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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Japanische Häfen.
dann die bisher unübertroffenen Lackwaaren (460.841 Dollars), die nach Deutsch-
land, Frankreich und England gehen, sowie Bronzewaaren (162.563 Yen), für
welche Yokohama ein sehr bedeutender Industrieplatz ist, und die Frankreich,
England und Amerika kaufen.

Bemerkenswerth ist auch die Ausfuhr von Holzwaaren, Fächern und Stroh-
geflechten.

Von anderen Erzeugnissen sind hervorzuheben halbseidene Satins für
Deutschland, Frankreich und die Schweiz, und Teppiche.

Die Einfuhr Japans, welche sich zur Zeit des holländischen Monopol-
handels auf wenige europäische Artikel: Uhren, Bücher etc. beschränkte, ist seit
dem grossen Culturumschwunge im beständigen Steigen, und es wird noch lange
dauern, bevor japanische Etablissements den Bedarf an europäischen Producten
decken können, wenn auch das bisher Erreichte höchst staunenswerth ist. Von der
Einfuhr entfallen gut zwei Drittel des Werthes auf Industrieerzeugnisse aus Europa
und Amerika.

Der für den Handel Yokohamas wichtigste Artikel sind Baumwollgarne
(1889 118.393 q, Werth 6,157.089 Yen, 1888 129.643 q), welche aus England und
Indien kommen, und mit denen die im Lande erzeugten Garne nicht concurriren
konnten, weil sie bisher nur aus der im Lande angebauten oder aus China ein-
geführten, also minderwerthigen Baumwolle hergestellt waren, doch kommt jetzt
auch aus Amerika und Indien Baumwolle.

Die Einfuhr von Rohbaumwolle ist wegen Errichtung zahlreicher Spin-
nereien 1889 auf 39.170 q gestiegen.

Im Jahre 1889 hatten die hier eingeführten Baumwollgarne und Fabricate
einen Werth von 8,882.423 Yen, 1888 von 9,337.054 Yen.

Die Einfuhr von Schafwollgarnen und Fabricaten erreichte 1889 einen
Werth von 4,046.236 Yen, an welcher Ziffer wollene Musseline aus Frankreich und
Deutschland, Italian Cloth aus England, Tuche aus Deutschland, Militärtuche aus
England, Flanell aus Deutschland und England und wollene Decken aus England
den Hauptantheil hatten.

Die grösste Zukunft haben wollene Flanelle, welche die Japaner gerne für
nationale Sommer- und Winterkleider verwenden.

Die Einfuhr von Eisen- und Stahlfabricaten erreichte 1889 einen
Werth von 2,553.128 Yen. Roheisen, Stangeneisen und Platten kommen über-
wiegend aus England, Eisenbahnschienen liefert auch Deutschland, in Nägeln
behauptet dieses den ersten Platz.

Maschinen und Instrumente wurden 1889 für 3,892.057 Yen, 1888 für
3,046.974 Yen eingeführt. Die Einfuhr von Nähmaschinen aus Deutschland geht
zurück, weil in Japan die Strömung gegen das Tragen europäischer Kleidung wieder
mächtiger wird und japanische Gewänder nicht mit der Maschine, sondern aus-
schliesslich mit der Hand genäht werden.

Taschenuhren wurden 1889 119.702 Stück, Wanduhren 82.228 Stück ein-
geführt. Wichtig ist die Einfuhr von Locomotiven, Dampfkesseln, Waggons,
Maschinen für Papier-, Spinn- und Webefabriken.

Für Droguen, Chemikalien und pharmaceutische Producte ist Yokohama
der wichtigste Platz Japans. Die Einfuhr steigt, weil die vielen neu errichteten
Papier-, Glas- und anderen Fabriken gute Abnehmer sind.


Japanische Häfen.
dann die bisher unübertroffenen Lackwaaren (460.841 Dollars), die nach Deutsch-
land, Frankreich und England gehen, sowie Bronzewaaren (162.563 Yen), für
welche Yokohama ein sehr bedeutender Industrieplatz ist, und die Frankreich,
England und Amerika kaufen.

Bemerkenswerth ist auch die Ausfuhr von Holzwaaren, Fächern und Stroh-
geflechten.

Von anderen Erzeugnissen sind hervorzuheben halbseidene Satins für
Deutschland, Frankreich und die Schweiz, und Teppiche.

Die Einfuhr Japans, welche sich zur Zeit des holländischen Monopol-
handels auf wenige europäische Artikel: Uhren, Bücher etc. beschränkte, ist seit
dem grossen Culturumschwunge im beständigen Steigen, und es wird noch lange
dauern, bevor japanische Etablissements den Bedarf an europäischen Producten
decken können, wenn auch das bisher Erreichte höchst staunenswerth ist. Von der
Einfuhr entfallen gut zwei Drittel des Werthes auf Industrieerzeugnisse aus Europa
und Amerika.

Der für den Handel Yokohamas wichtigste Artikel sind Baumwollgarne
(1889 118.393 q, Werth 6,157.089 Yen, 1888 129.643 q), welche aus England und
Indien kommen, und mit denen die im Lande erzeugten Garne nicht concurriren
konnten, weil sie bisher nur aus der im Lande angebauten oder aus China ein-
geführten, also minderwerthigen Baumwolle hergestellt waren, doch kommt jetzt
auch aus Amerika und Indien Baumwolle.

Die Einfuhr von Rohbaumwolle ist wegen Errichtung zahlreicher Spin-
nereien 1889 auf 39.170 q gestiegen.

Im Jahre 1889 hatten die hier eingeführten Baumwollgarne und Fabricate
einen Werth von 8,882.423 Yen, 1888 von 9,337.054 Yen.

Die Einfuhr von Schafwollgarnen und Fabricaten erreichte 1889 einen
Werth von 4,046.236 Yen, an welcher Ziffer wollene Musseline aus Frankreich und
Deutschland, Italian Cloth aus England, Tuche aus Deutschland, Militärtuche aus
England, Flanell aus Deutschland und England und wollene Decken aus England
den Hauptantheil hatten.

Die grösste Zukunft haben wollene Flanelle, welche die Japaner gerne für
nationale Sommer- und Winterkleider verwenden.

Die Einfuhr von Eisen- und Stahlfabricaten erreichte 1889 einen
Werth von 2,553.128 Yen. Roheisen, Stangeneisen und Platten kommen über-
wiegend aus England, Eisenbahnschienen liefert auch Deutschland, in Nägeln
behauptet dieses den ersten Platz.

Maschinen und Instrumente wurden 1889 für 3,892.057 Yen, 1888 für
3,046.974 Yen eingeführt. Die Einfuhr von Nähmaschinen aus Deutschland geht
zurück, weil in Japan die Strömung gegen das Tragen europäischer Kleidung wieder
mächtiger wird und japanische Gewänder nicht mit der Maschine, sondern aus-
schliesslich mit der Hand genäht werden.

Taschenuhren wurden 1889 119.702 Stück, Wanduhren 82.228 Stück ein-
geführt. Wichtig ist die Einfuhr von Locomotiven, Dampfkesseln, Waggons,
Maschinen für Papier-, Spinn- und Webefabriken.

Für Droguen, Chemikalien und pharmaceutische Producte ist Yokohama
der wichtigste Platz Japans. Die Einfuhr steigt, weil die vielen neu errichteten
Papier-, Glas- und anderen Fabriken gute Abnehmer sind.


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[359/0375] Japanische Häfen. dann die bisher unübertroffenen Lackwaaren (460.841 Dollars), die nach Deutsch- land, Frankreich und England gehen, sowie Bronzewaaren (162.563 Yen), für welche Yokohama ein sehr bedeutender Industrieplatz ist, und die Frankreich, England und Amerika kaufen. Bemerkenswerth ist auch die Ausfuhr von Holzwaaren, Fächern und Stroh- geflechten. Von anderen Erzeugnissen sind hervorzuheben halbseidene Satins für Deutschland, Frankreich und die Schweiz, und Teppiche. Die Einfuhr Japans, welche sich zur Zeit des holländischen Monopol- handels auf wenige europäische Artikel: Uhren, Bücher etc. beschränkte, ist seit dem grossen Culturumschwunge im beständigen Steigen, und es wird noch lange dauern, bevor japanische Etablissements den Bedarf an europäischen Producten decken können, wenn auch das bisher Erreichte höchst staunenswerth ist. Von der Einfuhr entfallen gut zwei Drittel des Werthes auf Industrieerzeugnisse aus Europa und Amerika. Der für den Handel Yokohamas wichtigste Artikel sind Baumwollgarne (1889 118.393 q, Werth 6,157.089 Yen, 1888 129.643 q), welche aus England und Indien kommen, und mit denen die im Lande erzeugten Garne nicht concurriren konnten, weil sie bisher nur aus der im Lande angebauten oder aus China ein- geführten, also minderwerthigen Baumwolle hergestellt waren, doch kommt jetzt auch aus Amerika und Indien Baumwolle. Die Einfuhr von Rohbaumwolle ist wegen Errichtung zahlreicher Spin- nereien 1889 auf 39.170 q gestiegen. Im Jahre 1889 hatten die hier eingeführten Baumwollgarne und Fabricate einen Werth von 8,882.423 Yen, 1888 von 9,337.054 Yen. Die Einfuhr von Schafwollgarnen und Fabricaten erreichte 1889 einen Werth von 4,046.236 Yen, an welcher Ziffer wollene Musseline aus Frankreich und Deutschland, Italian Cloth aus England, Tuche aus Deutschland, Militärtuche aus England, Flanell aus Deutschland und England und wollene Decken aus England den Hauptantheil hatten. Die grösste Zukunft haben wollene Flanelle, welche die Japaner gerne für nationale Sommer- und Winterkleider verwenden. Die Einfuhr von Eisen- und Stahlfabricaten erreichte 1889 einen Werth von 2,553.128 Yen. Roheisen, Stangeneisen und Platten kommen über- wiegend aus England, Eisenbahnschienen liefert auch Deutschland, in Nägeln behauptet dieses den ersten Platz. Maschinen und Instrumente wurden 1889 für 3,892.057 Yen, 1888 für 3,046.974 Yen eingeführt. Die Einfuhr von Nähmaschinen aus Deutschland geht zurück, weil in Japan die Strömung gegen das Tragen europäischer Kleidung wieder mächtiger wird und japanische Gewänder nicht mit der Maschine, sondern aus- schliesslich mit der Hand genäht werden. Taschenuhren wurden 1889 119.702 Stück, Wanduhren 82.228 Stück ein- geführt. Wichtig ist die Einfuhr von Locomotiven, Dampfkesseln, Waggons, Maschinen für Papier-, Spinn- und Webefabriken. Für Droguen, Chemikalien und pharmaceutische Producte ist Yokohama der wichtigste Platz Japans. Die Einfuhr steigt, weil die vielen neu errichteten Papier-, Glas- und anderen Fabriken gute Abnehmer sind.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/375>, abgerufen am 22.11.2024.