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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.
wird erst seit 1889 benützt, weil die Franzosen ein ausgedehntes
Terrain, angrenzend an den Yamen des Vicekönigs besitzen, wo auch
ihre obenerwähnte gothische Kathedrale steht.

Am linken Ufer des Flusses liegt der Stadt gegenüber die Insel
Honam; das Ufer ist dort ebenso wie die Insel vollkommen flach,
selbst am Horizont sind keine merklichen Bodenerhebungen zu sehen.
Häufige Baumgruppen, welche die einzelnen Häuser und Hüttenpartien
beschatten und verbergen, schützen das Bild vor allzu grosser Ein-
tönigkeit.

Den Europäer interessirt auch das schon genannte Wham-
poa
, die "Bambusstadt". Hier landeten die Portugiesen zuerst,
nachdem es ihnen gestattet worden war, mit den Chinesen Handel
zu treiben, und hier mussten durch Jahrhunderte alle Schiffe der
Fremden vor Anker gehen.

In den letzten Jahren ist Whampoa wieder der eigentliche
Hafen von Canton geworden, weil Schiffe, deren Tiefgang grösser als
10 Fuss bis 11 Fuss 6 Zoll bei rund 1000 Tonnen Ladung ist, nicht
nach Canton hinaufkommen können, bis die den Hauptfluss schlies-
sende Sperre hinweggeschafft ist. Die Kaufleute von Canton rechnen
darauf, dass dies noch vor Ablauf des Jahres 1891 der Fall sein
werde.

Für den Zeitraum aber, auf welchen sich unsere Darstellung
bezieht, muss man streng genommen von dem Hafen Canton-Wham-
poa
reden.

In Whampoa finden wir ein kaiserliches Zollamt und ausgedehnte
Docks, die dem Staate gehören. Die Chinesen haben hieher auch
den Sitz einer See- und Militärakademie und eines Torpedo- und See-
minen-Departements verlegt.

Nach den Veröffentlichungen der Imperial Maritime Customs ist der
Handel von Canton im Laufe der letzten Jahre im Ganzen stationär geblieben,
trotzdem die Stadt ein fruchtbares und reiches Hinterland besitzt und mit
den Provinzen, deren Handel von ihr aus vermittelt wird, einen grossen Bedarf
an ausländischen Waaren hat.

Wir bemerken ferner, dass wegen der Nähe von Hongkong in der Ver-
mittlung des auswärtigen Handels unseres Hafens der Verkehr der Dschunken, die
nicht vor dieselbe Zollbehörde gehören, wie die fremden Schiffe, eine grössere Be-
deutung besitzt, als in einem anderen Vertragshafen von China. Das zeigt sich zu-
nächst in dem geringen Umfange der Wiederausfuhr, so weit diese durch ausländische
Fahrzeuge vermittelt wird. Die an und für sich nicht grossen Schwankungen zwischen
den einzelnen Jahren können auch davon herrühren, dass die chinesischen Kaufleute
in dem einen Jahr ihre Waaren mit den Dschunken befördern, deren Thätigkeit
in der unten aufgeführten Tabelle nicht enthalten ist, in einem anderen Jahre die

Der grosse Ocean.
wird erst seit 1889 benützt, weil die Franzosen ein ausgedehntes
Terrain, angrenzend an den Yamen des Vicekönigs besitzen, wo auch
ihre obenerwähnte gothische Kathedrale steht.

Am linken Ufer des Flusses liegt der Stadt gegenüber die Insel
Honam; das Ufer ist dort ebenso wie die Insel vollkommen flach,
selbst am Horizont sind keine merklichen Bodenerhebungen zu sehen.
Häufige Baumgruppen, welche die einzelnen Häuser und Hüttenpartien
beschatten und verbergen, schützen das Bild vor allzu grosser Ein-
tönigkeit.

Den Europäer interessirt auch das schon genannte Wham-
poa
, die „Bambusstadt“. Hier landeten die Portugiesen zuerst,
nachdem es ihnen gestattet worden war, mit den Chinesen Handel
zu treiben, und hier mussten durch Jahrhunderte alle Schiffe der
Fremden vor Anker gehen.

In den letzten Jahren ist Whampoa wieder der eigentliche
Hafen von Canton geworden, weil Schiffe, deren Tiefgang grösser als
10 Fuss bis 11 Fuss 6 Zoll bei rund 1000 Tonnen Ladung ist, nicht
nach Canton hinaufkommen können, bis die den Hauptfluss schlies-
sende Sperre hinweggeschafft ist. Die Kaufleute von Canton rechnen
darauf, dass dies noch vor Ablauf des Jahres 1891 der Fall sein
werde.

Für den Zeitraum aber, auf welchen sich unsere Darstellung
bezieht, muss man streng genommen von dem Hafen Canton-Wham-
poa
reden.

In Whampoa finden wir ein kaiserliches Zollamt und ausgedehnte
Docks, die dem Staate gehören. Die Chinesen haben hieher auch
den Sitz einer See- und Militärakademie und eines Torpedo- und See-
minen-Departements verlegt.

Nach den Veröffentlichungen der Imperial Maritime Customs ist der
Handel von Canton im Laufe der letzten Jahre im Ganzen stationär geblieben,
trotzdem die Stadt ein fruchtbares und reiches Hinterland besitzt und mit
den Provinzen, deren Handel von ihr aus vermittelt wird, einen grossen Bedarf
an ausländischen Waaren hat.

Wir bemerken ferner, dass wegen der Nähe von Hongkong in der Ver-
mittlung des auswärtigen Handels unseres Hafens der Verkehr der Dschunken, die
nicht vor dieselbe Zollbehörde gehören, wie die fremden Schiffe, eine grössere Be-
deutung besitzt, als in einem anderen Vertragshafen von China. Das zeigt sich zu-
nächst in dem geringen Umfange der Wiederausfuhr, so weit diese durch ausländische
Fahrzeuge vermittelt wird. Die an und für sich nicht grossen Schwankungen zwischen
den einzelnen Jahren können auch davon herrühren, dass die chinesischen Kaufleute
in dem einen Jahr ihre Waaren mit den Dschunken befördern, deren Thätigkeit
in der unten aufgeführten Tabelle nicht enthalten ist, in einem anderen Jahre die

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[446/0462] Der grosse Ocean. wird erst seit 1889 benützt, weil die Franzosen ein ausgedehntes Terrain, angrenzend an den Yamen des Vicekönigs besitzen, wo auch ihre obenerwähnte gothische Kathedrale steht. Am linken Ufer des Flusses liegt der Stadt gegenüber die Insel Honam; das Ufer ist dort ebenso wie die Insel vollkommen flach, selbst am Horizont sind keine merklichen Bodenerhebungen zu sehen. Häufige Baumgruppen, welche die einzelnen Häuser und Hüttenpartien beschatten und verbergen, schützen das Bild vor allzu grosser Ein- tönigkeit. Den Europäer interessirt auch das schon genannte Wham- poa, die „Bambusstadt“. Hier landeten die Portugiesen zuerst, nachdem es ihnen gestattet worden war, mit den Chinesen Handel zu treiben, und hier mussten durch Jahrhunderte alle Schiffe der Fremden vor Anker gehen. In den letzten Jahren ist Whampoa wieder der eigentliche Hafen von Canton geworden, weil Schiffe, deren Tiefgang grösser als 10 Fuss bis 11 Fuss 6 Zoll bei rund 1000 Tonnen Ladung ist, nicht nach Canton hinaufkommen können, bis die den Hauptfluss schlies- sende Sperre hinweggeschafft ist. Die Kaufleute von Canton rechnen darauf, dass dies noch vor Ablauf des Jahres 1891 der Fall sein werde. Für den Zeitraum aber, auf welchen sich unsere Darstellung bezieht, muss man streng genommen von dem Hafen Canton-Wham- poa reden. In Whampoa finden wir ein kaiserliches Zollamt und ausgedehnte Docks, die dem Staate gehören. Die Chinesen haben hieher auch den Sitz einer See- und Militärakademie und eines Torpedo- und See- minen-Departements verlegt. Nach den Veröffentlichungen der Imperial Maritime Customs ist der Handel von Canton im Laufe der letzten Jahre im Ganzen stationär geblieben, trotzdem die Stadt ein fruchtbares und reiches Hinterland besitzt und mit den Provinzen, deren Handel von ihr aus vermittelt wird, einen grossen Bedarf an ausländischen Waaren hat. Wir bemerken ferner, dass wegen der Nähe von Hongkong in der Ver- mittlung des auswärtigen Handels unseres Hafens der Verkehr der Dschunken, die nicht vor dieselbe Zollbehörde gehören, wie die fremden Schiffe, eine grössere Be- deutung besitzt, als in einem anderen Vertragshafen von China. Das zeigt sich zu- nächst in dem geringen Umfange der Wiederausfuhr, so weit diese durch ausländische Fahrzeuge vermittelt wird. Die an und für sich nicht grossen Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren können auch davon herrühren, dass die chinesischen Kaufleute in dem einen Jahr ihre Waaren mit den Dschunken befördern, deren Thätigkeit in der unten aufgeführten Tabelle nicht enthalten ist, in einem anderen Jahre die

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/462>, abgerufen am 22.11.2024.