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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.

Das Klima gleicht im Allgemeinen jenem von Batavia, nur ist
die Regenmenge der östlichen Theile Javas (Soerabaya 1855 mm
jährlich) eine geringere, als jene der westlichen Hälfte (Buitenzorg
5208 mm, Batavia 2020 mm jährlich). Bedeutend ist aber der Unter-
schied, den Stadt und Land im Osten je nach der Jahreszeit dar-
bieten. Während des Ostmonsuns sind die Ufer der Flüsse fast aus-
getrocknet, ihr dunkler Lehmboden zeigt grosse Spalten und das
spärlich fliessende Wasser ist ausserordentlich trüb. Kein Wölkchen
zeigt sich am Himmel; die weissgetünchten Häuser und die kies-
bestreuten Wege reflectiren das grelle Sonnenlicht so intensiv, dass
die Augen schmerzen; das Vibriren der aufsteigenden heissen Luft
ist deutlich wahrzunehmen. Die Wege sind von Sprüngen durchzogen
und eine dicke Lage braunrothen Staubes bedeckt alle Gegenstännde
mit einer gleichfarbigen Decke.

Ganz anders ist aber das Bild zur Zeit des Westmonsuns, der
Regenperiode. Das Sonnenlicht wird durch Wolken gemildert, an
den Ufern der hochgehenden Flüsse findet sich eine üppige Vege-
tation, die hässliche Staubschichte ist weggespült, alle Farben treten
frisch hervor und die Temperatur ist eine erträglichere.

Besonders interessant sind zwei "Modderhügel" südlich von
Soerabaya, die in der Nähe des Strandes von Kalangandjar liegen.
Die Kuppe dieser Hügel trägt eine "Modder" (Schlamm)- Welle, die
beständig in Bewegung ist und in welcher zahllose Luftblasen
aufsteigen, die schnell und ohne Geruch oder Geräusch auseinander
platzen. Eine wissenschaftliche Erklärung dieser merkwürdigen Natur-
erscheinung ist noch nicht gefunden.

Da in den statistischen Werken der holländischen Regierung ein Nachweis
über den Handelsverkehr der einzelnen Hafenplätze nicht enthalten ist, veran-
schaulichen wir im Nachstehenden den Gesammthandel der Insel Java,
welcher sich doch zumeist in den Häfen Batavia, Soerabaya und Samarang con-
centrirt. In dieser allgemeinen Schilderung wird auf die specielle Bedeutung des
einen oder anderen Platzes in gewissen Zweigen des Handels immerhin ein-
gegangen.

Unter den Inseln des indischen Archipels weist Java den grössten Handels-
verkehr auf. Von der gesammten Einfuhr Niederländisch-Indiens, welche während
des Jahres 1889 mit Ausschluss der Regierungsgeschäfte 140,572.052 holländische
Gulden betrug, entfielen 89,691.468 Gulden auf Java und Madura, eine kleine
Insel an der Ostküste Javas, denn auf diese zwei Inseln concentriren die Holländer
seit Jahrhunderten ihre ganze Thätigkeit, während sie die anderen Besitzungen
bis in die neueste Zeit vernachlässigt haben. Noch mächtiger ist die Vorherr-
schaft Javas in der Ausfuhr, welche, abermals mit Hinweglassung der Regierungs-
geschäfte, 112,702.683 Gulden von den 164,084.642 Gulden der Ausfuhr Hollän-
disch-Indiens umfasste.


Der grosse Ocean.

Das Klima gleicht im Allgemeinen jenem von Batavia, nur ist
die Regenmenge der östlichen Theile Javas (Soerabaya 1855 mm
jährlich) eine geringere, als jene der westlichen Hälfte (Buitenzorg
5208 mm, Batavia 2020 mm jährlich). Bedeutend ist aber der Unter-
schied, den Stadt und Land im Osten je nach der Jahreszeit dar-
bieten. Während des Ostmonsuns sind die Ufer der Flüsse fast aus-
getrocknet, ihr dunkler Lehmboden zeigt grosse Spalten und das
spärlich fliessende Wasser ist ausserordentlich trüb. Kein Wölkchen
zeigt sich am Himmel; die weissgetünchten Häuser und die kies-
bestreuten Wege reflectiren das grelle Sonnenlicht so intensiv, dass
die Augen schmerzen; das Vibriren der aufsteigenden heissen Luft
ist deutlich wahrzunehmen. Die Wege sind von Sprüngen durchzogen
und eine dicke Lage braunrothen Staubes bedeckt alle Gegenstännde
mit einer gleichfarbigen Decke.

Ganz anders ist aber das Bild zur Zeit des Westmonsuns, der
Regenperiode. Das Sonnenlicht wird durch Wolken gemildert, an
den Ufern der hochgehenden Flüsse findet sich eine üppige Vege-
tation, die hässliche Staubschichte ist weggespült, alle Farben treten
frisch hervor und die Temperatur ist eine erträglichere.

Besonders interessant sind zwei „Modderhügel“ südlich von
Soerabaya, die in der Nähe des Strandes von Kalangandjar liegen.
Die Kuppe dieser Hügel trägt eine „Modder“ (Schlamm)- Welle, die
beständig in Bewegung ist und in welcher zahllose Luftblasen
aufsteigen, die schnell und ohne Geruch oder Geräusch auseinander
platzen. Eine wissenschaftliche Erklärung dieser merkwürdigen Natur-
erscheinung ist noch nicht gefunden.

Da in den statistischen Werken der holländischen Regierung ein Nachweis
über den Handelsverkehr der einzelnen Hafenplätze nicht enthalten ist, veran-
schaulichen wir im Nachstehenden den Gesammthandel der Insel Java,
welcher sich doch zumeist in den Häfen Batavia, Soerabaya und Samarang con-
centrirt. In dieser allgemeinen Schilderung wird auf die specielle Bedeutung des
einen oder anderen Platzes in gewissen Zweigen des Handels immerhin ein-
gegangen.

Unter den Inseln des indischen Archipels weist Java den grössten Handels-
verkehr auf. Von der gesammten Einfuhr Niederländisch-Indiens, welche während
des Jahres 1889 mit Ausschluss der Regierungsgeschäfte 140,572.052 holländische
Gulden betrug, entfielen 89,691.468 Gulden auf Java und Madura, eine kleine
Insel an der Ostküste Javas, denn auf diese zwei Inseln concentriren die Holländer
seit Jahrhunderten ihre ganze Thätigkeit, während sie die anderen Besitzungen
bis in die neueste Zeit vernachlässigt haben. Noch mächtiger ist die Vorherr-
schaft Javas in der Ausfuhr, welche, abermals mit Hinweglassung der Regierungs-
geschäfte, 112,702.683 Gulden von den 164,084.642 Gulden der Ausfuhr Hollän-
disch-Indiens umfasste.


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[508/0524] Der grosse Ocean. Das Klima gleicht im Allgemeinen jenem von Batavia, nur ist die Regenmenge der östlichen Theile Javas (Soerabaya 1855 mm jährlich) eine geringere, als jene der westlichen Hälfte (Buitenzorg 5208 mm, Batavia 2020 mm jährlich). Bedeutend ist aber der Unter- schied, den Stadt und Land im Osten je nach der Jahreszeit dar- bieten. Während des Ostmonsuns sind die Ufer der Flüsse fast aus- getrocknet, ihr dunkler Lehmboden zeigt grosse Spalten und das spärlich fliessende Wasser ist ausserordentlich trüb. Kein Wölkchen zeigt sich am Himmel; die weissgetünchten Häuser und die kies- bestreuten Wege reflectiren das grelle Sonnenlicht so intensiv, dass die Augen schmerzen; das Vibriren der aufsteigenden heissen Luft ist deutlich wahrzunehmen. Die Wege sind von Sprüngen durchzogen und eine dicke Lage braunrothen Staubes bedeckt alle Gegenstännde mit einer gleichfarbigen Decke. Ganz anders ist aber das Bild zur Zeit des Westmonsuns, der Regenperiode. Das Sonnenlicht wird durch Wolken gemildert, an den Ufern der hochgehenden Flüsse findet sich eine üppige Vege- tation, die hässliche Staubschichte ist weggespült, alle Farben treten frisch hervor und die Temperatur ist eine erträglichere. Besonders interessant sind zwei „Modderhügel“ südlich von Soerabaya, die in der Nähe des Strandes von Kalangandjar liegen. Die Kuppe dieser Hügel trägt eine „Modder“ (Schlamm)- Welle, die beständig in Bewegung ist und in welcher zahllose Luftblasen aufsteigen, die schnell und ohne Geruch oder Geräusch auseinander platzen. Eine wissenschaftliche Erklärung dieser merkwürdigen Natur- erscheinung ist noch nicht gefunden. Da in den statistischen Werken der holländischen Regierung ein Nachweis über den Handelsverkehr der einzelnen Hafenplätze nicht enthalten ist, veran- schaulichen wir im Nachstehenden den Gesammthandel der Insel Java, welcher sich doch zumeist in den Häfen Batavia, Soerabaya und Samarang con- centrirt. In dieser allgemeinen Schilderung wird auf die specielle Bedeutung des einen oder anderen Platzes in gewissen Zweigen des Handels immerhin ein- gegangen. Unter den Inseln des indischen Archipels weist Java den grössten Handels- verkehr auf. Von der gesammten Einfuhr Niederländisch-Indiens, welche während des Jahres 1889 mit Ausschluss der Regierungsgeschäfte 140,572.052 holländische Gulden betrug, entfielen 89,691.468 Gulden auf Java und Madura, eine kleine Insel an der Ostküste Javas, denn auf diese zwei Inseln concentriren die Holländer seit Jahrhunderten ihre ganze Thätigkeit, während sie die anderen Besitzungen bis in die neueste Zeit vernachlässigt haben. Noch mächtiger ist die Vorherr- schaft Javas in der Ausfuhr, welche, abermals mit Hinweglassung der Regierungs- geschäfte, 112,702.683 Gulden von den 164,084.642 Gulden der Ausfuhr Hollän- disch-Indiens umfasste.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/524>, abgerufen am 22.11.2024.