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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
von New-York nur passiren, nicht weniger zahlen als diejenigen,
welche für den Verbrauch im Inlande bestimmt sind.

Schon aus diesen Betrachtungen geht hervor, dass Getreide einer der
wichtigsten Ausfuhrartikel von New-York ist, und die Gruppe der "Brotstoffe",
welche auch Mehl umfasst, steht dem Werthe nach sogar an der Spitze der Ausfuhr.

Von den Brotfrüchten, welche in der Union erzeugt werden, haben Weizen
und Mais allein Bedeutung für den Welthandel. Doch nur Weizen wird in der
Form von Körnern und Mehl ausgeführt, und diese Ausfuhr bildet somit eine
directe Concurrenz für die Länder Europas, welche Weizenbau betreiben. In den
letzten Fiscaljahren, welche man in Amerika vom 1. Juli bis zum 30. Juni rechnet,
wurden aus dem Hafen von New-York von einheimischem Weizen und Mehl
exportirt:

[Tabelle]

Die Ausfuhr fremden Weizens ist gering und beschränkte sich 1888 auf
109.000 q. Die oben angeführten Mengen machen ungefähr je zwei Fünftel der ge-
sammten Weizen- und Mehlausfuhr der Union aus.

In den zahlreichen Elevators von Chicago und anderen Plätzen, soge-
nannten Collecting Places, welche im Getreidehandel dieselbe Rolle spielen
wie die Banken im Geldverkehre, wird der Ueberschuss der Weizenernte aus den
Staaten im Süden, Westen und Nordwesten der Seen gesammelt und zum grösseren
Theil über New-York ins Ausland dirigirt. Man bedient sich dabei entweder des
Wasserweges über die Seen und den Erie-Canal oder der Eisenbahnlinien, doch
kommt es auch vor, dass man beide Routen, die zu Wasser führende und die Eisen-
bahnwege, combinirt. Die Raten für die Verfrachtung des Weizens von Chicago
nach New-York sind niedrig. Sie betrugen 1888 durchschnittlich für das Bushel
(35·2 l) in Cents (a 2·1 kr. oder 4·25 Pfennige) bei der Beförderung mit den Eisen-
bahnen 14·50 Cents, also 30·8 kr. für eine Entfernung von rund 900 englischen
Meilen = 1450 km.

Also nicht einmal einen Neukreuzer Gold oder zwei Pfennige kostete im
Grosshandel die Beförderung eines Liters Weizen auf die riesige Entfernung von
Chicago bis New-York. Wenn man die Route über die Seen und den Bahnweg
combinirte, stellte sich 1888 die Fracht per Bushel auf 14·7 Cents, bei ausschliess-
licher Benützung des Wasserweges auf 5·93 Cents. Aber es vergehen Wochen, bis
auf dem zuletzt genannten Wege das Getreide von Chicago nach New-York kommt.

Aus diesem Grunde gingen auch trotz der riesigen Differenz der Fracht
von den 28,858.600 q Getreide und Mehl, die 1888 aus dem Innern nach New-York
geführt wurden, 18·7 Millionen q auf dem Eisenbahnwege und nur 9·2 Millionen q
auf dem Wasserwege dahin.

Da wir nun schon mit dem Capitel der Frachtraten uns eingelassen haben,
so wollen wir auch gleich als nothwendige Ergänzung die Höhe der Getreide-
frachten von New-York nach Liverpool (3028 Seemeilen oder 5608 km), dem
Hauptbestimmungshafen des amerikanischen Getreides, anführen. Diese betrug 1888

Die atlantische Küste von Amerika.
von New-York nur passiren, nicht weniger zahlen als diejenigen,
welche für den Verbrauch im Inlande bestimmt sind.

Schon aus diesen Betrachtungen geht hervor, dass Getreide einer der
wichtigsten Ausfuhrartikel von New-York ist, und die Gruppe der „Brotstoffe“,
welche auch Mehl umfasst, steht dem Werthe nach sogar an der Spitze der Ausfuhr.

Von den Brotfrüchten, welche in der Union erzeugt werden, haben Weizen
und Mais allein Bedeutung für den Welthandel. Doch nur Weizen wird in der
Form von Körnern und Mehl ausgeführt, und diese Ausfuhr bildet somit eine
directe Concurrenz für die Länder Europas, welche Weizenbau betreiben. In den
letzten Fiscaljahren, welche man in Amerika vom 1. Juli bis zum 30. Juni rechnet,
wurden aus dem Hafen von New-York von einheimischem Weizen und Mehl
exportirt:

[Tabelle]

Die Ausfuhr fremden Weizens ist gering und beschränkte sich 1888 auf
109.000 q. Die oben angeführten Mengen machen ungefähr je zwei Fünftel der ge-
sammten Weizen- und Mehlausfuhr der Union aus.

In den zahlreichen Elevators von Chicago und anderen Plätzen, soge-
nannten Collecting Places, welche im Getreidehandel dieselbe Rolle spielen
wie die Banken im Geldverkehre, wird der Ueberschuss der Weizenernte aus den
Staaten im Süden, Westen und Nordwesten der Seen gesammelt und zum grösseren
Theil über New-York ins Ausland dirigirt. Man bedient sich dabei entweder des
Wasserweges über die Seen und den Erie-Canal oder der Eisenbahnlinien, doch
kommt es auch vor, dass man beide Routen, die zu Wasser führende und die Eisen-
bahnwege, combinirt. Die Raten für die Verfrachtung des Weizens von Chicago
nach New-York sind niedrig. Sie betrugen 1888 durchschnittlich für das Bushel
(35·2 l) in Cents (à 2·1 kr. oder 4·25 Pfennige) bei der Beförderung mit den Eisen-
bahnen 14·50 Cents, also 30·8 kr. für eine Entfernung von rund 900 englischen
Meilen = 1450 km.

Also nicht einmal einen Neukreuzer Gold oder zwei Pfennige kostete im
Grosshandel die Beförderung eines Liters Weizen auf die riesige Entfernung von
Chicago bis New-York. Wenn man die Route über die Seen und den Bahnweg
combinirte, stellte sich 1888 die Fracht per Bushel auf 14·7 Cents, bei ausschliess-
licher Benützung des Wasserweges auf 5·93 Cents. Aber es vergehen Wochen, bis
auf dem zuletzt genannten Wege das Getreide von Chicago nach New-York kommt.

Aus diesem Grunde gingen auch trotz der riesigen Differenz der Fracht
von den 28,858.600 q Getreide und Mehl, die 1888 aus dem Innern nach New-York
geführt wurden, 18·7 Millionen q auf dem Eisenbahnwege und nur 9·2 Millionen q
auf dem Wasserwege dahin.

Da wir nun schon mit dem Capitel der Frachtraten uns eingelassen haben,
so wollen wir auch gleich als nothwendige Ergänzung die Höhe der Getreide-
frachten von New-York nach Liverpool (3028 Seemeilen oder 5608 km), dem
Hauptbestimmungshafen des amerikanischen Getreides, anführen. Diese betrug 1888

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[70/0086] Die atlantische Küste von Amerika. von New-York nur passiren, nicht weniger zahlen als diejenigen, welche für den Verbrauch im Inlande bestimmt sind. Schon aus diesen Betrachtungen geht hervor, dass Getreide einer der wichtigsten Ausfuhrartikel von New-York ist, und die Gruppe der „Brotstoffe“, welche auch Mehl umfasst, steht dem Werthe nach sogar an der Spitze der Ausfuhr. Von den Brotfrüchten, welche in der Union erzeugt werden, haben Weizen und Mais allein Bedeutung für den Welthandel. Doch nur Weizen wird in der Form von Körnern und Mehl ausgeführt, und diese Ausfuhr bildet somit eine directe Concurrenz für die Länder Europas, welche Weizenbau betreiben. In den letzten Fiscaljahren, welche man in Amerika vom 1. Juli bis zum 30. Juni rechnet, wurden aus dem Hafen von New-York von einheimischem Weizen und Mehl exportirt: Die Ausfuhr fremden Weizens ist gering und beschränkte sich 1888 auf 109.000 q. Die oben angeführten Mengen machen ungefähr je zwei Fünftel der ge- sammten Weizen- und Mehlausfuhr der Union aus. In den zahlreichen Elevators von Chicago und anderen Plätzen, soge- nannten Collecting Places, welche im Getreidehandel dieselbe Rolle spielen wie die Banken im Geldverkehre, wird der Ueberschuss der Weizenernte aus den Staaten im Süden, Westen und Nordwesten der Seen gesammelt und zum grösseren Theil über New-York ins Ausland dirigirt. Man bedient sich dabei entweder des Wasserweges über die Seen und den Erie-Canal oder der Eisenbahnlinien, doch kommt es auch vor, dass man beide Routen, die zu Wasser führende und die Eisen- bahnwege, combinirt. Die Raten für die Verfrachtung des Weizens von Chicago nach New-York sind niedrig. Sie betrugen 1888 durchschnittlich für das Bushel (35·2 l) in Cents (à 2·1 kr. oder 4·25 Pfennige) bei der Beförderung mit den Eisen- bahnen 14·50 Cents, also 30·8 kr. für eine Entfernung von rund 900 englischen Meilen = 1450 km. Also nicht einmal einen Neukreuzer Gold oder zwei Pfennige kostete im Grosshandel die Beförderung eines Liters Weizen auf die riesige Entfernung von Chicago bis New-York. Wenn man die Route über die Seen und den Bahnweg combinirte, stellte sich 1888 die Fracht per Bushel auf 14·7 Cents, bei ausschliess- licher Benützung des Wasserweges auf 5·93 Cents. Aber es vergehen Wochen, bis auf dem zuletzt genannten Wege das Getreide von Chicago nach New-York kommt. Aus diesem Grunde gingen auch trotz der riesigen Differenz der Fracht von den 28,858.600 q Getreide und Mehl, die 1888 aus dem Innern nach New-York geführt wurden, 18·7 Millionen q auf dem Eisenbahnwege und nur 9·2 Millionen q auf dem Wasserwege dahin. Da wir nun schon mit dem Capitel der Frachtraten uns eingelassen haben, so wollen wir auch gleich als nothwendige Ergänzung die Höhe der Getreide- frachten von New-York nach Liverpool (3028 Seemeilen oder 5608 km), dem Hauptbestimmungshafen des amerikanischen Getreides, anführen. Diese betrug 1888

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/86>, abgerufen am 24.11.2024.