gesandt wurden. Erst später zwang die grosse Sterblichkeit unter den Leibeigenen Peter, die Arbeiten Unternehmern zu überlassen, welche bezahlte Arbeiter be- schäftigten.
Da die Bevölkerung der Stadt sich anfangs nur wenig vermehrte, verord- nete Peter im Jahre 1712 eine allgemeine Aushebung zu ständiger Ansiedlung in der neuen Residenz. Die Stadt erhielt den Namen ihres Gründers, doch sonder- barerweise in holländischer Sprache, "Piterburg", zur Erinnerung an den Namen, unter welchem der Czar auf der Schiffswerfte zu Zaandam als schlichter Zimmer- mann die Schiffbaukunst erlernt hatte. Bis auf den heutigen Tag hat sich im Volksmunde neben dem officiellen Namen St. Petersburg die Bezeichnung "Piter" erhalten. Den Grossen des Reiches befahl Peter, in der neuen Residenzstadt steinerne Häuser und Paläste zu bauen; je nach der Anzahl der Seelen, über die die Adeligen geboten, bestimmte er selbst die Grösse der Häuser. Ferner verlegte er die höchsten Reichsbehörden nach Petersburg.
Nach dem Tode Peters des Grossen trat ein kurzer Stillstand in der Ent- wicklung der Stadt ein; Katharina I. und Peter II. wohnten wieder grösstentheils in Moskau, aber ihre Nachfolger wählten neuerdings Petersburg zur Residenz.
St. Petersburg zählte im December 1888 bereits 978.309 Ein- wohner.
Vor 100 Jahren hatte die Stadt 218.000 Einwohner, anfangs dieses Jahrhunderts 227.700, um die Mitte desselben 501.000 Ein- wohner und 1860 noch immer nicht mehr als 513.000 Einwohner. Daraus ist zu ersehen, dass der Hauptzuwachs auf das letzte Viertel- jahrhundert, die Zeit der grossen Reformen in Russland entfällt. Es zeigt sich, dass während der ersten 50 Jahre unseres Jahrhunderts die Bevölkerung nur um 274.000 Einwohner stieg, wohingegen die Zunahme in den letzten 40 Jahren 466.000 Einwohner, also fast das Doppelte betrug. Jedoch entfallen als Steigerung in den letzten 10 Jahren nur 50.000 Einwohner.
In Petersburg muss man eine Unterscheidung zwischen der eigentlichen Stadt und ihren Vorstädten machen. Auf letztere ent- fielen von der Gesammtbewohnerzahl am Schlusse des Jahres 1888 nur 76.280 Einwohner. Das Wachsthum der Stadt ergab von 1867 bis 1881 nicht weniger als 35 %, von 1881 bis 1888 aber nur 4·7 %. Während die Stadt fast stationär bleibt, wachsen die Vor- städte an. Der Hauptgrund liegt wohl in der Billigkeit des gewöhn- lichen Lebens in diesen Vorstädten, zumal sie über gute Verbin- dungen mit dem Centrum der Stadt verfügen.
Die Zahl der Gebäude von Petersburg hat sich in der letzt- erwähnten Periode um 8 % vermehrt; sie betrug Ende 1888 108.492 bewohnte Gebäude und 4323 Läden- und Waarenhäuser und 9382 leerstehende Wohnungen. Die grosse Zinsentwerthung der Häuser hat die Baulust sehr herabgedrückt. So wurde im Winter 1889 das
Der atlantische Ocean.
gesandt wurden. Erst später zwang die grosse Sterblichkeit unter den Leibeigenen Peter, die Arbeiten Unternehmern zu überlassen, welche bezahlte Arbeiter be- schäftigten.
Da die Bevölkerung der Stadt sich anfangs nur wenig vermehrte, verord- nete Peter im Jahre 1712 eine allgemeine Aushebung zu ständiger Ansiedlung in der neuen Residenz. Die Stadt erhielt den Namen ihres Gründers, doch sonder- barerweise in holländischer Sprache, „Piterburg“, zur Erinnerung an den Namen, unter welchem der Czar auf der Schiffswerfte zu Zaandam als schlichter Zimmer- mann die Schiffbaukunst erlernt hatte. Bis auf den heutigen Tag hat sich im Volksmunde neben dem officiellen Namen St. Petersburg die Bezeichnung „Piter“ erhalten. Den Grossen des Reiches befahl Peter, in der neuen Residenzstadt steinerne Häuser und Paläste zu bauen; je nach der Anzahl der Seelen, über die die Adeligen geboten, bestimmte er selbst die Grösse der Häuser. Ferner verlegte er die höchsten Reichsbehörden nach Petersburg.
Nach dem Tode Peters des Grossen trat ein kurzer Stillstand in der Ent- wicklung der Stadt ein; Katharina I. und Peter II. wohnten wieder grösstentheils in Moskau, aber ihre Nachfolger wählten neuerdings Petersburg zur Residenz.
St. Petersburg zählte im December 1888 bereits 978.309 Ein- wohner.
Vor 100 Jahren hatte die Stadt 218.000 Einwohner, anfangs dieses Jahrhunderts 227.700, um die Mitte desselben 501.000 Ein- wohner und 1860 noch immer nicht mehr als 513.000 Einwohner. Daraus ist zu ersehen, dass der Hauptzuwachs auf das letzte Viertel- jahrhundert, die Zeit der grossen Reformen in Russland entfällt. Es zeigt sich, dass während der ersten 50 Jahre unseres Jahrhunderts die Bevölkerung nur um 274.000 Einwohner stieg, wohingegen die Zunahme in den letzten 40 Jahren 466.000 Einwohner, also fast das Doppelte betrug. Jedoch entfallen als Steigerung in den letzten 10 Jahren nur 50.000 Einwohner.
In Petersburg muss man eine Unterscheidung zwischen der eigentlichen Stadt und ihren Vorstädten machen. Auf letztere ent- fielen von der Gesammtbewohnerzahl am Schlusse des Jahres 1888 nur 76.280 Einwohner. Das Wachsthum der Stadt ergab von 1867 bis 1881 nicht weniger als 35 %, von 1881 bis 1888 aber nur 4·7 %. Während die Stadt fast stationär bleibt, wachsen die Vor- städte an. Der Hauptgrund liegt wohl in der Billigkeit des gewöhn- lichen Lebens in diesen Vorstädten, zumal sie über gute Verbin- dungen mit dem Centrum der Stadt verfügen.
Die Zahl der Gebäude von Petersburg hat sich in der letzt- erwähnten Periode um 8 % vermehrt; sie betrug Ende 1888 108.492 bewohnte Gebäude und 4323 Läden- und Waarenhäuser und 9382 leerstehende Wohnungen. Die grosse Zinsentwerthung der Häuser hat die Baulust sehr herabgedrückt. So wurde im Winter 1889 das
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[864/0884]
Der atlantische Ocean.
gesandt wurden. Erst später zwang die grosse Sterblichkeit unter den Leibeigenen
Peter, die Arbeiten Unternehmern zu überlassen, welche bezahlte Arbeiter be-
schäftigten.
Da die Bevölkerung der Stadt sich anfangs nur wenig vermehrte, verord-
nete Peter im Jahre 1712 eine allgemeine Aushebung zu ständiger Ansiedlung in
der neuen Residenz. Die Stadt erhielt den Namen ihres Gründers, doch sonder-
barerweise in holländischer Sprache, „Piterburg“, zur Erinnerung an den Namen,
unter welchem der Czar auf der Schiffswerfte zu Zaandam als schlichter Zimmer-
mann die Schiffbaukunst erlernt hatte. Bis auf den heutigen Tag hat sich im
Volksmunde neben dem officiellen Namen St. Petersburg die Bezeichnung „Piter“
erhalten. Den Grossen des Reiches befahl Peter, in der neuen Residenzstadt
steinerne Häuser und Paläste zu bauen; je nach der Anzahl der Seelen, über die
die Adeligen geboten, bestimmte er selbst die Grösse der Häuser. Ferner verlegte
er die höchsten Reichsbehörden nach Petersburg.
Nach dem Tode Peters des Grossen trat ein kurzer Stillstand in der Ent-
wicklung der Stadt ein; Katharina I. und Peter II. wohnten wieder grösstentheils
in Moskau, aber ihre Nachfolger wählten neuerdings Petersburg zur Residenz.
St. Petersburg zählte im December 1888 bereits 978.309 Ein-
wohner.
Vor 100 Jahren hatte die Stadt 218.000 Einwohner, anfangs
dieses Jahrhunderts 227.700, um die Mitte desselben 501.000 Ein-
wohner und 1860 noch immer nicht mehr als 513.000 Einwohner.
Daraus ist zu ersehen, dass der Hauptzuwachs auf das letzte Viertel-
jahrhundert, die Zeit der grossen Reformen in Russland entfällt. Es
zeigt sich, dass während der ersten 50 Jahre unseres Jahrhunderts
die Bevölkerung nur um 274.000 Einwohner stieg, wohingegen die
Zunahme in den letzten 40 Jahren 466.000 Einwohner, also fast das
Doppelte betrug. Jedoch entfallen als Steigerung in den letzten
10 Jahren nur 50.000 Einwohner.
In Petersburg muss man eine Unterscheidung zwischen der
eigentlichen Stadt und ihren Vorstädten machen. Auf letztere ent-
fielen von der Gesammtbewohnerzahl am Schlusse des Jahres 1888
nur 76.280 Einwohner. Das Wachsthum der Stadt ergab von 1867
bis 1881 nicht weniger als 35 %, von 1881 bis 1888 aber nur
4·7 %. Während die Stadt fast stationär bleibt, wachsen die Vor-
städte an. Der Hauptgrund liegt wohl in der Billigkeit des gewöhn-
lichen Lebens in diesen Vorstädten, zumal sie über gute Verbin-
dungen mit dem Centrum der Stadt verfügen.
Die Zahl der Gebäude von Petersburg hat sich in der letzt-
erwähnten Periode um 8 % vermehrt; sie betrug Ende 1888 108.492
bewohnte Gebäude und 4323 Läden- und Waarenhäuser und 9382
leerstehende Wohnungen. Die grosse Zinsentwerthung der Häuser hat
die Baulust sehr herabgedrückt. So wurde im Winter 1889 das
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 864. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/884>, abgerufen am 22.11.2024.
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