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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
Ontario 280.000 km2 mit 2·0 Millionen Einwohner,
Quebec 500.000 " " 1·5 " "
zusammen 780.000 km2 mit 3·5 Millionen Einwohner.

Scharf sondern sich in den genannten Provinzen die nationalen
und kirchlichen Verhältnisse, und zwar ist die Bevölkerung des im
Gebiete der grossen Seen keilförmig eingeschobenen Ontario, früher
Ober-Canada genannt, zumeist britischer Abkunft und protestantisch,
in Quebec (Unter-Canada) hingegen französisch und katholisch. Die
ursprüngliche Indianerbevölkerung hat wie überall in Amerika auch
hier der "weissen Ameise" das Feld geräumt und lebt in einer Zahl
von 131.000 (1883) Köpfen und mehreren Stämmen angehörend zer-
streut im Lande.

Wenn uns aus der Geschichte der ältesten Culturstätten die
glanzvollen Namen grosser Fürsten, Heerführer, Staatsmänner und
Heroen des Geistes entgegenleuchten, so gehört in der so treffend be-
zeichneten "neuen" Welt der ganze Ruhm der historischen Vergangen-
heit jenen kühnen Seefahrern, die von einem mächtigen Gedanken ge-
leitet und allen Gefahren trotzend, als unerschrockene Pionniere der
Cultur unbekannten Zielen entgegensteuerten.

In dieser Hinsicht sind an Canada die Namen Caboto und Car-
tier gefesselt.

Sebastian Caboto, der Sohn des Genuesen Giovanni Caboto, des Entdeckers
von Labrador (1494), betrat 1497 die Insel Neufoundland und befuhr in späteren
Jahren die Hudsonsbai-Strasse. Auch ist er als Seefahrer an der atlantischen
Küste von Südamerika (1526 bis 1530) zur Berühmtheit gelangt. Jacques Cartier
erscheint dagegen nicht nur als eigentlicher Entdecker Canadas, damals "La nou-
velle France" genannt, sondern auch als erfolgreicher Colonisator derselben. Aus
St. Malo stammend, trifft er, im Auftrage Franz I. auf der Fahrt nach Labrador
begriffen, im Jahre 1534 zum erstenmale an der Mündung des St. Lorenzstromes
ein, erwirbt im folgenden Jahre die Freundschaft des mächtigen Indianerhäupt-
lings Donnacona, der in Stadacona, einem Orte an der Stätte des heutigen Quebec,
residirte, und befährt den Strom bis hinauf nach Montreal (das indianische Hoche-
laga). 1541 gewinnt er durch den Bau eines Forts bei Cap Rouge südlich des
heutigen Quebec einen festen Stützpunkt. Von hier aus begann das Werk der
Colonisation.

1608 gründet S. Champlain, der Entdecker des nach ihm be-
nannten grossen Sees, die Stadt Quebec, und am 18. Mai 1642 legt
Paul de Chomedey, Sieur de Maisonneuve den Grund zur Ville Marie
de Montreal, heute kurzweg Montreal genannt.

Das Emporblühen der französischen Besitzung war geeignet, die
Eifersucht Grossbritanniens zu erwecken, und da auch Grenzstreitig-
keiten mit den südlichen englischen Colonien ausbrachen, so erdröhnte

Die atlantische Küste von Amerika.
Ontario 280.000 km2 mit 2·0 Millionen Einwohner,
Quebec 500.000 „1·5 „ „
zusammen 780.000 km2 mit 3·5 Millionen Einwohner.

Scharf sondern sich in den genannten Provinzen die nationalen
und kirchlichen Verhältnisse, und zwar ist die Bevölkerung des im
Gebiete der grossen Seen keilförmig eingeschobenen Ontario, früher
Ober-Canada genannt, zumeist britischer Abkunft und protestantisch,
in Quebec (Unter-Canada) hingegen französisch und katholisch. Die
ursprüngliche Indianerbevölkerung hat wie überall in Amerika auch
hier der „weissen Ameise“ das Feld geräumt und lebt in einer Zahl
von 131.000 (1883) Köpfen und mehreren Stämmen angehörend zer-
streut im Lande.

Wenn uns aus der Geschichte der ältesten Culturstätten die
glanzvollen Namen grosser Fürsten, Heerführer, Staatsmänner und
Heroen des Geistes entgegenleuchten, so gehört in der so treffend be-
zeichneten „neuen“ Welt der ganze Ruhm der historischen Vergangen-
heit jenen kühnen Seefahrern, die von einem mächtigen Gedanken ge-
leitet und allen Gefahren trotzend, als unerschrockene Pionniere der
Cultur unbekannten Zielen entgegensteuerten.

In dieser Hinsicht sind an Canada die Namen Caboto und Car-
tier gefesselt.

Sebastian Caboto, der Sohn des Genuesen Giovanni Caboto, des Entdeckers
von Labrador (1494), betrat 1497 die Insel Neufoundland und befuhr in späteren
Jahren die Hudsonsbai-Strasse. Auch ist er als Seefahrer an der atlantischen
Küste von Südamerika (1526 bis 1530) zur Berühmtheit gelangt. Jacques Cartier
erscheint dagegen nicht nur als eigentlicher Entdecker Canadas, damals „La nou-
velle France“ genannt, sondern auch als erfolgreicher Colonisator derselben. Aus
St. Malo stammend, trifft er, im Auftrage Franz I. auf der Fahrt nach Labrador
begriffen, im Jahre 1534 zum erstenmale an der Mündung des St. Lorenzstromes
ein, erwirbt im folgenden Jahre die Freundschaft des mächtigen Indianerhäupt-
lings Donnacona, der in Stadacona, einem Orte an der Stätte des heutigen Quebec,
residirte, und befährt den Strom bis hinauf nach Montreal (das indianische Hoche-
laga). 1541 gewinnt er durch den Bau eines Forts bei Cap Rouge südlich des
heutigen Quebec einen festen Stützpunkt. Von hier aus begann das Werk der
Colonisation.

1608 gründet S. Champlain, der Entdecker des nach ihm be-
nannten grossen Sees, die Stadt Quebec, und am 18. Mai 1642 legt
Paul de Chomedey, Sieur de Maisonneuve den Grund zur Ville Marie
de Montreal, heute kurzweg Montreal genannt.

Das Emporblühen der französischen Besitzung war geeignet, die
Eifersucht Grossbritanniens zu erwecken, und da auch Grenzstreitig-
keiten mit den südlichen englischen Colonien ausbrachen, so erdröhnte

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[6/0022] Die atlantische Küste von Amerika. Ontario 280.000 km2 mit 2·0 Millionen Einwohner, Quebec 500.000 „ „ 1·5 „ „ zusammen 780.000 km2 mit 3·5 Millionen Einwohner. Scharf sondern sich in den genannten Provinzen die nationalen und kirchlichen Verhältnisse, und zwar ist die Bevölkerung des im Gebiete der grossen Seen keilförmig eingeschobenen Ontario, früher Ober-Canada genannt, zumeist britischer Abkunft und protestantisch, in Quebec (Unter-Canada) hingegen französisch und katholisch. Die ursprüngliche Indianerbevölkerung hat wie überall in Amerika auch hier der „weissen Ameise“ das Feld geräumt und lebt in einer Zahl von 131.000 (1883) Köpfen und mehreren Stämmen angehörend zer- streut im Lande. Wenn uns aus der Geschichte der ältesten Culturstätten die glanzvollen Namen grosser Fürsten, Heerführer, Staatsmänner und Heroen des Geistes entgegenleuchten, so gehört in der so treffend be- zeichneten „neuen“ Welt der ganze Ruhm der historischen Vergangen- heit jenen kühnen Seefahrern, die von einem mächtigen Gedanken ge- leitet und allen Gefahren trotzend, als unerschrockene Pionniere der Cultur unbekannten Zielen entgegensteuerten. In dieser Hinsicht sind an Canada die Namen Caboto und Car- tier gefesselt. Sebastian Caboto, der Sohn des Genuesen Giovanni Caboto, des Entdeckers von Labrador (1494), betrat 1497 die Insel Neufoundland und befuhr in späteren Jahren die Hudsonsbai-Strasse. Auch ist er als Seefahrer an der atlantischen Küste von Südamerika (1526 bis 1530) zur Berühmtheit gelangt. Jacques Cartier erscheint dagegen nicht nur als eigentlicher Entdecker Canadas, damals „La nou- velle France“ genannt, sondern auch als erfolgreicher Colonisator derselben. Aus St. Malo stammend, trifft er, im Auftrage Franz I. auf der Fahrt nach Labrador begriffen, im Jahre 1534 zum erstenmale an der Mündung des St. Lorenzstromes ein, erwirbt im folgenden Jahre die Freundschaft des mächtigen Indianerhäupt- lings Donnacona, der in Stadacona, einem Orte an der Stätte des heutigen Quebec, residirte, und befährt den Strom bis hinauf nach Montreal (das indianische Hoche- laga). 1541 gewinnt er durch den Bau eines Forts bei Cap Rouge südlich des heutigen Quebec einen festen Stützpunkt. Von hier aus begann das Werk der Colonisation. 1608 gründet S. Champlain, der Entdecker des nach ihm be- nannten grossen Sees, die Stadt Quebec, und am 18. Mai 1642 legt Paul de Chomedey, Sieur de Maisonneuve den Grund zur Ville Marie de Montreal, heute kurzweg Montreal genannt. Das Emporblühen der französischen Besitzung war geeignet, die Eifersucht Grossbritanniens zu erwecken, und da auch Grenzstreitig- keiten mit den südlichen englischen Colonien ausbrachen, so erdröhnte

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/22>, abgerufen am 24.11.2024.