dieser Stelle den Bau einer hölzernen Kirche begonnen, der Grund- stein zur jetzigen Prachtkirche wurde aber von Alexander I. am 26. Juni 1819 gelegt. Der Bau nach den Plänen des französischen Baumeisters Bicard de Monferrand wurde erst 1858 vollendet. Die Kathedrale ist in Form eines griechischen Kreuzes gebaut und wird von einer riesigen Kuppel überragt, welche 26·6 m im Durchmesser misst. Vom Boden bis zur Spitze des Kreuzes ist die Kathedrale 102 m hoch. Eine bequeme Treppe führt zur Kuppel, von wo man eine herrliche Aussicht über die Stadt und die Newa geniesst. Das Innere der Kirche ist mit verschwenderischer Pracht ausgeschmückt, die Wände sind mit den schönsten Marmorarten geziert, und an 200 Gemälde russischer Maler begrüssen den Beschauer.
Von der Südseite der Kathedrale gelangt man durch den Isaaks- garten auf den Marienplatz, wo sich das im Jahre 1859 errichtete Denkmal Nikolaus' I. befindet. Auf einem hohen mit Basreliefs ge- schmückten Sockel ist der Czar in der Uniform der Chevaliergarde auf einem sich bäumenden, feurigen Rosse dargestellt.
Im Osten stösst an den Admiralitätsplatz der Palastplatz, in dessen Mitte die zum Gedächtniss Alexander I. im Jahre 1834 er- richtete Alexandersäule steht. Nördlich der Admiralität, unmittelbar am Ufer der Newa, erhebt sich der Winterpalast (14), die Residenz des kaiserlichen Hofes während der Winterzeit. Derselbe bildet ein Rechteck von 137 m Länge und 106 m Breite und richtet seine nord- westliche Front gegen die Newa dort, wo sie ihre grösste Breite erreicht hat. Der jetzige Palast ist erst unter Kaiser Nikolaus erbaut worden. Er enthält eine Zahl herrlicher Säle: den Alexandersaal, ebenso wie die folgenden sieben Zimmer mit Schlachtenbildern ge- schmückt, den weissen Saal mit Marmorstatuen, den goldenen Saal im byzantinischen Styl, das Pompejanische Zimmer, den riesigen Nikolaisaal, wo die grossen Hofbälle stattfinden, den Feldmarschall- saal mit den lebensgrossen Porträts berühmter russischer Marschälle, den Thronsaal Peter des Grossen, in welchem die rothen Sammt- wände mit goldgewebten russischen Adlern übersäet sind, den grossen Wappensaal, den St. Georgssaal, in dem alljährlich das Georgenfest am 26. November/8. December gefeiert wird. Den Glanzpunkt des Palastes bildet die Schatzkammer, welche einen Saal im zweiten Stockwerke einnimmt. Hier befinden sich die bei den Kaiserkrönungen zur Verwendung kommenden Kroninsignien. Am werthvollsten darunter ist das Scepter mit dem berühmten Diamanten Orloff, der 185 Karat wiegt und der grösste Diamant in Europa ist.
109*
St. Petersburg.
dieser Stelle den Bau einer hölzernen Kirche begonnen, der Grund- stein zur jetzigen Prachtkirche wurde aber von Alexander I. am 26. Juni 1819 gelegt. Der Bau nach den Plänen des französischen Baumeisters Bicard de Monferrand wurde erst 1858 vollendet. Die Kathedrale ist in Form eines griechischen Kreuzes gebaut und wird von einer riesigen Kuppel überragt, welche 26·6 m im Durchmesser misst. Vom Boden bis zur Spitze des Kreuzes ist die Kathedrale 102 m hoch. Eine bequeme Treppe führt zur Kuppel, von wo man eine herrliche Aussicht über die Stadt und die Newa geniesst. Das Innere der Kirche ist mit verschwenderischer Pracht ausgeschmückt, die Wände sind mit den schönsten Marmorarten geziert, und an 200 Gemälde russischer Maler begrüssen den Beschauer.
Von der Südseite der Kathedrale gelangt man durch den Isaaks- garten auf den Marienplatz, wo sich das im Jahre 1859 errichtete Denkmal Nikolaus’ I. befindet. Auf einem hohen mit Basreliefs ge- schmückten Sockel ist der Czar in der Uniform der Chevaliergarde auf einem sich bäumenden, feurigen Rosse dargestellt.
Im Osten stösst an den Admiralitätsplatz der Palastplatz, in dessen Mitte die zum Gedächtniss Alexander I. im Jahre 1834 er- richtete Alexandersäule steht. Nördlich der Admiralität, unmittelbar am Ufer der Newa, erhebt sich der Winterpalast (14), die Residenz des kaiserlichen Hofes während der Winterzeit. Derselbe bildet ein Rechteck von 137 m Länge und 106 m Breite und richtet seine nord- westliche Front gegen die Newa dort, wo sie ihre grösste Breite erreicht hat. Der jetzige Palast ist erst unter Kaiser Nikolaus erbaut worden. Er enthält eine Zahl herrlicher Säle: den Alexandersaal, ebenso wie die folgenden sieben Zimmer mit Schlachtenbildern ge- schmückt, den weissen Saal mit Marmorstatuen, den goldenen Saal im byzantinischen Styl, das Pompejanische Zimmer, den riesigen Nikolaisaal, wo die grossen Hofbälle stattfinden, den Feldmarschall- saal mit den lebensgrossen Porträts berühmter russischer Marschälle, den Thronsaal Peter des Grossen, in welchem die rothen Sammt- wände mit goldgewebten russischen Adlern übersäet sind, den grossen Wappensaal, den St. Georgssaal, in dem alljährlich das Georgenfest am 26. November/8. December gefeiert wird. Den Glanzpunkt des Palastes bildet die Schatzkammer, welche einen Saal im zweiten Stockwerke einnimmt. Hier befinden sich die bei den Kaiserkrönungen zur Verwendung kommenden Kroninsignien. Am werthvollsten darunter ist das Scepter mit dem berühmten Diamanten Orloff, der 185 Karat wiegt und der grösste Diamant in Europa ist.
109*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0887"n="867"/><fwplace="top"type="header">St. Petersburg.</fw><lb/>
dieser Stelle den Bau einer hölzernen Kirche begonnen, der Grund-<lb/>
stein zur jetzigen Prachtkirche wurde aber von Alexander I. am<lb/>
26. Juni 1819 gelegt. Der Bau nach den Plänen des französischen<lb/>
Baumeisters Bicard de Monferrand wurde erst 1858 vollendet. Die<lb/>
Kathedrale ist in Form eines griechischen Kreuzes gebaut und wird<lb/>
von einer riesigen Kuppel überragt, welche 26·6 <hirendition="#i">m</hi> im Durchmesser<lb/>
misst. Vom Boden bis zur Spitze des Kreuzes ist die Kathedrale<lb/>
102 <hirendition="#i">m</hi> hoch. Eine bequeme Treppe führt zur Kuppel, von wo man<lb/>
eine herrliche Aussicht über die Stadt und die Newa geniesst. Das<lb/>
Innere der Kirche ist mit verschwenderischer Pracht ausgeschmückt,<lb/>
die Wände sind mit den schönsten Marmorarten geziert, und an<lb/>
200 Gemälde russischer Maler begrüssen den Beschauer.</p><lb/><p>Von der Südseite der Kathedrale gelangt man durch den Isaaks-<lb/>
garten auf den Marienplatz, wo sich das im Jahre 1859 errichtete<lb/>
Denkmal Nikolaus’ I. befindet. Auf einem hohen mit Basreliefs ge-<lb/>
schmückten Sockel ist der Czar in der Uniform der Chevaliergarde<lb/>
auf einem sich bäumenden, feurigen Rosse dargestellt.</p><lb/><p>Im Osten stösst an den Admiralitätsplatz der Palastplatz, in<lb/>
dessen Mitte die zum Gedächtniss Alexander I. im Jahre 1834 er-<lb/>
richtete Alexandersäule steht. Nördlich der Admiralität, unmittelbar<lb/>
am Ufer der Newa, erhebt sich der Winterpalast (14), die Residenz<lb/>
des kaiserlichen Hofes während der Winterzeit. Derselbe bildet ein<lb/>
Rechteck von 137 <hirendition="#i">m</hi> Länge und 106 <hirendition="#i">m</hi> Breite und richtet seine nord-<lb/>
westliche Front gegen die Newa dort, wo sie ihre grösste Breite<lb/>
erreicht hat. Der jetzige Palast ist erst unter Kaiser Nikolaus erbaut<lb/>
worden. Er enthält eine Zahl herrlicher Säle: den Alexandersaal,<lb/>
ebenso wie die folgenden sieben Zimmer mit Schlachtenbildern ge-<lb/>
schmückt, den weissen Saal mit Marmorstatuen, den goldenen Saal<lb/>
im byzantinischen Styl, das Pompejanische Zimmer, den riesigen<lb/>
Nikolaisaal, wo die grossen Hofbälle stattfinden, den Feldmarschall-<lb/>
saal mit den lebensgrossen Porträts berühmter russischer Marschälle,<lb/>
den Thronsaal Peter des Grossen, in welchem die rothen Sammt-<lb/>
wände mit goldgewebten russischen Adlern übersäet sind, den grossen<lb/>
Wappensaal, den St. Georgssaal, in dem alljährlich das Georgenfest<lb/>
am 26. November/8. December gefeiert wird. Den Glanzpunkt des<lb/>
Palastes bildet die Schatzkammer, welche einen Saal im zweiten<lb/>
Stockwerke einnimmt. Hier befinden sich die bei den Kaiserkrönungen<lb/>
zur Verwendung kommenden Kroninsignien. Am werthvollsten darunter<lb/>
ist das Scepter mit dem berühmten Diamanten Orloff, der 185 Karat<lb/>
wiegt und der grösste Diamant in Europa ist.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">109*</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[867/0887]
St. Petersburg.
dieser Stelle den Bau einer hölzernen Kirche begonnen, der Grund-
stein zur jetzigen Prachtkirche wurde aber von Alexander I. am
26. Juni 1819 gelegt. Der Bau nach den Plänen des französischen
Baumeisters Bicard de Monferrand wurde erst 1858 vollendet. Die
Kathedrale ist in Form eines griechischen Kreuzes gebaut und wird
von einer riesigen Kuppel überragt, welche 26·6 m im Durchmesser
misst. Vom Boden bis zur Spitze des Kreuzes ist die Kathedrale
102 m hoch. Eine bequeme Treppe führt zur Kuppel, von wo man
eine herrliche Aussicht über die Stadt und die Newa geniesst. Das
Innere der Kirche ist mit verschwenderischer Pracht ausgeschmückt,
die Wände sind mit den schönsten Marmorarten geziert, und an
200 Gemälde russischer Maler begrüssen den Beschauer.
Von der Südseite der Kathedrale gelangt man durch den Isaaks-
garten auf den Marienplatz, wo sich das im Jahre 1859 errichtete
Denkmal Nikolaus’ I. befindet. Auf einem hohen mit Basreliefs ge-
schmückten Sockel ist der Czar in der Uniform der Chevaliergarde
auf einem sich bäumenden, feurigen Rosse dargestellt.
Im Osten stösst an den Admiralitätsplatz der Palastplatz, in
dessen Mitte die zum Gedächtniss Alexander I. im Jahre 1834 er-
richtete Alexandersäule steht. Nördlich der Admiralität, unmittelbar
am Ufer der Newa, erhebt sich der Winterpalast (14), die Residenz
des kaiserlichen Hofes während der Winterzeit. Derselbe bildet ein
Rechteck von 137 m Länge und 106 m Breite und richtet seine nord-
westliche Front gegen die Newa dort, wo sie ihre grösste Breite
erreicht hat. Der jetzige Palast ist erst unter Kaiser Nikolaus erbaut
worden. Er enthält eine Zahl herrlicher Säle: den Alexandersaal,
ebenso wie die folgenden sieben Zimmer mit Schlachtenbildern ge-
schmückt, den weissen Saal mit Marmorstatuen, den goldenen Saal
im byzantinischen Styl, das Pompejanische Zimmer, den riesigen
Nikolaisaal, wo die grossen Hofbälle stattfinden, den Feldmarschall-
saal mit den lebensgrossen Porträts berühmter russischer Marschälle,
den Thronsaal Peter des Grossen, in welchem die rothen Sammt-
wände mit goldgewebten russischen Adlern übersäet sind, den grossen
Wappensaal, den St. Georgssaal, in dem alljährlich das Georgenfest
am 26. November/8. December gefeiert wird. Den Glanzpunkt des
Palastes bildet die Schatzkammer, welche einen Saal im zweiten
Stockwerke einnimmt. Hier befinden sich die bei den Kaiserkrönungen
zur Verwendung kommenden Kroninsignien. Am werthvollsten darunter
ist das Scepter mit dem berühmten Diamanten Orloff, der 185 Karat
wiegt und der grösste Diamant in Europa ist.
109*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 867. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/887>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.