tung. Fast alle sind mit Bäumen bepflanzt und haben zur Seite ein Rinnsal für das reichlich vorhandene Wasser. Es sind viele Quellen und Brunnen vorhanden. Auch Proviant und Steinkohle kann man hier beschaffen; letztere wird in Kohlenlichtern unter Bord gebracht.
Die Zahl der Einwohner beträgt 20.000, davon sind auch hier nur wenige Europäer. Aber die Neger in Freetown machen einen weit besseren Eindruck als jene in anderen Gebieten Westafrikas. Es scheint, dass hier der englische Einfluss und vielleicht auch die starke Mischung der Bevölkerung zu besseren Resultaten geführt haben. So findet man unter den Negern eine recht gute Schulbildung, natürlich wesentlich nur in den elementaren Kenntnissen, verbreitet. Sehr gut untergebracht ist die Garnison, welche übrigens auch aus einem von britischen Officieren befehligten Negerregimente besteht und in grossen luftigen Baracken wohnt, in denen eine musterhafte Rein- lichkeit herrscht. Ebenso zeigt diese Truppe auch treffliche Disciplin. Den Sicherheitsdienst in Freetown versieht ein gleichfalls aus Negern bestehendes Polizeicorps in tüchtiger Weise.
Gewinnt man also auch hier im Ganzen günstige Eindrücke, so ist doch wieder das Klima der Gegenstand steter Klage. Die Euro- päer unterliegen in hohem Grade dem bösen Einflusse desselben und sind nicht selten gezwungen, sich durch rasche Entfernung dem sonst unvermeidlichen Tode zu entziehen. Fieber und Anämie sind die herrschenden Uebel. Die in Freetown stationirten Beamten und Offi- ciere haben daher nach je zwei Jahren Anspruch auf einen sechs- monatlichen Urlaub, um sich wieder für einige Zeit widerstandsfähiger zu machen.
Eine merkwürdige, wohl auch durch das Klima bedingte Er- scheinung ist, dass hier wie an der ganzen westafrikanischen Küste sich europäische Hausthiere gleichfalls nicht acclimatisiren können und alle in dieser Richtung gemachten Versuche erfolglos ge- blieben sind.
Eine Eigenthümlichkeit von Freetown sind die Kroomen (Kru-Leute) oder Krooboys, deren wir vorübergehend schon bei Banana gedacht haben. In Freetown befindet sich der Mittelpunkt einer grossen Institution zur Anwerbung von Kroomen, welche ihre Veranlassung darin findet, dass eben wegen des Klimas nicht nur auf dem Lande, sondern auch auf den längs der Küste verkehrenden Schiffen die Verwendung von Europäern zu körperlichen Arbeiten fast unthunlich ist. Hiezu ver- dingen sich nur diese Kroomen, deren Namen daher rührt, dass die- selben anfänglich dem Stamme der Kroo angehörten, während gegen-
Freetown.
tung. Fast alle sind mit Bäumen bepflanzt und haben zur Seite ein Rinnsal für das reichlich vorhandene Wasser. Es sind viele Quellen und Brunnen vorhanden. Auch Proviant und Steinkohle kann man hier beschaffen; letztere wird in Kohlenlichtern unter Bord gebracht.
Die Zahl der Einwohner beträgt 20.000, davon sind auch hier nur wenige Europäer. Aber die Neger in Freetown machen einen weit besseren Eindruck als jene in anderen Gebieten Westafrikas. Es scheint, dass hier der englische Einfluss und vielleicht auch die starke Mischung der Bevölkerung zu besseren Resultaten geführt haben. So findet man unter den Negern eine recht gute Schulbildung, natürlich wesentlich nur in den elementaren Kenntnissen, verbreitet. Sehr gut untergebracht ist die Garnison, welche übrigens auch aus einem von britischen Officieren befehligten Negerregimente besteht und in grossen luftigen Baracken wohnt, in denen eine musterhafte Rein- lichkeit herrscht. Ebenso zeigt diese Truppe auch treffliche Disciplin. Den Sicherheitsdienst in Freetown versieht ein gleichfalls aus Negern bestehendes Polizeicorps in tüchtiger Weise.
Gewinnt man also auch hier im Ganzen günstige Eindrücke, so ist doch wieder das Klima der Gegenstand steter Klage. Die Euro- päer unterliegen in hohem Grade dem bösen Einflusse desselben und sind nicht selten gezwungen, sich durch rasche Entfernung dem sonst unvermeidlichen Tode zu entziehen. Fieber und Anämie sind die herrschenden Uebel. Die in Freetown stationirten Beamten und Offi- ciere haben daher nach je zwei Jahren Anspruch auf einen sechs- monatlichen Urlaub, um sich wieder für einige Zeit widerstandsfähiger zu machen.
Eine merkwürdige, wohl auch durch das Klima bedingte Er- scheinung ist, dass hier wie an der ganzen westafrikanischen Küste sich europäische Hausthiere gleichfalls nicht acclimatisiren können und alle in dieser Richtung gemachten Versuche erfolglos ge- blieben sind.
Eine Eigenthümlichkeit von Freetown sind die Kroomen (Kru-Leute) oder Krooboys, deren wir vorübergehend schon bei Banana gedacht haben. In Freetown befindet sich der Mittelpunkt einer grossen Institution zur Anwerbung von Kroomen, welche ihre Veranlassung darin findet, dass eben wegen des Klimas nicht nur auf dem Lande, sondern auch auf den längs der Küste verkehrenden Schiffen die Verwendung von Europäern zu körperlichen Arbeiten fast unthunlich ist. Hiezu ver- dingen sich nur diese Kroomen, deren Namen daher rührt, dass die- selben anfänglich dem Stamme der Kroo angehörten, während gegen-
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Freetown.
tung. Fast alle sind mit Bäumen bepflanzt und haben zur Seite ein
Rinnsal für das reichlich vorhandene Wasser. Es sind viele Quellen
und Brunnen vorhanden. Auch Proviant und Steinkohle kann man
hier beschaffen; letztere wird in Kohlenlichtern unter Bord gebracht.
Die Zahl der Einwohner beträgt 20.000, davon sind auch hier
nur wenige Europäer. Aber die Neger in Freetown machen einen
weit besseren Eindruck als jene in anderen Gebieten Westafrikas.
Es scheint, dass hier der englische Einfluss und vielleicht auch die
starke Mischung der Bevölkerung zu besseren Resultaten geführt
haben. So findet man unter den Negern eine recht gute Schulbildung,
natürlich wesentlich nur in den elementaren Kenntnissen, verbreitet. Sehr
gut untergebracht ist die Garnison, welche übrigens auch aus einem
von britischen Officieren befehligten Negerregimente besteht und in
grossen luftigen Baracken wohnt, in denen eine musterhafte Rein-
lichkeit herrscht. Ebenso zeigt diese Truppe auch treffliche Disciplin.
Den Sicherheitsdienst in Freetown versieht ein gleichfalls aus Negern
bestehendes Polizeicorps in tüchtiger Weise.
Gewinnt man also auch hier im Ganzen günstige Eindrücke, so
ist doch wieder das Klima der Gegenstand steter Klage. Die Euro-
päer unterliegen in hohem Grade dem bösen Einflusse desselben und
sind nicht selten gezwungen, sich durch rasche Entfernung dem sonst
unvermeidlichen Tode zu entziehen. Fieber und Anämie sind die
herrschenden Uebel. Die in Freetown stationirten Beamten und Offi-
ciere haben daher nach je zwei Jahren Anspruch auf einen sechs-
monatlichen Urlaub, um sich wieder für einige Zeit widerstandsfähiger
zu machen.
Eine merkwürdige, wohl auch durch das Klima bedingte Er-
scheinung ist, dass hier wie an der ganzen westafrikanischen Küste
sich europäische Hausthiere gleichfalls nicht acclimatisiren können
und alle in dieser Richtung gemachten Versuche erfolglos ge-
blieben sind.
Eine Eigenthümlichkeit von Freetown sind die Kroomen (Kru-Leute)
oder Krooboys, deren wir vorübergehend schon bei Banana gedacht
haben. In Freetown befindet sich der Mittelpunkt einer grossen Institution
zur Anwerbung von Kroomen, welche ihre Veranlassung darin findet,
dass eben wegen des Klimas nicht nur auf dem Lande, sondern auch auf
den längs der Küste verkehrenden Schiffen die Verwendung von
Europäern zu körperlichen Arbeiten fast unthunlich ist. Hiezu ver-
dingen sich nur diese Kroomen, deren Namen daher rührt, dass die-
selben anfänglich dem Stamme der Kroo angehörten, während gegen-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/735>, abgerufen am 22.11.2024.
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