Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite

Der grosse Ocean.
Der Stadtbezirk wird in zwei Theile getheilt, die Kotta und Djobo-
kotta genannt werden. Zu Kotta gehören die Stadt, die Vorstädte
und die westlich daran grenzenden Kampongs, während zu Djobokotta
die südlichen und östlichen Kampongs gezählt werden. Die Stadt
zerfällt in 21 Bezirke, Wyken genannt, denen Wykmeesters vor-
stehen.

Westlich vom Flüsschen Mas liegt die theils auf holländische
Art, theils in einem an den altgriechischen erinnernden Baustyl er-
baute Altstadt. Diese Verschiedenheit, sowie auch die Anwendung
des letztgenannten Baustyls wird durch die Thatsache erklärt, dass
die niederländisch-ostindische Compagnie auf den dazumal allein zu-
gänglichen, ungesunden Küstenplätzen ihre Städte zuerst nach Art
der holländischen errichtete.

Die Ausserachtlassung der klimatischen Verhältnisse brachte
manche Epidemie und eine grosse Sterblichkeit über die Städte, die man
daher in der Folge mehr landeinwärts ausdehnte, wobei gleichzeitig
auch getrachtet wurde, geräumige und luftige Häuser zu bauen. Auf
diese Art entstanden Gebäude mit sehr breiten Vorder-, Innen- und
Hintergalerien, doch blieb nur wenig Platz für Zimmer.

Der schönste Theil Soerabayas ist der Stadttheil Simpang,
welcher einen prächtigen öffentlichen Garten und eine Menge schöner
Villen enthält. Hier liegt auch das Palais des Residenten, das Club-
haus und ein grosses Militärspital. Von bemerkenswertheren Ge-
bäuden der Stadt sind noch anzuführen: Die protestantische und die
katholische Kirche, die Maschinenfabriken, die Moschee, das Rath-
haus, das Theater und mehrere Hotels.

In Orten wo sich jetzt das Stadtviertel Ngampel ausbreitet,
wurde die erste Niederlassung gegründet. Aus letzterer entstand die
Stadt Surobojo, in welcher der bekannte eifrige Vorkämpfer und
Apostel des Islam, Raden Rahmat (später Sunan Ngampel genannt)
wirkte und starb. Diese religiöse Bewegung fällt ins XIII. und XIV. Jahr-
hundert, in welcher Zeit der Islam den alten hindostanischen Glauben
von einem grossen Theile der Sundainseln verdrängte. Von den Hol-
ländern wurde zum Unterschiede von den Spaniern und Portugiesen
für eine Propaganda nie etwas gethan, welchem Umstande man zum
Theile die leichte Festigung ihrer Herrschaft zuschreibt.

Unter dem Schutze einer starken Küstenbatterie befindet sich
am Udjongflusse ein grossartig eingerichtetes Marine-Etablissement,
das mehrere Docks und zahlreiche Werkstätten enthält.

Soerabaya besitzt eine erfreulich grosse Anzahl von Schulen.

Der grosse Ocean.
Der Stadtbezirk wird in zwei Theile getheilt, die Kotta und Djobo-
kotta genannt werden. Zu Kotta gehören die Stadt, die Vorstädte
und die westlich daran grenzenden Kampongs, während zu Djobokotta
die südlichen und östlichen Kampongs gezählt werden. Die Stadt
zerfällt in 21 Bezirke, Wyken genannt, denen Wykmeesters vor-
stehen.

Westlich vom Flüsschen Mas liegt die theils auf holländische
Art, theils in einem an den altgriechischen erinnernden Baustyl er-
baute Altstadt. Diese Verschiedenheit, sowie auch die Anwendung
des letztgenannten Baustyls wird durch die Thatsache erklärt, dass
die niederländisch-ostindische Compagnie auf den dazumal allein zu-
gänglichen, ungesunden Küstenplätzen ihre Städte zuerst nach Art
der holländischen errichtete.

Die Ausserachtlassung der klimatischen Verhältnisse brachte
manche Epidemie und eine grosse Sterblichkeit über die Städte, die man
daher in der Folge mehr landeinwärts ausdehnte, wobei gleichzeitig
auch getrachtet wurde, geräumige und luftige Häuser zu bauen. Auf
diese Art entstanden Gebäude mit sehr breiten Vorder-, Innen- und
Hintergalerien, doch blieb nur wenig Platz für Zimmer.

Der schönste Theil Soerabayas ist der Stadttheil Simpang,
welcher einen prächtigen öffentlichen Garten und eine Menge schöner
Villen enthält. Hier liegt auch das Palais des Residenten, das Club-
haus und ein grosses Militärspital. Von bemerkenswertheren Ge-
bäuden der Stadt sind noch anzuführen: Die protestantische und die
katholische Kirche, die Maschinenfabriken, die Moschee, das Rath-
haus, das Theater und mehrere Hôtels.

In Orten wo sich jetzt das Stadtviertel Ngampel ausbreitet,
wurde die erste Niederlassung gegründet. Aus letzterer entstand die
Stadt Surobojo, in welcher der bekannte eifrige Vorkämpfer und
Apostel des Islam, Raden Rahmat (später Sunan Ngampel genannt)
wirkte und starb. Diese religiöse Bewegung fällt ins XIII. und XIV. Jahr-
hundert, in welcher Zeit der Islam den alten hindostanischen Glauben
von einem grossen Theile der Sundainseln verdrängte. Von den Hol-
ländern wurde zum Unterschiede von den Spaniern und Portugiesen
für eine Propaganda nie etwas gethan, welchem Umstande man zum
Theile die leichte Festigung ihrer Herrschaft zuschreibt.

Unter dem Schutze einer starken Küstenbatterie befindet sich
am Udjongflusse ein grossartig eingerichtetes Marine-Etablissement,
das mehrere Docks und zahlreiche Werkstätten enthält.

Soerabaya besitzt eine erfreulich grosse Anzahl von Schulen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0522" n="506"/><fw place="top" type="header">Der grosse Ocean.</fw><lb/>
Der Stadtbezirk wird in zwei Theile getheilt, die Kotta und Djobo-<lb/>
kotta genannt werden. Zu Kotta gehören die Stadt, die Vorstädte<lb/>
und die westlich daran grenzenden Kampongs, während zu Djobokotta<lb/>
die südlichen und östlichen Kampongs gezählt werden. Die Stadt<lb/>
zerfällt in 21 Bezirke, Wyken genannt, denen Wykmeesters vor-<lb/>
stehen.</p><lb/>
            <p>Westlich vom Flüsschen Mas liegt die theils auf holländische<lb/>
Art, theils in einem an den altgriechischen erinnernden Baustyl er-<lb/>
baute Altstadt. Diese Verschiedenheit, sowie auch die Anwendung<lb/>
des letztgenannten Baustyls wird durch die Thatsache erklärt, dass<lb/>
die niederländisch-ostindische Compagnie auf den dazumal allein zu-<lb/>
gänglichen, ungesunden Küstenplätzen ihre Städte zuerst nach Art<lb/>
der holländischen errichtete.</p><lb/>
            <p>Die Ausserachtlassung der klimatischen Verhältnisse brachte<lb/>
manche Epidemie und eine grosse Sterblichkeit über die Städte, die man<lb/>
daher in der Folge mehr landeinwärts ausdehnte, wobei gleichzeitig<lb/>
auch getrachtet wurde, geräumige und luftige Häuser zu bauen. Auf<lb/>
diese Art entstanden Gebäude mit sehr breiten Vorder-, Innen- und<lb/>
Hintergalerien, doch blieb nur wenig Platz für Zimmer.</p><lb/>
            <p>Der schönste Theil Soerabayas ist der Stadttheil Simpang,<lb/>
welcher einen prächtigen öffentlichen Garten und eine Menge schöner<lb/>
Villen enthält. Hier liegt auch das Palais des Residenten, das Club-<lb/>
haus und ein grosses Militärspital. Von bemerkenswertheren Ge-<lb/>
bäuden der Stadt sind noch anzuführen: Die protestantische und die<lb/>
katholische Kirche, die Maschinenfabriken, die Moschee, das Rath-<lb/>
haus, das Theater und mehrere Hôtels.</p><lb/>
            <p>In Orten wo sich jetzt das Stadtviertel Ngampel ausbreitet,<lb/>
wurde die erste Niederlassung gegründet. Aus letzterer entstand die<lb/>
Stadt Surobojo, in welcher der bekannte eifrige Vorkämpfer und<lb/>
Apostel des Islam, Raden Rahmat (später Sunan Ngampel genannt)<lb/>
wirkte und starb. Diese religiöse Bewegung fällt ins XIII. und XIV. Jahr-<lb/>
hundert, in welcher Zeit der Islam den alten hindostanischen Glauben<lb/>
von einem grossen Theile der Sundainseln verdrängte. Von den Hol-<lb/>
ländern wurde zum Unterschiede von den Spaniern und Portugiesen<lb/>
für eine Propaganda nie etwas gethan, welchem Umstande man zum<lb/>
Theile die leichte Festigung ihrer Herrschaft zuschreibt.</p><lb/>
            <p>Unter dem Schutze einer starken Küstenbatterie befindet sich<lb/>
am Udjongflusse ein grossartig eingerichtetes Marine-Etablissement,<lb/>
das mehrere Docks und zahlreiche Werkstätten enthält.</p><lb/>
            <p>Soerabaya besitzt eine erfreulich grosse Anzahl von Schulen.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[506/0522] Der grosse Ocean. Der Stadtbezirk wird in zwei Theile getheilt, die Kotta und Djobo- kotta genannt werden. Zu Kotta gehören die Stadt, die Vorstädte und die westlich daran grenzenden Kampongs, während zu Djobokotta die südlichen und östlichen Kampongs gezählt werden. Die Stadt zerfällt in 21 Bezirke, Wyken genannt, denen Wykmeesters vor- stehen. Westlich vom Flüsschen Mas liegt die theils auf holländische Art, theils in einem an den altgriechischen erinnernden Baustyl er- baute Altstadt. Diese Verschiedenheit, sowie auch die Anwendung des letztgenannten Baustyls wird durch die Thatsache erklärt, dass die niederländisch-ostindische Compagnie auf den dazumal allein zu- gänglichen, ungesunden Küstenplätzen ihre Städte zuerst nach Art der holländischen errichtete. Die Ausserachtlassung der klimatischen Verhältnisse brachte manche Epidemie und eine grosse Sterblichkeit über die Städte, die man daher in der Folge mehr landeinwärts ausdehnte, wobei gleichzeitig auch getrachtet wurde, geräumige und luftige Häuser zu bauen. Auf diese Art entstanden Gebäude mit sehr breiten Vorder-, Innen- und Hintergalerien, doch blieb nur wenig Platz für Zimmer. Der schönste Theil Soerabayas ist der Stadttheil Simpang, welcher einen prächtigen öffentlichen Garten und eine Menge schöner Villen enthält. Hier liegt auch das Palais des Residenten, das Club- haus und ein grosses Militärspital. Von bemerkenswertheren Ge- bäuden der Stadt sind noch anzuführen: Die protestantische und die katholische Kirche, die Maschinenfabriken, die Moschee, das Rath- haus, das Theater und mehrere Hôtels. In Orten wo sich jetzt das Stadtviertel Ngampel ausbreitet, wurde die erste Niederlassung gegründet. Aus letzterer entstand die Stadt Surobojo, in welcher der bekannte eifrige Vorkämpfer und Apostel des Islam, Raden Rahmat (später Sunan Ngampel genannt) wirkte und starb. Diese religiöse Bewegung fällt ins XIII. und XIV. Jahr- hundert, in welcher Zeit der Islam den alten hindostanischen Glauben von einem grossen Theile der Sundainseln verdrängte. Von den Hol- ländern wurde zum Unterschiede von den Spaniern und Portugiesen für eine Propaganda nie etwas gethan, welchem Umstande man zum Theile die leichte Festigung ihrer Herrschaft zuschreibt. Unter dem Schutze einer starken Küstenbatterie befindet sich am Udjongflusse ein grossartig eingerichtetes Marine-Etablissement, das mehrere Docks und zahlreiche Werkstätten enthält. Soerabaya besitzt eine erfreulich grosse Anzahl von Schulen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/522
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/522>, abgerufen am 22.11.2024.