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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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und Vergnügungslocalen unterhält man sich bei Musik und Tanz.
Die Winter sind ausgezeichnet durch eine monatelang anhaltende,
ruhige und erträgliche Kälte. Die Schweden verstehen es ganz gut
auch die Reize des Winters in frohen Festen, im Eissporte, in
Schlittenfahrten und dergleichen mehr zu geniessen.

Als im Jahre 1187 die Esthen in Schweden einfielen, erbaute der König
Knut Erikson dort, wo jetzt der alte Theil von Stockholm steht, zum Schutze
gegen die Räuber ein Schloss, um das sich allmälig friedliche Bürger ansiedelten.
Birger Jarl, der später die Regierung übernahm, erhob diese Ansiedlung zur
Stadt und wurde so der Gründer Stockholms. Ursprünglich war die Stadt nur
auf der im Ausflusse des Mälarsees liegenden grossen Insel (eigentliche Stadt)
und auf den daran grenzenden kleineren Inseln Helgeandsholm und Riddarholm
gelegen. In der Nähe Stockholms erfochten am 14. October 1471 die Schweden
unter Sten Sture den entscheidenden Sieg über die Dänen, durch welchen Schweden
von der dänischen Herrschaft frei wurde.

Im Jahre 1520 nahm der dänische König Christian II. nach zweimaliger
Belagerung die Stadt ein und veranstaltete nach der Uebergabe das berüchtigte
Stockholmer Blutbad, indem er 94 der angesehensten Männer der Stadt, welche
Gegner der dänischen Herrschaft waren, im Widerspruch mit dem Vertrag hin-
richten liess.

Stockholm besitzt im Verhältnisse zu seiner Einwohnerzahl eine
ausserordentliche Ausdehnung, die durch die Scheidung der Stadt-
theile durch das rasch fliessende Wasser, durch grosse Parkanlagen
und breite Quais hervorgebracht wird. Der Durchmesser der Stadt
beträgt etwa 6 km und der Umfang 20 km. Viele Strassen in dem
alten Theile der Stadt sind eng, ohne Trottoirs, die meisten Häuser
sind hoch und einfach. Wenn also auch die Lage Stockholms im
Sommer an die alte Dogenstadt erinnert, so steht es doch in Bezug
auf die Schönheit der Privatbauten weit hinter derselben zurück.

Stockholm, Haupt- und Residenzstadt Schwedens, mit einer
Bevölkerung von 235.000 Einwohnern, ist in seinem Kern und seinen
wesentlichen Theilen eine alte, zum Theile noch mittelalterlichen
Charakter tragende Stadt. Das eigentliche alte Stockholm, Staden
genannt, liegt in der Mitte, wie bereits erwähnt, auf der im Ausfluss
des Mälar liegenden Insel. Der hervorragendste und interessanteste
Bau der Altstadt und ganz Stockholms ist das königliche Schloss,
das mitten in der Stadt auf einer Anhöhe nahe am Hafen gelegen
ist und durch seine Lage und Grösse die Stadt beherrscht. An der-
selben Stelle stand früher das von Birger Jarl erbaute Schloss, das
zugleich als Staatsgefängniss diente. Im Jahre 1697 wurde das alte
Schloss sammt einem neuen Flügel ein Raub der Flammen, und
Nicodemus Tessin erhielt den Auftrag, ein neues zu bauen. Das

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Stockholm.
und Vergnügungslocalen unterhält man sich bei Musik und Tanz.
Die Winter sind ausgezeichnet durch eine monatelang anhaltende,
ruhige und erträgliche Kälte. Die Schweden verstehen es ganz gut
auch die Reize des Winters in frohen Festen, im Eissporte, in
Schlittenfahrten und dergleichen mehr zu geniessen.

Als im Jahre 1187 die Esthen in Schweden einfielen, erbaute der König
Knut Erikson dort, wo jetzt der alte Theil von Stockholm steht, zum Schutze
gegen die Räuber ein Schloss, um das sich allmälig friedliche Bürger ansiedelten.
Birger Jarl, der später die Regierung übernahm, erhob diese Ansiedlung zur
Stadt und wurde so der Gründer Stockholms. Ursprünglich war die Stadt nur
auf der im Ausflusse des Mälarsees liegenden grossen Insel (eigentliche Stadt)
und auf den daran grenzenden kleineren Inseln Helgeandsholm und Riddarholm
gelegen. In der Nähe Stockholms erfochten am 14. October 1471 die Schweden
unter Sten Sture den entscheidenden Sieg über die Dänen, durch welchen Schweden
von der dänischen Herrschaft frei wurde.

Im Jahre 1520 nahm der dänische König Christian II. nach zweimaliger
Belagerung die Stadt ein und veranstaltete nach der Uebergabe das berüchtigte
Stockholmer Blutbad, indem er 94 der angesehensten Männer der Stadt, welche
Gegner der dänischen Herrschaft waren, im Widerspruch mit dem Vertrag hin-
richten liess.

Stockholm besitzt im Verhältnisse zu seiner Einwohnerzahl eine
ausserordentliche Ausdehnung, die durch die Scheidung der Stadt-
theile durch das rasch fliessende Wasser, durch grosse Parkanlagen
und breite Quais hervorgebracht wird. Der Durchmesser der Stadt
beträgt etwa 6 km und der Umfang 20 km. Viele Strassen in dem
alten Theile der Stadt sind eng, ohne Trottoirs, die meisten Häuser
sind hoch und einfach. Wenn also auch die Lage Stockholms im
Sommer an die alte Dogenstadt erinnert, so steht es doch in Bezug
auf die Schönheit der Privatbauten weit hinter derselben zurück.

Stockholm, Haupt- und Residenzstadt Schwedens, mit einer
Bevölkerung von 235.000 Einwohnern, ist in seinem Kern und seinen
wesentlichen Theilen eine alte, zum Theile noch mittelalterlichen
Charakter tragende Stadt. Das eigentliche alte Stockholm, Staden
genannt, liegt in der Mitte, wie bereits erwähnt, auf der im Ausfluss
des Mälar liegenden Insel. Der hervorragendste und interessanteste
Bau der Altstadt und ganz Stockholms ist das königliche Schloss,
das mitten in der Stadt auf einer Anhöhe nahe am Hafen gelegen
ist und durch seine Lage und Grösse die Stadt beherrscht. An der-
selben Stelle stand früher das von Birger Jarl erbaute Schloss, das
zugleich als Staatsgefängniss diente. Im Jahre 1697 wurde das alte
Schloss sammt einem neuen Flügel ein Raub der Flammen, und
Nicodemus Tessin erhielt den Auftrag, ein neues zu bauen. Das

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[883/0903] Stockholm. und Vergnügungslocalen unterhält man sich bei Musik und Tanz. Die Winter sind ausgezeichnet durch eine monatelang anhaltende, ruhige und erträgliche Kälte. Die Schweden verstehen es ganz gut auch die Reize des Winters in frohen Festen, im Eissporte, in Schlittenfahrten und dergleichen mehr zu geniessen. Als im Jahre 1187 die Esthen in Schweden einfielen, erbaute der König Knut Erikson dort, wo jetzt der alte Theil von Stockholm steht, zum Schutze gegen die Räuber ein Schloss, um das sich allmälig friedliche Bürger ansiedelten. Birger Jarl, der später die Regierung übernahm, erhob diese Ansiedlung zur Stadt und wurde so der Gründer Stockholms. Ursprünglich war die Stadt nur auf der im Ausflusse des Mälarsees liegenden grossen Insel (eigentliche Stadt) und auf den daran grenzenden kleineren Inseln Helgeandsholm und Riddarholm gelegen. In der Nähe Stockholms erfochten am 14. October 1471 die Schweden unter Sten Sture den entscheidenden Sieg über die Dänen, durch welchen Schweden von der dänischen Herrschaft frei wurde. Im Jahre 1520 nahm der dänische König Christian II. nach zweimaliger Belagerung die Stadt ein und veranstaltete nach der Uebergabe das berüchtigte Stockholmer Blutbad, indem er 94 der angesehensten Männer der Stadt, welche Gegner der dänischen Herrschaft waren, im Widerspruch mit dem Vertrag hin- richten liess. Stockholm besitzt im Verhältnisse zu seiner Einwohnerzahl eine ausserordentliche Ausdehnung, die durch die Scheidung der Stadt- theile durch das rasch fliessende Wasser, durch grosse Parkanlagen und breite Quais hervorgebracht wird. Der Durchmesser der Stadt beträgt etwa 6 km und der Umfang 20 km. Viele Strassen in dem alten Theile der Stadt sind eng, ohne Trottoirs, die meisten Häuser sind hoch und einfach. Wenn also auch die Lage Stockholms im Sommer an die alte Dogenstadt erinnert, so steht es doch in Bezug auf die Schönheit der Privatbauten weit hinter derselben zurück. Stockholm, Haupt- und Residenzstadt Schwedens, mit einer Bevölkerung von 235.000 Einwohnern, ist in seinem Kern und seinen wesentlichen Theilen eine alte, zum Theile noch mittelalterlichen Charakter tragende Stadt. Das eigentliche alte Stockholm, Staden genannt, liegt in der Mitte, wie bereits erwähnt, auf der im Ausfluss des Mälar liegenden Insel. Der hervorragendste und interessanteste Bau der Altstadt und ganz Stockholms ist das königliche Schloss, das mitten in der Stadt auf einer Anhöhe nahe am Hafen gelegen ist und durch seine Lage und Grösse die Stadt beherrscht. An der- selben Stelle stand früher das von Birger Jarl erbaute Schloss, das zugleich als Staatsgefängniss diente. Im Jahre 1697 wurde das alte Schloss sammt einem neuen Flügel ein Raub der Flammen, und Nicodemus Tessin erhielt den Auftrag, ein neues zu bauen. Das 111*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 883. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/903>, abgerufen am 23.11.2024.