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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
aller Art, Spitäler, Laboratorien und Schulen dicht zusammengedrängt.
Kronstadt besitzt am Südostende der Insel ein grosses in drei Ab-
theilungen gesondertes Hafenbassin von 2 km Länge und 600 m Breite,
an welches das 800 m lange Bassin des Kriegshafens grenzt.

Der mittlere Theil des grossen Bassins enthält Schiffswerften
und Werkstätten, wo hingegen der westliche Theil den Handelshafen
bildet, welcher bei 500 m Breite und 600 m Länge nur für eine be-
schränkte Zahl von Handelsschiffen Raum bietet. Aber selbst wenn in
allen Abtheilungen des durch starke Befestigungen eingeschlossenen
Beckens Handelsschiffe zugelassen würden, so würde der vorhandene
Raum für einen grossen Verkehr nicht ausreichen, und es müssten die
kostspieligsten Arbeiten vorgenommen werden, um den Schiffen ge-
sicherte Liegeplätze zu bieten.

Die Festungswerke von Kronstadt sind seit Peter dem Grossen
durch fast alle Herrscher Russlands verstärkt worden.

Das Meiste dazu hat Nikolaus I. beigetragen. Die Kosten der
Werke wurden beim Regierungsantritt Alexander II. bereits auf
200 Millionen Rubel angegeben; seitdem wurden die Befestigungen
durch Totleben noch weiter verstärkt.

Kronstadt und seine Werke sperren die Zufahrt zur Newa-
mündung vollständig ab. Das nördliche Fahrwasser besitzt kaum
3·7 m Tiefe und ist überdies durch Sprengungen unpassirbar gemacht.
Die südliche durch das Leuchtschiff "London" markirte Zufahrt führt
bei 8 m Tiefe directe unter den Batterien von Kronstadt vorbei.

Für den Nationalökonomen war es wohl immer ganz ausser-
ordentlich auffallend, dass St. Petersburg, durch dessen Gründung
Peter I. sich doch einen Antheil an der Ostsee erstritten hatte,
eigentlich keinen Hafen besass, denn wie St. Petersburg durch seine
gewaltige Ausdehnung und durch verschwenderische Pracht seiner
Bauwerke ausgezeichnet ist, ebenso fällt dieser wichtige Seeplatz
durch seine höchst unbedeutenden Hafenanlagen auf, und wenn man
auch die Versandung der Kronstädter Bucht in Betracht zieht, so
muss man doch zugeben, dass der Schaffung von Hafenanlagen lange
Zeit hindurch eine durchaus ungenügende Aufmerksamkeit geschenkt
wurde. Man steht erst jetzt im Begriffe, einen Hafen zu erbauen.

Wie unsere Pläne zeigen, wird im südwestlichen Theile von
Petersburg nächst der Mündung der Grossen Newa in die Kronstädter
Bucht ein Hafenbassin von 700 m Länge und 200 m Breite gebaut,
und werden dessen Quais mit Lagerhäusern und Schienenwegen aus-
gestattet werden.


Der atlantische Ocean.
aller Art, Spitäler, Laboratorien und Schulen dicht zusammengedrängt.
Kronstadt besitzt am Südostende der Insel ein grosses in drei Ab-
theilungen gesondertes Hafenbassin von 2 km Länge und 600 m Breite,
an welches das 800 m lange Bassin des Kriegshafens grenzt.

Der mittlere Theil des grossen Bassins enthält Schiffswerften
und Werkstätten, wo hingegen der westliche Theil den Handelshafen
bildet, welcher bei 500 m Breite und 600 m Länge nur für eine be-
schränkte Zahl von Handelsschiffen Raum bietet. Aber selbst wenn in
allen Abtheilungen des durch starke Befestigungen eingeschlossenen
Beckens Handelsschiffe zugelassen würden, so würde der vorhandene
Raum für einen grossen Verkehr nicht ausreichen, und es müssten die
kostspieligsten Arbeiten vorgenommen werden, um den Schiffen ge-
sicherte Liegeplätze zu bieten.

Die Festungswerke von Kronstadt sind seit Peter dem Grossen
durch fast alle Herrscher Russlands verstärkt worden.

Das Meiste dazu hat Nikolaus I. beigetragen. Die Kosten der
Werke wurden beim Regierungsantritt Alexander II. bereits auf
200 Millionen Rubel angegeben; seitdem wurden die Befestigungen
durch Totleben noch weiter verstärkt.

Kronstadt und seine Werke sperren die Zufahrt zur Newa-
mündung vollständig ab. Das nördliche Fahrwasser besitzt kaum
3·7 m Tiefe und ist überdies durch Sprengungen unpassirbar gemacht.
Die südliche durch das Leuchtschiff „London“ markirte Zufahrt führt
bei 8 m Tiefe directe unter den Batterien von Kronstadt vorbei.

Für den Nationalökonomen war es wohl immer ganz ausser-
ordentlich auffallend, dass St. Petersburg, durch dessen Gründung
Peter I. sich doch einen Antheil an der Ostsee erstritten hatte,
eigentlich keinen Hafen besass, denn wie St. Petersburg durch seine
gewaltige Ausdehnung und durch verschwenderische Pracht seiner
Bauwerke ausgezeichnet ist, ebenso fällt dieser wichtige Seeplatz
durch seine höchst unbedeutenden Hafenanlagen auf, und wenn man
auch die Versandung der Kronstädter Bucht in Betracht zieht, so
muss man doch zugeben, dass der Schaffung von Hafenanlagen lange
Zeit hindurch eine durchaus ungenügende Aufmerksamkeit geschenkt
wurde. Man steht erst jetzt im Begriffe, einen Hafen zu erbauen.

Wie unsere Pläne zeigen, wird im südwestlichen Theile von
Petersburg nächst der Mündung der Grossen Newa in die Kronstädter
Bucht ein Hafenbassin von 700 m Länge und 200 m Breite gebaut,
und werden dessen Quais mit Lagerhäusern und Schienenwegen aus-
gestattet werden.


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[874/0894] Der atlantische Ocean. aller Art, Spitäler, Laboratorien und Schulen dicht zusammengedrängt. Kronstadt besitzt am Südostende der Insel ein grosses in drei Ab- theilungen gesondertes Hafenbassin von 2 km Länge und 600 m Breite, an welches das 800 m lange Bassin des Kriegshafens grenzt. Der mittlere Theil des grossen Bassins enthält Schiffswerften und Werkstätten, wo hingegen der westliche Theil den Handelshafen bildet, welcher bei 500 m Breite und 600 m Länge nur für eine be- schränkte Zahl von Handelsschiffen Raum bietet. Aber selbst wenn in allen Abtheilungen des durch starke Befestigungen eingeschlossenen Beckens Handelsschiffe zugelassen würden, so würde der vorhandene Raum für einen grossen Verkehr nicht ausreichen, und es müssten die kostspieligsten Arbeiten vorgenommen werden, um den Schiffen ge- sicherte Liegeplätze zu bieten. Die Festungswerke von Kronstadt sind seit Peter dem Grossen durch fast alle Herrscher Russlands verstärkt worden. Das Meiste dazu hat Nikolaus I. beigetragen. Die Kosten der Werke wurden beim Regierungsantritt Alexander II. bereits auf 200 Millionen Rubel angegeben; seitdem wurden die Befestigungen durch Totleben noch weiter verstärkt. Kronstadt und seine Werke sperren die Zufahrt zur Newa- mündung vollständig ab. Das nördliche Fahrwasser besitzt kaum 3·7 m Tiefe und ist überdies durch Sprengungen unpassirbar gemacht. Die südliche durch das Leuchtschiff „London“ markirte Zufahrt führt bei 8 m Tiefe directe unter den Batterien von Kronstadt vorbei. Für den Nationalökonomen war es wohl immer ganz ausser- ordentlich auffallend, dass St. Petersburg, durch dessen Gründung Peter I. sich doch einen Antheil an der Ostsee erstritten hatte, eigentlich keinen Hafen besass, denn wie St. Petersburg durch seine gewaltige Ausdehnung und durch verschwenderische Pracht seiner Bauwerke ausgezeichnet ist, ebenso fällt dieser wichtige Seeplatz durch seine höchst unbedeutenden Hafenanlagen auf, und wenn man auch die Versandung der Kronstädter Bucht in Betracht zieht, so muss man doch zugeben, dass der Schaffung von Hafenanlagen lange Zeit hindurch eine durchaus ungenügende Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Man steht erst jetzt im Begriffe, einen Hafen zu erbauen. Wie unsere Pläne zeigen, wird im südwestlichen Theile von Petersburg nächst der Mündung der Grossen Newa in die Kronstädter Bucht ein Hafenbassin von 700 m Länge und 200 m Breite gebaut, und werden dessen Quais mit Lagerhäusern und Schienenwegen aus- gestattet werden.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 874. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/894>, abgerufen am 22.11.2024.