Als Karl der Grosse zu Beginn des IX. Jahrhunderts an der Stelle des heutigen Hamburg ein festes Schloss erbaute, leiteten ihn hauptsächlich militärische Gründe. Durch eine Reihe längs der Elbe angelegter Befestigungen sollte den Raubzügen der Wenden begegnet werden. Von einem Handelsverkehr im grossen Style, oder gar von einem Weltverkehr, wie die Neuzeit ihn geschaffen, konnte damals, wo die Ostsee und das Mittelmeer den europäischen Handel be- herrschten, und selbst viele Jahrhunderte später natürlich nicht die Rede sein. Selbst in der Blüthezeit der Hansa konnten die weitest- blickenden Kaufherren Hamburgs nicht ahnen, dass einstens die Stadt an der Elbemündung einen völlig fabelhaften Aufschwung nehmen und zu einem der mächtigsten Thore des europäischen Con- tinentes anwachsen solle, durch welches Güter und Menschen in buntem Gedränge in enormen Massen aus- und einströmen werden. Die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien war das Morgenroth für Hamburgs Grösse, und wirklich ist das heutige Ham- burg eine der grossartigsten Werkstätten moderner Arbeit und Thätig- keit, eine der imposantesten Metropolen des Welthandels geworden.
Das Walten des schöpferischen Geistes begegnet man auf Schritt und Tritt, im Weichbilde der Stadt ebenso wie in ihrer reizvollen Umgebung, vornehmlich aber in den ausgedehnten, mit Schiffen und Fahrzeugen jeder Art erfüllten Hafenbassins.
Im Hafen wird vor aller Augen unschätzbare Arbeit in Reich- thum umgesetzt, der in tausend Formen zur Geltung kommt.
Ein Wohlstand, ein Reichthum, der völlig an Ueberfluss grenzt, erfüllt die äusserst belebte Stadt, die sich wie eine jugendliche Braut zu zieren, zu schmücken versteht und mit ihren prächtig malerischen Villen, Gärten und Anlagen sich einen der herrlichsten Myrthenkränze um den Scheitel wand. Nichts Reizenderes in der That als das breite, grüne Land, welches Hamburg umgibt und das weite Becken der
Hamburg.
Als Karl der Grosse zu Beginn des IX. Jahrhunderts an der Stelle des heutigen Hamburg ein festes Schloss erbaute, leiteten ihn hauptsächlich militärische Gründe. Durch eine Reihe längs der Elbe angelegter Befestigungen sollte den Raubzügen der Wenden begegnet werden. Von einem Handelsverkehr im grossen Style, oder gar von einem Weltverkehr, wie die Neuzeit ihn geschaffen, konnte damals, wo die Ostsee und das Mittelmeer den europäischen Handel be- herrschten, und selbst viele Jahrhunderte später natürlich nicht die Rede sein. Selbst in der Blüthezeit der Hansa konnten die weitest- blickenden Kaufherren Hamburgs nicht ahnen, dass einstens die Stadt an der Elbemündung einen völlig fabelhaften Aufschwung nehmen und zu einem der mächtigsten Thore des europäischen Con- tinentes anwachsen solle, durch welches Güter und Menschen in buntem Gedränge in enormen Massen aus- und einströmen werden. Die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien war das Morgenroth für Hamburgs Grösse, und wirklich ist das heutige Ham- burg eine der grossartigsten Werkstätten moderner Arbeit und Thätig- keit, eine der imposantesten Metropolen des Welthandels geworden.
Das Walten des schöpferischen Geistes begegnet man auf Schritt und Tritt, im Weichbilde der Stadt ebenso wie in ihrer reizvollen Umgebung, vornehmlich aber in den ausgedehnten, mit Schiffen und Fahrzeugen jeder Art erfüllten Hafenbassins.
Im Hafen wird vor aller Augen unschätzbare Arbeit in Reich- thum umgesetzt, der in tausend Formen zur Geltung kommt.
Ein Wohlstand, ein Reichthum, der völlig an Ueberfluss grenzt, erfüllt die äusserst belebte Stadt, die sich wie eine jugendliche Braut zu zieren, zu schmücken versteht und mit ihren prächtig malerischen Villen, Gärten und Anlagen sich einen der herrlichsten Myrthenkränze um den Scheitel wand. Nichts Reizenderes in der That als das breite, grüne Land, welches Hamburg umgibt und das weite Becken der
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0756"n="[736]"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Hamburg.</hi></head><lb/><p>Als Karl der Grosse zu Beginn des IX. Jahrhunderts an der<lb/>
Stelle des heutigen Hamburg ein festes Schloss erbaute, leiteten ihn<lb/>
hauptsächlich militärische Gründe. Durch eine Reihe längs der Elbe<lb/>
angelegter Befestigungen sollte den Raubzügen der Wenden begegnet<lb/>
werden. Von einem Handelsverkehr im grossen Style, oder gar von<lb/>
einem Weltverkehr, wie die Neuzeit ihn geschaffen, konnte damals,<lb/>
wo die Ostsee und das Mittelmeer den europäischen Handel be-<lb/>
herrschten, und selbst viele Jahrhunderte später natürlich nicht die<lb/>
Rede sein. Selbst in der Blüthezeit der Hansa konnten die weitest-<lb/>
blickenden Kaufherren Hamburgs nicht ahnen, dass einstens die<lb/>
Stadt an der Elbemündung einen völlig fabelhaften Aufschwung<lb/>
nehmen und zu einem der mächtigsten Thore des europäischen Con-<lb/>
tinentes anwachsen solle, durch welches Güter und Menschen in<lb/>
buntem Gedränge in enormen Massen aus- und einströmen werden.<lb/>
Die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien war das<lb/>
Morgenroth für Hamburgs Grösse, und wirklich ist das heutige Ham-<lb/>
burg eine der grossartigsten Werkstätten moderner Arbeit und Thätig-<lb/>
keit, eine der imposantesten Metropolen des Welthandels geworden.</p><lb/><p>Das Walten des schöpferischen Geistes begegnet man auf Schritt<lb/>
und Tritt, im Weichbilde der Stadt ebenso wie in ihrer reizvollen<lb/>
Umgebung, vornehmlich aber in den ausgedehnten, mit Schiffen und<lb/>
Fahrzeugen jeder Art erfüllten Hafenbassins.</p><lb/><p>Im Hafen wird vor aller Augen unschätzbare Arbeit in Reich-<lb/>
thum umgesetzt, der in tausend Formen zur Geltung kommt.</p><lb/><p>Ein Wohlstand, ein Reichthum, der völlig an Ueberfluss grenzt,<lb/>
erfüllt die äusserst belebte Stadt, die sich wie eine jugendliche Braut<lb/>
zu zieren, zu schmücken versteht und mit ihren prächtig malerischen<lb/>
Villen, Gärten und Anlagen sich einen der herrlichsten Myrthenkränze<lb/>
um den Scheitel wand. Nichts Reizenderes in der That als das breite,<lb/>
grüne Land, welches Hamburg umgibt und das weite Becken der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[736]/0756]
Hamburg.
Als Karl der Grosse zu Beginn des IX. Jahrhunderts an der
Stelle des heutigen Hamburg ein festes Schloss erbaute, leiteten ihn
hauptsächlich militärische Gründe. Durch eine Reihe längs der Elbe
angelegter Befestigungen sollte den Raubzügen der Wenden begegnet
werden. Von einem Handelsverkehr im grossen Style, oder gar von
einem Weltverkehr, wie die Neuzeit ihn geschaffen, konnte damals,
wo die Ostsee und das Mittelmeer den europäischen Handel be-
herrschten, und selbst viele Jahrhunderte später natürlich nicht die
Rede sein. Selbst in der Blüthezeit der Hansa konnten die weitest-
blickenden Kaufherren Hamburgs nicht ahnen, dass einstens die
Stadt an der Elbemündung einen völlig fabelhaften Aufschwung
nehmen und zu einem der mächtigsten Thore des europäischen Con-
tinentes anwachsen solle, durch welches Güter und Menschen in
buntem Gedränge in enormen Massen aus- und einströmen werden.
Die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien war das
Morgenroth für Hamburgs Grösse, und wirklich ist das heutige Ham-
burg eine der grossartigsten Werkstätten moderner Arbeit und Thätig-
keit, eine der imposantesten Metropolen des Welthandels geworden.
Das Walten des schöpferischen Geistes begegnet man auf Schritt
und Tritt, im Weichbilde der Stadt ebenso wie in ihrer reizvollen
Umgebung, vornehmlich aber in den ausgedehnten, mit Schiffen und
Fahrzeugen jeder Art erfüllten Hafenbassins.
Im Hafen wird vor aller Augen unschätzbare Arbeit in Reich-
thum umgesetzt, der in tausend Formen zur Geltung kommt.
Ein Wohlstand, ein Reichthum, der völlig an Ueberfluss grenzt,
erfüllt die äusserst belebte Stadt, die sich wie eine jugendliche Braut
zu zieren, zu schmücken versteht und mit ihren prächtig malerischen
Villen, Gärten und Anlagen sich einen der herrlichsten Myrthenkränze
um den Scheitel wand. Nichts Reizenderes in der That als das breite,
grüne Land, welches Hamburg umgibt und das weite Becken der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [736]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/756>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.