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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Ancona.

Auf der weiten Küstenstrecke zwischen Venedig und Brindisi
ist Ancona, das einstige Dorica Ancon der dorischen Griechen aus
Syracus, der einzige Hafen, der grösseren Schiffen vollkommen Schutz
zu bieten vermag, ein Umstand, dem im Vereine mit der hier aus-
mündenden Abruzzenbahn einige Wichtigkeit beigemessen werden mag.

Die nordwestliche Abdachung des 572 m hohen Monte Conero,
auch Monte d'Ancona genannt, dessen Massiv an klaren Tagen von
der dalmatinischen Küste aus erblickt werden kann, bildet eine
mässige, gegen südliche Winde geschützte Bucht, die schon unter
Kaiser Trajan durch Kunstbauten zu einem prächtigen Hafen gestaltet
worden war.

Der römische Senat liess 112 n. Chr. zum Danke für dieses
Werk dem Imperator einen heute noch gut erhaltenen marmornen
Triumphbogen am Hafendamme errichten. Papst Clemens XII., der
1532 in den Besitz von Ancona gelangte, erweiterte die Hafenanlagen
und umgab die Stadt mit Festungswerken, wofür die dankbaren Be-
wohner ihm ebenfalls einen gegen das Meer gekehrten Triumphbogen
widmeten. Sie ahnten nicht, wie sehr die Bauten des Gepriesenen zu
einem Danaer-Geschenk für spätere Generationen werden sollten!

Die Kriegsgeschichte erzählt uns denn auch von sechs Bela-
gerungen und Blocaden Anconas, und rechnet man die im Mittelalter
vorgekommenen mehrfachen Zerstörungen der Stadt hinzu, so mag
Ancona als eine schwergeprüfte menschliche Wohnstätte betrachtet
werden.

Der Anblick des Hafens bietet ein recht malerisches Bild. In
dem auf gewelltem Terrain ansteigenden Häusergewirre sind im Osten
die hochgelegene mit einer prächtigen Kuppel gezierte alte Domkirche
von St. Ciriaco, im Westen aber die Citadelle auf dem Berge Astagno
die dominirenden Punkte. Der breite Quai längs des inneren Hafens,

7*
Ancona.

Auf der weiten Küstenstrecke zwischen Venedig und Brindisi
ist Ancona, das einstige Dorica Ancon der dorischen Griechen aus
Syracus, der einzige Hafen, der grösseren Schiffen vollkommen Schutz
zu bieten vermag, ein Umstand, dem im Vereine mit der hier aus-
mündenden Abruzzenbahn einige Wichtigkeit beigemessen werden mag.

Die nordwestliche Abdachung des 572 m hohen Monte Conero,
auch Monte d’Ancona genannt, dessen Massiv an klaren Tagen von
der dalmatinischen Küste aus erblickt werden kann, bildet eine
mässige, gegen südliche Winde geschützte Bucht, die schon unter
Kaiser Trajan durch Kunstbauten zu einem prächtigen Hafen gestaltet
worden war.

Der römische Senat liess 112 n. Chr. zum Danke für dieses
Werk dem Imperator einen heute noch gut erhaltenen marmornen
Triumphbogen am Hafendamme errichten. Papst Clemens XII., der
1532 in den Besitz von Ancona gelangte, erweiterte die Hafenanlagen
und umgab die Stadt mit Festungswerken, wofür die dankbaren Be-
wohner ihm ebenfalls einen gegen das Meer gekehrten Triumphbogen
widmeten. Sie ahnten nicht, wie sehr die Bauten des Gepriesenen zu
einem Danaer-Geschenk für spätere Generationen werden sollten!

Die Kriegsgeschichte erzählt uns denn auch von sechs Bela-
gerungen und Blocaden Anconas, und rechnet man die im Mittelalter
vorgekommenen mehrfachen Zerstörungen der Stadt hinzu, so mag
Ancona als eine schwergeprüfte menschliche Wohnstätte betrachtet
werden.

Der Anblick des Hafens bietet ein recht malerisches Bild. In
dem auf gewelltem Terrain ansteigenden Häusergewirre sind im Osten
die hochgelegene mit einer prächtigen Kuppel gezierte alte Domkirche
von St. Ciriaco, im Westen aber die Citadelle auf dem Berge Astagno
die dominirenden Punkte. Der breite Quai längs des inneren Hafens,

7*
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[[51]/0071] Ancona. Auf der weiten Küstenstrecke zwischen Venedig und Brindisi ist Ancona, das einstige Dorica Ancon der dorischen Griechen aus Syracus, der einzige Hafen, der grösseren Schiffen vollkommen Schutz zu bieten vermag, ein Umstand, dem im Vereine mit der hier aus- mündenden Abruzzenbahn einige Wichtigkeit beigemessen werden mag. Die nordwestliche Abdachung des 572 m hohen Monte Conero, auch Monte d’Ancona genannt, dessen Massiv an klaren Tagen von der dalmatinischen Küste aus erblickt werden kann, bildet eine mässige, gegen südliche Winde geschützte Bucht, die schon unter Kaiser Trajan durch Kunstbauten zu einem prächtigen Hafen gestaltet worden war. Der römische Senat liess 112 n. Chr. zum Danke für dieses Werk dem Imperator einen heute noch gut erhaltenen marmornen Triumphbogen am Hafendamme errichten. Papst Clemens XII., der 1532 in den Besitz von Ancona gelangte, erweiterte die Hafenanlagen und umgab die Stadt mit Festungswerken, wofür die dankbaren Be- wohner ihm ebenfalls einen gegen das Meer gekehrten Triumphbogen widmeten. Sie ahnten nicht, wie sehr die Bauten des Gepriesenen zu einem Danaer-Geschenk für spätere Generationen werden sollten! Die Kriegsgeschichte erzählt uns denn auch von sechs Bela- gerungen und Blocaden Anconas, und rechnet man die im Mittelalter vorgekommenen mehrfachen Zerstörungen der Stadt hinzu, so mag Ancona als eine schwergeprüfte menschliche Wohnstätte betrachtet werden. Der Anblick des Hafens bietet ein recht malerisches Bild. In dem auf gewelltem Terrain ansteigenden Häusergewirre sind im Osten die hochgelegene mit einer prächtigen Kuppel gezierte alte Domkirche von St. Ciriaco, im Westen aber die Citadelle auf dem Berge Astagno die dominirenden Punkte. Der breite Quai längs des inneren Hafens, 7*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/71>, abgerufen am 24.11.2024.