Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz] worden, als ob man wolte sagen, ein wildes Thier, das so zahm ist, wie ein Schaf. Seine Hörner und Klauen sind gut wider die schwere Noth, den Durchlauff zu stillen, und dem Gift zu widerstehen, wann sie geraspelt, gepülvert und eingenommen werden. Es ist darum Camelopardalis genennet worden, dieweil es dem Cameele, auf lateinisch Camelus, und dem Leopard, lateinisch Pardus, nicht unähnlich sieht. Camelus. Camelus, frantzösisch, Chameau, teutsch, Cameel, ist ein vierfüßiges Thier, sehr hoch, zahm, mit dem wol umzugehen, und welches in Africa, und Asia gar grosse Dienste thut. Sein Hals ist lang, der Leib sehr dicke, und auf dem Rücken hat es einen, auch wol gar zwey Hocker oder Buckel. Der Schwantz ist einem Eselsschwantze gleich. Die Hinterbacken sind ziemlich klein für seinen Leib: und die Schenckel sind sehr lang. Das Weiblein trägt sein junges eilff bis zwölff Monat lang, und bringt gemeiniglich nur eines auf einmahl. Sobald dasselbige gebohren worden, werden ihm alle vier Füsse unter den Leib gebogen, und der Rücken scharff beschweret, damit es vierzehen Tage bis drey Wochen muß in solcher Positur liegen, und seine Knie fein gelencke werden: hernach lassen sie es wiederum aufstehen. Wann es zu rechtem Alter und gebührender Grösse kommen ist, so brauchen sie es zum tragen, als wie die Pferde in Europa: allein, weil dieses Thier gar hoch ist, und sehr schwer zu beladen würde seyn, so gewöhnen sie es von Jugend auf sich auf die Knie zu legen, sobald als es durch einen Streich mit der Spitzruthe vor die Knie und einen an den Hals darzu ermahnet wird; dann da beuget es sich nieder bis zur Erde, und bleibet in solcher Stellung, so lange als man immer will, wiederkäuet unaufhörlich, und schreyet dann und wann, wann es noch jung ist. Weil es nun so gar oft zu dieser Stellung gebracht wird, daher bekommt es an den Knien einen Knorpel, der dienet ihm statt eines Küssens, daß es die harte Erde nicht zu sehr empfinden möge. Wann es nun beladen ist, so erhebet es sich auf das geringste Zeichen, das ihm gegeben wird: auch lässet es sich an einem schlechten Stricklein leiten, das ihm als wie ein Zaum angeleget wird. Das Cameel in Africa thut viel grössere Dienste, als wie diejenigen in andern Orten. Die Araber ziehen sehr grossen Nutzen von ihm, dann es arbeitet scharff, und kan viel Tage hindurch Hunger und Durst ausstehen. Gesang und Instrumenten höret es gerne: deshalben pfeiffen die Cameeltreiber ohn Unterlas, wann die Cameele in einer Caravane gehen, damit sie desto hurtiger fortgehen. Sie werden mit Gerste und Heu gefüttert und unterhalten: wann sie aber abgeladen sind, so lässet man sie ins Feld auf die Weide gehen, da fressen sie Gras und Dornen, Binsen und Disteln, auch die Zweige von den Bäumen ab, hernach wiederkäuen sie. Sie sollen in der Wüsten, acht bis zwölff Tage lang ohne Fressen und Sauffen aushalten können. Sie werden aller drey Tage einmahl geträncket: lieben trübes Wasser mehr dann das klare, und sauffen eine grosse Menge auf einmahl hinein, so daß ihr Magen Wassers gnug für viele Tage behalten kan. Einige versichern, [Spaltenumbruch] wann die Türcken in den Libyschen Wüsteneyen sich befinden, und allda an Wasser Mangel leiden, daß sie auf den Fall der Noth ihre Cameele niederstechen, und den Leib öffnen, damit sie das Wasser, das in ihren Magen ist, bekommen mögen, das trincken sie, damit sie nicht Durst sterben dürffen. Es giebet dreyerley Geschlechte der Cameele: das erste Hugium genannt, ist das gröste und stärckste, und kan eine Last bis auf tausend Pfund ertragen. Das andere, Becheti, findet sich nirgends, als in Asien: es ist ein gut Theil kleiner, als das erste: auf dem Rücken hat es zwey Buckel, so daß man gantz bequem drauf sitzen kan: man beladet sie auf allen beyden. Das dritte, lateinisch Dromadarius und Dromas, frantzösisch, Dromadaire, teutsch, Dromadarius, und arabisch Raguahil genannt, ist das kleinste, sehr mager und sehr zart: es dient nur auf der Reise zum reiten, und gehet so geschwind, daß es in einem Tag auf viertzig Meilen machen kan; und damit kan es acht bis zehen Tage in der Wüsten aushalten, dabey es gar sehr wenig Futter braucht. Aus den Cameelharen werden allerhand Zeuge gemacht. Alle Theile des Cameels enthalten viel flüchtiges Saltz und Oel. Sein Fleisch treibt den Urin, wann es genossen wird. Sein Fett erweichet und lindert, zertheilet und ist zur goldnen Ader gut. Das Gehirn getrocknet und als ein Pulver eingenommen, ist gut wider die schwere Noth. Seine Galle mit Honig vermischet, wird wider die Bräune und Entzündung des Halses dienlich erachtet. Die Milch macht den Leib gelinde, auch Appetit, und ist den Engbrüstigen vorträglich. Sein Blut soll für die Weiber dienen, daß sie empfahen mögen, wann es ihnen, nachdem sie ihre Zeit gehabt, warm auf die Gegend der Gebährmutter umgeschlagen wird. Der Harn dienet die Zähne rein zu halten: und vor diesen wurde Salmiac daraus gemacht. Der Mist ist gut zu Wunden, reiniget und zertheilet. Die Milch und das Fleisch ist gut zu essen: die Araber wissen es wol zuzurichten. Camelus kommt von kamno, laboro, ich arbeite, weil das Cameel sehr starcke Arbeit thut: oder von gamai, humi, in terra, auf der Erde, dieweil sichs auf die Erde und Knie legt, wann mans beladen will. Dieser Name kan auch von dem hebräischen Worte Gamal kommen, welches soviel bedeutet, als ein Cameel. Dromas und Dromadarius kommen von dromas, cursus, der Lauff, dieweil der Dromadarius gar behende pflegt zu lauffen. Cammarus. Cammarus, sive Astacus fluviatilis, frantzösisch, Hommard, teutsch, Hummer, ist ein grosser Seekrebs, der gut zu essen: sie finden sich auch in den Seen und Lachen. Er führet viel Saltz und Oel: zuweilen werden in seinem Kopfe zwey weisse Steinlein gefunden. Dieser Fisch dienet zur Schwindsucht, und schwindsüchtigen Fieber, zum Krebs, den Harn, auch den Nierenstein zu treiben, zur Entzündung des Halses, auch wider den Biß eines wütenden Thieres. [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz] worden, als ob man wolte sagen, ein wildes Thier, das so zahm ist, wie ein Schaf. Seine Hörner und Klauen sind gut wider die schwere Noth, den Durchlauff zu stillen, und dem Gift zu widerstehen, wann sie geraspelt, gepülvert und eingenommen werden. Es ist darum Camelopardalis genennet worden, dieweil es dem Cameele, auf lateinisch Camelus, und dem Leopard, lateinisch Pardus, nicht unähnlich sieht. Camelus. Camelus, frantzösisch, Chameau, teutsch, Cameel, ist ein vierfüßiges Thier, sehr hoch, zahm, mit dem wol umzugehen, und welches in Africa, und Asia gar grosse Dienste thut. Sein Hals ist lang, der Leib sehr dicke, und auf dem Rücken hat es einen, auch wol gar zwey Hocker oder Buckel. Der Schwantz ist einem Eselsschwantze gleich. Die Hinterbacken sind ziemlich klein für seinen Leib: und die Schenckel sind sehr lang. Das Weiblein trägt sein junges eilff bis zwölff Monat lang, und bringt gemeiniglich nur eines auf einmahl. Sobald dasselbige gebohren worden, werden ihm alle vier Füsse unter den Leib gebogen, und der Rücken scharff beschweret, damit es vierzehen Tage bis drey Wochen muß in solcher Positur liegen, und seine Knie fein gelencke werden: hernach lassen sie es wiederum aufstehen. Wann es zu rechtem Alter und gebührender Grösse kommen ist, so brauchen sie es zum tragen, als wie die Pferde in Europa: allein, weil dieses Thier gar hoch ist, und sehr schwer zu beladen würde seyn, so gewöhnen sie es von Jugend auf sich auf die Knie zu legen, sobald als es durch einen Streich mit der Spitzruthe vor die Knie und einen an den Hals darzu ermahnet wird; dann da beuget es sich nieder bis zur Erde, und bleibet in solcher Stellung, so lange als man immer will, wiederkäuet unaufhörlich, und schreyet dann und wann, wann es noch jung ist. Weil es nun so gar oft zu dieser Stellung gebracht wird, daher bekommt es an den Knien einen Knorpel, der dienet ihm statt eines Küssens, daß es die harte Erde nicht zu sehr empfinden möge. Wann es nun beladen ist, so erhebet es sich auf das geringste Zeichen, das ihm gegeben wird: auch lässet es sich an einem schlechten Stricklein leiten, das ihm als wie ein Zaum angeleget wird. Das Cameel in Africa thut viel grössere Dienste, als wie diejenigen in andern Orten. Die Araber ziehen sehr grossen Nutzen von ihm, dann es arbeitet scharff, und kan viel Tage hindurch Hunger und Durst ausstehen. Gesang und Instrumenten höret es gerne: deshalben pfeiffen die Cameeltreiber ohn Unterlas, wann die Cameele in einer Caravane gehen, damit sie desto hurtiger fortgehen. Sie werden mit Gerste und Heu gefüttert und unterhalten: wañ sie aber abgeladen sind, so lässet man sie ins Feld auf die Weide gehen, da fressen sie Gras und Dornen, Binsen und Disteln, auch die Zweige von den Bäumen ab, hernach wiederkäuen sie. Sie sollen in der Wüsten, acht bis zwölff Tage lang ohne Fressen und Sauffen aushalten können. Sie werden aller drey Tage einmahl geträncket: lieben trübes Wasser mehr dann das klare, und sauffen eine grosse Menge auf einmahl hinein, so daß ihr Magen Wassers gnug für viele Tage behalten kan. Einige versichern, [Spaltenumbruch] wann die Türcken in den Libyschen Wüsteneyen sich befinden, und allda an Wasser Mangel leiden, daß sie auf den Fall der Noth ihre Cameele niederstechen, und den Leib öffnen, damit sie das Wasser, das in ihren Magen ist, bekommen mögen, das trincken sie, damit sie nicht Durst sterben dürffen. Es giebet dreyerley Geschlechte der Cameele: das erste Hugium genannt, ist das gröste und stärckste, und kan eine Last bis auf tausend Pfund ertragen. Das andere, Becheti, findet sich nirgends, als in Asien: es ist ein gut Theil kleiner, als das erste: auf dem Rücken hat es zwey Buckel, so daß man gantz bequem drauf sitzen kan: man beladet sie auf allen beyden. Das dritte, lateinisch Dromadarius und Dromas, frantzösisch, Dromadaire, teutsch, Dromadarius, und arabisch Raguahil genannt, ist das kleinste, sehr mager und sehr zart: es dient nur auf der Reise zum reiten, und gehet so geschwind, daß es in einem Tag auf viertzig Meilen machen kan; und damit kan es acht bis zehen Tage in der Wüsten aushalten, dabey es gar sehr wenig Futter braucht. Aus den Cameelharen werden allerhand Zeuge gemacht. Alle Theile des Cameels enthalten viel flüchtiges Saltz und Oel. Sein Fleisch treibt den Urin, wann es genossen wird. Sein Fett erweichet und lindert, zertheilet und ist zur goldnen Ader gut. Das Gehirn getrocknet und als ein Pulver eingenommen, ist gut wider die schwere Noth. Seine Galle mit Honig vermischet, wird wider die Bräune und Entzündung des Halses dienlich erachtet. Die Milch macht den Leib gelinde, auch Appetit, und ist den Engbrüstigen vorträglich. Sein Blut soll für die Weiber dienen, daß sie empfahen mögen, wann es ihnen, nachdem sie ihre Zeit gehabt, warm auf die Gegend der Gebährmutter umgeschlagen wird. Der Harn dienet die Zähne rein zu halten: und vor diesen wurde Salmiac daraus gemacht. Der Mist ist gut zu Wunden, reiniget und zertheilet. Die Milch und das Fleisch ist gut zu essen: die Araber wissen es wol zuzurichten. Camelus kommt von κάμνω, laboro, ich arbeite, weil das Cameel sehr starcke Arbeit thut: oder von γαμαὶ, humi, in terra, auf der Erde, dieweil sichs auf die Erde und Knie legt, wann mans beladen will. Dieser Name kan auch von dem hebräischen Worte Gamal kommen, welches soviel bedeutet, als ein Cameel. Dromas und Dromadarius kommen von δρόμας, cursus, der Lauff, dieweil der Dromadarius gar behende pflegt zu lauffen. Cammarus. Cammarus, sive Astacus fluviatilis, frantzösisch, Hommard, teutsch, Hummer, ist ein grosser Seekrebs, der gut zu essen: sie finden sich auch in den Seen und Lachen. Er führet viel Saltz und Oel: zuweilen werden in seinem Kopfe zwey weisse Steinlein gefunden. Dieser Fisch dienet zur Schwindsucht, und schwindsüchtigen Fieber, zum Krebs, den Harn, auch den Nierenstein zu treiben, zur Entzündung des Halses, auch wider den Biß eines wütenden Thieres. 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Wann es zu rechtem Alter und gebührender Grösse kommen ist, so brauchen sie es zum tragen, als wie die Pferde in Europa: allein, weil dieses Thier gar hoch ist, und sehr schwer zu beladen würde seyn, so gewöhnen sie es von Jugend auf sich auf die Knie zu legen, sobald als es durch einen Streich mit der Spitzruthe vor die Knie und einen an den Hals darzu ermahnet wird; dann da beuget es sich nieder bis zur Erde, und bleibet in solcher Stellung, so lange als man immer will, wiederkäuet unaufhörlich, und schreyet dann und wann, wann es noch jung ist.</p><lb/> <p>Weil es nun so gar oft zu dieser Stellung gebracht wird, daher bekommt es an den Knien einen Knorpel, der dienet ihm statt eines Küssens, daß es die harte Erde nicht zu sehr empfinden möge. Wann es nun beladen ist, so erhebet es sich auf das geringste Zeichen, das ihm gegeben wird: auch lässet es sich an einem schlechten Stricklein leiten, das ihm als wie ein Zaum angeleget wird. 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Die Milch macht den Leib gelinde, auch Appetit, und ist den Engbrüstigen vorträglich. Sein Blut soll für die Weiber dienen, daß sie empfahen mögen, wann es ihnen, nachdem sie ihre Zeit gehabt, warm auf die Gegend der Gebährmutter umgeschlagen wird. Der Harn dienet die Zähne rein zu halten: und vor diesen wurde Salmiac daraus gemacht. Der Mist ist gut zu Wunden, reiniget und zertheilet. 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Es ist darum Camelopardalis genennet worden, dieweil es dem Cameele, auf lateinisch Camelus, und dem Leopard, lateinisch Pardus, nicht unähnlich sieht.
Camelus.
Camelus, frantzösisch, Chameau, teutsch, Cameel, ist ein vierfüßiges Thier, sehr hoch, zahm, mit dem wol umzugehen, und welches in Africa, und Asia gar grosse Dienste thut. Sein Hals ist lang, der Leib sehr dicke, und auf dem Rücken hat es einen, auch wol gar zwey Hocker oder Buckel. Der Schwantz ist einem Eselsschwantze gleich. Die Hinterbacken sind ziemlich klein für seinen Leib: und die Schenckel sind sehr lang. Das Weiblein trägt sein junges eilff bis zwölff Monat lang, und bringt gemeiniglich nur eines auf einmahl. Sobald dasselbige gebohren worden, werden ihm alle vier Füsse unter den Leib gebogen, und der Rücken scharff beschweret, damit es vierzehen Tage bis drey Wochen muß in solcher Positur liegen, und seine Knie fein gelencke werden: hernach lassen sie es wiederum aufstehen. Wann es zu rechtem Alter und gebührender Grösse kommen ist, so brauchen sie es zum tragen, als wie die Pferde in Europa: allein, weil dieses Thier gar hoch ist, und sehr schwer zu beladen würde seyn, so gewöhnen sie es von Jugend auf sich auf die Knie zu legen, sobald als es durch einen Streich mit der Spitzruthe vor die Knie und einen an den Hals darzu ermahnet wird; dann da beuget es sich nieder bis zur Erde, und bleibet in solcher Stellung, so lange als man immer will, wiederkäuet unaufhörlich, und schreyet dann und wann, wann es noch jung ist.
Weil es nun so gar oft zu dieser Stellung gebracht wird, daher bekommt es an den Knien einen Knorpel, der dienet ihm statt eines Küssens, daß es die harte Erde nicht zu sehr empfinden möge. Wann es nun beladen ist, so erhebet es sich auf das geringste Zeichen, das ihm gegeben wird: auch lässet es sich an einem schlechten Stricklein leiten, das ihm als wie ein Zaum angeleget wird. Das Cameel in Africa thut viel grössere Dienste, als wie diejenigen in andern Orten. Die Araber ziehen sehr grossen Nutzen von ihm, dann es arbeitet scharff, und kan viel Tage hindurch Hunger und Durst ausstehen. Gesang und Instrumenten höret es gerne: deshalben pfeiffen die Cameeltreiber ohn Unterlas, wann die Cameele in einer Caravane gehen, damit sie desto hurtiger fortgehen. Sie werden mit Gerste und Heu gefüttert und unterhalten: wañ sie aber abgeladen sind, so lässet man sie ins Feld auf die Weide gehen, da fressen sie Gras und Dornen, Binsen und Disteln, auch die Zweige von den Bäumen ab, hernach wiederkäuen sie. Sie sollen in der Wüsten, acht bis zwölff Tage lang ohne Fressen und Sauffen aushalten können. Sie werden aller drey Tage einmahl geträncket: lieben trübes Wasser mehr dann das klare, und sauffen eine grosse Menge auf einmahl hinein, so daß ihr Magen Wassers gnug für viele Tage behalten kan. Einige versichern,
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Es giebet dreyerley Geschlechte der Cameele: das erste Hugium genannt, ist das gröste und stärckste, und kan eine Last bis auf tausend Pfund ertragen. Das andere, Becheti, findet sich nirgends, als in Asien: es ist ein gut Theil kleiner, als das erste: auf dem Rücken hat es zwey Buckel, so daß man gantz bequem drauf sitzen kan: man beladet sie auf allen beyden. Das dritte, lateinisch Dromadarius und Dromas, frantzösisch, Dromadaire, teutsch, Dromadarius, und arabisch Raguahil genannt, ist das kleinste, sehr mager und sehr zart: es dient nur auf der Reise zum reiten, und gehet so geschwind, daß es in einem Tag auf viertzig Meilen machen kan; und damit kan es acht bis zehen Tage in der Wüsten aushalten, dabey es gar sehr wenig Futter braucht. Aus den Cameelharen werden allerhand Zeuge gemacht.
Alle Theile des Cameels enthalten viel flüchtiges Saltz und Oel. Sein Fleisch treibt den Urin, wann es genossen wird. Sein Fett erweichet und lindert, zertheilet und ist zur goldnen Ader gut. Das Gehirn getrocknet und als ein Pulver eingenommen, ist gut wider die schwere Noth. Seine Galle mit Honig vermischet, wird wider die Bräune und Entzündung des Halses dienlich erachtet. Die Milch macht den Leib gelinde, auch Appetit, und ist den Engbrüstigen vorträglich. Sein Blut soll für die Weiber dienen, daß sie empfahen mögen, wann es ihnen, nachdem sie ihre Zeit gehabt, warm auf die Gegend der Gebährmutter umgeschlagen wird. Der Harn dienet die Zähne rein zu halten: und vor diesen wurde Salmiac daraus gemacht. Der Mist ist gut zu Wunden, reiniget und zertheilet. Die Milch und das Fleisch ist gut zu essen: die Araber wissen es wol zuzurichten.
Camelus kommt von κάμνω, laboro, ich arbeite, weil das Cameel sehr starcke Arbeit thut: oder von γαμαὶ, humi, in terra, auf der Erde, dieweil sichs auf die Erde und Knie legt, wann mans beladen will.
Dieser Name kan auch von dem hebräischen Worte Gamal kommen, welches soviel bedeutet, als ein Cameel.
Dromas und Dromadarius kommen von δρόμας, cursus, der Lauff, dieweil der Dromadarius gar behende pflegt zu lauffen.
Cammarus.
Cammarus, sive Astacus fluviatilis, frantzösisch, Hommard, teutsch, Hummer, ist ein grosser Seekrebs, der gut zu essen: sie finden sich auch in den Seen und Lachen. Er führet viel Saltz und Oel: zuweilen werden in seinem Kopfe zwey weisse Steinlein gefunden.
Dieser Fisch dienet zur Schwindsucht, und schwindsüchtigen Fieber, zum Krebs, den Harn, auch den Nierenstein zu treiben, zur Entzündung des Halses, auch wider den Biß eines wütenden Thieres.
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