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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
wichtig, weil sie 1776 die Grundlage bei der Constituirung der
Vereinigten Staaten bildete.

Ideal veranlagt und von dem Wunsche beseelt, sich und den
Bewohnern der neuen Stadt ein idyllisches, paradiesisches Heim zu
gründen, entwarf er den Stadtplan von Philadelphia schon ursprüng-
lich für grosse Verhältnisse. Die am unteren Theile jener Landzunge,
welche durch den Zusammenfluss des Delaware und des Schuylkill-
flusses gebildet wird, gelegene Stadt sollte nach Penn's Plan in weiten
Strassen sich vom Ufer des einen Flusses bis zu jenem des anderen
erstrecken und mit grossartigen Parkanlagen ausgestattet sein. Penn's
Ideale konnten allerdings nicht ganz verwirklicht werden, denn das
mächtige Anwachsen und Gedeihen der Colonie und der Stadt über-
flügelte alle Erwartungen, aber sein Plan bildet noch immer den
Grundriss selbst des heutigen Philadelphia, obwohl die Stadt weit
über eine Million Einwohner zählt.

Philadelphia ist reich an historischen Erinnerungszeichen, die
den Stolz seiner Bevölkerung bilden. Die hervorragendsten Denkmäler
ihrer allerdings jungen Geschichte sind Penn's Haus, dann eine alte
schwedische Kirche, welche, im Jahre 1677 erbaut, als Gotteshaus und
gleichzeitig als Fort diente, jedoch im Jahre 1770 reconstruirt wurde,
endlich die aus dem Jahre 1729 stammende Independence-Hall, das
heiligste dieser Monumente. Auch die im Jahre 1727 begonnene
Christkirche, wenngleich von vielen der 500 Kirchen Philadelphias
an Schönheit überragt, zählt zu diesen Reliquien, weil die Klänge
ihrer alten Glocken mit jenen der Glocke des Staatshauses einstens
die Geburt der Freiheit verkündeten.

Pietätvoll wurde Penn's Wohnhaus, das erste aus Ziegeln er-
richtete, vor wenigen Jahren nach Fairmount-Park übertragen, d. h.
geschoben, um nicht der Demolirung anheimzufallen.

Die Carpenters-Hall und Independence-Hall, in welchen der
erste und zweite Congress tagten, dürfen mit Recht als Wiege der
amerikanischen Unabhängigkeit angesehen werden. Die dem Besucher
jederzeit offenstehende Independence-Hall wird in demselben Zustande
erhalten, in welchem sie sich am 4. Juli 1776, als dort die Unab-
hängigkeit proclamirt wurde, befand.

Als Centrum der Freiheitsbewegung war Philadelphia durch län-
gere Zeit Sitz des ersten Präsidenten und bis 1800 auch jener der
Regierung der Vereinigten Staaten; bis zum Jahre 1797 wurden dort
die Congressversammlungen abgehalten. Philadelphia war damals
grösser als New-York, die grösste Stadt der jungen Union und auch

Die atlantische Küste von Amerika.
wichtig, weil sie 1776 die Grundlage bei der Constituirung der
Vereinigten Staaten bildete.

Ideal veranlagt und von dem Wunsche beseelt, sich und den
Bewohnern der neuen Stadt ein idyllisches, paradiesisches Heim zu
gründen, entwarf er den Stadtplan von Philadelphia schon ursprüng-
lich für grosse Verhältnisse. Die am unteren Theile jener Landzunge,
welche durch den Zusammenfluss des Delaware und des Schuylkill-
flusses gebildet wird, gelegene Stadt sollte nach Penn’s Plan in weiten
Strassen sich vom Ufer des einen Flusses bis zu jenem des anderen
erstrecken und mit grossartigen Parkanlagen ausgestattet sein. Penn’s
Ideale konnten allerdings nicht ganz verwirklicht werden, denn das
mächtige Anwachsen und Gedeihen der Colonie und der Stadt über-
flügelte alle Erwartungen, aber sein Plan bildet noch immer den
Grundriss selbst des heutigen Philadelphia, obwohl die Stadt weit
über eine Million Einwohner zählt.

Philadelphia ist reich an historischen Erinnerungszeichen, die
den Stolz seiner Bevölkerung bilden. Die hervorragendsten Denkmäler
ihrer allerdings jungen Geschichte sind Penn’s Haus, dann eine alte
schwedische Kirche, welche, im Jahre 1677 erbaut, als Gotteshaus und
gleichzeitig als Fort diente, jedoch im Jahre 1770 reconstruirt wurde,
endlich die aus dem Jahre 1729 stammende Independence-Hall, das
heiligste dieser Monumente. Auch die im Jahre 1727 begonnene
Christkirche, wenngleich von vielen der 500 Kirchen Philadelphias
an Schönheit überragt, zählt zu diesen Reliquien, weil die Klänge
ihrer alten Glocken mit jenen der Glocke des Staatshauses einstens
die Geburt der Freiheit verkündeten.

Pietätvoll wurde Penn’s Wohnhaus, das erste aus Ziegeln er-
richtete, vor wenigen Jahren nach Fairmount-Park übertragen, d. h.
geschoben, um nicht der Demolirung anheimzufallen.

Die Carpenters-Hall und Independence-Hall, in welchen der
erste und zweite Congress tagten, dürfen mit Recht als Wiege der
amerikanischen Unabhängigkeit angesehen werden. Die dem Besucher
jederzeit offenstehende Independence-Hall wird in demselben Zustande
erhalten, in welchem sie sich am 4. Juli 1776, als dort die Unab-
hängigkeit proclamirt wurde, befand.

Als Centrum der Freiheitsbewegung war Philadelphia durch län-
gere Zeit Sitz des ersten Präsidenten und bis 1800 auch jener der
Regierung der Vereinigten Staaten; bis zum Jahre 1797 wurden dort
die Congressversammlungen abgehalten. Philadelphia war damals
grösser als New-York, die grösste Stadt der jungen Union und auch

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[94/0110] Die atlantische Küste von Amerika. wichtig, weil sie 1776 die Grundlage bei der Constituirung der Vereinigten Staaten bildete. Ideal veranlagt und von dem Wunsche beseelt, sich und den Bewohnern der neuen Stadt ein idyllisches, paradiesisches Heim zu gründen, entwarf er den Stadtplan von Philadelphia schon ursprüng- lich für grosse Verhältnisse. Die am unteren Theile jener Landzunge, welche durch den Zusammenfluss des Delaware und des Schuylkill- flusses gebildet wird, gelegene Stadt sollte nach Penn’s Plan in weiten Strassen sich vom Ufer des einen Flusses bis zu jenem des anderen erstrecken und mit grossartigen Parkanlagen ausgestattet sein. Penn’s Ideale konnten allerdings nicht ganz verwirklicht werden, denn das mächtige Anwachsen und Gedeihen der Colonie und der Stadt über- flügelte alle Erwartungen, aber sein Plan bildet noch immer den Grundriss selbst des heutigen Philadelphia, obwohl die Stadt weit über eine Million Einwohner zählt. Philadelphia ist reich an historischen Erinnerungszeichen, die den Stolz seiner Bevölkerung bilden. Die hervorragendsten Denkmäler ihrer allerdings jungen Geschichte sind Penn’s Haus, dann eine alte schwedische Kirche, welche, im Jahre 1677 erbaut, als Gotteshaus und gleichzeitig als Fort diente, jedoch im Jahre 1770 reconstruirt wurde, endlich die aus dem Jahre 1729 stammende Independence-Hall, das heiligste dieser Monumente. Auch die im Jahre 1727 begonnene Christkirche, wenngleich von vielen der 500 Kirchen Philadelphias an Schönheit überragt, zählt zu diesen Reliquien, weil die Klänge ihrer alten Glocken mit jenen der Glocke des Staatshauses einstens die Geburt der Freiheit verkündeten. Pietätvoll wurde Penn’s Wohnhaus, das erste aus Ziegeln er- richtete, vor wenigen Jahren nach Fairmount-Park übertragen, d. h. geschoben, um nicht der Demolirung anheimzufallen. Die Carpenters-Hall und Independence-Hall, in welchen der erste und zweite Congress tagten, dürfen mit Recht als Wiege der amerikanischen Unabhängigkeit angesehen werden. Die dem Besucher jederzeit offenstehende Independence-Hall wird in demselben Zustande erhalten, in welchem sie sich am 4. Juli 1776, als dort die Unab- hängigkeit proclamirt wurde, befand. Als Centrum der Freiheitsbewegung war Philadelphia durch län- gere Zeit Sitz des ersten Präsidenten und bis 1800 auch jener der Regierung der Vereinigten Staaten; bis zum Jahre 1797 wurden dort die Congressversammlungen abgehalten. Philadelphia war damals grösser als New-York, die grösste Stadt der jungen Union und auch

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/110>, abgerufen am 21.11.2024.