Eine Specialität Martiniques sind die in der Regenzeit vorkom- menden, von verheerender Wirkung begleiteten Wasserstürze, Descente genannt, welche eine Folge der in dieser Jahreszeit auftretenden wolkenbruchartigen Regen und der durch dieselben gebildeten Wasser- ansammlungen in den Mulden des Gebirges sind. Nicht unerwähnt können wir endlich die äusserst giftige Lanzenschlange lassen, welche auf Martinique ebenso wie auf der südlichen Nachbarinsel St. Lucia massenhaft vorkommt und eine wahre Landplage geworden ist. Der Biss dieser Schlange ist in wenigen Minuten tödtlich und bildet des- halb ein ernstliches Hinderniss für die weitere Cultivirung der Insel.
Die Bevölkerung von Martinique wird für 1888 mit 175.164 Einwohnern angegeben. Davon sind höchstens 10.000 Weisse, 13.000 ostindische Coulies und die übrigen Neger und Mulatten. Bei der frei- sinnigen Verfassung, welcher Martinique besitzt, sind die Mulatten die Herren der Insel. Die Neger erfreuen sich unter der Herrschaft der Franzosen seit mehr als 100 Jahren der Freiheit, aber sie haben sich der europäischen Cultur trotzdem nicht angeschlossen, sondern leben thatsächlich in einer tiefen Barbarei. Die Noth zwingt sie selten zu arbeiten, weil die Lebensbedürfnisse namentlich seit Einführung des Brotfruchtbaumes spottbillig sind. Fleissige Arbeiter sind die Coulies, deren Einfuhr die Regierung in die Hand genommen hat; sie blicken mit Verachtung auf den Neger herab.
Die Insel liefert Bodenproducte im Werthe von 30 Millionen Francs, trotzdem zwei Drittel der Oberfläche Wälder und Savannen einnehmen. Die Hauptculturen sind Zuckerrohr, das zum Theile schon in grossen Centralfabriken verarbeitet wird, und aus welchem Roh- zucker (550.000 q), Melasse (46.000 hl), Rum und Tafia (243.000 hl) hergestellt werden, dann Cacao (579.000 q). Die altberühmte Kaffee- production liefert nur noch wenig für den Export.
Hauptort der Insel und Sitz des Gouverneurs ist Fort de France mit 17.000 Einwohnern. Die schöne Stadt, in der im Juni 1890 ein Brand 1600 Häuser zerstörte, hat einen ausgezeichneten Hafen.
Aber der Handel und das Geldgeschäft sind in St. Pierre, der volkreichsten Stadt der Insel, concentrirt. St. Pierre liegt, wie alle Handelsplätze auf den Kleinen Antillen, an der Leeküste der Insel. Diese Küste ist im Allgemeinen steil abfallend und frei von Untiefen. Zehn Seemeilen südöstlich von Cap St. Martin, der Nordwestspitze der Insel, bildet die Küste in einer Ausdehnung von circa 5 See- meilen eine flache Einbuchtung, an deren innersten Punkte die Stadt
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Westindische Häfen.
Eine Specialität Martiniques sind die in der Regenzeit vorkom- menden, von verheerender Wirkung begleiteten Wasserstürze, Déscente genannt, welche eine Folge der in dieser Jahreszeit auftretenden wolkenbruchartigen Regen und der durch dieselben gebildeten Wasser- ansammlungen in den Mulden des Gebirges sind. Nicht unerwähnt können wir endlich die äusserst giftige Lanzenschlange lassen, welche auf Martinique ebenso wie auf der südlichen Nachbarinsel St. Lucia massenhaft vorkommt und eine wahre Landplage geworden ist. Der Biss dieser Schlange ist in wenigen Minuten tödtlich und bildet des- halb ein ernstliches Hinderniss für die weitere Cultivirung der Insel.
Die Bevölkerung von Martinique wird für 1888 mit 175.164 Einwohnern angegeben. Davon sind höchstens 10.000 Weisse, 13.000 ostindische Coulies und die übrigen Neger und Mulatten. Bei der frei- sinnigen Verfassung, welcher Martinique besitzt, sind die Mulatten die Herren der Insel. Die Neger erfreuen sich unter der Herrschaft der Franzosen seit mehr als 100 Jahren der Freiheit, aber sie haben sich der europäischen Cultur trotzdem nicht angeschlossen, sondern leben thatsächlich in einer tiefen Barbarei. Die Noth zwingt sie selten zu arbeiten, weil die Lebensbedürfnisse namentlich seit Einführung des Brotfruchtbaumes spottbillig sind. Fleissige Arbeiter sind die Coulies, deren Einfuhr die Regierung in die Hand genommen hat; sie blicken mit Verachtung auf den Neger herab.
Die Insel liefert Bodenproducte im Werthe von 30 Millionen Francs, trotzdem zwei Drittel der Oberfläche Wälder und Savannen einnehmen. Die Hauptculturen sind Zuckerrohr, das zum Theile schon in grossen Centralfabriken verarbeitet wird, und aus welchem Roh- zucker (550.000 q), Melasse (46.000 hl), Rum und Tafia (243.000 hl) hergestellt werden, dann Cacao (579.000 q). Die altberühmte Kaffee- production liefert nur noch wenig für den Export.
Hauptort der Insel und Sitz des Gouverneurs ist Fort de France mit 17.000 Einwohnern. Die schöne Stadt, in der im Juni 1890 ein Brand 1600 Häuser zerstörte, hat einen ausgezeichneten Hafen.
Aber der Handel und das Geldgeschäft sind in St. Pierre, der volkreichsten Stadt der Insel, concentrirt. St. Pierre liegt, wie alle Handelsplätze auf den Kleinen Antillen, an der Leeküste der Insel. Diese Küste ist im Allgemeinen steil abfallend und frei von Untiefen. Zehn Seemeilen südöstlich von Cap St. Martin, der Nordwestspitze der Insel, bildet die Küste in einer Ausdehnung von circa 5 See- meilen eine flache Einbuchtung, an deren innersten Punkte die Stadt
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Westindische Häfen.
Eine Specialität Martiniques sind die in der Regenzeit vorkom-
menden, von verheerender Wirkung begleiteten Wasserstürze, Déscente
genannt, welche eine Folge der in dieser Jahreszeit auftretenden
wolkenbruchartigen Regen und der durch dieselben gebildeten Wasser-
ansammlungen in den Mulden des Gebirges sind. Nicht unerwähnt
können wir endlich die äusserst giftige Lanzenschlange lassen, welche
auf Martinique ebenso wie auf der südlichen Nachbarinsel St. Lucia
massenhaft vorkommt und eine wahre Landplage geworden ist. Der
Biss dieser Schlange ist in wenigen Minuten tödtlich und bildet des-
halb ein ernstliches Hinderniss für die weitere Cultivirung der Insel.
Die Bevölkerung von Martinique wird für 1888 mit 175.164
Einwohnern angegeben. Davon sind höchstens 10.000 Weisse, 13.000
ostindische Coulies und die übrigen Neger und Mulatten. Bei der frei-
sinnigen Verfassung, welcher Martinique besitzt, sind die Mulatten
die Herren der Insel. Die Neger erfreuen sich unter der Herrschaft
der Franzosen seit mehr als 100 Jahren der Freiheit, aber sie haben
sich der europäischen Cultur trotzdem nicht angeschlossen, sondern
leben thatsächlich in einer tiefen Barbarei. Die Noth zwingt sie selten
zu arbeiten, weil die Lebensbedürfnisse namentlich seit Einführung
des Brotfruchtbaumes spottbillig sind. Fleissige Arbeiter sind die
Coulies, deren Einfuhr die Regierung in die Hand genommen hat;
sie blicken mit Verachtung auf den Neger herab.
Die Insel liefert Bodenproducte im Werthe von 30 Millionen
Francs, trotzdem zwei Drittel der Oberfläche Wälder und Savannen
einnehmen. Die Hauptculturen sind Zuckerrohr, das zum Theile schon
in grossen Centralfabriken verarbeitet wird, und aus welchem Roh-
zucker (550.000 q), Melasse (46.000 hl), Rum und Tafia (243.000 hl)
hergestellt werden, dann Cacao (579.000 q). Die altberühmte Kaffee-
production liefert nur noch wenig für den Export.
Hauptort der Insel und Sitz des Gouverneurs ist Fort de
France mit 17.000 Einwohnern. Die schöne Stadt, in der im Juni
1890 ein Brand 1600 Häuser zerstörte, hat einen ausgezeichneten
Hafen.
Aber der Handel und das Geldgeschäft sind in St. Pierre,
der volkreichsten Stadt der Insel, concentrirt. St. Pierre liegt, wie alle
Handelsplätze auf den Kleinen Antillen, an der Leeküste der Insel.
Diese Küste ist im Allgemeinen steil abfallend und frei von Untiefen.
Zehn Seemeilen südöstlich von Cap St. Martin, der Nordwestspitze
der Insel, bildet die Küste in einer Ausdehnung von circa 5 See-
meilen eine flache Einbuchtung, an deren innersten Punkte die Stadt
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/227>, abgerufen am 24.11.2024.
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