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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der indische Ocean.

Der Ausfuhrswerth der Ziegen- und Kameelhaare ist 1890 auf 10.391 L
zurückgegangen. Dagegen hielt sich der Export von Häuten und Fellen auf
ziemlich gleicher Höhe und betrug im Berichtsjahre 16.275 L.

Ein specieller Exportartikel sind Pferde. Die Zahl derselben belief sich
auf 3193 im angeführten Werthe von 63.860 L. Der Werth eines Thieres stellte sich
sonach 1890 im Durchschnitte auf 20 L gegen 22 L im Jahre 1889.

Die über Basrah zur Ausfuhr gelangenden Industrieerzeugnisse beschränken
sich auf Teppiche, welche 1890 im Betrage von 2440 L, und auf Seidengewebe,
die im Werthe von 8462 L zur Ausfuhr gelangten.

Der Seeschiffsverkehr von Basrah umfasste:

[Tabelle]

Die Dampfer führten fast alle die englische, die Segler die arabische, tür-
kische oder persische Flagge.

Basrah und die anderen Häfen des persischen Golfes stehen mit Bombay und
Kurrachee durch eine wöchentliche Postlinie, mit Bombay durch die British India
Steam Navigation Cy. und die Bombay and Persia Steam Navigation Cy. in Zwischen-
räumen von 14 Tagen in Verbindung.

Von England verkehren direct einmal im Monate die Euphrates and Tigris
Steam Navigation Cy., und die Turkish Government Steamers unterhalten mit
wöchentlichen Fahrten eine Postlinie zwischen Basrah und Bagdad. Wenn im
Frühjahre durch die Schneeschmelze in den Gebirgen Armeniens der Wasserstand
der Flüsse hoch ist, gehen Dampfer auf dem Tigris bis Mosul und auch den
Euphrat aufwärts.

Basrah ist Station der türkischen Telegraphenlinie zwischen England und
Indien.

Buschir.

Auf einer sandigen, 10 Seemeilen langen und in ihrer Mitte
3 Seemeilen breiten, mit der Küste nur durch eine Sandfurt ver-
bundenen Halbinsel des persischen Golfes (zur persischen Provinz
Farsistan gehörig) liegt unter 28° 59' nördlicher Breite und 50° 50'
östlicher Länge die Stadt Buschir (Bushire, Abuschehr), welche der
Haupthafen Persiens und der Centralpunkt des südpersischen Handels
ist. Buschir wird speciell von Indien aus stark besucht.

Kerim Khan gestattete 1763 den Engländern eine Niederlassung in Buschir,
sowie den Handel im persischen Golfe. Als der noch jetzt regierende Schah
Nassr-Eddin mit England in Conflict gerieth, besetzten die Engländer 1856 Buschir
und die vorliegende Insel Kerak (Kharag, Kharij); Stadt und Insel blieben bis zum
Pariser Frieden (1857) in ihren Händen.

Im nahegelegenen Dorfe Rischehr (Rishahr) befinden sich Ueberreste von
Wällen und Verschanzungen aus Ziegeln mit Keilinschriften, die aus sehr alter
Zeit herrühren. Andreas und Stolze veranstalteten daselbst im Jahre 1876 grössere
Ausgrabungen.


Der indische Ocean.

Der Ausfuhrswerth der Ziegen- und Kameelhaare ist 1890 auf 10.391 ₤
zurückgegangen. Dagegen hielt sich der Export von Häuten und Fellen auf
ziemlich gleicher Höhe und betrug im Berichtsjahre 16.275 ₤.

Ein specieller Exportartikel sind Pferde. Die Zahl derselben belief sich
auf 3193 im angeführten Werthe von 63.860 ₤. Der Werth eines Thieres stellte sich
sonach 1890 im Durchschnitte auf 20 ₤ gegen 22 ₤ im Jahre 1889.

Die über Basrah zur Ausfuhr gelangenden Industrieerzeugnisse beschränken
sich auf Teppiche, welche 1890 im Betrage von 2440 ₤, und auf Seidengewebe,
die im Werthe von 8462 ₤ zur Ausfuhr gelangten.

Der Seeschiffsverkehr von Basrah umfasste:

[Tabelle]

Die Dampfer führten fast alle die englische, die Segler die arabische, tür-
kische oder persische Flagge.

Basrah und die anderen Häfen des persischen Golfes stehen mit Bombay und
Kurrachee durch eine wöchentliche Postlinie, mit Bombay durch die British India
Steam Navigation Cy. und die Bombay and Persia Steam Navigation Cy. in Zwischen-
räumen von 14 Tagen in Verbindung.

Von England verkehren direct einmal im Monate die Euphrates and Tigris
Steam Navigation Cy., und die Turkish Government Steamers unterhalten mit
wöchentlichen Fahrten eine Postlinie zwischen Basrah und Bagdad. Wenn im
Frühjahre durch die Schneeschmelze in den Gebirgen Armeniens der Wasserstand
der Flüsse hoch ist, gehen Dampfer auf dem Tigris bis Mosul und auch den
Euphrat aufwärts.

Basrah ist Station der türkischen Telegraphenlinie zwischen England und
Indien.

Buschir.

Auf einer sandigen, 10 Seemeilen langen und in ihrer Mitte
3 Seemeilen breiten, mit der Küste nur durch eine Sandfurt ver-
bundenen Halbinsel des persischen Golfes (zur persischen Provinz
Farsistan gehörig) liegt unter 28° 59′ nördlicher Breite und 50° 50′
östlicher Länge die Stadt Buschir (Bushire, Abuschehr), welche der
Haupthafen Persiens und der Centralpunkt des südpersischen Handels
ist. Buschir wird speciell von Indien aus stark besucht.

Kerim Khan gestattete 1763 den Engländern eine Niederlassung in Buschir,
sowie den Handel im persischen Golfe. Als der noch jetzt regierende Schah
Nassr-Eddin mit England in Conflict gerieth, besetzten die Engländer 1856 Buschir
und die vorliegende Insel Kerak (Kharag, Kharij); Stadt und Insel blieben bis zum
Pariser Frieden (1857) in ihren Händen.

Im nahegelegenen Dorfe Rischehr (Ríshahr) befinden sich Ueberreste von
Wällen und Verschanzungen aus Ziegeln mit Keilinschriften, die aus sehr alter
Zeit herrühren. Andreas und Stolze veranstalteten daselbst im Jahre 1876 grössere
Ausgrabungen.


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[618/0634] Der indische Ocean. Der Ausfuhrswerth der Ziegen- und Kameelhaare ist 1890 auf 10.391 ₤ zurückgegangen. Dagegen hielt sich der Export von Häuten und Fellen auf ziemlich gleicher Höhe und betrug im Berichtsjahre 16.275 ₤. Ein specieller Exportartikel sind Pferde. Die Zahl derselben belief sich auf 3193 im angeführten Werthe von 63.860 ₤. Der Werth eines Thieres stellte sich sonach 1890 im Durchschnitte auf 20 ₤ gegen 22 ₤ im Jahre 1889. Die über Basrah zur Ausfuhr gelangenden Industrieerzeugnisse beschränken sich auf Teppiche, welche 1890 im Betrage von 2440 ₤, und auf Seidengewebe, die im Werthe von 8462 ₤ zur Ausfuhr gelangten. Der Seeschiffsverkehr von Basrah umfasste: Die Dampfer führten fast alle die englische, die Segler die arabische, tür- kische oder persische Flagge. Basrah und die anderen Häfen des persischen Golfes stehen mit Bombay und Kurrachee durch eine wöchentliche Postlinie, mit Bombay durch die British India Steam Navigation Cy. und die Bombay and Persia Steam Navigation Cy. in Zwischen- räumen von 14 Tagen in Verbindung. Von England verkehren direct einmal im Monate die Euphrates and Tigris Steam Navigation Cy., und die Turkish Government Steamers unterhalten mit wöchentlichen Fahrten eine Postlinie zwischen Basrah und Bagdad. Wenn im Frühjahre durch die Schneeschmelze in den Gebirgen Armeniens der Wasserstand der Flüsse hoch ist, gehen Dampfer auf dem Tigris bis Mosul und auch den Euphrat aufwärts. Basrah ist Station der türkischen Telegraphenlinie zwischen England und Indien. Buschir. Auf einer sandigen, 10 Seemeilen langen und in ihrer Mitte 3 Seemeilen breiten, mit der Küste nur durch eine Sandfurt ver- bundenen Halbinsel des persischen Golfes (zur persischen Provinz Farsistan gehörig) liegt unter 28° 59′ nördlicher Breite und 50° 50′ östlicher Länge die Stadt Buschir (Bushire, Abuschehr), welche der Haupthafen Persiens und der Centralpunkt des südpersischen Handels ist. Buschir wird speciell von Indien aus stark besucht. Kerim Khan gestattete 1763 den Engländern eine Niederlassung in Buschir, sowie den Handel im persischen Golfe. Als der noch jetzt regierende Schah Nassr-Eddin mit England in Conflict gerieth, besetzten die Engländer 1856 Buschir und die vorliegende Insel Kerak (Kharag, Kharij); Stadt und Insel blieben bis zum Pariser Frieden (1857) in ihren Händen. Im nahegelegenen Dorfe Rischehr (Ríshahr) befinden sich Ueberreste von Wällen und Verschanzungen aus Ziegeln mit Keilinschriften, die aus sehr alter Zeit herrühren. Andreas und Stolze veranstalteten daselbst im Jahre 1876 grössere Ausgrabungen.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/634>, abgerufen am 22.11.2024.