das Ganze ist ein Geschenk des Königs von Siam. Den Glanzpunkt des Museums bildet dessen ethnologische Sammlung, von deren reichem Inhalt die Abtheilung Sumatra und der Nachlass des Sultans von Atjeh sowohl des reellen als des künstlerischen Werthes halber hervorragen. Besonders vollständig ist die Abtheilung Mittel- und Ost-Java.
Die archäologische Sammlung, obwohl jüngeren Datums, ist immerhin sehenswerth, die numismatische Sammlung von anerkanntem Weltrufe und speciell in Bezug auf Niederländisch-Indien fast voll- ständig.
Der zoologisch-botanische Garten, Planten en dierentuin, ist im Parke des von der Stadt angekauften alten Palais des Prinzen (Raden) Saleh eingerichtet worden, doch von keinerlei wissenschaftlichem Werth, wenngleich als Vergnügungsort (und Restaurant) an Sonntagen ein beliebtes Ausflugsziel.
Die inländische Polizei ist gut organisirt, doch von den Ein- geborenen mehr verabscheut als gefürchtet. Längs der Strassen stehen zahlreiche kleine steinerne Wachhäuschen, vor denen der Gentong (Tongtong) hängt. Dies ist ein ausgehöhlter Block von Nangkaholz mit einer schmalen Spalte als Oeffnung, die beim Schlagen laute Töne gibt, welche den Polizeiposten als Signale dienen. Ueberdies befinden sich auch in jedem dieser Häuschen lange hölzerne Gabeln mit dornigen Zweigen, deren grosse Dorne nach rückwärts stehen und auf diese Weise Fanginstrumente bilden, die gegen Widerspenstige angewendet werden. Insbesondere werthvoll sind diese Gabeln gegen die Amokläufer (orang amok), die in ihrem Laufe alles Lebendige, das ihnen in den Weg kommt, in blindem Fanatismus tödten.
Die Tiefe der Bai von Batavia nimmt, wie schon erwähnt, infolge der beständigen Anschwemmungen des Tjiliwong stetig ab. Die Regierung sah sich daher genöthigt, bei Tandjong Priok einen künstlichen Hafen anzulegen, der mit der alten Stadt durch eine Eisenbahn, eine breite Fahrstrasse und einen Canal verbunden wurde. Der Waarentransport bewegt sich hauptsächlich auf den Wasser- strassen, trotzdem sind auch die Fahrstrassen ungemein belebt, weil Jedermann, so weit eben thunlich, fährt.
Die Eisenbahnlinien Batavias sind die von der Stadt (Station Rathhaus-Plein) nach Tandjong Priok führende Staatsbahn und die Privatbahnen nach Buitenzorg und Bekassie (Ooster-Bahn). Letztere Bahnen haben ihren Bahnhof in Weltevreden am Konings-Plein. Die
Der grosse Ocean.
das Ganze ist ein Geschenk des Königs von Siam. Den Glanzpunkt des Museums bildet dessen ethnologische Sammlung, von deren reichem Inhalt die Abtheilung Sumatra und der Nachlass des Sultans von Atjeh sowohl des reellen als des künstlerischen Werthes halber hervorragen. Besonders vollständig ist die Abtheilung Mittel- und Ost-Java.
Die archäologische Sammlung, obwohl jüngeren Datums, ist immerhin sehenswerth, die numismatische Sammlung von anerkanntem Weltrufe und speciell in Bezug auf Niederländisch-Indien fast voll- ständig.
Der zoologisch-botanische Garten, Planten en dierentuin, ist im Parke des von der Stadt angekauften alten Palais des Prinzen (Raden) Saleh eingerichtet worden, doch von keinerlei wissenschaftlichem Werth, wenngleich als Vergnügungsort (und Restaurant) an Sonntagen ein beliebtes Ausflugsziel.
Die inländische Polizei ist gut organisirt, doch von den Ein- geborenen mehr verabscheut als gefürchtet. Längs der Strassen stehen zahlreiche kleine steinerne Wachhäuschen, vor denen der Gentong (Tongtong) hängt. Dies ist ein ausgehöhlter Block von Nangkaholz mit einer schmalen Spalte als Oeffnung, die beim Schlagen laute Töne gibt, welche den Polizeiposten als Signale dienen. Ueberdies befinden sich auch in jedem dieser Häuschen lange hölzerne Gabeln mit dornigen Zweigen, deren grosse Dorne nach rückwärts stehen und auf diese Weise Fanginstrumente bilden, die gegen Widerspenstige angewendet werden. Insbesondere werthvoll sind diese Gabeln gegen die Amokläufer (orang amok), die in ihrem Laufe alles Lebendige, das ihnen in den Weg kommt, in blindem Fanatismus tödten.
Die Tiefe der Bai von Batavia nimmt, wie schon erwähnt, infolge der beständigen Anschwemmungen des Tjiliwong stetig ab. Die Regierung sah sich daher genöthigt, bei Tandjong Priok einen künstlichen Hafen anzulegen, der mit der alten Stadt durch eine Eisenbahn, eine breite Fahrstrasse und einen Canal verbunden wurde. Der Waarentransport bewegt sich hauptsächlich auf den Wasser- strassen, trotzdem sind auch die Fahrstrassen ungemein belebt, weil Jedermann, so weit eben thunlich, fährt.
Die Eisenbahnlinien Batavias sind die von der Stadt (Station Rathhaus-Plein) nach Tandjong Priok führende Staatsbahn und die Privatbahnen nach Buitenzorg und Bekassie (Ooster-Bahn). Letztere Bahnen haben ihren Bahnhof in Weltevreden am Konings-Plein. Die
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[504/0520]
Der grosse Ocean.
das Ganze ist ein Geschenk des Königs von Siam. Den Glanzpunkt
des Museums bildet dessen ethnologische Sammlung, von deren
reichem Inhalt die Abtheilung Sumatra und der Nachlass des Sultans
von Atjeh sowohl des reellen als des künstlerischen Werthes halber
hervorragen. Besonders vollständig ist die Abtheilung Mittel- und
Ost-Java.
Die archäologische Sammlung, obwohl jüngeren Datums, ist
immerhin sehenswerth, die numismatische Sammlung von anerkanntem
Weltrufe und speciell in Bezug auf Niederländisch-Indien fast voll-
ständig.
Der zoologisch-botanische Garten, Planten en dierentuin, ist im
Parke des von der Stadt angekauften alten Palais des Prinzen (Raden)
Saleh eingerichtet worden, doch von keinerlei wissenschaftlichem
Werth, wenngleich als Vergnügungsort (und Restaurant) an Sonntagen
ein beliebtes Ausflugsziel.
Die inländische Polizei ist gut organisirt, doch von den Ein-
geborenen mehr verabscheut als gefürchtet. Längs der Strassen
stehen zahlreiche kleine steinerne Wachhäuschen, vor denen der
Gentong (Tongtong) hängt. Dies ist ein ausgehöhlter Block von
Nangkaholz mit einer schmalen Spalte als Oeffnung, die beim
Schlagen laute Töne gibt, welche den Polizeiposten als Signale
dienen. Ueberdies befinden sich auch in jedem dieser Häuschen
lange hölzerne Gabeln mit dornigen Zweigen, deren grosse Dorne
nach rückwärts stehen und auf diese Weise Fanginstrumente bilden,
die gegen Widerspenstige angewendet werden. Insbesondere werthvoll
sind diese Gabeln gegen die Amokläufer (orang amok), die in ihrem
Laufe alles Lebendige, das ihnen in den Weg kommt, in blindem
Fanatismus tödten.
Die Tiefe der Bai von Batavia nimmt, wie schon erwähnt,
infolge der beständigen Anschwemmungen des Tjiliwong stetig ab.
Die Regierung sah sich daher genöthigt, bei Tandjong Priok einen
künstlichen Hafen anzulegen, der mit der alten Stadt durch eine
Eisenbahn, eine breite Fahrstrasse und einen Canal verbunden wurde.
Der Waarentransport bewegt sich hauptsächlich auf den Wasser-
strassen, trotzdem sind auch die Fahrstrassen ungemein belebt, weil
Jedermann, so weit eben thunlich, fährt.
Die Eisenbahnlinien Batavias sind die von der Stadt (Station
Rathhaus-Plein) nach Tandjong Priok führende Staatsbahn und die
Privatbahnen nach Buitenzorg und Bekassie (Ooster-Bahn). Letztere
Bahnen haben ihren Bahnhof in Weltevreden am Konings-Plein. Die
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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