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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Afrika.

In Tanger gibt es auch viele Sclaven, zumeist Neger, denn die
Sclaverei besteht in dem Lande noch zu Recht. Doch ist das Los
dieser Leute ein erträgliches. Der Sclave zählt im ganzen Oriente
zum Haus- und Familienstande, und wenn er sich nicht gerade etwas
zu Schulden kommen lässt, so wird er gut behandelt. Auch wechselt
derselbe selten seinen Herrn.

Die Verbindung Tangers mit dem Innern des Landes befindet
sich in einem üblen Zustande. Es mangelt durchwegs an ordentlichen
Strassen, und man denkt auch nicht daran, solche in Angriff zu
nehmen. Hierin liegt ein wesentlicher Grund, warum Tanger in com-
mercieller Beziehung nicht zu jenem Aufschwunge gelangen kann, zu
welchem es eigentlich durch die Gunst seiner Lage an der See, am
Aus- und Eingange des Mittelmeeres, umsomehr berufen wäre, als
auch die localen Verhältnisse einen derartigen Aufschwung begünstigen
würden. Das gute Klima wäre jedenfalls ein Moment mehr, um die
Niederlassung fremder Kaufleute zu erleichtern.

Das grösste Hinderniss für die Entwicklung des Handels liegt
in dem fanatischen Fremdenhasse, in dem blinden Despotismus. So
gilt als oberster Grundsatz für den Küstenhandel, dass der Export
als solcher einfach verboten ist. Nur mit besonderer Bewilligung der
Regierung darf ein marokkanischer Unterthan einen von Fall zu Fall
genau nach Mass und Werth bestimmten Artikel z. B. 1000 Kg.
Datteln, 100 Ochsen etc. exportiren, resp. an fremde Händler ver-
kaufen. Manche Artikel dürfen unter keiner Bedingung exportirt werden.

Tanger ist der bedeutendste und wichtigste Hafen Marokkos. Sein
Handelsverkehr umfasst mehr als ein Viertheil des gesammten marokkanischen
Aussenhandels, welch letzterer sich im Jahre 1889 auf rund 72 Millionen Francs
belief, wovon 431/2 Millionen auf den Import und 281/2 Millionen auf den Export
entfielen. Aus nachstehender Tabelle wird der Antheil Tangers an dieser Menge
ersichtlich. Der Gesammtverkehr dieses Hafens belief sich im Jahre

1889 ........ auf 18,867.125 Frcs.
1888 ........ " 17,083.875 "
1887 ........ " 23,616.475 "

Davon entfielen auf den Import Tangers:

1889........... 12,784.550 Frcs.
1888........... 11,098.925 "
1887........... 12,582.300 "

Die Ausfuhr dagegen bezifferte sich:

1889 ......... auf 6,082.575 Frcs.
1888 ......... " 5,984.950 "
1887 ......... " 10,934.175 "

Die atlantische Küste von Afrika.

In Tanger gibt es auch viele Sclaven, zumeist Neger, denn die
Sclaverei besteht in dem Lande noch zu Recht. Doch ist das Los
dieser Leute ein erträgliches. Der Sclave zählt im ganzen Oriente
zum Haus- und Familienstande, und wenn er sich nicht gerade etwas
zu Schulden kommen lässt, so wird er gut behandelt. Auch wechselt
derselbe selten seinen Herrn.

Die Verbindung Tangers mit dem Innern des Landes befindet
sich in einem üblen Zustande. Es mangelt durchwegs an ordentlichen
Strassen, und man denkt auch nicht daran, solche in Angriff zu
nehmen. Hierin liegt ein wesentlicher Grund, warum Tanger in com-
mercieller Beziehung nicht zu jenem Aufschwunge gelangen kann, zu
welchem es eigentlich durch die Gunst seiner Lage an der See, am
Aus- und Eingange des Mittelmeeres, umsomehr berufen wäre, als
auch die localen Verhältnisse einen derartigen Aufschwung begünstigen
würden. Das gute Klima wäre jedenfalls ein Moment mehr, um die
Niederlassung fremder Kaufleute zu erleichtern.

Das grösste Hinderniss für die Entwicklung des Handels liegt
in dem fanatischen Fremdenhasse, in dem blinden Despotismus. So
gilt als oberster Grundsatz für den Küstenhandel, dass der Export
als solcher einfach verboten ist. Nur mit besonderer Bewilligung der
Regierung darf ein marokkanischer Unterthan einen von Fall zu Fall
genau nach Mass und Werth bestimmten Artikel z. B. 1000 Kg.
Datteln, 100 Ochsen etc. exportiren, resp. an fremde Händler ver-
kaufen. Manche Artikel dürfen unter keiner Bedingung exportirt werden.

Tanger ist der bedeutendste und wichtigste Hafen Marokkos. Sein
Handelsverkehr umfasst mehr als ein Viertheil des gesammten marokkanischen
Aussenhandels, welch letzterer sich im Jahre 1889 auf rund 72 Millionen Francs
belief, wovon 43½ Millionen auf den Import und 28½ Millionen auf den Export
entfielen. Aus nachstehender Tabelle wird der Antheil Tangers an dieser Menge
ersichtlich. Der Gesammtverkehr dieses Hafens belief sich im Jahre

1889 ........ auf 18,867.125 Frcs.
1888 ........ „ 17,083.875 „
1887 ........ „ 23,616.475 „

Davon entfielen auf den Import Tangers:

1889........... 12,784.550 Frcs.
1888........... 11,098.925 „
1887........... 12,582.300 „

Die Ausfuhr dagegen bezifferte sich:

1889 ......... auf 6,082.575 Frcs.
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[746/0762] Die atlantische Küste von Afrika. In Tanger gibt es auch viele Sclaven, zumeist Neger, denn die Sclaverei besteht in dem Lande noch zu Recht. Doch ist das Los dieser Leute ein erträgliches. Der Sclave zählt im ganzen Oriente zum Haus- und Familienstande, und wenn er sich nicht gerade etwas zu Schulden kommen lässt, so wird er gut behandelt. Auch wechselt derselbe selten seinen Herrn. Die Verbindung Tangers mit dem Innern des Landes befindet sich in einem üblen Zustande. Es mangelt durchwegs an ordentlichen Strassen, und man denkt auch nicht daran, solche in Angriff zu nehmen. Hierin liegt ein wesentlicher Grund, warum Tanger in com- mercieller Beziehung nicht zu jenem Aufschwunge gelangen kann, zu welchem es eigentlich durch die Gunst seiner Lage an der See, am Aus- und Eingange des Mittelmeeres, umsomehr berufen wäre, als auch die localen Verhältnisse einen derartigen Aufschwung begünstigen würden. Das gute Klima wäre jedenfalls ein Moment mehr, um die Niederlassung fremder Kaufleute zu erleichtern. Das grösste Hinderniss für die Entwicklung des Handels liegt in dem fanatischen Fremdenhasse, in dem blinden Despotismus. So gilt als oberster Grundsatz für den Küstenhandel, dass der Export als solcher einfach verboten ist. Nur mit besonderer Bewilligung der Regierung darf ein marokkanischer Unterthan einen von Fall zu Fall genau nach Mass und Werth bestimmten Artikel z. B. 1000 Kg. Datteln, 100 Ochsen etc. exportiren, resp. an fremde Händler ver- kaufen. Manche Artikel dürfen unter keiner Bedingung exportirt werden. Tanger ist der bedeutendste und wichtigste Hafen Marokkos. Sein Handelsverkehr umfasst mehr als ein Viertheil des gesammten marokkanischen Aussenhandels, welch letzterer sich im Jahre 1889 auf rund 72 Millionen Francs belief, wovon 43½ Millionen auf den Import und 28½ Millionen auf den Export entfielen. Aus nachstehender Tabelle wird der Antheil Tangers an dieser Menge ersichtlich. Der Gesammtverkehr dieses Hafens belief sich im Jahre 1889 ........ auf 18,867.125 Frcs. 1888 ........ „ 17,083.875 „ 1887 ........ „ 23,616.475 „ Davon entfielen auf den Import Tangers: 1889........... 12,784.550 Frcs. 1888........... 11,098.925 „ 1887........... 12,582.300 „ Die Ausfuhr dagegen bezifferte sich: 1889 ......... auf 6,082.575 Frcs. 1888 ......... „ 5,984.950 „ 1887 ......... „ 10,934.175 „

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/762>, abgerufen am 22.11.2024.