Längs der ganzen Strecke vom Cap Guardafui bis Natal nimmt Sansibar als Handelsplatz den ersten Rang ein. Dort concentrirt sich nicht nur der Küstenverkehr, sondern auch die Karawanen, welche die Verbindung mit dem Inneren von Afrika aufrecht halten, nahmen bis vor Kurzem fast ausschliesslich ihren Aus- gang von Sansibar, dessen Sultan eine verhältnissmässig bedeutende Macht inne hatte. Heute bereiten sich freilich verschiedene Wand- lungen in Ostafrika vor, unter denen jedenfalls der Erwerb eines aus- gedehnten Gebietes durch das Deutsche Reich und die sehr nach- haltigen Bestrebungen nach fester Organisation dieser Länder und seines Handels eine wichtige Rolle spielen. Nicht minder wesentlich sind die Abmachungen zwischen dem Deutschen Reiche und Gross- britannien über die Abgrenzung der beiderseitigen Sphären in Ost- afrika und die Bemühungen beider, sich feste Verbindungen mit dem Inneren, namentlich nach den Gebieten der grossen Seen, zu sichern.
Da droht für Sansibar mancherlei Concurrenz, denn es liegt auf der Hand, dass die neuen Colonialbesitzer sich bestreben werden, den Handelszug in ihrem eigenen Territorium bis an die Küste zu führen und ihren Küstenplätzen die Vermittlung jenes Handels zu sichern, der bisher in Sansibar und dem auf der Küste des Festlandes ihm gegenüberliegenden Saadani concentrirt war.
An der der deutschen Schutzhoheit unterstellten Küste westlich von Sansibar ist hauptsächlich Dar-es-Salaam, das einen besseren Hafen hat, als das etwas nördlich gelegene Bagamoyo, derjenige Punkt, welcher als eine Hauptechelle dieser Colonieen Aussicht auf eine künftige Entwicklung haben dürfte, während die Engländer das weiter nördlich gelegene Mombas als Hauptniederlassung einrichten. Die Eröffnung von Eisenbahnen, welche Deutsche und Engländer von ihrer Küste aus gegen den Victoria Nyanza hin bauen wollen, wird Sansibar neue Concurrenzhäfen schaffen. Im deutschen Küstengebiete
Sansibar (Zanzibar).
Längs der ganzen Strecke vom Cap Guardafui bis Natal nimmt Sansibar als Handelsplatz den ersten Rang ein. Dort concentrirt sich nicht nur der Küstenverkehr, sondern auch die Karawanen, welche die Verbindung mit dem Inneren von Afrika aufrecht halten, nahmen bis vor Kurzem fast ausschliesslich ihren Aus- gang von Sansibar, dessen Sultan eine verhältnissmässig bedeutende Macht inne hatte. Heute bereiten sich freilich verschiedene Wand- lungen in Ostafrika vor, unter denen jedenfalls der Erwerb eines aus- gedehnten Gebietes durch das Deutsche Reich und die sehr nach- haltigen Bestrebungen nach fester Organisation dieser Länder und seines Handels eine wichtige Rolle spielen. Nicht minder wesentlich sind die Abmachungen zwischen dem Deutschen Reiche und Gross- britannien über die Abgrenzung der beiderseitigen Sphären in Ost- afrika und die Bemühungen beider, sich feste Verbindungen mit dem Inneren, namentlich nach den Gebieten der grossen Seen, zu sichern.
Da droht für Sansibar mancherlei Concurrenz, denn es liegt auf der Hand, dass die neuen Colonialbesitzer sich bestreben werden, den Handelszug in ihrem eigenen Territorium bis an die Küste zu führen und ihren Küstenplätzen die Vermittlung jenes Handels zu sichern, der bisher in Sansibar und dem auf der Küste des Festlandes ihm gegenüberliegenden Saadani concentrirt war.
An der der deutschen Schutzhoheit unterstellten Küste westlich von Sansibar ist hauptsächlich Dar-es-Salaam, das einen besseren Hafen hat, als das etwas nördlich gelegene Bagamoyo, derjenige Punkt, welcher als eine Hauptechelle dieser Colonieen Aussicht auf eine künftige Entwicklung haben dürfte, während die Engländer das weiter nördlich gelegene Mombas als Hauptniederlassung einrichten. Die Eröffnung von Eisenbahnen, welche Deutsche und Engländer von ihrer Küste aus gegen den Victoria Nyanza hin bauen wollen, wird Sansibar neue Concurrenzhäfen schaffen. Im deutschen Küstengebiete
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[[645]/0661]
Sansibar (Zanzibar).
Längs der ganzen Strecke vom Cap Guardafui bis Natal nimmt
Sansibar als Handelsplatz den ersten Rang ein. Dort concentrirt
sich nicht nur der Küstenverkehr, sondern auch die Karawanen,
welche die Verbindung mit dem Inneren von Afrika aufrecht
halten, nahmen bis vor Kurzem fast ausschliesslich ihren Aus-
gang von Sansibar, dessen Sultan eine verhältnissmässig bedeutende
Macht inne hatte. Heute bereiten sich freilich verschiedene Wand-
lungen in Ostafrika vor, unter denen jedenfalls der Erwerb eines aus-
gedehnten Gebietes durch das Deutsche Reich und die sehr nach-
haltigen Bestrebungen nach fester Organisation dieser Länder und
seines Handels eine wichtige Rolle spielen. Nicht minder wesentlich
sind die Abmachungen zwischen dem Deutschen Reiche und Gross-
britannien über die Abgrenzung der beiderseitigen Sphären in Ost-
afrika und die Bemühungen beider, sich feste Verbindungen mit dem
Inneren, namentlich nach den Gebieten der grossen Seen, zu sichern.
Da droht für Sansibar mancherlei Concurrenz, denn es liegt
auf der Hand, dass die neuen Colonialbesitzer sich bestreben werden,
den Handelszug in ihrem eigenen Territorium bis an die Küste zu
führen und ihren Küstenplätzen die Vermittlung jenes Handels zu
sichern, der bisher in Sansibar und dem auf der Küste des Festlandes
ihm gegenüberliegenden Saadani concentrirt war.
An der der deutschen Schutzhoheit unterstellten Küste westlich
von Sansibar ist hauptsächlich Dar-es-Salaam, das einen besseren
Hafen hat, als das etwas nördlich gelegene Bagamoyo, derjenige
Punkt, welcher als eine Hauptechelle dieser Colonieen Aussicht auf
eine künftige Entwicklung haben dürfte, während die Engländer das
weiter nördlich gelegene Mombas als Hauptniederlassung einrichten.
Die Eröffnung von Eisenbahnen, welche Deutsche und Engländer von
ihrer Küste aus gegen den Victoria Nyanza hin bauen wollen, wird
Sansibar neue Concurrenzhäfen schaffen. Im deutschen Küstengebiete
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [645]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/661>, abgerufen am 22.11.2024.
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