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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Auckland.

Die Gruppe von Inseln, welche als Neuseeland bezeichnet
wird, bildet eine eigene Colonie für sich; diese steht jedoch nicht nur
in Bezug auf ihren Verkehr, sondern auch auf ihre ganze Gestaltung
und Einrichtung noch in enger Beziehung zu dem eigentlichen
Australien, obwohl sie nicht weniger als 1000 Seemeilen ostwärts da-
von gelegen ist.

Neuseeland besteht hauptsächlich aus zwei grossen langge-
streckten Inseln, der Nord-Insel und der Süd-Insel; dazu gehört noch
die im Süden der letzteren gelegene, jedoch an Umfang wesentlich
kleinere Stewart-Insel. Als England (1840) die drei Inseln in Be-
sitz nahm, wurden sie officiell New Munster, New Ulster und New
Leinster benannt; diese Namen sind jedoch nie in Gebrauch gekommen.
Der alte aus der Zeit der holländischen Entdeckung stammende Namen
behauptet sich siegreich. Neuseeland ist seiner geographischen Lage
nach Antipode des Vereinigten Königreiches (England, Schottland
und Irland); es wurde darum auch bisweilen das Grossbritannien der
südlichen Hemisphäre genannt. Die Inseln sind vulkanischen Ur-
sprunges und werden zum grossen Theile von den mächtigen bis
4024 m (Mount Cook) hohen neuseeländischen Alpen bedeckt. Diesem
Gebirge verdankt Neuseeland auch seinen Wasserreichthum, der es
vor dem australischen Festlande so sehr auszeichnet. Der bekannte
Reisende Trollope sagt von diesem Lande:

"In Neuseeland ist Alles englisch. Die Scenerie, die Farben und
die Formation der Hügel erinnern uns an das, was wir im Westen
Irlands und in den schottischen Hochländern zu sehen gewohnt sind.
Die Berge sind braun und scharf gezeichnet, die Flüsse sind breit
und von raschem Gefälle, die Seen sind blau, tief und in die Berge
hineingebuchtet. Wenn ein langschlafender Brite auf die Otago Hills
(Hügel) gebracht und wenn man ihm beim Erwachen erzählen würde,
er sei in Galway oder im Westen von Schottland, so bliebe er leicht

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 103
Auckland.

Die Gruppe von Inseln, welche als Neuseeland bezeichnet
wird, bildet eine eigene Colonie für sich; diese steht jedoch nicht nur
in Bezug auf ihren Verkehr, sondern auch auf ihre ganze Gestaltung
und Einrichtung noch in enger Beziehung zu dem eigentlichen
Australien, obwohl sie nicht weniger als 1000 Seemeilen ostwärts da-
von gelegen ist.

Neuseeland besteht hauptsächlich aus zwei grossen langge-
streckten Inseln, der Nord-Insel und der Süd-Insel; dazu gehört noch
die im Süden der letzteren gelegene, jedoch an Umfang wesentlich
kleinere Stewart-Insel. Als England (1840) die drei Inseln in Be-
sitz nahm, wurden sie officiell New Munster, New Ulster und New
Leinster benannt; diese Namen sind jedoch nie in Gebrauch gekommen.
Der alte aus der Zeit der holländischen Entdeckung stammende Namen
behauptet sich siegreich. Neuseeland ist seiner geographischen Lage
nach Antipode des Vereinigten Königreiches (England, Schottland
und Irland); es wurde darum auch bisweilen das Grossbritannien der
südlichen Hemisphäre genannt. Die Inseln sind vulkanischen Ur-
sprunges und werden zum grossen Theile von den mächtigen bis
4024 m (Mount Cook) hohen neuseeländischen Alpen bedeckt. Diesem
Gebirge verdankt Neuseeland auch seinen Wasserreichthum, der es
vor dem australischen Festlande so sehr auszeichnet. Der bekannte
Reisende Trollope sagt von diesem Lande:

„In Neuseeland ist Alles englisch. Die Scenerie, die Farben und
die Formation der Hügel erinnern uns an das, was wir im Westen
Irlands und in den schottischen Hochländern zu sehen gewohnt sind.
Die Berge sind braun und scharf gezeichnet, die Flüsse sind breit
und von raschem Gefälle, die Seen sind blau, tief und in die Berge
hineingebuchtet. Wenn ein langschlafender Brite auf die Otago Hills
(Hügel) gebracht und wenn man ihm beim Erwachen erzählen würde,
er sei in Galway oder im Westen von Schottland, so bliebe er leicht

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 103
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[[817]/0833] Auckland. Die Gruppe von Inseln, welche als Neuseeland bezeichnet wird, bildet eine eigene Colonie für sich; diese steht jedoch nicht nur in Bezug auf ihren Verkehr, sondern auch auf ihre ganze Gestaltung und Einrichtung noch in enger Beziehung zu dem eigentlichen Australien, obwohl sie nicht weniger als 1000 Seemeilen ostwärts da- von gelegen ist. Neuseeland besteht hauptsächlich aus zwei grossen langge- streckten Inseln, der Nord-Insel und der Süd-Insel; dazu gehört noch die im Süden der letzteren gelegene, jedoch an Umfang wesentlich kleinere Stewart-Insel. Als England (1840) die drei Inseln in Be- sitz nahm, wurden sie officiell New Munster, New Ulster und New Leinster benannt; diese Namen sind jedoch nie in Gebrauch gekommen. Der alte aus der Zeit der holländischen Entdeckung stammende Namen behauptet sich siegreich. Neuseeland ist seiner geographischen Lage nach Antipode des Vereinigten Königreiches (England, Schottland und Irland); es wurde darum auch bisweilen das Grossbritannien der südlichen Hemisphäre genannt. Die Inseln sind vulkanischen Ur- sprunges und werden zum grossen Theile von den mächtigen bis 4024 m (Mount Cook) hohen neuseeländischen Alpen bedeckt. Diesem Gebirge verdankt Neuseeland auch seinen Wasserreichthum, der es vor dem australischen Festlande so sehr auszeichnet. Der bekannte Reisende Trollope sagt von diesem Lande: „In Neuseeland ist Alles englisch. Die Scenerie, die Farben und die Formation der Hügel erinnern uns an das, was wir im Westen Irlands und in den schottischen Hochländern zu sehen gewohnt sind. Die Berge sind braun und scharf gezeichnet, die Flüsse sind breit und von raschem Gefälle, die Seen sind blau, tief und in die Berge hineingebuchtet. Wenn ein langschlafender Brite auf die Otago Hills (Hügel) gebracht und wenn man ihm beim Erwachen erzählen würde, er sei in Galway oder im Westen von Schottland, so bliebe er leicht Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 103

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [817]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/833>, abgerufen am 21.11.2024.