reichen und für das Studium höchst ergiebigen Inhaltes, welchen die- selben bieten. Ausser diesen Gärten hat Nord-Adelaide auch, ebenso wie die südliche Schwester, mehrere grosse, schön bepflanzte Squares, von denen wir Wellington Square, Brougham, Palmer und Roberts Place nennen wollen.
Rings um Adelaide liegen verschiedene Vororte, in denen viele Leute ihr Heim aufgeschlagen haben, die nur für ihre Geschäfte zur Stadt selbst kommen. Trams und Omnibusse stellen die Verbindung mit diesen Vororten her. Hieher gehören unter anderen im Norden der Stadt Enfield und Prospect, im Westen Hindmarsh, Bowden und Bromptom, im Süden Mitcham, Fullerton und Parkside, im Osten endlich Kensington, Norwood, Hackney, Stepney und Marryatville.
Ganz Adelaide mit den Vororten hat (1891) eine Bevölkerung von 133.000 Seelen. Das Leben in Adelaide ist wie in den beiden anderen australischen Grossstädten ein sehr reges und bewegtes. Man liebt hier trotz aller Thätigkeit im Geschäfte doch auch Zer- streuung und Vergnügen. Zeugniss hiefür geben die zahlreich vor- handenen Clubs (darunter auch ein deutscher) und die Vereine für alle Zweige des Sports und der Geselligkeit überhaupt, der man sich mit Eifer hingibt. Auch die weitere Umgebung der Stadt verlockt zu lohnenden Ausflügen, deren Ausführung die Eisenbahnen wesentlich erleichtern. Aber auch der See gehört die besondere Vorliebe des Australiers, und Ausflüge auf derselben, wozu die Ufer des St. Vincent Golfes vielerlei dankenswerthe Gelegenheit bieten, werden gerne unternommen. Nicht umsonst hat Süd-Australien die besondere Be- zeichnung des sonnigen Landes und wird dessen Hauptstadt von ihren Einwohnern mit aller Zustimmung von den Besuchern das liebliche Adelaide, "fair Adelaide", genannt.
Speciell das Klima von Adelaide ist dem von Sicilien oder Neapel ähnlich. Im Winter regnet es viel. Im Ganzen jedoch herrscht eine grosse Gleichmässigkeit bezüglich der Temperatur, nur in den Monaten Januar und Februar wird die Hitze etwas lästig. Frost kommt selten vor, warme Winde treten viel seltener auf als in anderen Theilen des Continents und der Sonnenschein wird überhaupt selten entbehrt.
Wir können unseren Bericht über Adelaide nicht besser schliessen, als wenn wir die Worte des bekannten englischen Yachtbesitzers Brassey anführen, welcher sagt: "Ich zolle meine aufrichtige Bewunderung den äusseren Reizen von Adelaide. Ich bin viel gereist, aber ich habe kaum eine anziehendere Stadt als diese gesehen, noch
Die australischen Gewässer.
reichen und für das Studium höchst ergiebigen Inhaltes, welchen die- selben bieten. Ausser diesen Gärten hat Nord-Adelaide auch, ebenso wie die südliche Schwester, mehrere grosse, schön bepflanzte Squares, von denen wir Wellington Square, Brougham, Palmer und Roberts Place nennen wollen.
Rings um Adelaide liegen verschiedene Vororte, in denen viele Leute ihr Heim aufgeschlagen haben, die nur für ihre Geschäfte zur Stadt selbst kommen. Trams und Omnibusse stellen die Verbindung mit diesen Vororten her. Hieher gehören unter anderen im Norden der Stadt Enfield und Prospect, im Westen Hindmarsh, Bowden und Bromptom, im Süden Mitcham, Fullerton und Parkside, im Osten endlich Kensington, Norwood, Hackney, Stepney und Marryatville.
Ganz Adelaide mit den Vororten hat (1891) eine Bevölkerung von 133.000 Seelen. Das Leben in Adelaide ist wie in den beiden anderen australischen Grossstädten ein sehr reges und bewegtes. Man liebt hier trotz aller Thätigkeit im Geschäfte doch auch Zer- streuung und Vergnügen. Zeugniss hiefür geben die zahlreich vor- handenen Clubs (darunter auch ein deutscher) und die Vereine für alle Zweige des Sports und der Geselligkeit überhaupt, der man sich mit Eifer hingibt. Auch die weitere Umgebung der Stadt verlockt zu lohnenden Ausflügen, deren Ausführung die Eisenbahnen wesentlich erleichtern. Aber auch der See gehört die besondere Vorliebe des Australiers, und Ausflüge auf derselben, wozu die Ufer des St. Vincent Golfes vielerlei dankenswerthe Gelegenheit bieten, werden gerne unternommen. Nicht umsonst hat Süd-Australien die besondere Be- zeichnung des sonnigen Landes und wird dessen Hauptstadt von ihren Einwohnern mit aller Zustimmung von den Besuchern das liebliche Adelaide, „fair Adelaide“, genannt.
Speciell das Klima von Adelaide ist dem von Sicilien oder Neapel ähnlich. Im Winter regnet es viel. Im Ganzen jedoch herrscht eine grosse Gleichmässigkeit bezüglich der Temperatur, nur in den Monaten Januar und Februar wird die Hitze etwas lästig. Frost kommt selten vor, warme Winde treten viel seltener auf als in anderen Theilen des Continents und der Sonnenschein wird überhaupt selten entbehrt.
Wir können unseren Bericht über Adelaide nicht besser schliessen, als wenn wir die Worte des bekannten englischen Yachtbesitzers Brassey anführen, welcher sagt: „Ich zolle meine aufrichtige Bewunderung den äusseren Reizen von Adelaide. Ich bin viel gereist, aber ich habe kaum eine anziehendere Stadt als diese gesehen, noch
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Die australischen Gewässer.
reichen und für das Studium höchst ergiebigen Inhaltes, welchen die-
selben bieten. Ausser diesen Gärten hat Nord-Adelaide auch, ebenso
wie die südliche Schwester, mehrere grosse, schön bepflanzte Squares,
von denen wir Wellington Square, Brougham, Palmer und Roberts
Place nennen wollen.
Rings um Adelaide liegen verschiedene Vororte, in denen viele
Leute ihr Heim aufgeschlagen haben, die nur für ihre Geschäfte zur
Stadt selbst kommen. Trams und Omnibusse stellen die Verbindung
mit diesen Vororten her. Hieher gehören unter anderen im Norden
der Stadt Enfield und Prospect, im Westen Hindmarsh, Bowden und
Bromptom, im Süden Mitcham, Fullerton und Parkside, im Osten
endlich Kensington, Norwood, Hackney, Stepney und Marryatville.
Ganz Adelaide mit den Vororten hat (1891) eine Bevölkerung
von 133.000 Seelen. Das Leben in Adelaide ist wie in den beiden
anderen australischen Grossstädten ein sehr reges und bewegtes.
Man liebt hier trotz aller Thätigkeit im Geschäfte doch auch Zer-
streuung und Vergnügen. Zeugniss hiefür geben die zahlreich vor-
handenen Clubs (darunter auch ein deutscher) und die Vereine für
alle Zweige des Sports und der Geselligkeit überhaupt, der man sich
mit Eifer hingibt. Auch die weitere Umgebung der Stadt verlockt
zu lohnenden Ausflügen, deren Ausführung die Eisenbahnen wesentlich
erleichtern. Aber auch der See gehört die besondere Vorliebe des
Australiers, und Ausflüge auf derselben, wozu die Ufer des St. Vincent
Golfes vielerlei dankenswerthe Gelegenheit bieten, werden gerne
unternommen. Nicht umsonst hat Süd-Australien die besondere Be-
zeichnung des sonnigen Landes und wird dessen Hauptstadt von
ihren Einwohnern mit aller Zustimmung von den Besuchern das
liebliche Adelaide, „fair Adelaide“, genannt.
Speciell das Klima von Adelaide ist dem von Sicilien oder
Neapel ähnlich. Im Winter regnet es viel. Im Ganzen jedoch herrscht
eine grosse Gleichmässigkeit bezüglich der Temperatur, nur in den
Monaten Januar und Februar wird die Hitze etwas lästig. Frost
kommt selten vor, warme Winde treten viel seltener auf als in anderen
Theilen des Continents und der Sonnenschein wird überhaupt selten
entbehrt.
Wir können unseren Bericht über Adelaide nicht besser schliessen,
als wenn wir die Worte des bekannten englischen Yachtbesitzers
Brassey anführen, welcher sagt: „Ich zolle meine aufrichtige
Bewunderung den äusseren Reizen von Adelaide. Ich bin viel gereist,
aber ich habe kaum eine anziehendere Stadt als diese gesehen, noch
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/780>, abgerufen am 22.11.2024.
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