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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.
durch ihre Schönheit, sondern eher durch ihre Grossartigkeit aus,
wie bespielsweise das Rathhaus im Yerba Buena-Park und die neue
Münze.

Die bergige Natur der Strassen erfordert häufig die Anlage
von Treppen und Terrassen, die sich in ihrer zierlichen Holzcon-
struction ganz besonders hübsch ausnehmen und einen Schmuck der
Strassen bilden.

San Francisco besitzt elf öffentliche, zum Theil in Parks um-
gewandelte Plätze, von welchen der Jefferson Square und der Lafay-
ette-Park hervorzuheben sind. Ausserhalb der Stadt liegen der Bay
View Park und der Golden Gate Park. Letzterer, dessen grösster
Theil ehemals eine Treibsanddüne war, liegt im Westen der Stadt
und dehnt sich bis an die Oceanküste aus. In der Mitte dieses Parks,
der ein Areal von mehr als 400 ha bedeckt, befindet sich ein grosses
Glashaus, das mit zum Theil seltenen tropischen und halbtropischen
Pflanzen gefüllt ist. Die schattigen Spazierwege sind vortrefflich ge-
gehalten und sorgfältigst geebnet und bilden einen beliebten Er-
holungsort.

Die Kaufläden der Stadt sind glänzend ausgestattet, die daselbst
zum Verkaufe ausgebotenen Gegenstände jedoch theuer, wie begreif-
licherweise das ganze Leben in San Francisco. Es sind eben noch
Ueberbleibsel aus der Zeit der Goldfunde und manche Aehnlichkeiten
mit den damaligen Verhältnissen vorhanden; der Arbeitslohn ist nach
europäischen Begriffen noch immer übertrieben hoch und das fieber-
hafte Treiben der Goldsucher durch eine nicht minder fieberhafte
Thätigkeit und Arbeitsamkeit der städtischen Bevölkerung ersetzt.
Die angesammelten Reichthümer sind auch jetzt nicht immer stabil
und werden, wenngleich nicht mehr am Spieltisch, so doch oft nicht
weniger schnell in allerlei abenteuerlichen Speculationen verloren.

Mit dem enormen Aufschwung, den die Stadt in den Jahren
seit der Entdeckung des Goldes genommen hat, haben die Schulen
gleichen Schritt gehalten. Die erste öffentliche Schule wurde im April
1849 errichtet, derzeit bestehen schon über 60 Freischulen für den
Volksschulunterricht. Im Allgemeinen bestehen weit über 100 Unter-
richtsanstalten. Zu diesen gehört an erster Stelle die California-Uni-
versität, die sich in Berkeley, auf der San Francisco gegenüberlie-
genden Seite der Bai befindet und in eine juridische und eine medi-
cinische Facultät zerfällt. Mit letzterer ist auch eine zahnärztliche
Abtheilung verbunden. Von den übrigen wissenschaftlichen Instituten
sind hervorzuheben: Das Cooper Medical College, das Hahnemann

Der grosse Ocean.
durch ihre Schönheit, sondern eher durch ihre Grossartigkeit aus,
wie bespielsweise das Rathhaus im Yerba Buena-Park und die neue
Münze.

Die bergige Natur der Strassen erfordert häufig die Anlage
von Treppen und Terrassen, die sich in ihrer zierlichen Holzcon-
struction ganz besonders hübsch ausnehmen und einen Schmuck der
Strassen bilden.

San Francisco besitzt elf öffentliche, zum Theil in Parks um-
gewandelte Plätze, von welchen der Jefferson Square und der Lafay-
ette-Park hervorzuheben sind. Ausserhalb der Stadt liegen der Bay
View Park und der Golden Gate Park. Letzterer, dessen grösster
Theil ehemals eine Treibsanddüne war, liegt im Westen der Stadt
und dehnt sich bis an die Oceanküste aus. In der Mitte dieses Parks,
der ein Areal von mehr als 400 ha bedeckt, befindet sich ein grosses
Glashaus, das mit zum Theil seltenen tropischen und halbtropischen
Pflanzen gefüllt ist. Die schattigen Spazierwege sind vortrefflich ge-
gehalten und sorgfältigst geebnet und bilden einen beliebten Er-
holungsort.

Die Kaufläden der Stadt sind glänzend ausgestattet, die daselbst
zum Verkaufe ausgebotenen Gegenstände jedoch theuer, wie begreif-
licherweise das ganze Leben in San Francisco. Es sind eben noch
Ueberbleibsel aus der Zeit der Goldfunde und manche Aehnlichkeiten
mit den damaligen Verhältnissen vorhanden; der Arbeitslohn ist nach
europäischen Begriffen noch immer übertrieben hoch und das fieber-
hafte Treiben der Goldsucher durch eine nicht minder fieberhafte
Thätigkeit und Arbeitsamkeit der städtischen Bevölkerung ersetzt.
Die angesammelten Reichthümer sind auch jetzt nicht immer stabil
und werden, wenngleich nicht mehr am Spieltisch, so doch oft nicht
weniger schnell in allerlei abenteuerlichen Speculationen verloren.

Mit dem enormen Aufschwung, den die Stadt in den Jahren
seit der Entdeckung des Goldes genommen hat, haben die Schulen
gleichen Schritt gehalten. Die erste öffentliche Schule wurde im April
1849 errichtet, derzeit bestehen schon über 60 Freischulen für den
Volksschulunterricht. Im Allgemeinen bestehen weit über 100 Unter-
richtsanstalten. Zu diesen gehört an erster Stelle die California-Uni-
versität, die sich in Berkeley, auf der San Francisco gegenüberlie-
genden Seite der Bai befindet und in eine juridische und eine medi-
cinische Facultät zerfällt. Mit letzterer ist auch eine zahnärztliche
Abtheilung verbunden. Von den übrigen wissenschaftlichen Instituten
sind hervorzuheben: Das Cooper Medical College, das Hahnemann

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[326/0342] Der grosse Ocean. durch ihre Schönheit, sondern eher durch ihre Grossartigkeit aus, wie bespielsweise das Rathhaus im Yerba Buena-Park und die neue Münze. Die bergige Natur der Strassen erfordert häufig die Anlage von Treppen und Terrassen, die sich in ihrer zierlichen Holzcon- struction ganz besonders hübsch ausnehmen und einen Schmuck der Strassen bilden. San Francisco besitzt elf öffentliche, zum Theil in Parks um- gewandelte Plätze, von welchen der Jefferson Square und der Lafay- ette-Park hervorzuheben sind. Ausserhalb der Stadt liegen der Bay View Park und der Golden Gate Park. Letzterer, dessen grösster Theil ehemals eine Treibsanddüne war, liegt im Westen der Stadt und dehnt sich bis an die Oceanküste aus. In der Mitte dieses Parks, der ein Areal von mehr als 400 ha bedeckt, befindet sich ein grosses Glashaus, das mit zum Theil seltenen tropischen und halbtropischen Pflanzen gefüllt ist. Die schattigen Spazierwege sind vortrefflich ge- gehalten und sorgfältigst geebnet und bilden einen beliebten Er- holungsort. Die Kaufläden der Stadt sind glänzend ausgestattet, die daselbst zum Verkaufe ausgebotenen Gegenstände jedoch theuer, wie begreif- licherweise das ganze Leben in San Francisco. Es sind eben noch Ueberbleibsel aus der Zeit der Goldfunde und manche Aehnlichkeiten mit den damaligen Verhältnissen vorhanden; der Arbeitslohn ist nach europäischen Begriffen noch immer übertrieben hoch und das fieber- hafte Treiben der Goldsucher durch eine nicht minder fieberhafte Thätigkeit und Arbeitsamkeit der städtischen Bevölkerung ersetzt. Die angesammelten Reichthümer sind auch jetzt nicht immer stabil und werden, wenngleich nicht mehr am Spieltisch, so doch oft nicht weniger schnell in allerlei abenteuerlichen Speculationen verloren. Mit dem enormen Aufschwung, den die Stadt in den Jahren seit der Entdeckung des Goldes genommen hat, haben die Schulen gleichen Schritt gehalten. Die erste öffentliche Schule wurde im April 1849 errichtet, derzeit bestehen schon über 60 Freischulen für den Volksschulunterricht. Im Allgemeinen bestehen weit über 100 Unter- richtsanstalten. Zu diesen gehört an erster Stelle die California-Uni- versität, die sich in Berkeley, auf der San Francisco gegenüberlie- genden Seite der Bai befindet und in eine juridische und eine medi- cinische Facultät zerfällt. Mit letzterer ist auch eine zahnärztliche Abtheilung verbunden. Von den übrigen wissenschaftlichen Instituten sind hervorzuheben: Das Cooper Medical College, das Hahnemann

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/342>, abgerufen am 23.11.2024.