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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die australischen Gewässer.
befinden sich die Hafenbai und die Vororte der Stadt. Auch am rechten
Ufer des Flusses liegen Vororte, von denen Williamstown halbinsel-
förmig in die Bai hineinragt, allwo die meiste Schiffahrtsbewegung
stattfindet.

Wenden wir uns nun zunächst dem Hafen der Stadt zu. In
Port Melbourne (Sandridge), im nördlichen Theile der Hobson Bay am
Vororte Sandridge ragen zwei grosse Molen, der Railway Pier und der
Sandridge Pier, in unmittelbarer Verbindung mit Eisenbahngeleisen
eine drittel und fast eine halbe Seemeile weit in die See hinaus.
Hier können Schiffe bis zu 6 m Tauchung anlegen. Ostwärts davon,
bei dem sehr hübsch gelegenen Vororte St. Kilda, befindet sich eine
Reihe eleganter Bade-Etablissements. Auf der anderen Seite der
Hobson Bay weist Williamstown einen Schutzdamm nebst einer Reihe
von Piers auf, welche ebenfalls mit Eisenbahngeleisen versehen sind.

In Hobson Bay selbst ist guter Ankerplatz für 800 Schiffe. Aber
Schiffe bis zu 4 m Tiefgang sind nicht genöthigt, in der Bai zu
bleiben oder an den Molen Platz zu suchen, welche sich an deren
Ufer befinden; der Yarra gestattet ihnen das Einlaufen in den Fluss.
Nicht ohne Aufwand von Mühe und Geld hat man dessen Schiff-
barkeit erreicht, dadurch aber den Schiffen ganz besonders bequeme
und sichere Liegeplätze verschafft. Auf der einen Seite des Flusses
können Schiffe anlegen und befindet sich ein grosses Trockendock,
während auf der anderen Seite sich einige Schiffswerften, sowie gleich-
falls ein aus schönem Stein gebauter Quai befinden, welch letzterer
mit einem gewaltigen Dampfkrahn ausgerüstet ist. Grössere Trocken-
und Slipdocks sind im Vororte Williamstown an der Mündung des
Flusses vorhanden. Um die Verbindung zwischen Fluss und See zu
erleichtern und zu kürzen hat man in neuester Zeit vom unteren
Yarra einen geraden Durchstich zur Führung eines 51/2 m tiefen
Canales ausgeführt und kann dadurch die Krümmung vermieden
werden, welche der Fluss an seiner Mündung macht. Der Weg von
der Hobson Bay zur Stadt erfährt bei Benützung des neuen Canals
eine Abkürzung von beiläufig zwei Seemeilen. Kriegsschiffe dürfen,
wenn sie ihre Munition an Bord behalten, nur ausserhalb des Leucht-
schiffes bei der Spitze Gellibrand in der Hobson Bay vor Anker gehen.

Die eigentliche Stadt Melbourne zeigt die an amerikanische Städte
erinnernde regelmässige Gestaltung, welche sofort die Jugend und Plan-
mässigkeit ihrer Anlage verräth. Eine Reihe von parallelen Hauptstrassen
durchquert den Kern der Stadt und wird von anderen Strassen in
senkrechter Richtung gekreuzt. Mehrere dieser Strassen, so die zwischen

Die australischen Gewässer.
befinden sich die Hafenbai und die Vororte der Stadt. Auch am rechten
Ufer des Flusses liegen Vororte, von denen Williamstown halbinsel-
förmig in die Bai hineinragt, allwo die meiste Schiffahrtsbewegung
stattfindet.

Wenden wir uns nun zunächst dem Hafen der Stadt zu. In
Port Melbourne (Sandridge), im nördlichen Theile der Hobson Bay am
Vororte Sandridge ragen zwei grosse Molen, der Railway Pier und der
Sandridge Pier, in unmittelbarer Verbindung mit Eisenbahngeleisen
eine drittel und fast eine halbe Seemeile weit in die See hinaus.
Hier können Schiffe bis zu 6 m Tauchung anlegen. Ostwärts davon,
bei dem sehr hübsch gelegenen Vororte St. Kilda, befindet sich eine
Reihe eleganter Bade-Etablissements. Auf der anderen Seite der
Hobson Bay weist Williamstown einen Schutzdamm nebst einer Reihe
von Piers auf, welche ebenfalls mit Eisenbahngeleisen versehen sind.

In Hobson Bay selbst ist guter Ankerplatz für 800 Schiffe. Aber
Schiffe bis zu 4 m Tiefgang sind nicht genöthigt, in der Bai zu
bleiben oder an den Molen Platz zu suchen, welche sich an deren
Ufer befinden; der Yarra gestattet ihnen das Einlaufen in den Fluss.
Nicht ohne Aufwand von Mühe und Geld hat man dessen Schiff-
barkeit erreicht, dadurch aber den Schiffen ganz besonders bequeme
und sichere Liegeplätze verschafft. Auf der einen Seite des Flusses
können Schiffe anlegen und befindet sich ein grosses Trockendock,
während auf der anderen Seite sich einige Schiffswerften, sowie gleich-
falls ein aus schönem Stein gebauter Quai befinden, welch letzterer
mit einem gewaltigen Dampfkrahn ausgerüstet ist. Grössere Trocken-
und Slipdocks sind im Vororte Williamstown an der Mündung des
Flusses vorhanden. Um die Verbindung zwischen Fluss und See zu
erleichtern und zu kürzen hat man in neuester Zeit vom unteren
Yarra einen geraden Durchstich zur Führung eines 5½ m tiefen
Canales ausgeführt und kann dadurch die Krümmung vermieden
werden, welche der Fluss an seiner Mündung macht. Der Weg von
der Hobson Bay zur Stadt erfährt bei Benützung des neuen Canals
eine Abkürzung von beiläufig zwei Seemeilen. Kriegsschiffe dürfen,
wenn sie ihre Munition an Bord behalten, nur ausserhalb des Leucht-
schiffes bei der Spitze Gellibrand in der Hobson Bay vor Anker gehen.

Die eigentliche Stadt Melbourne zeigt die an amerikanische Städte
erinnernde regelmässige Gestaltung, welche sofort die Jugend und Plan-
mässigkeit ihrer Anlage verräth. Eine Reihe von parallelen Hauptstrassen
durchquert den Kern der Stadt und wird von anderen Strassen in
senkrechter Richtung gekreuzt. Mehrere dieser Strassen, so die zwischen

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[770/0786] Die australischen Gewässer. befinden sich die Hafenbai und die Vororte der Stadt. Auch am rechten Ufer des Flusses liegen Vororte, von denen Williamstown halbinsel- förmig in die Bai hineinragt, allwo die meiste Schiffahrtsbewegung stattfindet. Wenden wir uns nun zunächst dem Hafen der Stadt zu. In Port Melbourne (Sandridge), im nördlichen Theile der Hobson Bay am Vororte Sandridge ragen zwei grosse Molen, der Railway Pier und der Sandridge Pier, in unmittelbarer Verbindung mit Eisenbahngeleisen eine drittel und fast eine halbe Seemeile weit in die See hinaus. Hier können Schiffe bis zu 6 m Tauchung anlegen. Ostwärts davon, bei dem sehr hübsch gelegenen Vororte St. Kilda, befindet sich eine Reihe eleganter Bade-Etablissements. Auf der anderen Seite der Hobson Bay weist Williamstown einen Schutzdamm nebst einer Reihe von Piers auf, welche ebenfalls mit Eisenbahngeleisen versehen sind. In Hobson Bay selbst ist guter Ankerplatz für 800 Schiffe. Aber Schiffe bis zu 4 m Tiefgang sind nicht genöthigt, in der Bai zu bleiben oder an den Molen Platz zu suchen, welche sich an deren Ufer befinden; der Yarra gestattet ihnen das Einlaufen in den Fluss. Nicht ohne Aufwand von Mühe und Geld hat man dessen Schiff- barkeit erreicht, dadurch aber den Schiffen ganz besonders bequeme und sichere Liegeplätze verschafft. Auf der einen Seite des Flusses können Schiffe anlegen und befindet sich ein grosses Trockendock, während auf der anderen Seite sich einige Schiffswerften, sowie gleich- falls ein aus schönem Stein gebauter Quai befinden, welch letzterer mit einem gewaltigen Dampfkrahn ausgerüstet ist. Grössere Trocken- und Slipdocks sind im Vororte Williamstown an der Mündung des Flusses vorhanden. Um die Verbindung zwischen Fluss und See zu erleichtern und zu kürzen hat man in neuester Zeit vom unteren Yarra einen geraden Durchstich zur Führung eines 5½ m tiefen Canales ausgeführt und kann dadurch die Krümmung vermieden werden, welche der Fluss an seiner Mündung macht. Der Weg von der Hobson Bay zur Stadt erfährt bei Benützung des neuen Canals eine Abkürzung von beiläufig zwei Seemeilen. Kriegsschiffe dürfen, wenn sie ihre Munition an Bord behalten, nur ausserhalb des Leucht- schiffes bei der Spitze Gellibrand in der Hobson Bay vor Anker gehen. Die eigentliche Stadt Melbourne zeigt die an amerikanische Städte erinnernde regelmässige Gestaltung, welche sofort die Jugend und Plan- mässigkeit ihrer Anlage verräth. Eine Reihe von parallelen Hauptstrassen durchquert den Kern der Stadt und wird von anderen Strassen in senkrechter Richtung gekreuzt. Mehrere dieser Strassen, so die zwischen

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/786>, abgerufen am 22.11.2024.