Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.glaub' ich Sympathie, und Wunder, und Al- les l -- Arzt. Meine Kunst ist am Ende. Fürst. Ach was ist es schwer, sein Unglück zu glauben. Noch immer redet eine innre Stimme so helle dawider. Die Stimme eines Gewissens, wenn ich sie kenne. Arzt. Freylich läßt sich die Einbildung nicht so leicht überreden, daß ein Bliz in einem Augen- blick die so lang gesehene Erndte dahin genom- men. -- Fürst. Und den Acker in Fels verwandelt habe; denn ich werde keine Freuden mehr tragen! -- Gut! ich bin Richter. -- Also keine Hülfe Doktor? Arzt. Für den Prinzen nicht, aber für Sie! -- Kommen Sie, gnädiger Herr. Fürst. Für mich? -- Mir können Sie helfen, und meinem Sohne nicht? -- Gehn Sie. Jhre ganze Kunst ist Lügen -- (zornig) Gehn Sie! (Arzt ab) glaub’ ich Sympathie, und Wunder, und Al- les l — Arzt. Meine Kunſt iſt am Ende. Fuͤrſt. Ach was iſt es ſchwer, ſein Ungluͤck zu glauben. Noch immer redet eine innre Stimme ſo helle dawider. Die Stimme eines Gewiſſens, wenn ich ſie kenne. Arzt. Freylich laͤßt ſich die Einbildung nicht ſo leicht uͤberreden, daß ein Bliz in einem Augen- blick die ſo lang geſehene Erndte dahin genom- men. — Fuͤrſt. Und den Acker in Fels verwandelt habe; denn ich werde keine Freuden mehr tragen! — Gut! ich bin Richter. — Alſo keine Huͤlfe Doktor? Arzt. Fuͤr den Prinzen nicht, aber fuͤr Sie! — Kommen Sie, gnaͤdiger Herr. Fuͤrſt. Fuͤr mich? — Mir koͤnnen Sie helfen, und meinem Sohne nicht? — Gehn Sie. Jhre ganze Kunſt iſt Luͤgen — (zornig) Gehn Sie! (Arzt ab) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CON"> <p><pb facs="#f0098" n="94"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> glaub’ ich Sympathie, und Wunder, und Al-<lb/> les l —</p> </sp><lb/> <sp who="#ARZ"> <speaker>Arzt.</speaker> <p>Meine Kunſt iſt am Ende.</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker>Fuͤrſt.</speaker> <p>Ach was iſt es ſchwer, ſein Ungluͤck zu<lb/> glauben. Noch immer redet eine innre Stimme<lb/> ſo helle dawider. Die Stimme eines Gewiſſens,<lb/> wenn ich ſie kenne.</p> </sp><lb/> <sp who="#ARZ"> <speaker>Arzt.</speaker> <p>Freylich laͤßt ſich die Einbildung nicht<lb/> ſo leicht uͤberreden, daß ein Bliz in einem Augen-<lb/> blick die ſo lang geſehene Erndte dahin genom-<lb/> men. —</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker>Fuͤrſt.</speaker> <p>Und den Acker in Fels verwandelt<lb/> habe; denn ich werde keine Freuden mehr tragen!<lb/> — Gut! ich bin Richter. — Alſo keine Huͤlfe<lb/> Doktor?</p> </sp><lb/> <sp who="#ARZ"> <speaker>Arzt.</speaker> <p>Fuͤr den Prinzen nicht, aber fuͤr<lb/> Sie! — Kommen Sie, gnaͤdiger Herr.</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker>Fuͤrſt.</speaker> <p>Fuͤr mich? — Mir koͤnnen Sie<lb/> helfen, und meinem Sohne nicht? — Gehn<lb/> Sie. Jhre ganze Kunſt iſt Luͤgen — <stage>(zornig)</stage><lb/> Gehn Sie!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(Arzt ab)</hi> </stage> </sp> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [94/0098]
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les l —
Arzt. Meine Kunſt iſt am Ende.
Fuͤrſt. Ach was iſt es ſchwer, ſein Ungluͤck zu
glauben. Noch immer redet eine innre Stimme
ſo helle dawider. Die Stimme eines Gewiſſens,
wenn ich ſie kenne.
Arzt. Freylich laͤßt ſich die Einbildung nicht
ſo leicht uͤberreden, daß ein Bliz in einem Augen-
blick die ſo lang geſehene Erndte dahin genom-
men. —
Fuͤrſt. Und den Acker in Fels verwandelt
habe; denn ich werde keine Freuden mehr tragen!
— Gut! ich bin Richter. — Alſo keine Huͤlfe
Doktor?
Arzt. Fuͤr den Prinzen nicht, aber fuͤr
Sie! — Kommen Sie, gnaͤdiger Herr.
Fuͤrſt. Fuͤr mich? — Mir koͤnnen Sie
helfen, und meinem Sohne nicht? — Gehn
Sie. Jhre ganze Kunſt iſt Luͤgen — (zornig)
Gehn Sie!
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Zitationshilfe: | Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/98>, abgerufen am 28.07.2024. |