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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
kanern, Franzosen, und ihnen verdankt Deutschland nicht zum ge-
ringen Theile den Ruhm, die zweite Handelsmacht zu sein.

Wir wollen nun versuchen, ein Bild des Handels von Hamburg zu
geben, den der Unternehmungsgeist, die gewaltige Capitalskraft, das imposante
Rhedereigeschäft, die Verkehrs- und Lagereinrichtungen und die Banken Hamburgs
vermitteln.

Ueber den Umfang dieses Handels gibt folgende Tabelle Auskunft.

Waarenhandel von Hamburg in Tausenden von Metercentnern und Mark:

[Tabelle]

Diese Tabellen geben aber kein vollständiges Bild des Handels von Ham-
burg, denn sie enthalten nicht die Einfuhr in Hamburg von Altona mit der
Altona-Kieler Eisenbahn, von und über Harburg, von der Niederelbe, mittelst der
Post und auf den Landwegen aus der nächsten Umgebung Hamburgs.

Die Einfuhr von Contanten erreichte in der Einfuhr seewärts 1887
70,909.000, 1888 41,690.000 Mark, landwärts 1887 113.000, 1888 14,465.000 Mark,
die Ausfuhr seewärts 1887 15,655.000, 1888 36,300.000 Mark, landwärts 1887
1,802.000, 1888 1,643.000 Mark.

In der That ein Riesenverkehr, und doch hat er seine Schattenseite, die wir
sofort hervorheben wollen.

Die Grundlage des Seehandels von Hamburg ist der Verkehr mit Gross-
britannien, auf welchen 1888 421·3 Millionen Mark oder fast 38 % des Werthes,
und 19,315.179 q oder 42 % der Menge der Einfuhr entfielen. An der Ausfuhr
war Grossbritannien mit 8,812.659 q oder mehr als 36 % der Gesammtmenge be-
theiligt.

England vermittelt noch einen grossen Theil des Handels Hamburgs mit
nichtenglischen Staaten, und diesen indirecten Verkehr über England soweit wie
möglich in einen directen Verkehr zu verwandeln, ist die grosse Aufgabe, die dem
Hamburger Handelsstande gestellt ist.

Es fehlt uns hier an Raum, den Handel nach allen vier Richtungen zu
besprechen; wir legen der Darstellung die Einfuhr zur See und die Ausfuhr zur
See zu Grunde und ordnen sämmtliche Waaren in zwei Gruppen, in jene, bei
welchen die Einfuhr zur See überwiegt, und in jene, bei welchen die Ausfuhr
zur See wichtiger ist.

Beginnen wir nun mit der Einfuhr von der Seeseite.

Hamburg ist der erste Kaffeemarkt Europas. Die Einführung des Termin-
geschäftes in Verbindung mit einer Waarenliquidationscasse nach dem Beispiele

Der atlantische Ocean.
kanern, Franzosen, und ihnen verdankt Deutschland nicht zum ge-
ringen Theile den Ruhm, die zweite Handelsmacht zu sein.

Wir wollen nun versuchen, ein Bild des Handels von Hamburg zu
geben, den der Unternehmungsgeist, die gewaltige Capitalskraft, das imposante
Rhedereigeschäft, die Verkehrs- und Lagereinrichtungen und die Banken Hamburgs
vermitteln.

Ueber den Umfang dieses Handels gibt folgende Tabelle Auskunft.

Waarenhandel von Hamburg in Tausenden von Metercentnern und Mark:

[Tabelle]

Diese Tabellen geben aber kein vollständiges Bild des Handels von Ham-
burg, denn sie enthalten nicht die Einfuhr in Hamburg von Altona mit der
Altona-Kieler Eisenbahn, von und über Harburg, von der Niederelbe, mittelst der
Post und auf den Landwegen aus der nächsten Umgebung Hamburgs.

Die Einfuhr von Contanten erreichte in der Einfuhr seewärts 1887
70,909.000, 1888 41,690.000 Mark, landwärts 1887 113.000, 1888 14,465.000 Mark,
die Ausfuhr seewärts 1887 15,655.000, 1888 36,300.000 Mark, landwärts 1887
1,802.000, 1888 1,643.000 Mark.

In der That ein Riesenverkehr, und doch hat er seine Schattenseite, die wir
sofort hervorheben wollen.

Die Grundlage des Seehandels von Hamburg ist der Verkehr mit Gross-
britannien, auf welchen 1888 421·3 Millionen Mark oder fast 38 % des Werthes,
und 19,315.179 q oder 42 % der Menge der Einfuhr entfielen. An der Ausfuhr
war Grossbritannien mit 8,812.659 q oder mehr als 36 % der Gesammtmenge be-
theiligt.

England vermittelt noch einen grossen Theil des Handels Hamburgs mit
nichtenglischen Staaten, und diesen indirecten Verkehr über England soweit wie
möglich in einen directen Verkehr zu verwandeln, ist die grosse Aufgabe, die dem
Hamburger Handelsstande gestellt ist.

Es fehlt uns hier an Raum, den Handel nach allen vier Richtungen zu
besprechen; wir legen der Darstellung die Einfuhr zur See und die Ausfuhr zur
See zu Grunde und ordnen sämmtliche Waaren in zwei Gruppen, in jene, bei
welchen die Einfuhr zur See überwiegt, und in jene, bei welchen die Ausfuhr
zur See wichtiger ist.

Beginnen wir nun mit der Einfuhr von der Seeseite.

Hamburg ist der erste Kaffeemarkt Europas. Die Einführung des Termin-
geschäftes in Verbindung mit einer Waarenliquidationscasse nach dem Beispiele

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[754/0774] Der atlantische Ocean. kanern, Franzosen, und ihnen verdankt Deutschland nicht zum ge- ringen Theile den Ruhm, die zweite Handelsmacht zu sein. Wir wollen nun versuchen, ein Bild des Handels von Hamburg zu geben, den der Unternehmungsgeist, die gewaltige Capitalskraft, das imposante Rhedereigeschäft, die Verkehrs- und Lagereinrichtungen und die Banken Hamburgs vermitteln. Ueber den Umfang dieses Handels gibt folgende Tabelle Auskunft. Waarenhandel von Hamburg in Tausenden von Metercentnern und Mark: _ Diese Tabellen geben aber kein vollständiges Bild des Handels von Ham- burg, denn sie enthalten nicht die Einfuhr in Hamburg von Altona mit der Altona-Kieler Eisenbahn, von und über Harburg, von der Niederelbe, mittelst der Post und auf den Landwegen aus der nächsten Umgebung Hamburgs. Die Einfuhr von Contanten erreichte in der Einfuhr seewärts 1887 70,909.000, 1888 41,690.000 Mark, landwärts 1887 113.000, 1888 14,465.000 Mark, die Ausfuhr seewärts 1887 15,655.000, 1888 36,300.000 Mark, landwärts 1887 1,802.000, 1888 1,643.000 Mark. In der That ein Riesenverkehr, und doch hat er seine Schattenseite, die wir sofort hervorheben wollen. Die Grundlage des Seehandels von Hamburg ist der Verkehr mit Gross- britannien, auf welchen 1888 421·3 Millionen Mark oder fast 38 % des Werthes, und 19,315.179 q oder 42 % der Menge der Einfuhr entfielen. An der Ausfuhr war Grossbritannien mit 8,812.659 q oder mehr als 36 % der Gesammtmenge be- theiligt. England vermittelt noch einen grossen Theil des Handels Hamburgs mit nichtenglischen Staaten, und diesen indirecten Verkehr über England soweit wie möglich in einen directen Verkehr zu verwandeln, ist die grosse Aufgabe, die dem Hamburger Handelsstande gestellt ist. Es fehlt uns hier an Raum, den Handel nach allen vier Richtungen zu besprechen; wir legen der Darstellung die Einfuhr zur See und die Ausfuhr zur See zu Grunde und ordnen sämmtliche Waaren in zwei Gruppen, in jene, bei welchen die Einfuhr zur See überwiegt, und in jene, bei welchen die Ausfuhr zur See wichtiger ist. Beginnen wir nun mit der Einfuhr von der Seeseite. Hamburg ist der erste Kaffeemarkt Europas. Die Einführung des Termin- geschäftes in Verbindung mit einer Waarenliquidationscasse nach dem Beispiele

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/774>, abgerufen am 26.11.2024.