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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der indische Ocean.
ganz europäischen Anstrich. Die Strassen sind meist breit, rein ge-
halten und gerade, schneiden sich in der Regel im rechten Winkel,
und es wird auf deren Instandhaltung grosse Sorgfalt verwendet. Nur
der reichlich vorhandene Staub erscheint lästig. Die Häuser sind fast
durchaus aus Stein, häufig mit besonderer Bevorzugung italienischen
Styles gebaut und oftmals mit kleinen Gärtchen umgeben, wie man
überhaupt in der Capstadt viel Sorgfalt auf Gartenanlagen verwendet.
Es gibt daselbst mehrere hübsche Parks, unter denen der Regierungs-
park und der botanische Garten besondere Erwähnung verdienen.
Der botanische Garten ist sehr ausgedehnt und besitzt unter sach-
kundiger Leitung eine sehr reichhaltige Sammlung einheimischer und
fremder Gewächse. Dem Regierungspark gereicht eine sehr lange
Eichenallee zur besonderen Zierde. Am Anfange dieser Allee steht
das Gebäude der Bibliothek (South African Library), ein Prachtbau,
in dessen Räumen über 40.000 Bände aufgestellt sind. Diese Biblio-
thek soll sehr reich an Handschriften sein, welche sich auf die
Geschichte der Capcolonie seit ihrem Beginne beziehen, und bei ihrem
Besuche gewinnt man den Eindruck, dass man sich in einer Stadt
befindet, in welcher neben den Anforderungen des materiellen Lebens
auch geistige Interessen Pflege und Anregung finden. In der unmittel-
baren Nähe der Bibliothek erheben sich noch zwei ansehnliche Bau-
werke, nämlich das South African Museum und eine Gallerie für Werke
der bildenden Künste. In dem Museum werden alle Gegenstände ge-
sammelt, welche sich auf die Colonie, vor Allem auf deren Ethnogra-
phie beziehen. Man kann hier vielfache Studien über die zahlreichen
Eigenthümlichkeiten Südafrikas anstellen. Unter den sonstigen Bau-
lichkeiten der Stadt ragen insbesondere das Parlament, das Stadt-
haus, die verschiedenen Bankinstitute, die durch ihren feinen gothi-
schen Styl ausgezeichnete katholische Kathedrale hervor. Ueberhaupt
hat man bei öffentlichen Bauten nicht an Geld gespart und dieselben
mit Vorliebe in monumentaler Art zur Ausführung gebracht. Ausser
derartigen Gebäuden findet man auch eine Anzahl industrieller Eta-
blissements von grossem Umfange, von denen wir nur mehrere Dampf-
mühlen, eine grosse Sägemühle, eine Brauerei u. dgl. erwähnen. Viel-
leicht den ersten Platz nimmt die grosse Maschinenfabrik der westlichen
Eisenbahn ein, in der alle für den Bahnbetrieb erforderlichen Dinge
vollkommen hergestellt werden können.

Die Stadt und der Hafen sind sehr gut, zum Theile mit elektrischem
Lichte beleuchtet und, was auf afrikanischem Boden eine ganz besondere
Wichtigkeit hat, mit Wasser trefflich versorgt. Die geologische Beschaffen-

Der indische Ocean.
ganz europäischen Anstrich. Die Strassen sind meist breit, rein ge-
halten und gerade, schneiden sich in der Regel im rechten Winkel,
und es wird auf deren Instandhaltung grosse Sorgfalt verwendet. Nur
der reichlich vorhandene Staub erscheint lästig. Die Häuser sind fast
durchaus aus Stein, häufig mit besonderer Bevorzugung italienischen
Styles gebaut und oftmals mit kleinen Gärtchen umgeben, wie man
überhaupt in der Capstadt viel Sorgfalt auf Gartenanlagen verwendet.
Es gibt daselbst mehrere hübsche Parks, unter denen der Regierungs-
park und der botanische Garten besondere Erwähnung verdienen.
Der botanische Garten ist sehr ausgedehnt und besitzt unter sach-
kundiger Leitung eine sehr reichhaltige Sammlung einheimischer und
fremder Gewächse. Dem Regierungspark gereicht eine sehr lange
Eichenallee zur besonderen Zierde. Am Anfange dieser Allee steht
das Gebäude der Bibliothek (South African Library), ein Prachtbau,
in dessen Räumen über 40.000 Bände aufgestellt sind. Diese Biblio-
thek soll sehr reich an Handschriften sein, welche sich auf die
Geschichte der Capcolonie seit ihrem Beginne beziehen, und bei ihrem
Besuche gewinnt man den Eindruck, dass man sich in einer Stadt
befindet, in welcher neben den Anforderungen des materiellen Lebens
auch geistige Interessen Pflege und Anregung finden. In der unmittel-
baren Nähe der Bibliothek erheben sich noch zwei ansehnliche Bau-
werke, nämlich das South African Museum und eine Gallerie für Werke
der bildenden Künste. In dem Museum werden alle Gegenstände ge-
sammelt, welche sich auf die Colonie, vor Allem auf deren Ethnogra-
phie beziehen. Man kann hier vielfache Studien über die zahlreichen
Eigenthümlichkeiten Südafrikas anstellen. Unter den sonstigen Bau-
lichkeiten der Stadt ragen insbesondere das Parlament, das Stadt-
haus, die verschiedenen Bankinstitute, die durch ihren feinen gothi-
schen Styl ausgezeichnete katholische Kathedrale hervor. Ueberhaupt
hat man bei öffentlichen Bauten nicht an Geld gespart und dieselben
mit Vorliebe in monumentaler Art zur Ausführung gebracht. Ausser
derartigen Gebäuden findet man auch eine Anzahl industrieller Eta-
blissements von grossem Umfange, von denen wir nur mehrere Dampf-
mühlen, eine grosse Sägemühle, eine Brauerei u. dgl. erwähnen. Viel-
leicht den ersten Platz nimmt die grosse Maschinenfabrik der westlichen
Eisenbahn ein, in der alle für den Bahnbetrieb erforderlichen Dinge
vollkommen hergestellt werden können.

Die Stadt und der Hafen sind sehr gut, zum Theile mit elektrischem
Lichte beleuchtet und, was auf afrikanischem Boden eine ganz besondere
Wichtigkeit hat, mit Wasser trefflich versorgt. Die geologische Beschaffen-

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[678/0694] Der indische Ocean. ganz europäischen Anstrich. Die Strassen sind meist breit, rein ge- halten und gerade, schneiden sich in der Regel im rechten Winkel, und es wird auf deren Instandhaltung grosse Sorgfalt verwendet. Nur der reichlich vorhandene Staub erscheint lästig. Die Häuser sind fast durchaus aus Stein, häufig mit besonderer Bevorzugung italienischen Styles gebaut und oftmals mit kleinen Gärtchen umgeben, wie man überhaupt in der Capstadt viel Sorgfalt auf Gartenanlagen verwendet. Es gibt daselbst mehrere hübsche Parks, unter denen der Regierungs- park und der botanische Garten besondere Erwähnung verdienen. Der botanische Garten ist sehr ausgedehnt und besitzt unter sach- kundiger Leitung eine sehr reichhaltige Sammlung einheimischer und fremder Gewächse. Dem Regierungspark gereicht eine sehr lange Eichenallee zur besonderen Zierde. Am Anfange dieser Allee steht das Gebäude der Bibliothek (South African Library), ein Prachtbau, in dessen Räumen über 40.000 Bände aufgestellt sind. Diese Biblio- thek soll sehr reich an Handschriften sein, welche sich auf die Geschichte der Capcolonie seit ihrem Beginne beziehen, und bei ihrem Besuche gewinnt man den Eindruck, dass man sich in einer Stadt befindet, in welcher neben den Anforderungen des materiellen Lebens auch geistige Interessen Pflege und Anregung finden. In der unmittel- baren Nähe der Bibliothek erheben sich noch zwei ansehnliche Bau- werke, nämlich das South African Museum und eine Gallerie für Werke der bildenden Künste. In dem Museum werden alle Gegenstände ge- sammelt, welche sich auf die Colonie, vor Allem auf deren Ethnogra- phie beziehen. Man kann hier vielfache Studien über die zahlreichen Eigenthümlichkeiten Südafrikas anstellen. Unter den sonstigen Bau- lichkeiten der Stadt ragen insbesondere das Parlament, das Stadt- haus, die verschiedenen Bankinstitute, die durch ihren feinen gothi- schen Styl ausgezeichnete katholische Kathedrale hervor. Ueberhaupt hat man bei öffentlichen Bauten nicht an Geld gespart und dieselben mit Vorliebe in monumentaler Art zur Ausführung gebracht. Ausser derartigen Gebäuden findet man auch eine Anzahl industrieller Eta- blissements von grossem Umfange, von denen wir nur mehrere Dampf- mühlen, eine grosse Sägemühle, eine Brauerei u. dgl. erwähnen. Viel- leicht den ersten Platz nimmt die grosse Maschinenfabrik der westlichen Eisenbahn ein, in der alle für den Bahnbetrieb erforderlichen Dinge vollkommen hergestellt werden können. Die Stadt und der Hafen sind sehr gut, zum Theile mit elektrischem Lichte beleuchtet und, was auf afrikanischem Boden eine ganz besondere Wichtigkeit hat, mit Wasser trefflich versorgt. Die geologische Beschaffen-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/694>, abgerufen am 22.11.2024.