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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
schönsten der Erde ist, sorgen für die geistige Unterhaltung, eine
grosse Stiergefechtarena an der Ostseite des Hafens für die Befriedi-
gung der spanischen Nationalleidenschaft.

Die Ausflüge in die Umgebung Habanas sind sehr lohnend:
namentlich Chorrera und Guanabacoa, letzteres ein Seebad am Ende
der Bucht Marimelena sind sehr beliebt. Nebst Eisenbahnen und Tram-
ways vermitteln die in grosser Menge vorhandenen Volantes (landes-
übliche einspännige Fuhrwerke nach Art der englischen Cabriolets)
den Verkehr.

Die sanitären Zustände, welche ehedem des gelben Fiebers
wegen berüchtigt waren, haben sich dank den zweckmässigen und
energisch durchgeführten polizeilichen Massregeln bedeutend gebessert.
In den Wintermonaten hat Habana das lieblichste mildeste Klima.
Die heisse ungesunde Jahreszeit bringen die reichen Leute Habanas
in Regla zu, welches als im östlichen Theile des Hafens von Habana
auf der Landzunge zwischen den Buchten Marimelena und Guasabacoa
gelegen, eigentlich als Vorstadt Habanas betrachtet werden kann; auf
den Hügeln, welche sich nordöstlich von Regla bis Guasabacoa er-
heben, liegen zahlreiche Landhäuser zerstreut.

Aber Habana hat auch seine sociale Frage. In den letzten
Jahren sind Tausende nach Habana geströmt, um hier Verdienst zu
suchen, und nur ein Theil hat einen solchen gefunden. Die Noth in
diesen Schichten ist, dass hier der männliche Arbeiter den weiblichen
in Stellungen ersetzt, welche dieser in Spanien unbestritten einnimmt.

Habana ist der wichtigste Handelsplatz von Cuba, denn
gut angebaut und ziemlich dicht bevölkert ist nur der Westen der
Insel. Habana ist daher auch Ausgangspunkt des grössten Theiles der
1600 km Eisenbahnen der Insel Cuba, welche nach Westen
bis Pinal de Rio, nach Südosten über Guines, Santa Clara und Puerto
Principe bis Santiago reichen und Zweigbahnen zu den wichtigsten
Häfen der Insel und zu den Culturcentren des Innern entsenden. Aber
auch die günstige Lage dieses Hafens im Verhältnisse zu den Ver-
einigten Staaten sichert Habana sein heutiges Uebergewicht gegen-
über den anderen Plätzen der Insel.

Hier gibt auch die Cigarrenindustrie Tausenden von fleissigen
und geschickten Creolen und einigen hundert Deutschen eine lohnende
und gesunde Beschäftigung. Ein geschickter Arbeiter erhält für
1000 Stück feiner Cigarren 20--40 Dollars Lohn. Die feinen für den
Export bestimmten Cigarren werden fast nur in Habana erzeugt. Aber
die Union hat die schon früher hohen Cigarrenzölle durch die Mac

Die atlantische Küste von Amerika.
schönsten der Erde ist, sorgen für die geistige Unterhaltung, eine
grosse Stiergefechtarena an der Ostseite des Hafens für die Befriedi-
gung der spanischen Nationalleidenschaft.

Die Ausflüge in die Umgebung Habanas sind sehr lohnend:
namentlich Chorrera und Guanabacoa, letzteres ein Seebad am Ende
der Bucht Marimelena sind sehr beliebt. Nebst Eisenbahnen und Tram-
ways vermitteln die in grosser Menge vorhandenen Volantes (landes-
übliche einspännige Fuhrwerke nach Art der englischen Cabriolets)
den Verkehr.

Die sanitären Zustände, welche ehedem des gelben Fiebers
wegen berüchtigt waren, haben sich dank den zweckmässigen und
energisch durchgeführten polizeilichen Massregeln bedeutend gebessert.
In den Wintermonaten hat Habana das lieblichste mildeste Klima.
Die heisse ungesunde Jahreszeit bringen die reichen Leute Habanas
in Regla zu, welches als im östlichen Theile des Hafens von Habana
auf der Landzunge zwischen den Buchten Marimelena und Guasabacoa
gelegen, eigentlich als Vorstadt Habanas betrachtet werden kann; auf
den Hügeln, welche sich nordöstlich von Regla bis Guasabacoa er-
heben, liegen zahlreiche Landhäuser zerstreut.

Aber Habana hat auch seine sociale Frage. In den letzten
Jahren sind Tausende nach Habana geströmt, um hier Verdienst zu
suchen, und nur ein Theil hat einen solchen gefunden. Die Noth in
diesen Schichten ist, dass hier der männliche Arbeiter den weiblichen
in Stellungen ersetzt, welche dieser in Spanien unbestritten einnimmt.

Habana ist der wichtigste Handelsplatz von Cuba, denn
gut angebaut und ziemlich dicht bevölkert ist nur der Westen der
Insel. Habana ist daher auch Ausgangspunkt des grössten Theiles der
1600 km Eisenbahnen der Insel Cuba, welche nach Westen
bis Pinal de Rio, nach Südosten über Guines, Santa Clara und Puerto
Principe bis Santiago reichen und Zweigbahnen zu den wichtigsten
Häfen der Insel und zu den Culturcentren des Innern entsenden. Aber
auch die günstige Lage dieses Hafens im Verhältnisse zu den Ver-
einigten Staaten sichert Habana sein heutiges Uebergewicht gegen-
über den anderen Plätzen der Insel.

Hier gibt auch die Cigarrenindustrie Tausenden von fleissigen
und geschickten Creolen und einigen hundert Deutschen eine lohnende
und gesunde Beschäftigung. Ein geschickter Arbeiter erhält für
1000 Stück feiner Cigarren 20—40 Dollars Lohn. Die feinen für den
Export bestimmten Cigarren werden fast nur in Habana erzeugt. Aber
die Union hat die schon früher hohen Cigarrenzölle durch die Mac

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[184/0200] Die atlantische Küste von Amerika. schönsten der Erde ist, sorgen für die geistige Unterhaltung, eine grosse Stiergefechtarena an der Ostseite des Hafens für die Befriedi- gung der spanischen Nationalleidenschaft. Die Ausflüge in die Umgebung Habanas sind sehr lohnend: namentlich Chorrera und Guanabacoa, letzteres ein Seebad am Ende der Bucht Marimelena sind sehr beliebt. Nebst Eisenbahnen und Tram- ways vermitteln die in grosser Menge vorhandenen Volantes (landes- übliche einspännige Fuhrwerke nach Art der englischen Cabriolets) den Verkehr. Die sanitären Zustände, welche ehedem des gelben Fiebers wegen berüchtigt waren, haben sich dank den zweckmässigen und energisch durchgeführten polizeilichen Massregeln bedeutend gebessert. In den Wintermonaten hat Habana das lieblichste mildeste Klima. Die heisse ungesunde Jahreszeit bringen die reichen Leute Habanas in Regla zu, welches als im östlichen Theile des Hafens von Habana auf der Landzunge zwischen den Buchten Marimelena und Guasabacoa gelegen, eigentlich als Vorstadt Habanas betrachtet werden kann; auf den Hügeln, welche sich nordöstlich von Regla bis Guasabacoa er- heben, liegen zahlreiche Landhäuser zerstreut. Aber Habana hat auch seine sociale Frage. In den letzten Jahren sind Tausende nach Habana geströmt, um hier Verdienst zu suchen, und nur ein Theil hat einen solchen gefunden. Die Noth in diesen Schichten ist, dass hier der männliche Arbeiter den weiblichen in Stellungen ersetzt, welche dieser in Spanien unbestritten einnimmt. Habana ist der wichtigste Handelsplatz von Cuba, denn gut angebaut und ziemlich dicht bevölkert ist nur der Westen der Insel. Habana ist daher auch Ausgangspunkt des grössten Theiles der 1600 km Eisenbahnen der Insel Cuba, welche nach Westen bis Pinal de Rio, nach Südosten über Guines, Santa Clara und Puerto Principe bis Santiago reichen und Zweigbahnen zu den wichtigsten Häfen der Insel und zu den Culturcentren des Innern entsenden. Aber auch die günstige Lage dieses Hafens im Verhältnisse zu den Ver- einigten Staaten sichert Habana sein heutiges Uebergewicht gegen- über den anderen Plätzen der Insel. Hier gibt auch die Cigarrenindustrie Tausenden von fleissigen und geschickten Creolen und einigen hundert Deutschen eine lohnende und gesunde Beschäftigung. Ein geschickter Arbeiter erhält für 1000 Stück feiner Cigarren 20—40 Dollars Lohn. Die feinen für den Export bestimmten Cigarren werden fast nur in Habana erzeugt. Aber die Union hat die schon früher hohen Cigarrenzölle durch die Mac

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/200>, abgerufen am 22.11.2024.