kerung betrachtet werden, indem sie wie auch anderwärts nur männ- lichen Geschlechtes sind und Weiber bloss in ganz vereinzelter Zahl vorkommen. Der Chinese gibt den Gedanken an die Heimkehr in sein geliebtes Mutterland niemals auf und lebt darum auch in den verschiedenen Colonieen, wo man ihn findet, fast ausnahmslos nur als Fremder und mit den Gefühlen eines Fremden, für den nichts Interesse hat, als sein Erwerb.
Trotz der Belästigungen, welche aus den lange fortgesetzten Maorikriegen sich ergeben haben, gewann die Colonie doch stetig an Entwicklung.
Dieser Umstand muss wesentlich den vielfachen Vortheilen zu- geschrieben werden, welche Neuseeland durch seine günstige Lage und seinen natürlichen Reichthum bietet. Dass das Vorhandensein von Gold, das man seit 1857 hauptsächlich im Alluvium findet, nicht wenig zur raschen Besiedelung des Landes beitrug, dürfte sich von selbst verstehen.
Nahm die Sache auch nicht solche Dimensionen an, wie in Victoria, so fand man doch eine Ausbeute, welche den regelmässigen Be- trieb lohnte. Ausserdem zeigt Neuseeland auch an anderen Mineralien, namentlich an Kupfer, Eisen (im Meeressand!) und Kohle, erhebliche Schätze. Auch Petroleum wurde in jüngster Zeit auf der Nord-Insel gewonnen. Ueberdies ist der Ackerbau lohnend und spielt auch die Viehzucht, insbesondere, wie in Australien, die Schafzucht (15 Millio- nen Stück), eine grosse Rolle.
Der wichtigste Hafen und überhaupt die bedeutendste Stadt ist Auckland, wenn auch der Sitz der obersten Colonialbehörde sich seit 1865 in Wellington befindet.
Auckland hat eine eigenthümliche Lage. Die Nord-Insel, welche nördlich von Auckland in einen ziemlich schmalen, halb- inselförmigen Landstrich ausläuft, bildet dort, wo sich dieser Land- strich von dem Kerne der Insel trennt, eine Art von Isthmus. Auf der Ostseite liegt der von verschiedenen Inseln geschützte Hauraki- Golf, dessen Fortsetzung der Hafen Waitemata bildet, an welchem Auckland gelegen ist.
Auf der westlichen Seite liegt die fast geschlossene Bucht des Manukau Harbour. Die Breite des Isthmus zwischen beiden Buchten beträgt kaum 10 km, und hat man darum Auckland auch das Korinth der Südsee genannt. Es geniesst den Vortheil, nach zwei Seiten hin Verbindung mit der See zu haben, und dies ist schon darum
Die australischen Gewässer.
kerung betrachtet werden, indem sie wie auch anderwärts nur männ- lichen Geschlechtes sind und Weiber bloss in ganz vereinzelter Zahl vorkommen. Der Chinese gibt den Gedanken an die Heimkehr in sein geliebtes Mutterland niemals auf und lebt darum auch in den verschiedenen Colonieen, wo man ihn findet, fast ausnahmslos nur als Fremder und mit den Gefühlen eines Fremden, für den nichts Interesse hat, als sein Erwerb.
Trotz der Belästigungen, welche aus den lange fortgesetzten Maorikriegen sich ergeben haben, gewann die Colonie doch stetig an Entwicklung.
Dieser Umstand muss wesentlich den vielfachen Vortheilen zu- geschrieben werden, welche Neuseeland durch seine günstige Lage und seinen natürlichen Reichthum bietet. Dass das Vorhandensein von Gold, das man seit 1857 hauptsächlich im Alluvium findet, nicht wenig zur raschen Besiedelung des Landes beitrug, dürfte sich von selbst verstehen.
Nahm die Sache auch nicht solche Dimensionen an, wie in Victoria, so fand man doch eine Ausbeute, welche den regelmässigen Be- trieb lohnte. Ausserdem zeigt Neuseeland auch an anderen Mineralien, namentlich an Kupfer, Eisen (im Meeressand!) und Kohle, erhebliche Schätze. Auch Petroleum wurde in jüngster Zeit auf der Nord-Insel gewonnen. Ueberdies ist der Ackerbau lohnend und spielt auch die Viehzucht, insbesondere, wie in Australien, die Schafzucht (15 Millio- nen Stück), eine grosse Rolle.
Der wichtigste Hafen und überhaupt die bedeutendste Stadt ist Auckland, wenn auch der Sitz der obersten Colonialbehörde sich seit 1865 in Wellington befindet.
Auckland hat eine eigenthümliche Lage. Die Nord-Insel, welche nördlich von Auckland in einen ziemlich schmalen, halb- inselförmigen Landstrich ausläuft, bildet dort, wo sich dieser Land- strich von dem Kerne der Insel trennt, eine Art von Isthmus. Auf der Ostseite liegt der von verschiedenen Inseln geschützte Hauraki- Golf, dessen Fortsetzung der Hafen Waitemata bildet, an welchem Auckland gelegen ist.
Auf der westlichen Seite liegt die fast geschlossene Bucht des Manukau Harbour. Die Breite des Isthmus zwischen beiden Buchten beträgt kaum 10 km, und hat man darum Auckland auch das Korinth der Südsee genannt. Es geniesst den Vortheil, nach zwei Seiten hin Verbindung mit der See zu haben, und dies ist schon darum
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Die australischen Gewässer.
kerung betrachtet werden, indem sie wie auch anderwärts nur männ-
lichen Geschlechtes sind und Weiber bloss in ganz vereinzelter Zahl
vorkommen. Der Chinese gibt den Gedanken an die Heimkehr in
sein geliebtes Mutterland niemals auf und lebt darum auch in den
verschiedenen Colonieen, wo man ihn findet, fast ausnahmslos nur als
Fremder und mit den Gefühlen eines Fremden, für den nichts Interesse
hat, als sein Erwerb.
Trotz der Belästigungen, welche aus den lange fortgesetzten
Maorikriegen sich ergeben haben, gewann die Colonie doch stetig
an Entwicklung.
Dieser Umstand muss wesentlich den vielfachen Vortheilen zu-
geschrieben werden, welche Neuseeland durch seine günstige Lage
und seinen natürlichen Reichthum bietet. Dass das Vorhandensein
von Gold, das man seit 1857 hauptsächlich im Alluvium findet,
nicht wenig zur raschen Besiedelung des Landes beitrug, dürfte sich
von selbst verstehen.
Nahm die Sache auch nicht solche Dimensionen an, wie in Victoria,
so fand man doch eine Ausbeute, welche den regelmässigen Be-
trieb lohnte. Ausserdem zeigt Neuseeland auch an anderen Mineralien,
namentlich an Kupfer, Eisen (im Meeressand!) und Kohle, erhebliche
Schätze. Auch Petroleum wurde in jüngster Zeit auf der Nord-Insel
gewonnen. Ueberdies ist der Ackerbau lohnend und spielt auch die
Viehzucht, insbesondere, wie in Australien, die Schafzucht (15 Millio-
nen Stück), eine grosse Rolle.
Der wichtigste Hafen und überhaupt die bedeutendste Stadt ist
Auckland, wenn auch der Sitz der obersten Colonialbehörde sich
seit 1865 in Wellington befindet.
Auckland hat eine eigenthümliche Lage. Die Nord-Insel,
welche nördlich von Auckland in einen ziemlich schmalen, halb-
inselförmigen Landstrich ausläuft, bildet dort, wo sich dieser Land-
strich von dem Kerne der Insel trennt, eine Art von Isthmus. Auf
der Ostseite liegt der von verschiedenen Inseln geschützte Hauraki-
Golf, dessen Fortsetzung der Hafen Waitemata bildet, an welchem
Auckland gelegen ist.
Auf der westlichen Seite liegt die fast geschlossene Bucht des
Manukau Harbour. Die Breite des Isthmus zwischen beiden Buchten
beträgt kaum 10 km, und hat man darum Auckland auch das Korinth
der Südsee genannt. Es geniesst den Vortheil, nach zwei Seiten hin
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/836>, abgerufen am 24.11.2024.
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