standes unter 755 mm anzeigt, wird vom Hafenamt durch Hissen zweier Ballons auf dem Flaggenstocke der Börse angezeigt, worauf die Dampfer in See zu gehen pflegen, um daselbst das Aufhören des Nordwindes abzuwarten. Im Winter, das ist vom Mai bis October, herrschen die Nordwinde vor, in den übrigen Monaten aber südliche Winde.
Die Rhede besitzt an ihrer Einfahrt über 50 m, bei den Quais 9 m Tiefe. Bei nördlichen Winden hält der Ankergrund ziemlich gut, bei Winden aus entgegengesetzter Richtung aber weniger zuverlässig. Der Vertäuungsort der Schiffe wird denselben fallweise vom Hafen- amt bestimmt, nur die regelmässig verkehrenden Dampfer haben ihre ständigen Bojen. Die chilenischen Kriegsschiffe liegen nahe der West- küste der Bucht, im sichersten Theile der Rhede.
Zwei concurrirende Schleppergesellschaften haben die Erlaubniss erhalten, ausserhalb des gewöhnlichen Ankerplatzes zwei Bojenreihen zu legen, die gegen Bezahlung von je 21/2 Pesos per Tag benützt werden können. Diese Gesellschaften verfügen über ein vortreffliches Flottantenmateriale und einige kleinere Dampfer, und leisten den Schiffen manchen nützlichen Dienst, wie beispielsweise Wasserversorgung, Schleppen und Vertäuarbeiten, sowie auch Hilfe bei Seenoth und und Bränden.
An der Westküste der Bucht, wo sich die schönen und mo- dernen Zollspeicher befinden, wurde ein eiserner Molo auf cylindrischen Trägern erbaut. Dieser Molo, Fiscale benannt, besitzt einen poly- gonalen Kopf, welcher mit einem Absatze treppenförmig gegen die See abfällt und für das Anlegen der Boote dient. Im Grunde der Rhede, in Almendral, befinden sich noch mehrere Anlegeplätze, darunter zur Benützung bei Seegang eine schwimmende Anlände, doch ist bei nördlichen Winden jeder Bootsverkehr zwischen Schiff und Land geradezu ausgeschlossen und bei anderen, frischeren Winden sehr erschwert. Nachtsüber dürfen, um das Schmuggeln hintanzuhalten, nur Kriegsboote und die Boote der Finanzbehörde verkehren. Letztere können aber gegen Vergütung auch von Privatpersonen zur Beförderung im Hafen benützt werden.
In der Nähe des eisernen Molos befinden sich zwei Balance- docks. Das Santiago-Dock ist 90·8 m lang und 27·4 m breit, das Valpa- raiso-Dock 60 9 m lang und 24·4 m breit; ersteres eignet sich zur Aufnahme von Schiffen bis zu 4000 T, letzteres für Schiffe von 2200 T Deplacement. Die Gesellschaft, der diese beiden Doks gehören, beab- sichtigt, ein drittes, grösseres Dock aus Eisenconstruction herzustellen,
Der grosse Ocean.
standes unter 755 mm anzeigt, wird vom Hafenamt durch Hissen zweier Ballons auf dem Flaggenstocke der Börse angezeigt, worauf die Dampfer in See zu gehen pflegen, um daselbst das Aufhören des Nordwindes abzuwarten. Im Winter, das ist vom Mai bis October, herrschen die Nordwinde vor, in den übrigen Monaten aber südliche Winde.
Die Rhede besitzt an ihrer Einfahrt über 50 m, bei den Quais 9 m Tiefe. Bei nördlichen Winden hält der Ankergrund ziemlich gut, bei Winden aus entgegengesetzter Richtung aber weniger zuverlässig. Der Vertäuungsort der Schiffe wird denselben fallweise vom Hafen- amt bestimmt, nur die regelmässig verkehrenden Dampfer haben ihre ständigen Bojen. Die chilenischen Kriegsschiffe liegen nahe der West- küste der Bucht, im sichersten Theile der Rhede.
Zwei concurrirende Schleppergesellschaften haben die Erlaubniss erhalten, ausserhalb des gewöhnlichen Ankerplatzes zwei Bojenreihen zu legen, die gegen Bezahlung von je 2½ Pesos per Tag benützt werden können. Diese Gesellschaften verfügen über ein vortreffliches Flottantenmateriale und einige kleinere Dampfer, und leisten den Schiffen manchen nützlichen Dienst, wie beispielsweise Wasserversorgung, Schleppen und Vertäuarbeiten, sowie auch Hilfe bei Seenoth und und Bränden.
An der Westküste der Bucht, wo sich die schönen und mo- dernen Zollspeicher befinden, wurde ein eiserner Molo auf cylindrischen Trägern erbaut. Dieser Molo, Fiscale benannt, besitzt einen poly- gonalen Kopf, welcher mit einem Absatze treppenförmig gegen die See abfällt und für das Anlegen der Boote dient. Im Grunde der Rhede, in Almendral, befinden sich noch mehrere Anlegeplätze, darunter zur Benützung bei Seegang eine schwimmende Anlände, doch ist bei nördlichen Winden jeder Bootsverkehr zwischen Schiff und Land geradezu ausgeschlossen und bei anderen, frischeren Winden sehr erschwert. Nachtsüber dürfen, um das Schmuggeln hintanzuhalten, nur Kriegsboote und die Boote der Finanzbehörde verkehren. Letztere können aber gegen Vergütung auch von Privatpersonen zur Beförderung im Hafen benützt werden.
In der Nähe des eisernen Molos befinden sich zwei Balance- docks. Das Santiago-Dock ist 90·8 m lang und 27·4 m breit, das Valpa- raiso-Dock 60 9 m lang und 24·4 m breit; ersteres eignet sich zur Aufnahme von Schiffen bis zu 4000 T, letzteres für Schiffe von 2200 T Deplacement. Die Gesellschaft, der diese beiden Doks gehören, beab- sichtigt, ein drittes, grösseres Dock aus Eisenconstruction herzustellen,
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Der grosse Ocean.
standes unter 755 mm anzeigt, wird vom Hafenamt durch Hissen
zweier Ballons auf dem Flaggenstocke der Börse angezeigt, worauf
die Dampfer in See zu gehen pflegen, um daselbst das Aufhören
des Nordwindes abzuwarten. Im Winter, das ist vom Mai bis October,
herrschen die Nordwinde vor, in den übrigen Monaten aber südliche
Winde.
Die Rhede besitzt an ihrer Einfahrt über 50 m, bei den Quais
9 m Tiefe. Bei nördlichen Winden hält der Ankergrund ziemlich gut,
bei Winden aus entgegengesetzter Richtung aber weniger zuverlässig.
Der Vertäuungsort der Schiffe wird denselben fallweise vom Hafen-
amt bestimmt, nur die regelmässig verkehrenden Dampfer haben ihre
ständigen Bojen. Die chilenischen Kriegsschiffe liegen nahe der West-
küste der Bucht, im sichersten Theile der Rhede.
Zwei concurrirende Schleppergesellschaften haben die Erlaubniss
erhalten, ausserhalb des gewöhnlichen Ankerplatzes zwei Bojenreihen
zu legen, die gegen Bezahlung von je 2½ Pesos per Tag benützt
werden können. Diese Gesellschaften verfügen über ein vortreffliches
Flottantenmateriale und einige kleinere Dampfer, und leisten den Schiffen
manchen nützlichen Dienst, wie beispielsweise Wasserversorgung,
Schleppen und Vertäuarbeiten, sowie auch Hilfe bei Seenoth und
und Bränden.
An der Westküste der Bucht, wo sich die schönen und mo-
dernen Zollspeicher befinden, wurde ein eiserner Molo auf cylindrischen
Trägern erbaut. Dieser Molo, Fiscale benannt, besitzt einen poly-
gonalen Kopf, welcher mit einem Absatze treppenförmig gegen die
See abfällt und für das Anlegen der Boote dient. Im Grunde der
Rhede, in Almendral, befinden sich noch mehrere Anlegeplätze, darunter
zur Benützung bei Seegang eine schwimmende Anlände, doch ist bei
nördlichen Winden jeder Bootsverkehr zwischen Schiff und Land
geradezu ausgeschlossen und bei anderen, frischeren Winden sehr
erschwert. Nachtsüber dürfen, um das Schmuggeln hintanzuhalten,
nur Kriegsboote und die Boote der Finanzbehörde verkehren. Letztere
können aber gegen Vergütung auch von Privatpersonen zur Beförderung
im Hafen benützt werden.
In der Nähe des eisernen Molos befinden sich zwei Balance-
docks. Das Santiago-Dock ist 90·8 m lang und 27·4 m breit, das Valpa-
raiso-Dock 60 9 m lang und 24·4 m breit; ersteres eignet sich zur
Aufnahme von Schiffen bis zu 4000 T, letzteres für Schiffe von 2200 T
Deplacement. Die Gesellschaft, der diese beiden Doks gehören, beab-
sichtigt, ein drittes, grösseres Dock aus Eisenconstruction herzustellen,
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/330>, abgerufen am 24.11.2024.
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