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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Brasilianische Häfen.
Pernambuco.

Pernambuco, auf 8° 3' südl. Br. und 34° 52' westl. L. ge-
legen, ist die Hauptstadt des den gleichen Namen tragenden Küsten-
staates von Brasilien, der sich zwischen Parahyba und Alagoas aus-
breitet.

Der Küste ist in unmittelbarer Nähe ein mehrere hundert See-
meilen langes Riffgebilde vorgelagert, das nur wenige Oeffnungen
besitzt. Der Name Pernambuco wird von Pera-nabuko abgeleitet,
welche Worte, der Sprache der Cahete-Indianer angehörend, so
viel als "durchlöcherter Stein" bedeuten und sich auf jene Oeffnungen
des Riffes beziehen dürften, das der gegenwärtigen Stadt Pernambuco
vorliegt.

Christovao Jacques gründete 1525 am Ufer des Flusses Iguarassu eine
Factorei, Duarte Coelho Pereira, zehn Jahre später die 16 km nördlich gelegene
Ortschaft Olinda. Diese Colonie kam von 1630 bis 1654 in den Besitz der Hol-
länder, die im Kampfe mit den Spaniern zwar Olinda einäscherten (1631), doch
unter Graf Maurits eine zweite Stadt auf der Insel Antonio Vaz gründeten und
diese Mauritsstadt benannten.

Die holländische Herrschaft war durchaus nicht ungünstig, das abgebrannte
Olinda entstand von Neuem, doch schöner und grösser; das Fischerdorf Recife,
die Hafenstadt des heutigen Pernambuco, entwickelte sich zu einer reichen
Ortschaft.

Die portugiesische Revolution 1640 brachte auch das Ende der holländi-
schen Herrschaft über Pernambuco, das in den folgenden Jahren die Hauptmann-
schaften Parahyba, Rio Grande do Norte und selbst Ceara seinem politischen und
commerziellen Einflusse unterordnete.

Dem republikanischen Aufstande vom Jahre 1817 sowie jenem von 1824
folgten schwere und übertriebene Strafen von Seite Joao VI. und Dom Pedro I.,
dagegen trug jedoch die Amnestie, die anlässlich des Aufstandes bei der Thron-
entsagung des ersten Kaisers den Schuldigen gewährt wurde, weit bessere Früchte,
da sich Pernambuco seither ruhig verhielt und ungestört emporblühte.

Die Stadt ist zum Theile auf den beiden Inseln gelegen, die
durch die Flüsse Biberibe und Capiberibe gebildet werden, zum an-
deren Theile jedoch auf dem festen Lande erbaut. Sie zerfällt hie-
durch in drei Stadttheile -- Bairros -- und zwar: in den Bairro
Recife und Bairro Santo Antonio, die auf den Inseln liegen, und in
den Bairro Boavista auf dem Festlande. Der Name Boavista wurde
aus dem holländischen "Schoonzigt" abgeleitet, welches der Name
für die durch die Erbauung eines Palastes für Graf Maurits gegrün-
dete holländische Villenstadt war.

Das der Stadt vorliegende Riff, dessen durchschnittliche Breite
10 m beträgt, bildet den eigentlichen Hafen. Die Hafeneinfahrt sowie

Brasilianische Häfen.
Pernambuco.

Pernambuco, auf 8° 3′ südl. Br. und 34° 52′ westl. L. ge-
legen, ist die Hauptstadt des den gleichen Namen tragenden Küsten-
staates von Brasilien, der sich zwischen Parahyba und Alagoas aus-
breitet.

Der Küste ist in unmittelbarer Nähe ein mehrere hundert See-
meilen langes Riffgebilde vorgelagert, das nur wenige Oeffnungen
besitzt. Der Name Pernambuco wird von Pera-nabuko abgeleitet,
welche Worte, der Sprache der Caheté-Indianer angehörend, so
viel als „durchlöcherter Stein“ bedeuten und sich auf jene Oeffnungen
des Riffes beziehen dürften, das der gegenwärtigen Stadt Pernambuco
vorliegt.

Christovao Jacques gründete 1525 am Ufer des Flusses Iguarassú eine
Factorei, Duarte Coelho Pereira, zehn Jahre später die 16 km nördlich gelegene
Ortschaft Olinda. Diese Colonie kam von 1630 bis 1654 in den Besitz der Hol-
länder, die im Kampfe mit den Spaniern zwar Olinda einäscherten (1631), doch
unter Graf Maurits eine zweite Stadt auf der Insel Antonio Vaz gründeten und
diese Mauritsstadt benannten.

Die holländische Herrschaft war durchaus nicht ungünstig, das abgebrannte
Olinda entstand von Neuem, doch schöner und grösser; das Fischerdorf Recife,
die Hafenstadt des heutigen Pernambuco, entwickelte sich zu einer reichen
Ortschaft.

Die portugiesische Revolution 1640 brachte auch das Ende der holländi-
schen Herrschaft über Pernambuco, das in den folgenden Jahren die Hauptmann-
schaften Parahyba, Rio Grande do Norte und selbst Ceará seinem politischen und
commerziellen Einflusse unterordnete.

Dem republikanischen Aufstande vom Jahre 1817 sowie jenem von 1824
folgten schwere und übertriebene Strafen von Seite João VI. und Dom Pedro I.,
dagegen trug jedoch die Amnestie, die anlässlich des Aufstandes bei der Thron-
entsagung des ersten Kaisers den Schuldigen gewährt wurde, weit bessere Früchte,
da sich Pernambuco seither ruhig verhielt und ungestört emporblühte.

Die Stadt ist zum Theile auf den beiden Inseln gelegen, die
durch die Flüsse Biberibe und Capiberibe gebildet werden, zum an-
deren Theile jedoch auf dem festen Lande erbaut. Sie zerfällt hie-
durch in drei Stadttheile — Bairros — und zwar: in den Bairro
Recife und Bairro Santo Antonio, die auf den Inseln liegen, und in
den Bairro Boavista auf dem Festlande. Der Name Boavista wurde
aus dem holländischen „Schoonzigt“ abgeleitet, welches der Name
für die durch die Erbauung eines Palastes für Graf Maurits gegrün-
dete holländische Villenstadt war.

Das der Stadt vorliegende Riff, dessen durchschnittliche Breite
10 m beträgt, bildet den eigentlichen Hafen. Die Hafeneinfahrt sowie

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[247/0263] Brasilianische Häfen. Pernambuco. Pernambuco, auf 8° 3′ südl. Br. und 34° 52′ westl. L. ge- legen, ist die Hauptstadt des den gleichen Namen tragenden Küsten- staates von Brasilien, der sich zwischen Parahyba und Alagoas aus- breitet. Der Küste ist in unmittelbarer Nähe ein mehrere hundert See- meilen langes Riffgebilde vorgelagert, das nur wenige Oeffnungen besitzt. Der Name Pernambuco wird von Pera-nabuko abgeleitet, welche Worte, der Sprache der Caheté-Indianer angehörend, so viel als „durchlöcherter Stein“ bedeuten und sich auf jene Oeffnungen des Riffes beziehen dürften, das der gegenwärtigen Stadt Pernambuco vorliegt. Christovao Jacques gründete 1525 am Ufer des Flusses Iguarassú eine Factorei, Duarte Coelho Pereira, zehn Jahre später die 16 km nördlich gelegene Ortschaft Olinda. Diese Colonie kam von 1630 bis 1654 in den Besitz der Hol- länder, die im Kampfe mit den Spaniern zwar Olinda einäscherten (1631), doch unter Graf Maurits eine zweite Stadt auf der Insel Antonio Vaz gründeten und diese Mauritsstadt benannten. Die holländische Herrschaft war durchaus nicht ungünstig, das abgebrannte Olinda entstand von Neuem, doch schöner und grösser; das Fischerdorf Recife, die Hafenstadt des heutigen Pernambuco, entwickelte sich zu einer reichen Ortschaft. Die portugiesische Revolution 1640 brachte auch das Ende der holländi- schen Herrschaft über Pernambuco, das in den folgenden Jahren die Hauptmann- schaften Parahyba, Rio Grande do Norte und selbst Ceará seinem politischen und commerziellen Einflusse unterordnete. Dem republikanischen Aufstande vom Jahre 1817 sowie jenem von 1824 folgten schwere und übertriebene Strafen von Seite João VI. und Dom Pedro I., dagegen trug jedoch die Amnestie, die anlässlich des Aufstandes bei der Thron- entsagung des ersten Kaisers den Schuldigen gewährt wurde, weit bessere Früchte, da sich Pernambuco seither ruhig verhielt und ungestört emporblühte. Die Stadt ist zum Theile auf den beiden Inseln gelegen, die durch die Flüsse Biberibe und Capiberibe gebildet werden, zum an- deren Theile jedoch auf dem festen Lande erbaut. Sie zerfällt hie- durch in drei Stadttheile — Bairros — und zwar: in den Bairro Recife und Bairro Santo Antonio, die auf den Inseln liegen, und in den Bairro Boavista auf dem Festlande. Der Name Boavista wurde aus dem holländischen „Schoonzigt“ abgeleitet, welches der Name für die durch die Erbauung eines Palastes für Graf Maurits gegrün- dete holländische Villenstadt war. Das der Stadt vorliegende Riff, dessen durchschnittliche Breite 10 m beträgt, bildet den eigentlichen Hafen. Die Hafeneinfahrt sowie

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/263>, abgerufen am 25.11.2024.