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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Chinesische Häfen.
Land noch nicht dicht bevölkert ist. In dem Alluvialthale des
Liauho gedeihen massenhaft Hülsenfrüchte, die gebirgigen Theile
liefern Holz und wilde Seide, die nächstwichtigen Ausfuhrartikel von
Niutschuan.

Das Futter ist im Lande billig, das Strassennetz ist ausgedehnt;
in der Geschäftszeit kommen täglich 1000, und wenn die Wege
durch den Frost hart geworden, auch bei 2000 der landesüblichen
Karren nach Niutschuan und bringen oft aus einer Entfernung von
700--800 km Bohnen, Bohnenkuchen und Hirse.

Niutschuan wurde 1858 dem auswärtigen Handel eröffnet. Sein
Handel hängt von der localen Ernte in Getreide und Hülsenfrüchten
ab und nahm, da diese 1889 und 1890 sehr günstig waren, in diesen
Jahren einen grossen Aufschwung.

Da fast die gesammte Ausfuhr einheimischer Producte (1890
7,197.816, 1889 5,567.569 Hk. Tls.) nach den chinesischen Häfen Schatou, Canton
und Schanghai gerichtet ist, so genügt es hier, mitzutheilen, dass über Niutschuan
1890 1,170.700 q, 1889 1,158.809 q Bohnen, 1890 1,586.825 q, 1888 1,893.334 q
Bohnenkuchen, welche man als Düngemittel verwendet, 1889 34.420 q Boh-
nenöl
, 1890 9668 q, 1889 4802 q wilde Seide und 1889 954 q (Werth 328.195
Hk. Tls.) Ginseng versendet wurden.

Die Einfuhr einheimischer Producte (1890 2801,408, 1889 1,678.394
Hk. Tls.) erfolgt ausschliesslich aus Schanghai, die Einfuhr fremder Waaren
(1890 4,449.057, 1889 2,204.041 Hk. Tls.) nur über Hongkong und chinesische
Häfen. Die Hauptartikel der letzteren sind Baumwollstoffe und Garne, Schafwoll-
stoffe, Metalle, Zündhölzchen und Opium.

Dieser Hafen hat nicht nur einen geringen directen Verkehr mit dem Aus-
lande, sondern auch fast keinen Reexport.

Der Schiffsverkehr betrug 1889 418 Dampfer mit 345.308 T, 88 Segel-
schiffe mit 38.976 T, zusammen 506 Schiffe mit 384.284 T, 1890, wo der Ver-
kehr den aller früheren Jahre seit Eröffnung des Hafens für den fremden
Verkehr übertraf, liefen 289 Dampfer mit 239.951 T, 65 Segler mit 27.871 T,
zusammen also 354 Schiffe mit 267.832 T ein.

Von der Tonnenzahl kamen 1890 50 % auf englische und 20 % auf deutsche
Schiffe.

Die Schiffahrt ist wie bei allen Häfen am Meerbusen von Petschili durch
drei Monate wegen Eis geschlossen.

Niutschuan ist Station des kaiserlich chinesischen Telegraphennetzes.

Ganz im Norden von China, zwanzig Breitengrade von der
südlichen und nur einen von der nördlichen Grenze des Reiches ent-
fernt liegt in einer Ebene, die im Norden halbkreisförmig von herrlich
geformten Bergen umragt wird, die kaiserliche Residenz Peking.
Ihr Hafen ist das im Südosten 130 km weit entfernte Tientsin, dessen
Chinesenstadt den Ruf hat, ganz besonders schmutzig zu sein.

50*

Chinesische Häfen.
Land noch nicht dicht bevölkert ist. In dem Alluvialthale des
Liauho gedeihen massenhaft Hülsenfrüchte, die gebirgigen Theile
liefern Holz und wilde Seide, die nächstwichtigen Ausfuhrartikel von
Niutschuan.

Das Futter ist im Lande billig, das Strassennetz ist ausgedehnt;
in der Geschäftszeit kommen täglich 1000, und wenn die Wege
durch den Frost hart geworden, auch bei 2000 der landesüblichen
Karren nach Niutschuan und bringen oft aus einer Entfernung von
700—800 km Bohnen, Bohnenkuchen und Hirse.

Niutschuan wurde 1858 dem auswärtigen Handel eröffnet. Sein
Handel hängt von der localen Ernte in Getreide und Hülsenfrüchten
ab und nahm, da diese 1889 und 1890 sehr günstig waren, in diesen
Jahren einen grossen Aufschwung.

Da fast die gesammte Ausfuhr einheimischer Producte (1890
7,197.816, 1889 5,567.569 Hk. Tls.) nach den chinesischen Häfen Schatou, Canton
und Schanghai gerichtet ist, so genügt es hier, mitzutheilen, dass über Niutschuan
1890 1,170.700 q, 1889 1,158.809 q Bohnen, 1890 1,586.825 q, 1888 1,893.334 q
Bohnenkuchen, welche man als Düngemittel verwendet, 1889 34.420 q Boh-
nenöl
, 1890 9668 q, 1889 4802 q wilde Seide und 1889 954 q (Werth 328.195
Hk. Tls.) Ginseng versendet wurden.

Die Einfuhr einheimischer Producte (1890 2801,408, 1889 1,678.394
Hk. Tls.) erfolgt ausschliesslich aus Schanghai, die Einfuhr fremder Waaren
(1890 4,449.057, 1889 2,204.041 Hk. Tls.) nur über Hongkong und chinesische
Häfen. Die Hauptartikel der letzteren sind Baumwollstoffe und Garne, Schafwoll-
stoffe, Metalle, Zündhölzchen und Opium.

Dieser Hafen hat nicht nur einen geringen directen Verkehr mit dem Aus-
lande, sondern auch fast keinen Reexport.

Der Schiffsverkehr betrug 1889 418 Dampfer mit 345.308 T, 88 Segel-
schiffe mit 38.976 T, zusammen 506 Schiffe mit 384.284 T, 1890, wo der Ver-
kehr den aller früheren Jahre seit Eröffnung des Hafens für den fremden
Verkehr übertraf, liefen 289 Dampfer mit 239.951 T, 65 Segler mit 27.871 T,
zusammen also 354 Schiffe mit 267.832 T ein.

Von der Tonnenzahl kamen 1890 50 % auf englische und 20 % auf deutsche
Schiffe.

Die Schiffahrt ist wie bei allen Häfen am Meerbusen von Petschili durch
drei Monate wegen Eis geschlossen.

Niutschuan ist Station des kaiserlich chinesischen Telegraphennetzes.

Ganz im Norden von China, zwanzig Breitengrade von der
südlichen und nur einen von der nördlichen Grenze des Reiches ent-
fernt liegt in einer Ebene, die im Norden halbkreisförmig von herrlich
geformten Bergen umragt wird, die kaiserliche Residenz Peking.
Ihr Hafen ist das im Südosten 130 km weit entfernte Tientsin, dessen
Chinesenstadt den Ruf hat, ganz besonders schmutzig zu sein.

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[395/0411] Chinesische Häfen. Land noch nicht dicht bevölkert ist. In dem Alluvialthale des Liauho gedeihen massenhaft Hülsenfrüchte, die gebirgigen Theile liefern Holz und wilde Seide, die nächstwichtigen Ausfuhrartikel von Niutschuan. Das Futter ist im Lande billig, das Strassennetz ist ausgedehnt; in der Geschäftszeit kommen täglich 1000, und wenn die Wege durch den Frost hart geworden, auch bei 2000 der landesüblichen Karren nach Niutschuan und bringen oft aus einer Entfernung von 700—800 km Bohnen, Bohnenkuchen und Hirse. Niutschuan wurde 1858 dem auswärtigen Handel eröffnet. Sein Handel hängt von der localen Ernte in Getreide und Hülsenfrüchten ab und nahm, da diese 1889 und 1890 sehr günstig waren, in diesen Jahren einen grossen Aufschwung. Da fast die gesammte Ausfuhr einheimischer Producte (1890 7,197.816, 1889 5,567.569 Hk. Tls.) nach den chinesischen Häfen Schatou, Canton und Schanghai gerichtet ist, so genügt es hier, mitzutheilen, dass über Niutschuan 1890 1,170.700 q, 1889 1,158.809 q Bohnen, 1890 1,586.825 q, 1888 1,893.334 q Bohnenkuchen, welche man als Düngemittel verwendet, 1889 34.420 q Boh- nenöl, 1890 9668 q, 1889 4802 q wilde Seide und 1889 954 q (Werth 328.195 Hk. Tls.) Ginseng versendet wurden. Die Einfuhr einheimischer Producte (1890 2801,408, 1889 1,678.394 Hk. Tls.) erfolgt ausschliesslich aus Schanghai, die Einfuhr fremder Waaren (1890 4,449.057, 1889 2,204.041 Hk. Tls.) nur über Hongkong und chinesische Häfen. Die Hauptartikel der letzteren sind Baumwollstoffe und Garne, Schafwoll- stoffe, Metalle, Zündhölzchen und Opium. Dieser Hafen hat nicht nur einen geringen directen Verkehr mit dem Aus- lande, sondern auch fast keinen Reexport. Der Schiffsverkehr betrug 1889 418 Dampfer mit 345.308 T, 88 Segel- schiffe mit 38.976 T, zusammen 506 Schiffe mit 384.284 T, 1890, wo der Ver- kehr den aller früheren Jahre seit Eröffnung des Hafens für den fremden Verkehr übertraf, liefen 289 Dampfer mit 239.951 T, 65 Segler mit 27.871 T, zusammen also 354 Schiffe mit 267.832 T ein. Von der Tonnenzahl kamen 1890 50 % auf englische und 20 % auf deutsche Schiffe. Die Schiffahrt ist wie bei allen Häfen am Meerbusen von Petschili durch drei Monate wegen Eis geschlossen. Niutschuan ist Station des kaiserlich chinesischen Telegraphennetzes. Ganz im Norden von China, zwanzig Breitengrade von der südlichen und nur einen von der nördlichen Grenze des Reiches ent- fernt liegt in einer Ebene, die im Norden halbkreisförmig von herrlich geformten Bergen umragt wird, die kaiserliche Residenz Peking. Ihr Hafen ist das im Südosten 130 km weit entfernte Tientsin, dessen Chinesenstadt den Ruf hat, ganz besonders schmutzig zu sein. 50*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/411>, abgerufen am 22.11.2024.