Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.der Rückkunft, bestes Produkt des mütterlichen Landes, ich werde für euch todt seyn -- nie das Jubelgeschrey des Schifvolks hören, wenn es diese väterliche Küste sieht -- nie in einer Abendsonne die Thürme von Tarent wieder glänzen sehen, und mein Pferd schärfer spornen. Niemals werd' ich wieder in diesem Saal alles, was ich liebte, an ei- nem Tisch versammlet finden; nie wieder hören, daß mein Vater spricht, Gott segne euch, meine Kinder! und alle diese Bande, die ich zum Theil eher trug, als ich die Welt betrat, zerreiss' ich um eines Weibes willen! -- um eines sterblichen Wei- bes willen! -- nein, nicht für ein sterblich Weib, für Dich, Blanka, Du bist mir Vaterland, Vater, Mutter, Bruder und Freund! Zweyter Auftritt. Julius. Aspermonte. Julius. Wie stehts, Aspermonte? Aspermonte. Alle Anstalten sind getroffen, die aufgehende Sonne muß uns schon auf dem Meere finden. Julius. Und wie ist Jhr Plan? Aspermonte. Jch habe zwanzig Bewasnete zusammen, und die denk' ich in zwey Haufen zu theilen -- mit dem einen fallen wir ins Kloster, der Ruͤckkunft, beſtes Produkt des muͤtterlichen Landes, ich werde fuͤr euch todt ſeyn — nie das Jubelgeſchrey des Schifvolks hoͤren, wenn es dieſe vaͤterliche Kuͤſte ſieht — nie in einer Abendſonne die Thuͤrme von Tarent wieder glaͤnzen ſehen, und mein Pferd ſchaͤrfer ſpornen. Niemals werd’ ich wieder in dieſem Saal alles, was ich liebte, an ei- nem Tiſch verſammlet finden; nie wieder hoͤren, daß mein Vater ſpricht, Gott ſegne euch, meine Kinder! und alle dieſe Bande, die ich zum Theil eher trug, als ich die Welt betrat, zerreiſſ’ ich um eines Weibes willen! — um eines ſterblichen Wei- bes willen! — nein, nicht fuͤr ein ſterblich Weib, fuͤr Dich, Blanka, Du biſt mir Vaterland, Vater, Mutter, Bruder und Freund! Zweyter Auftritt. Julius. Aſpermonte. Julius. Wie ſtehts, Aſpermonte? Aſpermonte. Alle Anſtalten ſind getroffen, die aufgehende Sonne muß uns ſchon auf dem Meere finden. Julius. Und wie iſt Jhr Plan? Aſpermonte. Jch habe zwanzig Bewaſnete zuſammen, und die denk’ ich in zwey Haufen zu theilen — mit dem einen fallen wir ins Kloſter, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#JUL"> <p><pb facs="#f0082" n="78"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> der Ruͤckkunft, beſtes Produkt des muͤtterlichen<lb/> Landes, ich werde fuͤr euch todt ſeyn — nie das<lb/> Jubelgeſchrey des Schifvolks hoͤren, wenn es dieſe<lb/> vaͤterliche Kuͤſte ſieht — nie in einer Abendſonne<lb/> die Thuͤrme von Tarent wieder glaͤnzen ſehen, und<lb/> mein Pferd ſchaͤrfer ſpornen. Niemals werd’ ich<lb/> wieder in dieſem Saal alles, was ich liebte, an ei-<lb/> nem Tiſch verſammlet finden; nie wieder hoͤren,<lb/> daß mein Vater ſpricht, Gott ſegne euch, meine<lb/> Kinder! und alle dieſe Bande, die ich zum Theil<lb/> eher trug, als ich die Welt betrat, zerreiſſ’ ich um<lb/> eines Weibes willen! — um eines ſterblichen Wei-<lb/> bes willen! — nein, nicht fuͤr ein ſterblich Weib,<lb/> fuͤr Dich, Blanka, Du biſt mir Vaterland,<lb/> Vater, Mutter, Bruder und Freund!</p> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Zweyter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Julius. Aſpermonte.</hi> </stage><lb/> <sp who="#JUL"> <speaker>Julius.</speaker> <p>Wie ſtehts, Aſpermonte?</p> </sp><lb/> <sp who="#ASP"> <speaker>Aſpermonte.</speaker> <p>Alle Anſtalten ſind getroffen,<lb/> die aufgehende Sonne muß uns ſchon auf dem<lb/> Meere finden.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUL"> <speaker>Julius.</speaker> <p>Und wie iſt Jhr Plan?</p> </sp><lb/> <sp who="#ASP"> <speaker>Aſpermonte.</speaker> <p>Jch habe zwanzig Bewaſnete<lb/> zuſammen, und die denk’ ich in zwey Haufen zu<lb/> theilen — mit dem einen fallen wir ins Kloſter,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0082]
der Ruͤckkunft, beſtes Produkt des muͤtterlichen
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Jubelgeſchrey des Schifvolks hoͤren, wenn es dieſe
vaͤterliche Kuͤſte ſieht — nie in einer Abendſonne
die Thuͤrme von Tarent wieder glaͤnzen ſehen, und
mein Pferd ſchaͤrfer ſpornen. Niemals werd’ ich
wieder in dieſem Saal alles, was ich liebte, an ei-
nem Tiſch verſammlet finden; nie wieder hoͤren,
daß mein Vater ſpricht, Gott ſegne euch, meine
Kinder! und alle dieſe Bande, die ich zum Theil
eher trug, als ich die Welt betrat, zerreiſſ’ ich um
eines Weibes willen! — um eines ſterblichen Wei-
bes willen! — nein, nicht fuͤr ein ſterblich Weib,
fuͤr Dich, Blanka, Du biſt mir Vaterland,
Vater, Mutter, Bruder und Freund!
Zweyter Auftritt.
Julius. Aſpermonte.
Julius. Wie ſtehts, Aſpermonte?
Aſpermonte. Alle Anſtalten ſind getroffen,
die aufgehende Sonne muß uns ſchon auf dem
Meere finden.
Julius. Und wie iſt Jhr Plan?
Aſpermonte. Jch habe zwanzig Bewaſnete
zuſammen, und die denk’ ich in zwey Haufen zu
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