Dabei macht Natal durchwegs, auch längs der Küste, einen höchst freundlichen Eindruck. Es ist ein im wahren Sinne des Wortes grünes Land. Ebenso ist dessen Klima ein günstiges, nur in gewissen Zeiten des Jahres herrscht namentlich an der Küste eine empfindliche Hitze, welche man dem Einflusse der aus dem Innern des Continentes streichenden nordwestlichen Winde zuschreibt.
Eine grosse Beschwerde für die Colonie bildeten die Kriege mit den Zulus, welche insbesondere unter Führung ihres energischen Häuptlings Cetewayo zu Ende der Siebziger-Jahre den Engländern eine harte Aufgabe zu lösen gaben. Letztere erlitten sogar damals eine empfindliche Niederlage bei Isangula und erst nach bedeutenden An- strengungen gelang ihnen die Bezwingung der Zulu durch Gefangen- nahme ihres tapferen Führers.
Einige Jahre später begann der Krieg abermals, nachdem zuvor schon die um ihre Unabhängigkeit besorgten holländischen Boeren in Transvaal den Kampf mit den Engländern aufgenommen hatten. Erst 1884 kam es zur völligen Herstellung des Friedens in den Gebieten der Colonie. Bei den Kämpfen mit den Zulus war es auch, wo der Sohn des Kaisers Napoleon III. sein junges Leben auf einem Recognoscirungsritte durch plötzlichen Ueberfall (1. Juni 1879) verlor.
Die Colonie besitzt trotz ihres Umfanges, der jenem von Schottland nahezu gleich kommt, doch nur zwei Städte, Pieter-Maritzburg im Boerenlande, den Sitz der Colonialregierung, und das schon erwähnte Durban an der fast ganz geschlossenen Bucht von Port Natal, welche jedoch eine durch Barrenbildung ziemlich ungünstige Einfahrt von der See her hat, so dass Schiffe von mehr als 5 m Tauchung selbst unter günstigen Umständen die Barre nicht passiren können. Für die Verbesserung des Hafens und die Vertiefung des Wassers über der Barre wurde jedoch in neuester Zeit sehr viel gethan. Man setzte eine eigene Behörde hiefür (nach Muster des im Mutterlande erprobten Vorganges), den Harbour Board of Natal, ein, dessen Auf- gabe die Ausführung grossartiger Hafenanlagen war, von denen ein Theil auch bereits hergestellt worden ist. Es handelt sich hiebei nicht nur um die Schaffung genügender Wassertiefen, besonders an der Barre, durch sehr umfassende Baggerungen, sondern auch um Herstellung von grossen Zufahrtscanälen, eines Wellenbrechers und eines Landungs- dammes, welcher in Verbindung mit dem schon bestehenden Old Pier ein Innenbassin bilden soll. Von dem neuen Wellenbrecher ist ein grosser Theil bereits fertiggestellt. Ausserdem sind Quai-Anlagen mit der erforderlichen Ausrüstung an Maschinen und Ladevorrichtungen
Der indische Ocean.
Dabei macht Natal durchwegs, auch längs der Küste, einen höchst freundlichen Eindruck. Es ist ein im wahren Sinne des Wortes grünes Land. Ebenso ist dessen Klima ein günstiges, nur in gewissen Zeiten des Jahres herrscht namentlich an der Küste eine empfindliche Hitze, welche man dem Einflusse der aus dem Innern des Continentes streichenden nordwestlichen Winde zuschreibt.
Eine grosse Beschwerde für die Colonie bildeten die Kriege mit den Zulus, welche insbesondere unter Führung ihres energischen Häuptlings Cetewayo zu Ende der Siebziger-Jahre den Engländern eine harte Aufgabe zu lösen gaben. Letztere erlitten sogar damals eine empfindliche Niederlage bei Isangula und erst nach bedeutenden An- strengungen gelang ihnen die Bezwingung der Zulu durch Gefangen- nahme ihres tapferen Führers.
Einige Jahre später begann der Krieg abermals, nachdem zuvor schon die um ihre Unabhängigkeit besorgten holländischen Boeren in Transvaal den Kampf mit den Engländern aufgenommen hatten. Erst 1884 kam es zur völligen Herstellung des Friedens in den Gebieten der Colonie. Bei den Kämpfen mit den Zulus war es auch, wo der Sohn des Kaisers Napoleon III. sein junges Leben auf einem Recognoscirungsritte durch plötzlichen Ueberfall (1. Juni 1879) verlor.
Die Colonie besitzt trotz ihres Umfanges, der jenem von Schottland nahezu gleich kommt, doch nur zwei Städte, Pieter-Maritzburg im Boerenlande, den Sitz der Colonialregierung, und das schon erwähnte Durban an der fast ganz geschlossenen Bucht von Port Natal, welche jedoch eine durch Barrenbildung ziemlich ungünstige Einfahrt von der See her hat, so dass Schiffe von mehr als 5 m Tauchung selbst unter günstigen Umständen die Barre nicht passiren können. Für die Verbesserung des Hafens und die Vertiefung des Wassers über der Barre wurde jedoch in neuester Zeit sehr viel gethan. Man setzte eine eigene Behörde hiefür (nach Muster des im Mutterlande erprobten Vorganges), den Harbour Board of Natal, ein, dessen Auf- gabe die Ausführung grossartiger Hafenanlagen war, von denen ein Theil auch bereits hergestellt worden ist. Es handelt sich hiebei nicht nur um die Schaffung genügender Wassertiefen, besonders an der Barre, durch sehr umfassende Baggerungen, sondern auch um Herstellung von grossen Zufahrtscanälen, eines Wellenbrechers und eines Landungs- dammes, welcher in Verbindung mit dem schon bestehenden Old Pier ein Innenbassin bilden soll. Von dem neuen Wellenbrecher ist ein grosser Theil bereits fertiggestellt. Ausserdem sind Quai-Anlagen mit der erforderlichen Ausrüstung an Maschinen und Ladevorrichtungen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0676"n="660"/><fwplace="top"type="header">Der indische Ocean.</fw><lb/>
Dabei macht Natal durchwegs, auch längs der Küste, einen höchst<lb/>
freundlichen Eindruck. Es ist ein im wahren Sinne des Wortes<lb/>
grünes Land. Ebenso ist dessen Klima ein günstiges, nur in gewissen<lb/>
Zeiten des Jahres herrscht namentlich an der Küste eine empfindliche<lb/>
Hitze, welche man dem Einflusse der aus dem Innern des Continentes<lb/>
streichenden nordwestlichen Winde zuschreibt.</p><lb/><p>Eine grosse Beschwerde für die Colonie bildeten die Kriege mit<lb/>
den Zulus, welche insbesondere unter Führung ihres energischen<lb/>
Häuptlings Cetewayo zu Ende der Siebziger-Jahre den Engländern<lb/>
eine harte Aufgabe zu lösen gaben. Letztere erlitten sogar damals eine<lb/>
empfindliche Niederlage bei Isangula und erst nach bedeutenden An-<lb/>
strengungen gelang ihnen die Bezwingung der Zulu durch Gefangen-<lb/>
nahme ihres tapferen Führers.</p><lb/><p>Einige Jahre später begann der Krieg abermals, nachdem zuvor<lb/>
schon die um ihre Unabhängigkeit besorgten holländischen Boeren in<lb/>
Transvaal den Kampf mit den Engländern aufgenommen hatten. Erst<lb/>
1884 kam es zur völligen Herstellung des Friedens in den Gebieten<lb/>
der Colonie. Bei den Kämpfen mit den Zulus war es auch, wo<lb/>
der Sohn des Kaisers Napoleon III. sein junges Leben auf einem<lb/>
Recognoscirungsritte durch plötzlichen Ueberfall (1. Juni 1879) verlor.</p><lb/><p>Die Colonie besitzt trotz ihres Umfanges, der jenem von Schottland<lb/>
nahezu gleich kommt, doch nur zwei Städte, <hirendition="#g">Pieter-Maritzburg</hi> im<lb/>
Boerenlande, den Sitz der Colonialregierung, und das schon erwähnte<lb/><hirendition="#g">Durban</hi> an der fast ganz geschlossenen Bucht von Port Natal,<lb/>
welche jedoch eine durch Barrenbildung ziemlich ungünstige Einfahrt<lb/>
von der See her hat, so dass Schiffe von mehr als 5 <hirendition="#i">m</hi> Tauchung<lb/>
selbst unter günstigen Umständen die Barre nicht passiren können.<lb/>
Für die Verbesserung des Hafens und die Vertiefung des Wassers<lb/>
über der Barre wurde jedoch in neuester Zeit sehr viel gethan. Man<lb/>
setzte eine eigene Behörde hiefür (nach Muster des im Mutterlande<lb/>
erprobten Vorganges), den Harbour Board of Natal, ein, dessen Auf-<lb/>
gabe die Ausführung grossartiger Hafenanlagen war, von denen ein<lb/>
Theil auch bereits hergestellt worden ist. Es handelt sich hiebei nicht<lb/>
nur um die Schaffung genügender Wassertiefen, besonders an der Barre,<lb/>
durch sehr umfassende Baggerungen, sondern auch um Herstellung<lb/>
von grossen Zufahrtscanälen, eines Wellenbrechers und eines Landungs-<lb/>
dammes, welcher in Verbindung mit dem schon bestehenden Old Pier<lb/>
ein Innenbassin bilden soll. Von dem neuen Wellenbrecher ist ein<lb/>
grosser Theil bereits fertiggestellt. Ausserdem sind Quai-Anlagen mit<lb/>
der erforderlichen Ausrüstung an Maschinen und Ladevorrichtungen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[660/0676]
Der indische Ocean.
Dabei macht Natal durchwegs, auch längs der Küste, einen höchst
freundlichen Eindruck. Es ist ein im wahren Sinne des Wortes
grünes Land. Ebenso ist dessen Klima ein günstiges, nur in gewissen
Zeiten des Jahres herrscht namentlich an der Küste eine empfindliche
Hitze, welche man dem Einflusse der aus dem Innern des Continentes
streichenden nordwestlichen Winde zuschreibt.
Eine grosse Beschwerde für die Colonie bildeten die Kriege mit
den Zulus, welche insbesondere unter Führung ihres energischen
Häuptlings Cetewayo zu Ende der Siebziger-Jahre den Engländern
eine harte Aufgabe zu lösen gaben. Letztere erlitten sogar damals eine
empfindliche Niederlage bei Isangula und erst nach bedeutenden An-
strengungen gelang ihnen die Bezwingung der Zulu durch Gefangen-
nahme ihres tapferen Führers.
Einige Jahre später begann der Krieg abermals, nachdem zuvor
schon die um ihre Unabhängigkeit besorgten holländischen Boeren in
Transvaal den Kampf mit den Engländern aufgenommen hatten. Erst
1884 kam es zur völligen Herstellung des Friedens in den Gebieten
der Colonie. Bei den Kämpfen mit den Zulus war es auch, wo
der Sohn des Kaisers Napoleon III. sein junges Leben auf einem
Recognoscirungsritte durch plötzlichen Ueberfall (1. Juni 1879) verlor.
Die Colonie besitzt trotz ihres Umfanges, der jenem von Schottland
nahezu gleich kommt, doch nur zwei Städte, Pieter-Maritzburg im
Boerenlande, den Sitz der Colonialregierung, und das schon erwähnte
Durban an der fast ganz geschlossenen Bucht von Port Natal,
welche jedoch eine durch Barrenbildung ziemlich ungünstige Einfahrt
von der See her hat, so dass Schiffe von mehr als 5 m Tauchung
selbst unter günstigen Umständen die Barre nicht passiren können.
Für die Verbesserung des Hafens und die Vertiefung des Wassers
über der Barre wurde jedoch in neuester Zeit sehr viel gethan. Man
setzte eine eigene Behörde hiefür (nach Muster des im Mutterlande
erprobten Vorganges), den Harbour Board of Natal, ein, dessen Auf-
gabe die Ausführung grossartiger Hafenanlagen war, von denen ein
Theil auch bereits hergestellt worden ist. Es handelt sich hiebei nicht
nur um die Schaffung genügender Wassertiefen, besonders an der Barre,
durch sehr umfassende Baggerungen, sondern auch um Herstellung
von grossen Zufahrtscanälen, eines Wellenbrechers und eines Landungs-
dammes, welcher in Verbindung mit dem schon bestehenden Old Pier
ein Innenbassin bilden soll. Von dem neuen Wellenbrecher ist ein
grosser Theil bereits fertiggestellt. Ausserdem sind Quai-Anlagen mit
der erforderlichen Ausrüstung an Maschinen und Ladevorrichtungen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/676>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.