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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
nur durch eine Belagerung bei Mithilfe einer englischen Flotte eingenommen
werden.

Die 1867 decretirte und eröffnete freie Schiffahrt auf dem Amazonenstrome
trug bedeutend zur Hebung des Handels Paras bei.

Das Anlaufen von Para ist bei gewissen Winden und wegen
der starken, eine stündliche Geschwindigkeit bis zu sieben Seemeilen
erreichenden Strömung mitunter keine leichte, eine durchaus nicht unge-
fährliche Sache und durch die Bänke von Tigoca und Braganca und
auch deswegen erschwert, weil die Tiefen und die Bänke im Fluss
sich fortwährend ändern. Der Kampf zwischen der Strömung des
Flusses und der Flutwelle des Oceans wird Pororoca genannt und ist
für die Schiffahrt auf dem Amazonenstrome charakteristisch und be-
achtenswerth. Die Flutwelle macht sich selbst noch 500 Seemeilen
von der Mündung des Stromes in die See bei der Stadt Obidos be-
merkbar. Die Ufer des Stromes sind bis zu dem zwei Seemeilen von
Para liegenden Fort do Barra mit dichten Mangrovewäldern be-
wachsen.

Der Hafen wird von einem schönen, aus grossen Quadern ge-
bauten Quai gebildet. Der Ankerplatz ist gut, der Hafen für Schiffe
von 6·8 m Tiefgang jederzeit zugänglich.

Para hat breite, regelmässig angelegte, theils vortrefflich ge-
pflasterte, theils macadamisirte Strassen und schattige Alleen von
Woll- und Brotfruchtbäumen und Königspalmen. Die zwei- und drei-
stöckigen Häuser sind weiss getüncht und mit grossen, oft um das
ganze Gebäude führenden Veranden versehen. Die Strassen und Plätze
sind mit Gas beleuchtet, Pferdebahnen verbinden die eigentliche Stadt
mit dem Largo do Nazareth und dem Boulevard da Camara Municipal.

Die schönste Strasse der Stadt ist die breite Estrada das Mau-
gubeiras. Sie geht vom Arsenale aus längs des Flusses zu dem an
der Ostseite der Stadt gelegenen Largo do Polvora und wird von
dort zum Largo do Paco und zum Largo do Quartel führenden
Strassen durchschnitten. Ihr Name stammt von den prächtigen und
schattigen Brotfruchtbäumen, von denen sie eingesäumt ist.

Zu den hervorragendsten Bauten Paras zählen der ansehnliche
Regierungspalast (Sitz des Provinzgouverneurs), der Palast des Bischofs,
das grosse Gebäude, in welchem die Sitzungen des Provinzialland-
tages, des Magistrats und sämmtlicher Provinzialbehörden stattfinden,
zehn Kirchen, darunter die 1720 erbaute Kathedrale (eine der
schönsten Kirchen Brasiliens), ferner ein schönes Theater und das
Arsenal.


Die atlantische Küste von Amerika.
nur durch eine Belagerung bei Mithilfe einer englischen Flotte eingenommen
werden.

Die 1867 decretirte und eröffnete freie Schiffahrt auf dem Amazonenstrome
trug bedeutend zur Hebung des Handels Parás bei.

Das Anlaufen von Pará ist bei gewissen Winden und wegen
der starken, eine stündliche Geschwindigkeit bis zu sieben Seemeilen
erreichenden Strömung mitunter keine leichte, eine durchaus nicht unge-
fährliche Sache und durch die Bänke von Tigoca und Bragança und
auch deswegen erschwert, weil die Tiefen und die Bänke im Fluss
sich fortwährend ändern. Der Kampf zwischen der Strömung des
Flusses und der Flutwelle des Oceans wird Pororoca genannt und ist
für die Schiffahrt auf dem Amazonenstrome charakteristisch und be-
achtenswerth. Die Flutwelle macht sich selbst noch 500 Seemeilen
von der Mündung des Stromes in die See bei der Stadt Obidos be-
merkbar. Die Ufer des Stromes sind bis zu dem zwei Seemeilen von
Pará liegenden Fort do Barra mit dichten Mangrovewäldern be-
wachsen.

Der Hafen wird von einem schönen, aus grossen Quadern ge-
bauten Quai gebildet. Der Ankerplatz ist gut, der Hafen für Schiffe
von 6·8 m Tiefgang jederzeit zugänglich.

Pará hat breite, regelmässig angelegte, theils vortrefflich ge-
pflasterte, theils macadamisirte Strassen und schattige Alleen von
Woll- und Brotfruchtbäumen und Königspalmen. Die zwei- und drei-
stöckigen Häuser sind weiss getüncht und mit grossen, oft um das
ganze Gebäude führenden Veranden versehen. Die Strassen und Plätze
sind mit Gas beleuchtet, Pferdebahnen verbinden die eigentliche Stadt
mit dem Largo do Nazareth und dem Boulevard da Camara Municipal.

Die schönste Strasse der Stadt ist die breite Estrada das Mau-
gubeiras. Sie geht vom Arsenale aus längs des Flusses zu dem an
der Ostseite der Stadt gelegenen Largo do Polvora und wird von
dort zum Largo do Paço und zum Largo do Quartél führenden
Strassen durchschnitten. Ihr Name stammt von den prächtigen und
schattigen Brotfruchtbäumen, von denen sie eingesäumt ist.

Zu den hervorragendsten Bauten Parás zählen der ansehnliche
Regierungspalast (Sitz des Provinzgouverneurs), der Palast des Bischofs,
das grosse Gebäude, in welchem die Sitzungen des Provinzialland-
tages, des Magistrats und sämmtlicher Provinzialbehörden stattfinden,
zehn Kirchen, darunter die 1720 erbaute Kathedrale (eine der
schönsten Kirchen Brasiliens), ferner ein schönes Theater und das
Arsenal.


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[244/0260] Die atlantische Küste von Amerika. nur durch eine Belagerung bei Mithilfe einer englischen Flotte eingenommen werden. Die 1867 decretirte und eröffnete freie Schiffahrt auf dem Amazonenstrome trug bedeutend zur Hebung des Handels Parás bei. Das Anlaufen von Pará ist bei gewissen Winden und wegen der starken, eine stündliche Geschwindigkeit bis zu sieben Seemeilen erreichenden Strömung mitunter keine leichte, eine durchaus nicht unge- fährliche Sache und durch die Bänke von Tigoca und Bragança und auch deswegen erschwert, weil die Tiefen und die Bänke im Fluss sich fortwährend ändern. Der Kampf zwischen der Strömung des Flusses und der Flutwelle des Oceans wird Pororoca genannt und ist für die Schiffahrt auf dem Amazonenstrome charakteristisch und be- achtenswerth. Die Flutwelle macht sich selbst noch 500 Seemeilen von der Mündung des Stromes in die See bei der Stadt Obidos be- merkbar. Die Ufer des Stromes sind bis zu dem zwei Seemeilen von Pará liegenden Fort do Barra mit dichten Mangrovewäldern be- wachsen. Der Hafen wird von einem schönen, aus grossen Quadern ge- bauten Quai gebildet. Der Ankerplatz ist gut, der Hafen für Schiffe von 6·8 m Tiefgang jederzeit zugänglich. Pará hat breite, regelmässig angelegte, theils vortrefflich ge- pflasterte, theils macadamisirte Strassen und schattige Alleen von Woll- und Brotfruchtbäumen und Königspalmen. Die zwei- und drei- stöckigen Häuser sind weiss getüncht und mit grossen, oft um das ganze Gebäude führenden Veranden versehen. Die Strassen und Plätze sind mit Gas beleuchtet, Pferdebahnen verbinden die eigentliche Stadt mit dem Largo do Nazareth und dem Boulevard da Camara Municipal. Die schönste Strasse der Stadt ist die breite Estrada das Mau- gubeiras. Sie geht vom Arsenale aus längs des Flusses zu dem an der Ostseite der Stadt gelegenen Largo do Polvora und wird von dort zum Largo do Paço und zum Largo do Quartél führenden Strassen durchschnitten. Ihr Name stammt von den prächtigen und schattigen Brotfruchtbäumen, von denen sie eingesäumt ist. Zu den hervorragendsten Bauten Parás zählen der ansehnliche Regierungspalast (Sitz des Provinzgouverneurs), der Palast des Bischofs, das grosse Gebäude, in welchem die Sitzungen des Provinzialland- tages, des Magistrats und sämmtlicher Provinzialbehörden stattfinden, zehn Kirchen, darunter die 1720 erbaute Kathedrale (eine der schönsten Kirchen Brasiliens), ferner ein schönes Theater und das Arsenal.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/260>, abgerufen am 25.11.2024.