die langge-
streckte Insel Rozenburg liegt. Beide Wasserwege sind für Seeschiffe
praktikabel, jedoch hat die Nieuwe Maas (neue Maas), auch Nieuwe
Waterweg genannt, durchwegs tieferes Fahrwasser (im Minimum
6·5 m) welches bei Hochwasser (die Flut steigt im Durchschnitte
1·7 m) selbst für die grössten Handelsschiffe ausreicht.

Die Schiffbarmachung des neuen Wasserweges von Rotterdam
zur See kostete mit Schluss des Jahres 1887 bereits 27·7 Millionen
holländische Gulden. Es muss hier bemerkt werden, dass das West-
Gat ein künstlich hergestellter Durchbruch des Gebietes bei Hoek van
Holland, somit eine Ableitung der Maas ist.

Nächst der Gabelung der beiden Maasarme, und zwar westlich
von Wel Plaat, mündet der breite und schnurgerade Voorne-Canal
(H), welcher die gleichnamige Insel durchschneidend, nach der am

Der atlantische Ocean.
ländischen Canalnetze verglichen unbedeutend. Freilich zwang die
Natur des Bodens in Holland zur Schaffung von Canälen, und so
finden wir das Land von Wasserwegen nach allen Richtungen durch-
zogen. Die Canäle sind theils Schiffahrtstrassen, theils Ableitungen
des überflüssigen Wassers, oder auch nehmen sie die Stelle von Ein-
friedungen von Feldern und Gehöften ein, sind also „Wasserzäune“.
Am hervorragendsten durch seine Wichtigkeit für den Seeverkehr von
Amsterdam ist der neue Nordseecanal, die eigentliche Lebensader des
holländischen Venedigs. Bedeutend sind auch der nordholländische
Canal, der neue in Bau stehende Rheincanal (Merwede), der grosse
Wilhelmcanal in Nordbrabant u. a.

Wichtige Communicationen bilden nach Durchführung gross-
artiger Regulirungsarbeiten die der Nordsee zuströmenden Flüsse,
welchen vorzugsweise Rotterdam seine mächtige Anziehungskraft ver-
dankt, denn nächst dieser aufstrebenden Stadt vereinigen sich die
Gewässer der Maas, Waal, der westlichen Yssel und des Leck, wo-
durch Rotterdam zur eigentlichen Rheinmündungsstadt und zum ersten
Hafenplatze Hollands geworden ist.

Ein Schiffsverkehr von mehr als 16 Millionen Tonnen im Ein-
und Auslauf bewegt sich alljährlich durch das West-Gat und Brielle-
Gat in die Maasmündungen von und nach Rotterdam. Fürwahr eine
grossartige Schiffahrtsbewegung!

Wie unser Plan der neuen Maas zeigt, liegt Rotterdam unter
51° 55′ nördl. Breite und 4° 29′ Ost von Greenwich und ungefähr
36 km flussaufwärts der Maasmündungen an beiden Ufern der neuen
Maas. Die letztere empfängt nächst Vlaardingen die Oude-Maas (alte
Maas) und theilt sich in zwei Arme, zwischen welchen die langge-
streckte Insel Rozenburg liegt. Beide Wasserwege sind für Seeschiffe
praktikabel, jedoch hat die Nieuwe Maas (neue Maas), auch Nieuwe
Waterweg genannt, durchwegs tieferes Fahrwasser (im Minimum
6·5 m) welches bei Hochwasser (die Flut steigt im Durchschnitte
1·7 m) selbst für die grössten Handelsschiffe ausreicht.

Die Schiffbarmachung des neuen Wasserweges von Rotterdam
zur See kostete mit Schluss des Jahres 1887 bereits 27·7 Millionen
holländische Gulden. Es muss hier bemerkt werden, dass das West-
Gat ein künstlich hergestellter Durchbruch des Gebietes bei Hoek van
Holland, somit eine Ableitung der Maas ist.

Nächst der Gabelung der beiden Maasarme, und zwar westlich
von Wel Plaat, mündet der breite und schnurgerade Voorne-Canal
(H), welcher die gleichnamige Insel durchschneidend, nach der am

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[672/0692] Der atlantische Ocean. ländischen Canalnetze verglichen unbedeutend. Freilich zwang die Natur des Bodens in Holland zur Schaffung von Canälen, und so finden wir das Land von Wasserwegen nach allen Richtungen durch- zogen. Die Canäle sind theils Schiffahrtstrassen, theils Ableitungen des überflüssigen Wassers, oder auch nehmen sie die Stelle von Ein- friedungen von Feldern und Gehöften ein, sind also „Wasserzäune“. Am hervorragendsten durch seine Wichtigkeit für den Seeverkehr von Amsterdam ist der neue Nordseecanal, die eigentliche Lebensader des holländischen Venedigs. Bedeutend sind auch der nordholländische Canal, der neue in Bau stehende Rheincanal (Merwede), der grosse Wilhelmcanal in Nordbrabant u. a. Wichtige Communicationen bilden nach Durchführung gross- artiger Regulirungsarbeiten die der Nordsee zuströmenden Flüsse, welchen vorzugsweise Rotterdam seine mächtige Anziehungskraft ver- dankt, denn nächst dieser aufstrebenden Stadt vereinigen sich die Gewässer der Maas, Waal, der westlichen Yssel und des Leck, wo- durch Rotterdam zur eigentlichen Rheinmündungsstadt und zum ersten Hafenplatze Hollands geworden ist. Ein Schiffsverkehr von mehr als 16 Millionen Tonnen im Ein- und Auslauf bewegt sich alljährlich durch das West-Gat und Brielle- Gat in die Maasmündungen von und nach Rotterdam. Fürwahr eine grossartige Schiffahrtsbewegung! Wie unser Plan der neuen Maas zeigt, liegt Rotterdam unter 51° 55′ nördl. Breite und 4° 29′ Ost von Greenwich und ungefähr 36 km flussaufwärts der Maasmündungen an beiden Ufern der neuen Maas. Die letztere empfängt nächst Vlaardingen die Oude-Maas (alte Maas) und theilt sich in zwei Arme, zwischen welchen die langge- streckte Insel Rozenburg liegt. Beide Wasserwege sind für Seeschiffe praktikabel, jedoch hat die Nieuwe Maas (neue Maas), auch Nieuwe Waterweg genannt, durchwegs tieferes Fahrwasser (im Minimum 6·5 m) welches bei Hochwasser (die Flut steigt im Durchschnitte 1·7 m) selbst für die grössten Handelsschiffe ausreicht. Die Schiffbarmachung des neuen Wasserweges von Rotterdam zur See kostete mit Schluss des Jahres 1887 bereits 27·7 Millionen holländische Gulden. Es muss hier bemerkt werden, dass das West- Gat ein künstlich hergestellter Durchbruch des Gebietes bei Hoek van Holland, somit eine Ableitung der Maas ist. Nächst der Gabelung der beiden Maasarme, und zwar westlich von Wel Plaat, mündet der breite und schnurgerade Voorne-Canal (H), welcher die gleichnamige Insel durchschneidend, nach der am

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/692>, abgerufen am 22.11.2024.