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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
erhält so einen billigen und verwendbaren Stahl. Diese Werke sind das grösste
Fabriksunternehmen, das seit den Tagen des Bürgerkrieges in Philadelphia ge-
gründet worden ist. Die Anlage ist auf acht Hohöfen mit einem täglichen Fas-
sungsraume von 2000 T. berechnet; sie umfasst ferner eine Stahlschienenfabrik, die
täglich 1000 T. produciren kann, eine Nägelfabrik und noch andere Etablissements.
Auch der Bau von Stahlschiffen wird ins Auge gefasst. Diese Werke bilden ein
wichtiges Seitenstück zu den industriellen Werken der Baltimore-Ohio-Eisenbahn,
welche bei 4000 Arbeiter beschäftigen.

Der Werth der Einfuhr von Eisen, Stahl und aus diesen gefertigten Waaren
erreicht jährlich ungefähr 4 Millionen Dollars.

Wichtig sind ferner Schwefel, Dungstoffe, Salpeter, Soda, Salz.

Besonders hervorheben muss man Kaffee, für welchen Baltimore der
zweitwichtigste Platz der Union ist. Die Zufuhren sind in den letzten Jahren
sehr gesunken, sie betrugen 1887/88 81.500 q (Werth 2·5 Millionen Dollars),
1886/87 151.000 q, 1884/85 327.650 q.

Für Zucker und Melasse hat Baltimore gegenwärtig nur geringe Bedeutung,
grössere für Bananen und andere Früchte. Ausländische Erzeugnisse der Textil-
industrie kommen über New-York; Werth aller Zweige derselben 1887/88
685.512 Dollars.

Aus diesen Details ergibt sich, dass der Import gegen den Export gewaltig
zurücksteht und daher auch die Zolleinnahmen klein sein müssen.

[Tabelle]

Zwei Drittel der Ausfuhr gehen nach Grossbritannien, ein Sechstel nach
Deutschland; es folgen Frankreich, Brasilien, Belgien und Holland. Zu der Ein-
fuhr liefert England zwei Drittel der Gesammtsumme, kaum ein Fünftel Brasilien.

Die Bürger von Baltimore sind mit dem Gange des Handels und der
Schiffahrt ihres Hafens zufrieden. Letztere umfasste im auswärtigen Verkehre:

[Tabelle]

Den grössten Antheil haben fremde Schiffe, insbesondere englische Dampfer,
die meist aus Liverpool kommen, dann deutsche und französische. Auf die ein-
heimische Schiffahrt entfällt nur ein Vierzehntel des auswärtigen Verkehres, an
welchem amerikanische Dampfer gar nicht betheiligt sind. Von der Tonnenzahl
kommt etwa ein Achtel auf Segelschiffe.

Von Europa bestehen regelmässige Verbindungen mit Baltimore

1. durch den Norddeutschen Lloyd jeden Mittwoch ab Bremerhaven 3880
Seemeilen in 14 Tagen, und

Die atlantische Küste von Amerika.
erhält so einen billigen und verwendbaren Stahl. Diese Werke sind das grösste
Fabriksunternehmen, das seit den Tagen des Bürgerkrieges in Philadelphia ge-
gründet worden ist. Die Anlage ist auf acht Hohöfen mit einem täglichen Fas-
sungsraume von 2000 T. berechnet; sie umfasst ferner eine Stahlschienenfabrik, die
täglich 1000 T. produciren kann, eine Nägelfabrik und noch andere Etablissements.
Auch der Bau von Stahlschiffen wird ins Auge gefasst. Diese Werke bilden ein
wichtiges Seitenstück zu den industriellen Werken der Baltimore-Ohio-Eisenbahn,
welche bei 4000 Arbeiter beschäftigen.

Der Werth der Einfuhr von Eisen, Stahl und aus diesen gefertigten Waaren
erreicht jährlich ungefähr 4 Millionen Dollars.

Wichtig sind ferner Schwefel, Dungstoffe, Salpeter, Soda, Salz.

Besonders hervorheben muss man Kaffee, für welchen Baltimore der
zweitwichtigste Platz der Union ist. Die Zufuhren sind in den letzten Jahren
sehr gesunken, sie betrugen 1887/88 81.500 q (Werth 2·5 Millionen Dollars),
1886/87 151.000 q, 1884/85 327.650 q.

Für Zucker und Melasse hat Baltimore gegenwärtig nur geringe Bedeutung,
grössere für Bananen und andere Früchte. Ausländische Erzeugnisse der Textil-
industrie kommen über New-York; Werth aller Zweige derselben 1887/88
685.512 Dollars.

Aus diesen Details ergibt sich, dass der Import gegen den Export gewaltig
zurücksteht und daher auch die Zolleinnahmen klein sein müssen.

[Tabelle]

Zwei Drittel der Ausfuhr gehen nach Grossbritannien, ein Sechstel nach
Deutschland; es folgen Frankreich, Brasilien, Belgien und Holland. Zu der Ein-
fuhr liefert England zwei Drittel der Gesammtsumme, kaum ein Fünftel Brasilien.

Die Bürger von Baltimore sind mit dem Gange des Handels und der
Schiffahrt ihres Hafens zufrieden. Letztere umfasste im auswärtigen Verkehre:

[Tabelle]

Den grössten Antheil haben fremde Schiffe, insbesondere englische Dampfer,
die meist aus Liverpool kommen, dann deutsche und französische. Auf die ein-
heimische Schiffahrt entfällt nur ein Vierzehntel des auswärtigen Verkehres, an
welchem amerikanische Dampfer gar nicht betheiligt sind. Von der Tonnenzahl
kommt etwa ein Achtel auf Segelschiffe.

Von Europa bestehen regelmässige Verbindungen mit Baltimore

1. durch den Norddeutschen Lloyd jeden Mittwoch ab Bremerhaven 3880
Seemeilen in 14 Tagen, und

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[120/0136] Die atlantische Küste von Amerika. erhält so einen billigen und verwendbaren Stahl. Diese Werke sind das grösste Fabriksunternehmen, das seit den Tagen des Bürgerkrieges in Philadelphia ge- gründet worden ist. Die Anlage ist auf acht Hohöfen mit einem täglichen Fas- sungsraume von 2000 T. berechnet; sie umfasst ferner eine Stahlschienenfabrik, die täglich 1000 T. produciren kann, eine Nägelfabrik und noch andere Etablissements. Auch der Bau von Stahlschiffen wird ins Auge gefasst. Diese Werke bilden ein wichtiges Seitenstück zu den industriellen Werken der Baltimore-Ohio-Eisenbahn, welche bei 4000 Arbeiter beschäftigen. Der Werth der Einfuhr von Eisen, Stahl und aus diesen gefertigten Waaren erreicht jährlich ungefähr 4 Millionen Dollars. Wichtig sind ferner Schwefel, Dungstoffe, Salpeter, Soda, Salz. Besonders hervorheben muss man Kaffee, für welchen Baltimore der zweitwichtigste Platz der Union ist. Die Zufuhren sind in den letzten Jahren sehr gesunken, sie betrugen 1887/88 81.500 q (Werth 2·5 Millionen Dollars), 1886/87 151.000 q, 1884/85 327.650 q. Für Zucker und Melasse hat Baltimore gegenwärtig nur geringe Bedeutung, grössere für Bananen und andere Früchte. Ausländische Erzeugnisse der Textil- industrie kommen über New-York; Werth aller Zweige derselben 1887/88 685.512 Dollars. Aus diesen Details ergibt sich, dass der Import gegen den Export gewaltig zurücksteht und daher auch die Zolleinnahmen klein sein müssen. Zwei Drittel der Ausfuhr gehen nach Grossbritannien, ein Sechstel nach Deutschland; es folgen Frankreich, Brasilien, Belgien und Holland. Zu der Ein- fuhr liefert England zwei Drittel der Gesammtsumme, kaum ein Fünftel Brasilien. Die Bürger von Baltimore sind mit dem Gange des Handels und der Schiffahrt ihres Hafens zufrieden. Letztere umfasste im auswärtigen Verkehre: Den grössten Antheil haben fremde Schiffe, insbesondere englische Dampfer, die meist aus Liverpool kommen, dann deutsche und französische. Auf die ein- heimische Schiffahrt entfällt nur ein Vierzehntel des auswärtigen Verkehres, an welchem amerikanische Dampfer gar nicht betheiligt sind. Von der Tonnenzahl kommt etwa ein Achtel auf Segelschiffe. Von Europa bestehen regelmässige Verbindungen mit Baltimore 1. durch den Norddeutschen Lloyd jeden Mittwoch ab Bremerhaven 3880 Seemeilen in 14 Tagen, und

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/136>, abgerufen am 21.11.2024.