Norfolk wurde 1682 gegründet, gelangte aber erst im Bürger- kriege zu einiger Bedeutung, indem es von den Conföderirten genom- men, zu deren Hauptflottenstation bestimmt wurde. In der Nähe bei Hampton Road ward am 9. März 1862 der denkwürdige Zweikampf zwischen den ersten Panzerschiffen der streitenden Parteien (das Schiff Merimac der Conföderirten gegen das Thurmschiff Monitor der Nord- staaten, welch letzteres Sieger blieb) ausgefochten, welcher eine völlige Umwälzung in den Seekriegsmitteln zur Folge hatte.
Norfolk mit dem auf der andern Seite des Elizabethflusses liegenden Ports- mouth ist ein ziemlich wichtiger Verschiffungsplatz für rohe Baumwolle (1887/88 501.440 q im Werthe von 10,674.430 Dollars) und Blättertabak (46.280 q im Werthe von 799.867 Dollars), bituminöse Kohle und Hölzer. Der Export ein- heimischer Artikel erreichte in dem genannten Jahre 12,289.110 Dollars, der Im- port aus dem Auslande nur 95.036 Dollars. Der Küstenhandel mit Bauholz (Gelbfichte) steigt unausgesetzt, und die Schneidemühlen des Hafengebietes sind sehr stark beschäftigt. In das Innere werden Austern und Erstlingsfrüchte versendet. Der Schiffsverkehr mit dem Auslande umfasste 1888 523 Schiffe mit 586.988 Tons, davon 399 Dampfer mit 519.154 Tons, meist der englischen Flagge angehörig. Von Norfolk gehen regelmässig Dampfschiffe nach Boston und Providence, nach New-York, Baltimore, Washington und Richmond.
Aufwärts von Norfolk liegt am James-River Richmond, im Sclavenkriege die Hauptstadt der Südstaaten und Rivalin Washing- ton. Zu seinem Hafen- und Zollbezirke gehört West Point am Flusse York, 80 Kilometer oberhalb dessen Mündung in die Chesapeak- Bai, ein wichtiger Verschiffungsplatz für Baumwolle, der aber wegen nicht genügenden Fahrwassers ziemlich schwierig zu erreichen ist.
Aus dem Hafenbezirke von Richmond wurden 1887/88 144.122 Ballen oder 307.180 q Baumwolle im Werthe von 6,851.054 Dollars ins Ausland geschickt.
Richmond verfügt über bedeutende Wasserkräfte, welche in der dortigen Mühlen- und Eisenindustrie Verwendung finden. Der Mehlexport geht zurück und betrug 1887/88 59.820 q, welche für die Märkte Südamerikas bestimmt waren.
Die Stadt, in welcher 1888 und 1887 je 559 neue Häuser gebaut wurden, zählt heute 100.000 Einwohner.
Auswärtiger Handel 1887/88 Ausfuhr 7,206.942 Dollars, nach England, Brasilien und Spanien bestimmt.
Seiner Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsverbindungen wegen ist Wilmington, die grösste Stadt von Nord-Carolina, erwähnenswerth. Sie zählt 18.000 Einwohner und liegt am Cape Fear-River, 30 km von dessen Mündung entfernt.
Baumwolle, Tabak und Nadelhölzer sind die Hauptproducte von Nord- Carolina. Hier und im ganzen Südosten der Union blüht die Terpentinindustrie. Terpentinspiritus findet in der Verarbeitung des Kautschuks seine Hauptver- vendung.
16*
Baltimore.
Norfolk wurde 1682 gegründet, gelangte aber erst im Bürger- kriege zu einiger Bedeutung, indem es von den Conföderirten genom- men, zu deren Hauptflottenstation bestimmt wurde. In der Nähe bei Hampton Road ward am 9. März 1862 der denkwürdige Zweikampf zwischen den ersten Panzerschiffen der streitenden Parteien (das Schiff Merimac der Conföderirten gegen das Thurmschiff Monitor der Nord- staaten, welch letzteres Sieger blieb) ausgefochten, welcher eine völlige Umwälzung in den Seekriegsmitteln zur Folge hatte.
Norfolk mit dem auf der andern Seite des Elizabethflusses liegenden Ports- mouth ist ein ziemlich wichtiger Verschiffungsplatz für rohe Baumwolle (1887/88 501.440 q im Werthe von 10,674.430 Dollars) und Blättertabak (46.280 q im Werthe von 799.867 Dollars), bituminöse Kohle und Hölzer. Der Export ein- heimischer Artikel erreichte in dem genannten Jahre 12,289.110 Dollars, der Im- port aus dem Auslande nur 95.036 Dollars. Der Küstenhandel mit Bauholz (Gelbfichte) steigt unausgesetzt, und die Schneidemühlen des Hafengebietes sind sehr stark beschäftigt. In das Innere werden Austern und Erstlingsfrüchte versendet. Der Schiffsverkehr mit dem Auslande umfasste 1888 523 Schiffe mit 586.988 Tons, davon 399 Dampfer mit 519.154 Tons, meist der englischen Flagge angehörig. Von Norfolk gehen regelmässig Dampfschiffe nach Boston und Providence, nach New-York, Baltimore, Washington und Richmond.
Aufwärts von Norfolk liegt am James-River Richmond, im Sclavenkriege die Hauptstadt der Südstaaten und Rivalin Washing- ton. Zu seinem Hafen- und Zollbezirke gehört West Point am Flusse York, 80 Kilometer oberhalb dessen Mündung in die Chesapeak- Bai, ein wichtiger Verschiffungsplatz für Baumwolle, der aber wegen nicht genügenden Fahrwassers ziemlich schwierig zu erreichen ist.
Aus dem Hafenbezirke von Richmond wurden 1887/88 144.122 Ballen oder 307.180 q Baumwolle im Werthe von 6,851.054 Dollars ins Ausland geschickt.
Richmond verfügt über bedeutende Wasserkräfte, welche in der dortigen Mühlen- und Eisenindustrie Verwendung finden. Der Mehlexport geht zurück und betrug 1887/88 59.820 q, welche für die Märkte Südamerikas bestimmt waren.
Die Stadt, in welcher 1888 und 1887 je 559 neue Häuser gebaut wurden, zählt heute 100.000 Einwohner.
Auswärtiger Handel 1887/88 Ausfuhr 7,206.942 Dollars, nach England, Brasilien und Spanien bestimmt.
Seiner Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsverbindungen wegen ist Wilmington, die grösste Stadt von Nord-Carolina, erwähnenswerth. Sie zählt 18.000 Einwohner und liegt am Cape Fear-River, 30 km von dessen Mündung entfernt.
Baumwolle, Tabak und Nadelhölzer sind die Hauptproducte von Nord- Carolina. Hier und im ganzen Südosten der Union blüht die Terpentinindustrie. Terpentinspiritus findet in der Verarbeitung des Kautschuks seine Hauptver- vendung.
16*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0139"n="123"/><fwplace="top"type="header">Baltimore.</fw><lb/><p>Norfolk wurde 1682 gegründet, gelangte aber erst im Bürger-<lb/>
kriege zu einiger Bedeutung, indem es von den Conföderirten genom-<lb/>
men, zu deren Hauptflottenstation bestimmt wurde. In der Nähe bei<lb/>
Hampton Road ward am 9. März 1862 der denkwürdige Zweikampf<lb/>
zwischen den ersten Panzerschiffen der streitenden Parteien (das Schiff<lb/>
Merimac der Conföderirten gegen das Thurmschiff Monitor der Nord-<lb/>
staaten, welch letzteres Sieger blieb) ausgefochten, welcher eine völlige<lb/>
Umwälzung in den Seekriegsmitteln zur Folge hatte.</p><lb/><p>Norfolk mit dem auf der andern Seite des Elizabethflusses liegenden Ports-<lb/>
mouth ist ein ziemlich wichtiger Verschiffungsplatz für rohe Baumwolle (1887/88<lb/>
501.440 <hirendition="#i">q</hi> im Werthe von 10,674.430 Dollars) und Blättertabak (46.280 <hirendition="#i">q</hi> im<lb/>
Werthe von 799.867 Dollars), bituminöse Kohle und Hölzer. Der Export ein-<lb/>
heimischer Artikel erreichte in dem genannten Jahre 12,289.110 Dollars, der Im-<lb/>
port aus dem Auslande nur 95.036 Dollars. Der Küstenhandel mit Bauholz<lb/>
(Gelbfichte) steigt unausgesetzt, und die Schneidemühlen des Hafengebietes sind sehr<lb/>
stark beschäftigt. In das Innere werden Austern und Erstlingsfrüchte versendet.<lb/>
Der Schiffsverkehr mit dem Auslande umfasste 1888 523 Schiffe mit 586.988 Tons,<lb/>
davon 399 Dampfer mit 519.154 Tons, meist der englischen Flagge angehörig.<lb/>
Von Norfolk gehen regelmässig Dampfschiffe nach Boston und Providence, nach<lb/>
New-York, Baltimore, Washington und Richmond.</p><lb/><p>Aufwärts von Norfolk liegt am James-River <hirendition="#g">Richmond</hi>, im<lb/>
Sclavenkriege die Hauptstadt der Südstaaten und Rivalin Washing-<lb/>
ton. Zu seinem Hafen- und Zollbezirke gehört <hirendition="#g">West Point</hi> am<lb/>
Flusse York, 80 Kilometer oberhalb dessen Mündung in die Chesapeak-<lb/>
Bai, ein wichtiger Verschiffungsplatz für Baumwolle, der aber wegen<lb/>
nicht genügenden Fahrwassers ziemlich schwierig zu erreichen ist.</p><lb/><p>Aus dem Hafenbezirke von Richmond wurden 1887/88 144.122 Ballen oder<lb/>
307.180 <hirendition="#i">q</hi> Baumwolle im Werthe von 6,851.054 Dollars ins Ausland geschickt.</p><lb/><p>Richmond verfügt über bedeutende Wasserkräfte, welche in der dortigen<lb/>
Mühlen- und Eisenindustrie Verwendung finden. Der Mehlexport geht zurück und<lb/>
betrug 1887/88 59.820 <hirendition="#i">q</hi>, welche für die Märkte Südamerikas bestimmt waren.</p><lb/><p>Die Stadt, in welcher 1888 und 1887 je 559 neue Häuser gebaut wurden,<lb/>
zählt heute 100.000 Einwohner.</p><lb/><p>Auswärtiger Handel 1887/88 Ausfuhr 7,206.942 Dollars, nach England,<lb/>
Brasilien und Spanien bestimmt.</p><lb/><p><hirendition="#g">Consulate:</hi> Belgien, Deutsches Reich, Grossbritannien, Oesterreich-Ungarn.</p><lb/><p>Seiner Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsverbindungen wegen ist<lb/><hirendition="#g">Wilmington</hi>, die grösste Stadt von Nord-Carolina, erwähnenswerth.<lb/>
Sie zählt 18.000 Einwohner und liegt am Cape Fear-River, 30 <hirendition="#i">km</hi><lb/>
von dessen Mündung entfernt.</p><lb/><p>Baumwolle, Tabak und Nadelhölzer sind die Hauptproducte von Nord-<lb/>
Carolina. Hier und im ganzen Südosten der Union blüht die Terpentinindustrie.<lb/>
Terpentinspiritus findet in der Verarbeitung des Kautschuks seine Hauptver-<lb/>
vendung.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">16*</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[123/0139]
Baltimore.
Norfolk wurde 1682 gegründet, gelangte aber erst im Bürger-
kriege zu einiger Bedeutung, indem es von den Conföderirten genom-
men, zu deren Hauptflottenstation bestimmt wurde. In der Nähe bei
Hampton Road ward am 9. März 1862 der denkwürdige Zweikampf
zwischen den ersten Panzerschiffen der streitenden Parteien (das Schiff
Merimac der Conföderirten gegen das Thurmschiff Monitor der Nord-
staaten, welch letzteres Sieger blieb) ausgefochten, welcher eine völlige
Umwälzung in den Seekriegsmitteln zur Folge hatte.
Norfolk mit dem auf der andern Seite des Elizabethflusses liegenden Ports-
mouth ist ein ziemlich wichtiger Verschiffungsplatz für rohe Baumwolle (1887/88
501.440 q im Werthe von 10,674.430 Dollars) und Blättertabak (46.280 q im
Werthe von 799.867 Dollars), bituminöse Kohle und Hölzer. Der Export ein-
heimischer Artikel erreichte in dem genannten Jahre 12,289.110 Dollars, der Im-
port aus dem Auslande nur 95.036 Dollars. Der Küstenhandel mit Bauholz
(Gelbfichte) steigt unausgesetzt, und die Schneidemühlen des Hafengebietes sind sehr
stark beschäftigt. In das Innere werden Austern und Erstlingsfrüchte versendet.
Der Schiffsverkehr mit dem Auslande umfasste 1888 523 Schiffe mit 586.988 Tons,
davon 399 Dampfer mit 519.154 Tons, meist der englischen Flagge angehörig.
Von Norfolk gehen regelmässig Dampfschiffe nach Boston und Providence, nach
New-York, Baltimore, Washington und Richmond.
Aufwärts von Norfolk liegt am James-River Richmond, im
Sclavenkriege die Hauptstadt der Südstaaten und Rivalin Washing-
ton. Zu seinem Hafen- und Zollbezirke gehört West Point am
Flusse York, 80 Kilometer oberhalb dessen Mündung in die Chesapeak-
Bai, ein wichtiger Verschiffungsplatz für Baumwolle, der aber wegen
nicht genügenden Fahrwassers ziemlich schwierig zu erreichen ist.
Aus dem Hafenbezirke von Richmond wurden 1887/88 144.122 Ballen oder
307.180 q Baumwolle im Werthe von 6,851.054 Dollars ins Ausland geschickt.
Richmond verfügt über bedeutende Wasserkräfte, welche in der dortigen
Mühlen- und Eisenindustrie Verwendung finden. Der Mehlexport geht zurück und
betrug 1887/88 59.820 q, welche für die Märkte Südamerikas bestimmt waren.
Die Stadt, in welcher 1888 und 1887 je 559 neue Häuser gebaut wurden,
zählt heute 100.000 Einwohner.
Auswärtiger Handel 1887/88 Ausfuhr 7,206.942 Dollars, nach England,
Brasilien und Spanien bestimmt.
Consulate: Belgien, Deutsches Reich, Grossbritannien, Oesterreich-Ungarn.
Seiner Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsverbindungen wegen ist
Wilmington, die grösste Stadt von Nord-Carolina, erwähnenswerth.
Sie zählt 18.000 Einwohner und liegt am Cape Fear-River, 30 km
von dessen Mündung entfernt.
Baumwolle, Tabak und Nadelhölzer sind die Hauptproducte von Nord-
Carolina. Hier und im ganzen Südosten der Union blüht die Terpentinindustrie.
Terpentinspiritus findet in der Verarbeitung des Kautschuks seine Hauptver-
vendung.
16*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/139>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.