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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Hamburg.

Die Reformation wurde 1529 eingeführt, und bevor das wirre Kämpfen des
30jährigen Krieges begann, hat sich Hamburg mit starken Festungswerken um-
geben, welchem Umstande die Stadt es dankte, dass sie von jedem Ungemach
verschont blieb.

Nach einem Stillstand in der Entwicklung hob sich infolge der mit Amerika
im XVIII. Jahrhundert angeknüpften Verbindungen der Wohlstand der Stadt,
wozu auch die Kriege in den Niederlanden und am Rhein beitrugen, welche den
Handel nach dem neutralen Hamburg, dessen vorzügliche geographische Lage an
der Mündung der Elbe immer mehr zur Geltung kam, abgelenkt hatten. Da-
mals erhob es sich zur ersten Seehandelsstadt Deutschlands.

Die napoleonische Zeit zu Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts brachte
der Stadt harte Schläge, grossen Schaden. 1803 blockirten die Engländer die Elbe,
1810 wurde Hamburg dem französischen Kaiserreich einverleibt. Der Handel sank
herab, und man schätzt den Verlust der Stadt während der Zeit von 1806 bis
1814 auf mehr als 250 Millionen Mark. 1813 hatte sich Hamburg vorzeitig von
der Gewaltherrschaft befreit; Davoust kam und ahndete es mit entsetzlicher Grau-
samkeit.

Noch einmal ward die Stadt von einem schweren Unfall betroffen. Es war
der furchtbare Brand im Jahre 1842, welcher den Stadttheil nächst dem Bassin
der Binnenalster eingeäschert hatte. Wie ein Phönix entstieg ein neues glän-
zendes Hamburg der Asche und vergass bald, zu Grösse und Reichthum gedeihend,
die Wunden früherer Zeiten.

Politisch ist Hamburg sammt Gebiet eine souveräne Freistadt, seit 1870
wurden aber der deutschen Einheitsidee viele altüberkommene Freiheiten geopfert.

Das Gebiet von Hamburg zählte 1885 518.620 Einwohner, von
welchen auf Stadt, Vorstadt, Vororte und Häfen, also auf städtisches
Gebiet 471.427 kamen. Seither ist die Bevölkerung auf 580.000 ge-
stiegen.

Der Mittelpunkt des städtischen Lebens ist die Gegend nächst
dem Alsterbassin (Binnenalster), dessen südwestlicher Quai, der herr-
liche Jungfernstieg, den Glanzpunkt Hamburgs bildet. Dort sind die
Anlegeplätze der Localdampfer, dort wogt das Getriebe der lebens-
frohen Bevölkerung, und dorthin lenkt der Fremde vor Allem seine
Schritte. Einen prächtigen Anblick bietet die weite Wasserfläche des
Bassins, welche Ruder- und Segelboote, Dampfer und Barken nach
allen Richtungen durchschneiden. Schattige Baumalleen umsäumen das
Becken, und schöne Häuserfronten erheben sich an den Quais. Im
Norden begrenzen, von der Eisenbahn durchschnitten, hübsche Garten-
anlagen das Bassin, und die breite Lombardsbrücke überwölbt mit
malerischem Effect den Wasserdurchlass in das Becken der Aussen-
alster. Von hier aus geniesst man einen herrlichen Ausblick auf die
Villenstadt von Uhlenhorst und den gerne besuchten Vergnügungsort
Alsterlust, wie auf das thürmegeschmückte Hamburg.

In diesen Anlagen erhebt sich das Schiller-Denkmal und der

Hamburg.

Die Reformation wurde 1529 eingeführt, und bevor das wirre Kämpfen des
30jährigen Krieges begann, hat sich Hamburg mit starken Festungswerken um-
geben, welchem Umstande die Stadt es dankte, dass sie von jedem Ungemach
verschont blieb.

Nach einem Stillstand in der Entwicklung hob sich infolge der mit Amerika
im XVIII. Jahrhundert angeknüpften Verbindungen der Wohlstand der Stadt,
wozu auch die Kriege in den Niederlanden und am Rhein beitrugen, welche den
Handel nach dem neutralen Hamburg, dessen vorzügliche geographische Lage an
der Mündung der Elbe immer mehr zur Geltung kam, abgelenkt hatten. Da-
mals erhob es sich zur ersten Seehandelsstadt Deutschlands.

Die napoleonische Zeit zu Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts brachte
der Stadt harte Schläge, grossen Schaden. 1803 blockirten die Engländer die Elbe,
1810 wurde Hamburg dem französischen Kaiserreich einverleibt. Der Handel sank
herab, und man schätzt den Verlust der Stadt während der Zeit von 1806 bis
1814 auf mehr als 250 Millionen Mark. 1813 hatte sich Hamburg vorzeitig von
der Gewaltherrschaft befreit; Davoust kam und ahndete es mit entsetzlicher Grau-
samkeit.

Noch einmal ward die Stadt von einem schweren Unfall betroffen. Es war
der furchtbare Brand im Jahre 1842, welcher den Stadttheil nächst dem Bassin
der Binnenalster eingeäschert hatte. Wie ein Phönix entstieg ein neues glän-
zendes Hamburg der Asche und vergass bald, zu Grösse und Reichthum gedeihend,
die Wunden früherer Zeiten.

Politisch ist Hamburg sammt Gebiet eine souveräne Freistadt, seit 1870
wurden aber der deutschen Einheitsidee viele altüberkommene Freiheiten geopfert.

Das Gebiet von Hamburg zählte 1885 518.620 Einwohner, von
welchen auf Stadt, Vorstadt, Vororte und Häfen, also auf städtisches
Gebiet 471.427 kamen. Seither ist die Bevölkerung auf 580.000 ge-
stiegen.

Der Mittelpunkt des städtischen Lebens ist die Gegend nächst
dem Alsterbassin (Binnenalster), dessen südwestlicher Quai, der herr-
liche Jungfernstieg, den Glanzpunkt Hamburgs bildet. Dort sind die
Anlegeplätze der Localdampfer, dort wogt das Getriebe der lebens-
frohen Bevölkerung, und dorthin lenkt der Fremde vor Allem seine
Schritte. Einen prächtigen Anblick bietet die weite Wasserfläche des
Bassins, welche Ruder- und Segelboote, Dampfer und Barken nach
allen Richtungen durchschneiden. Schattige Baumalleen umsäumen das
Becken, und schöne Häuserfronten erheben sich an den Quais. Im
Norden begrenzen, von der Eisenbahn durchschnitten, hübsche Garten-
anlagen das Bassin, und die breite Lombardsbrücke überwölbt mit
malerischem Effect den Wasserdurchlass in das Becken der Aussen-
alster. Von hier aus geniesst man einen herrlichen Ausblick auf die
Villenstadt von Uhlenhorst und den gerne besuchten Vergnügungsort
Alsterlust, wie auf das thürmegeschmückte Hamburg.

In diesen Anlagen erhebt sich das Schiller-Denkmal und der

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[743/0763] Hamburg. Die Reformation wurde 1529 eingeführt, und bevor das wirre Kämpfen des 30jährigen Krieges begann, hat sich Hamburg mit starken Festungswerken um- geben, welchem Umstande die Stadt es dankte, dass sie von jedem Ungemach verschont blieb. Nach einem Stillstand in der Entwicklung hob sich infolge der mit Amerika im XVIII. Jahrhundert angeknüpften Verbindungen der Wohlstand der Stadt, wozu auch die Kriege in den Niederlanden und am Rhein beitrugen, welche den Handel nach dem neutralen Hamburg, dessen vorzügliche geographische Lage an der Mündung der Elbe immer mehr zur Geltung kam, abgelenkt hatten. Da- mals erhob es sich zur ersten Seehandelsstadt Deutschlands. Die napoleonische Zeit zu Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts brachte der Stadt harte Schläge, grossen Schaden. 1803 blockirten die Engländer die Elbe, 1810 wurde Hamburg dem französischen Kaiserreich einverleibt. Der Handel sank herab, und man schätzt den Verlust der Stadt während der Zeit von 1806 bis 1814 auf mehr als 250 Millionen Mark. 1813 hatte sich Hamburg vorzeitig von der Gewaltherrschaft befreit; Davoust kam und ahndete es mit entsetzlicher Grau- samkeit. Noch einmal ward die Stadt von einem schweren Unfall betroffen. Es war der furchtbare Brand im Jahre 1842, welcher den Stadttheil nächst dem Bassin der Binnenalster eingeäschert hatte. Wie ein Phönix entstieg ein neues glän- zendes Hamburg der Asche und vergass bald, zu Grösse und Reichthum gedeihend, die Wunden früherer Zeiten. Politisch ist Hamburg sammt Gebiet eine souveräne Freistadt, seit 1870 wurden aber der deutschen Einheitsidee viele altüberkommene Freiheiten geopfert. Das Gebiet von Hamburg zählte 1885 518.620 Einwohner, von welchen auf Stadt, Vorstadt, Vororte und Häfen, also auf städtisches Gebiet 471.427 kamen. Seither ist die Bevölkerung auf 580.000 ge- stiegen. Der Mittelpunkt des städtischen Lebens ist die Gegend nächst dem Alsterbassin (Binnenalster), dessen südwestlicher Quai, der herr- liche Jungfernstieg, den Glanzpunkt Hamburgs bildet. Dort sind die Anlegeplätze der Localdampfer, dort wogt das Getriebe der lebens- frohen Bevölkerung, und dorthin lenkt der Fremde vor Allem seine Schritte. Einen prächtigen Anblick bietet die weite Wasserfläche des Bassins, welche Ruder- und Segelboote, Dampfer und Barken nach allen Richtungen durchschneiden. Schattige Baumalleen umsäumen das Becken, und schöne Häuserfronten erheben sich an den Quais. Im Norden begrenzen, von der Eisenbahn durchschnitten, hübsche Garten- anlagen das Bassin, und die breite Lombardsbrücke überwölbt mit malerischem Effect den Wasserdurchlass in das Becken der Aussen- alster. Von hier aus geniesst man einen herrlichen Ausblick auf die Villenstadt von Uhlenhorst und den gerne besuchten Vergnügungsort Alsterlust, wie auf das thürmegeschmückte Hamburg. In diesen Anlagen erhebt sich das Schiller-Denkmal und der

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/763>, abgerufen am 22.11.2024.