weist die Raschheit, mit der die Geldmittel aufgebracht wurden. Am 7., 8. und 9. December 1880 wurde die Subscription für die ersten 300 Millionen Francs aufgelegt und sofort doppelt gezeichnet.
Unterdessen war der "Contract" zwischen der Regierung von Columbia und den Concessionären perfect geworden. Der Contract gibt ein Privilegium, das eine Dauer von 99 Jahren, vom Tage der Eröffnung gerechnet, hat. Die Arbeiten mussten mit 1881 beginnen und in 12 Jahren vollendet sein, bei ausserordentlichen Schwierigkeiten kann die Arbeit sechs Jahre länger dauern.
Alles Land, welches die Gesellschaft zu Bauzwecken braucht, wird kostenfrei von der Regierung abgegeben, ausserdem ein Streifen von je 200 m an beiden Seiten des Canales und 500.000 ha Land für Minen und andere Anlagen.
Der Canal, welcher für Schiffe von 140 m Länge, 16 m Breite und 8 m Tiefe fahrbar hergestellt werden muss, ist für alle Nationen ohne Unterschied für den Transito geöffnet, und es bestehen keinerlei Zollformalitäten, ausser für die Güter, die in Columbia ausgeladen werden.
So war denn die "Compagnie Universelle da Canal Inter- oceanique" concessionirt, fondirt, und man konnte mit dem Baue beginnen. Der ewig junge Lesseps reiste sammt seiner Familie nach Panama, woselbst Fräulein Fernande de Lesseps am 1. Jänner 1881 den ersten Spatenstich vornahm.
Bevor wir auf den eigentlichen Canalbau eingehen, dürfte es sich empfehlen, in wenig Worten die oro- und hydrographischen Verhältnisse der Trace auseinander zu setzen.
Da die Landenge von Panama genau von Ost nach West streicht, so wird die Canaltrace von Nord nach Süd, oder besser, eine nord-südöstliche Richtung erhalten.
Die Wasserscheide, hier Sierra Colebra genannt, liegt viel näher dem Grossen als dem Atlantischen Oceane. Nach Norden, also in den Atlantischen Ocean, sendet sie den Rio Chagres mit dem Obsipo, nach Süden in den Grossen Ocean den Rio Grande. Der Uebergang zwischen beiden Flüssen liegt rund 80 m über dem Meere.
Diese Tiefenfurche (Chagres-Obsipo-Rio Grande) benützte der alte spanische Maulthierweg, benützte die Eisenbahn und benützt der Canal, weil sie eben den niedersten und bequemsten Uebergang bildet.
Der Canal sollte nach dem Projecte eine Länge von 73 km, eine Breite von 50 m (im Gebirge 28 m), eine Tiefe von 8·5 m und
Die atlantische Küste von Amerika.
weist die Raschheit, mit der die Geldmittel aufgebracht wurden. Am 7., 8. und 9. December 1880 wurde die Subscription für die ersten 300 Millionen Francs aufgelegt und sofort doppelt gezeichnet.
Unterdessen war der „Contract“ zwischen der Regierung von Columbia und den Concessionären perfect geworden. Der Contract gibt ein Privilegium, das eine Dauer von 99 Jahren, vom Tage der Eröffnung gerechnet, hat. Die Arbeiten mussten mit 1881 beginnen und in 12 Jahren vollendet sein, bei ausserordentlichen Schwierigkeiten kann die Arbeit sechs Jahre länger dauern.
Alles Land, welches die Gesellschaft zu Bauzwecken braucht, wird kostenfrei von der Regierung abgegeben, ausserdem ein Streifen von je 200 m an beiden Seiten des Canales und 500.000 ha Land für Minen und andere Anlagen.
Der Canal, welcher für Schiffe von 140 m Länge, 16 m Breite und 8 m Tiefe fahrbar hergestellt werden muss, ist für alle Nationen ohne Unterschied für den Transito geöffnet, und es bestehen keinerlei Zollformalitäten, ausser für die Güter, die in Columbia ausgeladen werden.
So war denn die „Compagnie Universelle da Canal Inter- océanique“ concessionirt, fondirt, und man konnte mit dem Baue beginnen. Der ewig junge Lesseps reiste sammt seiner Familie nach Panama, woselbst Fräulein Fernande de Lesseps am 1. Jänner 1881 den ersten Spatenstich vornahm.
Bevor wir auf den eigentlichen Canalbau eingehen, dürfte es sich empfehlen, in wenig Worten die oro- und hydrographischen Verhältnisse der Trace auseinander zu setzen.
Da die Landenge von Panama genau von Ost nach West streicht, so wird die Canaltrace von Nord nach Süd, oder besser, eine nord-südöstliche Richtung erhalten.
Die Wasserscheide, hier Sierra Colebra genannt, liegt viel näher dem Grossen als dem Atlantischen Oceane. Nach Norden, also in den Atlantischen Ocean, sendet sie den Rio Chagres mit dem Obsipo, nach Süden in den Grossen Ocean den Rio Grande. Der Uebergang zwischen beiden Flüssen liegt rund 80 m über dem Meere.
Diese Tiefenfurche (Chagres-Obsipo-Rio Grande) benützte der alte spanische Maulthierweg, benützte die Eisenbahn und benützt der Canal, weil sie eben den niedersten und bequemsten Uebergang bildet.
Der Canal sollte nach dem Projecte eine Länge von 73 km, eine Breite von 50 m (im Gebirge 28 m), eine Tiefe von 8·5 m und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0240"n="224"/><fwplace="top"type="header">Die atlantische Küste von Amerika.</fw><lb/>
weist die Raschheit, mit der die Geldmittel aufgebracht wurden. Am<lb/>
7., 8. und 9. December 1880 wurde die Subscription für die ersten<lb/>
300 Millionen Francs aufgelegt und sofort doppelt gezeichnet.</p><lb/><p>Unterdessen war der „Contract“ zwischen der Regierung von<lb/>
Columbia und den Concessionären perfect geworden. Der Contract<lb/>
gibt ein Privilegium, das eine Dauer von 99 Jahren, vom<lb/>
Tage der Eröffnung gerechnet, hat. Die Arbeiten mussten mit 1881<lb/>
beginnen und in 12 Jahren vollendet sein, bei ausserordentlichen<lb/>
Schwierigkeiten <hirendition="#g">kann die Arbeit sechs Jahre</hi> länger dauern.</p><lb/><p>Alles Land, welches die Gesellschaft zu Bauzwecken braucht,<lb/>
wird kostenfrei von der Regierung abgegeben, ausserdem ein Streifen<lb/>
von je 200 <hirendition="#i">m</hi> an beiden Seiten des Canales und 500.000 <hirendition="#i">ha</hi> Land<lb/>
für Minen und andere Anlagen.</p><lb/><p>Der Canal, welcher für Schiffe von 140 <hirendition="#i">m</hi> Länge, 16 <hirendition="#i">m</hi> Breite<lb/>
und 8 <hirendition="#i">m</hi> Tiefe fahrbar hergestellt werden muss, ist für alle Nationen<lb/>
ohne Unterschied für den Transito geöffnet, und es bestehen keinerlei<lb/>
Zollformalitäten, ausser für die Güter, die in Columbia ausgeladen<lb/>
werden.</p><lb/><p>So war denn die „<hirendition="#g">Compagnie Universelle da Canal Inter-<lb/>
océanique</hi>“ concessionirt, fondirt, und man konnte mit dem Baue<lb/>
beginnen. Der ewig junge Lesseps reiste sammt seiner Familie nach<lb/>
Panama, woselbst Fräulein Fernande de Lesseps am 1. Jänner 1881<lb/>
den ersten Spatenstich vornahm.</p><lb/><p>Bevor wir auf den eigentlichen Canalbau eingehen, dürfte es<lb/>
sich empfehlen, in wenig Worten die oro- und hydrographischen<lb/>
Verhältnisse der Trace auseinander zu setzen.</p><lb/><p>Da die Landenge von Panama genau von Ost nach West<lb/>
streicht, so wird die Canaltrace von Nord nach Süd, oder besser,<lb/>
eine nord-südöstliche Richtung erhalten.</p><lb/><p>Die Wasserscheide, hier Sierra Colebra genannt, liegt viel<lb/>
näher dem Grossen als dem Atlantischen Oceane. Nach Norden, also<lb/>
in den Atlantischen Ocean, sendet sie den Rio Chagres mit dem<lb/>
Obsipo, nach Süden in den Grossen Ocean den Rio Grande. Der<lb/>
Uebergang zwischen beiden Flüssen liegt rund 80 <hirendition="#i">m</hi> über dem Meere.</p><lb/><p>Diese Tiefenfurche (Chagres-Obsipo-Rio Grande) benützte der<lb/>
alte spanische Maulthierweg, benützte die Eisenbahn und benützt<lb/>
der Canal, weil sie eben den niedersten und bequemsten Uebergang<lb/>
bildet.</p><lb/><p>Der Canal sollte nach dem Projecte eine Länge von 73 <hirendition="#i">km</hi>,<lb/>
eine Breite von 50 <hirendition="#i">m</hi> (im Gebirge 28 <hirendition="#i">m</hi>), eine Tiefe von 8·5 <hirendition="#i">m</hi> und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[224/0240]
Die atlantische Küste von Amerika.
weist die Raschheit, mit der die Geldmittel aufgebracht wurden. Am
7., 8. und 9. December 1880 wurde die Subscription für die ersten
300 Millionen Francs aufgelegt und sofort doppelt gezeichnet.
Unterdessen war der „Contract“ zwischen der Regierung von
Columbia und den Concessionären perfect geworden. Der Contract
gibt ein Privilegium, das eine Dauer von 99 Jahren, vom
Tage der Eröffnung gerechnet, hat. Die Arbeiten mussten mit 1881
beginnen und in 12 Jahren vollendet sein, bei ausserordentlichen
Schwierigkeiten kann die Arbeit sechs Jahre länger dauern.
Alles Land, welches die Gesellschaft zu Bauzwecken braucht,
wird kostenfrei von der Regierung abgegeben, ausserdem ein Streifen
von je 200 m an beiden Seiten des Canales und 500.000 ha Land
für Minen und andere Anlagen.
Der Canal, welcher für Schiffe von 140 m Länge, 16 m Breite
und 8 m Tiefe fahrbar hergestellt werden muss, ist für alle Nationen
ohne Unterschied für den Transito geöffnet, und es bestehen keinerlei
Zollformalitäten, ausser für die Güter, die in Columbia ausgeladen
werden.
So war denn die „Compagnie Universelle da Canal Inter-
océanique“ concessionirt, fondirt, und man konnte mit dem Baue
beginnen. Der ewig junge Lesseps reiste sammt seiner Familie nach
Panama, woselbst Fräulein Fernande de Lesseps am 1. Jänner 1881
den ersten Spatenstich vornahm.
Bevor wir auf den eigentlichen Canalbau eingehen, dürfte es
sich empfehlen, in wenig Worten die oro- und hydrographischen
Verhältnisse der Trace auseinander zu setzen.
Da die Landenge von Panama genau von Ost nach West
streicht, so wird die Canaltrace von Nord nach Süd, oder besser,
eine nord-südöstliche Richtung erhalten.
Die Wasserscheide, hier Sierra Colebra genannt, liegt viel
näher dem Grossen als dem Atlantischen Oceane. Nach Norden, also
in den Atlantischen Ocean, sendet sie den Rio Chagres mit dem
Obsipo, nach Süden in den Grossen Ocean den Rio Grande. Der
Uebergang zwischen beiden Flüssen liegt rund 80 m über dem Meere.
Diese Tiefenfurche (Chagres-Obsipo-Rio Grande) benützte der
alte spanische Maulthierweg, benützte die Eisenbahn und benützt
der Canal, weil sie eben den niedersten und bequemsten Uebergang
bildet.
Der Canal sollte nach dem Projecte eine Länge von 73 km,
eine Breite von 50 m (im Gebirge 28 m), eine Tiefe von 8·5 m und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/240>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.