Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite

Der indische Ocean.
Arabien ist die Zahl der Neger gross, und sie machen wenigstens
den Eindruck, Sclaven zu sein.

In Dscheddah residirt ein türkischer Pascha als Gouverneur.
Das ganze westliche Arabien zählt zum türkischen Reiche, aber die
Autorität des Sultans macht sich abseits der Küste wenig fühlbar, und
in Mekka dürfte der dortige Grossscheik, der eigentliche Hüter des
Prophetengrabes mehr Einfluss und Macht haben, als die anderen
Vertreter des Padischahs.

[Abbildung]

Dscheddah.

Die Bewohner von Dscheddah haben den Handel des Hedschas
hauptsächlich in ihren Händen. Ausserdem dreht sich ihre Beschäf-
tigung um alles, was mit dem Pilgerzuge im Zusammenhange steht.
Da darf wohl keiner durch die Stadt, der nicht in irgend einer Weise
den schuldigen Tribut zurückgelassen. Die Einwohner sind fanatisch,
ja 1858 fand sogar ein Gemetzel unter Christen statt, dem der eng-
lische und der französische Consul zum Opfer fielen. Doch verlangten
damals die Mächte, nachdem Dscheddah von einem englischen Kriegs-
schiffe drei Tage lang bombardirt worden war, strenge Bestrafung
der Schuldigen. Die türkische Regierung musste einige Hinrichtun-

Der indische Ocean.
Arabien ist die Zahl der Neger gross, und sie machen wenigstens
den Eindruck, Sclaven zu sein.

In Dscheddah residirt ein türkischer Pascha als Gouverneur.
Das ganze westliche Arabien zählt zum türkischen Reiche, aber die
Autorität des Sultans macht sich abseits der Küste wenig fühlbar, und
in Mekka dürfte der dortige Grossscheik, der eigentliche Hüter des
Prophetengrabes mehr Einfluss und Macht haben, als die anderen
Vertreter des Padischahs.

[Abbildung]

Dscheddah.

Die Bewohner von Dscheddah haben den Handel des Hedschas
hauptsächlich in ihren Händen. Ausserdem dreht sich ihre Beschäf-
tigung um alles, was mit dem Pilgerzuge im Zusammenhange steht.
Da darf wohl keiner durch die Stadt, der nicht in irgend einer Weise
den schuldigen Tribut zurückgelassen. Die Einwohner sind fanatisch,
ja 1858 fand sogar ein Gemetzel unter Christen statt, dem der eng-
lische und der französische Consul zum Opfer fielen. Doch verlangten
damals die Mächte, nachdem Dscheddah von einem englischen Kriegs-
schiffe drei Tage lang bombardirt worden war, strenge Bestrafung
der Schuldigen. Die türkische Regierung musste einige Hinrichtun-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0652" n="636"/><fw place="top" type="header">Der indische Ocean.</fw><lb/>
Arabien ist die Zahl der Neger gross, und sie machen wenigstens<lb/>
den Eindruck, Sclaven zu sein.</p><lb/>
          <p>In Dscheddah residirt ein türkischer Pascha als Gouverneur.<lb/>
Das ganze westliche Arabien zählt zum türkischen Reiche, aber die<lb/>
Autorität des Sultans macht sich abseits der Küste wenig fühlbar, und<lb/>
in Mekka dürfte der dortige Grossscheik, der eigentliche Hüter des<lb/>
Prophetengrabes mehr Einfluss und Macht haben, als die anderen<lb/>
Vertreter des Padischahs.</p><lb/>
          <figure>
            <p> <hi rendition="#b">Dscheddah.</hi> </p>
          </figure><lb/>
          <p>Die Bewohner von Dscheddah haben den Handel des Hedschas<lb/>
hauptsächlich in ihren Händen. Ausserdem dreht sich ihre Beschäf-<lb/>
tigung um alles, was mit dem Pilgerzuge im Zusammenhange steht.<lb/>
Da darf wohl keiner durch die Stadt, der nicht in irgend einer Weise<lb/>
den schuldigen Tribut zurückgelassen. Die Einwohner sind fanatisch,<lb/>
ja 1858 fand sogar ein Gemetzel unter Christen statt, dem der eng-<lb/>
lische und der französische Consul zum Opfer fielen. Doch verlangten<lb/>
damals die Mächte, nachdem Dscheddah von einem englischen Kriegs-<lb/>
schiffe drei Tage lang bombardirt worden war, strenge Bestrafung<lb/>
der Schuldigen. Die türkische Regierung musste einige Hinrichtun-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[636/0652] Der indische Ocean. Arabien ist die Zahl der Neger gross, und sie machen wenigstens den Eindruck, Sclaven zu sein. In Dscheddah residirt ein türkischer Pascha als Gouverneur. Das ganze westliche Arabien zählt zum türkischen Reiche, aber die Autorität des Sultans macht sich abseits der Küste wenig fühlbar, und in Mekka dürfte der dortige Grossscheik, der eigentliche Hüter des Prophetengrabes mehr Einfluss und Macht haben, als die anderen Vertreter des Padischahs. [Abbildung Dscheddah. ] Die Bewohner von Dscheddah haben den Handel des Hedschas hauptsächlich in ihren Händen. Ausserdem dreht sich ihre Beschäf- tigung um alles, was mit dem Pilgerzuge im Zusammenhange steht. Da darf wohl keiner durch die Stadt, der nicht in irgend einer Weise den schuldigen Tribut zurückgelassen. Die Einwohner sind fanatisch, ja 1858 fand sogar ein Gemetzel unter Christen statt, dem der eng- lische und der französische Consul zum Opfer fielen. Doch verlangten damals die Mächte, nachdem Dscheddah von einem englischen Kriegs- schiffe drei Tage lang bombardirt worden war, strenge Bestrafung der Schuldigen. Die türkische Regierung musste einige Hinrichtun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/652
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/652>, abgerufen am 22.11.2024.