gleicher Menge; die gesammte Stadtbevölkerung scheint sich allnächtlich hier einzufinden.
Anpreisen und Feilschen, Gelächter und Gekicher, dazu die Klänge von Saiteninstrumenten und Trommeln, welche aus den Gesell- schaftsräumen der die Tempelgründe umgebenden Theehäuser stammen, geben ein Chaos von Tönen, das nur insoferne einheitlich erscheint, als es Nacht für Nacht die gleiche Klangfarbe ungezwungener und ge-
[Abbildung]
Kobe.
sunder Heiterkeit annimmt. Hier ist es immer Sonntag, und wenn auch der am Feuer sich drehende Spiess fehlt, so ist dennoch für Befriedigung des Magens nach japanischen Begriffen in lucullischer Weise vorge- sorgt: Gehobeltes Eis, halbgesottene Bohnen, Streuzucker, bisquit- artiges Gebäck und Thee sind Jedermann in Menge um sehr be- scheidene Münze zugänglich.
In Hiogo selbst jenseits des Minatogawa reiht sich Haus an Haus in regelmässigen Zeilen, von denen eine der anderen zum Ver- wechseln ähnlich sieht. Strassen und Gassen sind schmäler als im japanischen Theile Kobes und die Häuser kleiner und unansehn-
Der grosse Ocean.
gleicher Menge; die gesammte Stadtbevölkerung scheint sich allnächtlich hier einzufinden.
Anpreisen und Feilschen, Gelächter und Gekicher, dazu die Klänge von Saiteninstrumenten und Trommeln, welche aus den Gesell- schaftsräumen der die Tempelgründe umgebenden Theehäuser stammen, geben ein Chaos von Tönen, das nur insoferne einheitlich erscheint, als es Nacht für Nacht die gleiche Klangfarbe ungezwungener und ge-
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Kobé.
sunder Heiterkeit annimmt. Hier ist es immer Sonntag, und wenn auch der am Feuer sich drehende Spiess fehlt, so ist dennoch für Befriedigung des Magens nach japanischen Begriffen in lucullischer Weise vorge- sorgt: Gehobeltes Eis, halbgesottene Bohnen, Streuzucker, bisquit- artiges Gebäck und Thee sind Jedermann in Menge um sehr be- scheidene Münze zugänglich.
In Hiogo selbst jenseits des Minatogawa reiht sich Haus an Haus in regelmässigen Zeilen, von denen eine der anderen zum Ver- wechseln ähnlich sieht. Strassen und Gassen sind schmäler als im japanischen Theile Kobés und die Häuser kleiner und unansehn-
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Der grosse Ocean.
gleicher Menge; die gesammte Stadtbevölkerung scheint sich allnächtlich
hier einzufinden.
Anpreisen und Feilschen, Gelächter und Gekicher, dazu die
Klänge von Saiteninstrumenten und Trommeln, welche aus den Gesell-
schaftsräumen der die Tempelgründe umgebenden Theehäuser stammen,
geben ein Chaos von Tönen, das nur insoferne einheitlich erscheint,
als es Nacht für Nacht die gleiche Klangfarbe ungezwungener und ge-
[Abbildung Kobé.]
sunder Heiterkeit annimmt. Hier ist es immer Sonntag, und wenn auch der
am Feuer sich drehende Spiess fehlt, so ist dennoch für Befriedigung
des Magens nach japanischen Begriffen in lucullischer Weise vorge-
sorgt: Gehobeltes Eis, halbgesottene Bohnen, Streuzucker, bisquit-
artiges Gebäck und Thee sind Jedermann in Menge um sehr be-
scheidene Münze zugänglich.
In Hiogo selbst jenseits des Minatogawa reiht sich Haus an
Haus in regelmässigen Zeilen, von denen eine der anderen zum Ver-
wechseln ähnlich sieht. Strassen und Gassen sind schmäler als im
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/380>, abgerufen am 22.11.2024.
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