Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz] die er kan antreffen, verfüget. Von Gestalt ist sein Cörper länglicht, aber an der Dicke hat er eine Spinnengestalt, nur daß er etwas dicker ist. Auf dem Kopfe hat er zwey kleine, dünne und röthlichte Hörnlein: die Augen stehen ziemlich heraus, und der Mund ist mit kleinen Fäden, wie mit einem Bart umgeben. Die beyden obersten oder vordersten Füsse sind gespalten, als wie eine Gabel, und dienen ihm an statt der Hände, mit denen er zum Munde bringt, was er will hinein stecken: er hat auch Zähne. Er wird um die Klippen gefunden im Moraste, meistentheils in einem Schneckenhause beschlossen, die so dicke ist wie eine Nuß, wie ein Kegel formiret, dick und sehr hart, voll Holpern und voll Streiffen, und siehet auswendig grau, inwendig weiß und poliret. Dieses Schneckenhaus beschliesset das Thier so wol, daß es sehr schwerlich kan mit Macht heraus gejaget werden: ihrer etliche essen es, nachdem sie es zuvor gewaschen und gesotten. Es führet viel flüchtiges Saltz. Es zertheilet und ist gut zum Stein. Auf den Inseln in America wird eine Art solcher kleinen Krebse gefunden, die ist aber um ein gutes grösser als die oberwähnte, dann sie ist drey oder vier Zoll lang, und wird Soldat, der Soldat, genennet, dieweil sie sich mit einer fremden Schneckenschale bekleidet und bewaffnet. Die ihn genauer examiniret und betrachtet, und unter andern auch der R.P. du Tertre, sagen, daß die Helffte seines Leibes einer Seeheuschrecke gleiche, ausser daß seine Schale um etwas härter sey, als wie an dieser Heuschrecke. Er hat zwey scharff zusammen kneippende Scheeren, deren eine ziemlich dünne ist, die andere hingegen weit breiter und rauh, die verstopfet und verschliesset das gantze Loch der Schneckenschale, und dienet ihm nicht nur statt einer Hand, sondern auch zur Beschützung, dann sie kneippet starck und hält alles, was sie ertappet, sehr veste. Ohne diese zwey Scheren hat er auch noch vier andere viel dünnere Füsse, die als wie Krabbenfüsse sehen. Der Uberrest von seinem Leibe ist lang und etwa eines halben Fingers dick, mit einer ziemlich dicken und rauhen Schale überzogen. Der Schwantz bestehet aus drey Schupen oder Nägeln. Dieses Thier kommt alle Jahre einmahl an den Seestrand, seine Eyer daselbst zu legen, und sein Schneckenhaus zu verändern. Dann, weil die Schale, die er ordentliches Weise trägt, ihm den Hinterleib blos lässet, so bemühet er sich, sobald er nur die Kraft und Stärcke hat, eine andere zu suchen, die sich zu seiner Grösse schicket: wann er nun eine gefunden, so steckt er den Hintertheil darein, passet sie sich recht an, und kehret also mit eines andern Gute nach den Klippen und holen Bäumen, woselbst er sich mit faulem Holtze und mit Blättern nähret, gleichwie die andern Krabben thun. Alleine, weil er wächst, die Schale aber, die er sich hat angelegt, nicht grösser wird, so findet er sich davon so gedrücket und gezwänget, daß er nothwendig eine andere muß aufsagen. Deswegen kömmet er herunter an den Strand, und das giebt eine rechte Lust für curieuse Liebhaber; dann, er hält sich bey allen Schneckenhäusern auf, die er nur antrifft, und betrachtet sie, befindet er, daß ihm eines gerecht und anständig ist, so verläst er das seinige, und stösset mit grössester Behendigkeit seinen Hintertheil in dasselbige, als ob er sich seiner Blöse [Spaltenumbruch] schämete. Haben dann ein Paar solcher kleiner Thiere ihre Häuser zu gleicher Zeit verlassen, und wollen in eine Schneckenschale kriechen, so beissen und schmeissen sie sich so lange, bis daß der schwächere weichet, und dem stärckern, die Schale überläst, der sich dann damit bekleidet und drey oder viermahl am Strande herum tummelt. Befindet er aber, daß ihm dieses Haus nicht eben allzu recht, so verlässet ers, und kehret geschwinde nach seinem alten, oder suchet sich ein anders aus: und dieses thut er nicht selten zum vierten und fünften mahle, bis daß er eines gefunden hat, das ihm gantz gerecht ist. Wann man ihn anfasset, so machet er ein klein Geschrey, und trachtet den mit seiner Scheere zu erwischen, der ihn hält; kan er ihn einmahl ertappen, so wird er sich viel ehe tod schmeissen, als gehen lassen, was er angepacket hat: er kneippet auch recht grausam in die Hand, und machet grosse Schmertzen. Das geschwindeste Mittel seiner loß zu werden ist, daß man die Schale nur heiß mache, dann da läst er alsbald gehen, was er angepackt, verlässet auch zugleich die Schale, und fliehet blos davon. Die Leute im Lande essen ihn und machen viel Wercks davon; allein, den Ausländern ist er gar undienlich. In seinem Schneckenhause wird ein halber Löffel klares Wassers befunden, das ist ein gantz unfehlbar Mittel wider die Blasen und Blattern, welche auf der Haut von der Milch oder dem Safte aufzufahren pflegen, der von den Aesten eines Baumes in dem Lande, frantzösisch, Manchenilier, teutsch, Manzenillenbaum, genannt, herunter fällt. Die Einwohner der Inseln fangen diesen Fisch, und sobald er nur gefangen, ziehen sie ihm einen Faden durch den Kopf, und hängen ihn in die Sonne, davon zerschmiltzet er, daß nichts nicht als die Schale und die Scheren überbleiben. Dieses also zerschmoltzene Wesen ist ein dickes Oel, wie Butter: im Winter, und wann es halb zergangen ist, so siehet es weiß aus und etwas gelblicht: im Sommer ist es röthlicht, stincket arg, und schmecket häßlich, wie nach Fischen. Zu den Flüssen, damit die Wilden sehr beladen sind, wird es unvergleichlich gut erachtet; und es nimmt sie so gar geschwind hinweg, daß die da seine Wirckungen empfunden haben, es würcklich als ein Wunder halten. Sie verkauffen dieses Oel auch trefflich theuer, und darum ist es so gar rar in Franckreich. Der Frater Yon, ein Jesuit, hat mir die Liebe gethan, und mir etwas davon aus Martinique nach Paris gesendet, und ich habe es gleichergestalt bey Flüssen probiret, allein gar nicht mercken können, daß dieses Mittel eine bessere Wirckung gethan, als etwan sonst das Regenwürmer- und Eydechsenöl, oder das vom Bieber. Jedoch es wircket keine Artzney nicht juste so, als wie in anderen und unterschiedenen Landesgegenden; so kan es auch seyn, daß bey den Wilden die Schweißlöcher weiter offen, als wie etwan bey uns; da muß dann die Feuchtigkeit des Flusses viel leichter und geschwinder durch die Haut ausdunsten, wann sie mit diesem Oel gerieben wird. Ingleichen mag auch seyn, daß es unterwegens einen [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz] die er kan antreffen, verfüget. Von Gestalt ist sein Cörper länglicht, aber an der Dicke hat er eine Spinnengestalt, nur daß er etwas dicker ist. Auf dem Kopfe hat er zwey kleine, dünne und röthlichte Hörnlein: die Augen stehen ziemlich heraus, und der Mund ist mit kleinen Fäden, wie mit einem Bart umgeben. Die beyden obersten oder vordersten Füsse sind gespalten, als wie eine Gabel, und dienen ihm an statt der Hände, mit denen er zum Munde bringt, was er will hinein stecken: er hat auch Zähne. Er wird um die Klippen gefunden im Moraste, meistentheils in einem Schneckenhause beschlossen, die so dicke ist wie eine Nuß, wie ein Kegel formiret, dick und sehr hart, voll Holpern und voll Streiffen, und siehet auswendig grau, inwendig weiß und poliret. Dieses Schneckenhaus beschliesset das Thier so wol, daß es sehr schwerlich kan mit Macht heraus gejaget werden: ihrer etliche essen es, nachdem sie es zuvor gewaschen und gesotten. Es führet viel flüchtiges Saltz. Es zertheilet und ist gut zum Stein. Auf den Inseln in America wird eine Art solcher kleinen Krebse gefunden, die ist aber um ein gutes grösser als die oberwähnte, dann sie ist drey oder vier Zoll lang, und wird Soldat, der Soldat, genennet, dieweil sie sich mit einer fremden Schneckenschale bekleidet uñ bewaffnet. Die ihn genauer examiniret und betrachtet, und unter andern auch der R.P. du Tertre, sagen, daß die Helffte seines Leibes einer Seeheuschrecke gleiche, ausser daß seine Schale um etwas härter sey, als wie an dieser Heuschrecke. Er hat zwey scharff zusammen kneippende Scheeren, deren eine ziemlich dünne ist, die andere hingegen weit breiter und rauh, die verstopfet und verschliesset das gantze Loch der Schneckenschale, und dienet ihm nicht nur statt einer Hand, sondern auch zur Beschützung, dann sie kneippet starck und hält alles, was sie ertappet, sehr veste. Ohne diese zwey Scheren hat er auch noch vier andere viel dünnere Füsse, die als wie Krabbenfüsse sehen. Der Uberrest von seinem Leibe ist lang und etwa eines halben Fingers dick, mit einer ziemlich dicken und rauhen Schale überzogen. Der Schwantz bestehet aus drey Schupen oder Nägeln. Dieses Thier kommt alle Jahre einmahl an den Seestrand, seine Eyer daselbst zu legen, und sein Schneckenhaus zu verändern. Dann, weil die Schale, die er ordentliches Weise trägt, ihm den Hinterleib blos lässet, so bemühet er sich, sobald er nur die Kraft und Stärcke hat, eine andere zu suchen, die sich zu seiner Grösse schicket: wann er nun eine gefunden, so steckt er den Hintertheil darein, passet sie sich recht an, und kehret also mit eines andern Gute nach den Klippen und holen Bäumen, woselbst er sich mit faulem Holtze und mit Blättern nähret, gleichwie die andern Krabben thun. Alleine, weil er wächst, die Schale aber, die er sich hat angelegt, nicht grösser wird, so findet er sich davon so gedrücket und gezwänget, daß er nothwendig eine andere muß aufsagen. Deswegen kömmet er herunter an den Strand, und das giebt eine rechte Lust für curieuse Liebhaber; dann, er hält sich bey allen Schneckenhäusern auf, die er nur antrifft, und betrachtet sie, befindet er, daß ihm eines gerecht und anständig ist, so verläst er das seinige, und stösset mit grössester Behendigkeit seinen Hintertheil in dasselbige, als ob er sich seiner Blöse [Spaltenumbruch] schämete. Haben dann ein Paar solcher kleiner Thiere ihre Häuser zu gleicher Zeit verlassen, und wollen in eine Schneckenschale kriechen, so beissen und schmeissen sie sich so lange, bis daß der schwächere weichet, und dem stärckern, die Schale überläst, der sich dann damit bekleidet und drey oder viermahl am Strande herum tummelt. Befindet er aber, daß ihm dieses Haus nicht eben allzu recht, so verlässet ers, und kehret geschwinde nach seinem alten, oder suchet sich ein anders aus: und dieses thut er nicht selten zum vierten und fünften mahle, bis daß er eines gefunden hat, das ihm gantz gerecht ist. Wann man ihn anfasset, so machet er ein klein Geschrey, und trachtet den mit seiner Scheere zu erwischen, der ihn hält; kan er ihn einmahl ertappen, so wird er sich viel ehe tod schmeissen, als gehen lassen, was er angepacket hat: er kneippet auch recht grausam in die Hand, und machet grosse Schmertzen. Das geschwindeste Mittel seiner loß zu werden ist, daß man die Schale nur heiß mache, dann da läst er alsbald gehen, was er angepackt, verlässet auch zugleich die Schale, und fliehet blos davon. Die Leute im Lande essen ihn und machen viel Wercks davon; allein, den Ausländern ist er gar undienlich. In seinem Schneckenhause wird ein halber Löffel klares Wassers befunden, das ist ein gantz unfehlbar Mittel wider die Blasen und Blattern, welche auf der Haut von der Milch oder dem Safte aufzufahren pflegen, der von den Aesten eines Baumes in dem Lande, frantzösisch, Manchenilier, teutsch, Manzenillenbaum, genannt, herunter fällt. Die Einwohner der Inseln fangen diesen Fisch, und sobald er nur gefangen, ziehen sie ihm einen Faden durch den Kopf, und hängen ihn in die Sonne, davon zerschmiltzet er, daß nichts nicht als die Schale und die Scheren überbleiben. Dieses also zerschmoltzene Wesen ist ein dickes Oel, wie Butter: im Winter, und wann es halb zergangen ist, so siehet es weiß aus und etwas gelblicht: im Sommer ist es röthlicht, stincket arg, und schmecket häßlich, wie nach Fischen. Zu den Flüssen, damit die Wilden sehr beladen sind, wird es unvergleichlich gut erachtet; und es nimmt sie so gar geschwind hinweg, daß die da seine Wirckungen empfunden haben, es würcklich als ein Wunder halten. Sie verkauffen dieses Oel auch trefflich theuer, und darum ist es so gar rar in Franckreich. Der Frater Yon, ein Jesuit, hat mir die Liebe gethan, und mir etwas davon aus Martinique nach Paris gesendet, und ich habe es gleichergestalt bey Flüssen probiret, allein gar nicht mercken können, daß dieses Mittel eine bessere Wirckung gethan, als etwan sonst das Regenwürmer- und Eydechsenöl, oder das vom Bieber. Jedoch es wircket keine Artzney nicht juste so, als wie in anderen und unterschiedenen Landesgegenden; so kan es auch seyn, daß bey den Wilden die Schweißlöcher weiter offen, als wie etwan bey uns; da muß dann die Feuchtigkeit des Flusses viel leichter und geschwinder durch die Haut ausdunsten, wann sie mit diesem Oel gerieben wird. Ingleichen mag auch seyn, daß es unterwegens einen [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div type="lexiconEntry"> <p><pb facs="#f0129"/><cb type="start"/> die er kan antreffen, verfüget. Von Gestalt ist sein Cörper länglicht, aber an der Dicke hat er eine Spinnengestalt, nur daß er etwas dicker ist. Auf dem Kopfe hat er zwey kleine, dünne und röthlichte Hörnlein: die Augen stehen ziemlich heraus, und der Mund ist mit kleinen Fäden, wie mit einem Bart umgeben. Die beyden obersten oder vordersten Füsse sind gespalten, als wie eine Gabel, und dienen ihm an statt der Hände, mit denen er zum Munde bringt, was er will hinein stecken: er hat auch Zähne. Er wird um die <hi rendition="#fr">Klippen</hi> gefunden im <hi rendition="#fr">Moraste,</hi> meistentheils in einem Schneckenhause beschlossen, die so dicke ist wie eine Nuß, wie ein Kegel formiret, dick und sehr hart, voll Holpern und voll Streiffen, und siehet auswendig grau, inwendig weiß und poliret. Dieses Schneckenhaus beschliesset das Thier so wol, daß es sehr schwerlich kan mit Macht heraus gejaget werden: ihrer etliche essen es, nachdem sie es zuvor gewaschen und gesotten. Es führet viel flüchtiges Saltz.</p><lb/> <p>Es zertheilet und ist gut zum Stein.</p><lb/> <p>Auf den Inseln in <hi rendition="#fr">America</hi> wird eine Art solcher kleinen Krebse gefunden, die ist aber um ein gutes grösser als die oberwähnte, dann sie ist drey oder vier Zoll lang, und wird <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Soldat</hi></hi>, der <hi rendition="#fr">Soldat,</hi> genennet, dieweil sie sich mit einer fremden Schneckenschale bekleidet uñ bewaffnet. Die ihn genauer <hi rendition="#i">examini</hi>ret und betrachtet, und unter andern auch der <hi rendition="#i">R.P. du Tertre,</hi> sagen, daß die Helffte seines Leibes einer Seeheuschrecke gleiche, ausser daß seine Schale um etwas härter sey, als wie an dieser Heuschrecke. Er hat zwey scharff zusammen kneippende Scheeren, deren eine ziemlich dünne ist, die andere hingegen weit breiter und rauh, die verstopfet und verschliesset das gantze Loch der Schneckenschale, und dienet ihm nicht nur statt einer Hand, sondern auch zur Beschützung, dann sie kneippet starck und hält alles, was sie ertappet, sehr veste. Ohne diese zwey Scheren hat er auch noch vier andere viel dünnere Füsse, die als wie Krabbenfüsse sehen. Der Uberrest von seinem Leibe ist lang und etwa eines halben Fingers dick, mit einer ziemlich dicken und rauhen Schale überzogen. Der Schwantz bestehet aus drey Schupen oder Nägeln.</p><lb/> <p>Dieses Thier kommt alle Jahre einmahl an den Seestrand, seine Eyer daselbst zu legen, und sein Schneckenhaus zu verändern. Dann, weil die Schale, die er ordentliches Weise trägt, ihm den Hinterleib blos lässet, so bemühet er sich, sobald er nur die Kraft und Stärcke hat, eine andere zu suchen, die sich zu seiner Grösse schicket: wann er nun eine gefunden, so steckt er den Hintertheil darein, passet sie sich recht an, und kehret also mit eines andern Gute nach den Klippen und holen Bäumen, woselbst er sich mit faulem Holtze und mit Blättern nähret, gleichwie die andern Krabben thun. Alleine, weil er wächst, die Schale aber, die er sich hat angelegt, nicht grösser wird, so findet er sich davon so gedrücket und gezwänget, daß er nothwendig eine andere muß aufsagen. Deswegen kömmet er herunter an den Strand, und das giebt eine rechte Lust für <hi rendition="#i">curieuse</hi> Liebhaber; dann, er hält sich bey allen Schneckenhäusern auf, die er nur antrifft, und betrachtet sie, befindet er, daß ihm eines gerecht und anständig ist, so verläst er das seinige, und stösset mit grössester Behendigkeit seinen Hintertheil in dasselbige, als ob er sich seiner Blöse <cb/> schämete. Haben dann ein Paar solcher kleiner Thiere ihre Häuser zu gleicher Zeit verlassen, und wollen in eine Schneckenschale kriechen, so beissen und schmeissen sie sich so lange, bis daß der schwächere weichet, und dem stärckern, die Schale überläst, der sich dann damit bekleidet und drey oder viermahl am Strande herum tummelt. Befindet er aber, daß ihm dieses Haus nicht eben allzu recht, so verlässet ers, und kehret geschwinde nach seinem alten, oder suchet sich ein anders aus: und dieses thut er nicht selten zum vierten und fünften mahle, bis daß er eines gefunden hat, das ihm gantz gerecht ist.</p><lb/> <p>Wann man ihn anfasset, so machet er ein klein Geschrey, und trachtet den mit seiner Scheere zu erwischen, der ihn hält; kan er ihn einmahl ertappen, so wird er sich viel ehe tod schmeissen, als gehen lassen, was er angepacket hat: er kneippet auch recht grausam in die Hand, und machet grosse Schmertzen. Das geschwindeste Mittel seiner loß zu werden ist, daß man die Schale nur heiß mache, dann da läst er alsbald gehen, was er angepackt, verlässet auch zugleich die Schale, und fliehet blos davon. Die Leute im Lande essen ihn und machen viel Wercks davon; allein, den Ausländern ist er gar undienlich.</p><lb/> <p>In seinem Schneckenhause wird ein halber Löffel klares Wassers befunden, das ist ein gantz unfehlbar Mittel wider die Blasen und Blattern, welche auf der Haut von der Milch oder dem Safte aufzufahren pflegen, der von den Aesten eines Baumes in dem Lande, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Manchenilier,</hi></hi> teutsch, <hi rendition="#fr">Manzenillenbaum,</hi> genannt, herunter fällt.</p><lb/> <p>Die Einwohner der Inseln fangen diesen Fisch, und sobald er nur gefangen, ziehen sie ihm einen Faden durch den Kopf, und hängen ihn in die Sonne, davon zerschmiltzet er, daß nichts nicht als die Schale und die Scheren überbleiben. Dieses also zerschmoltzene Wesen ist ein dickes Oel, wie Butter: im Winter, und wann es halb zergangen ist, so siehet es weiß aus und etwas gelblicht: im Sommer ist es röthlicht, stincket arg, und schmecket häßlich, wie nach Fischen.</p><lb/> <p>Zu den Flüssen, damit die Wilden sehr beladen sind, wird es unvergleichlich gut erachtet; und es nimmt sie so gar geschwind hinweg, daß die da seine Wirckungen empfunden haben, es würcklich als ein Wunder halten. Sie verkauffen dieses Oel auch trefflich theuer, und darum ist es so gar rar in Franckreich. Der <hi rendition="#i">Frater Yon,</hi> ein Jesuit, hat mir die Liebe gethan, und mir etwas davon aus Martinique nach Paris gesendet, und ich habe es gleichergestalt bey Flüssen probiret, allein gar nicht mercken können, daß dieses Mittel eine bessere Wirckung gethan, als etwan sonst das Regenwürmer- und Eydechsenöl, oder das vom Bieber. Jedoch es wircket keine Artzney nicht juste so, als wie in anderen und unterschiedenen Landesgegenden; so kan es auch seyn, daß bey den Wilden die Schweißlöcher weiter offen, als wie etwan bey uns; da muß dann die Feuchtigkeit des Flusses viel leichter und geschwinder durch die Haut ausdunsten, wann sie mit diesem Oel gerieben wird. Ingleichen mag auch seyn, daß es unterwegens einen <cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0129]
die er kan antreffen, verfüget. Von Gestalt ist sein Cörper länglicht, aber an der Dicke hat er eine Spinnengestalt, nur daß er etwas dicker ist. Auf dem Kopfe hat er zwey kleine, dünne und röthlichte Hörnlein: die Augen stehen ziemlich heraus, und der Mund ist mit kleinen Fäden, wie mit einem Bart umgeben. Die beyden obersten oder vordersten Füsse sind gespalten, als wie eine Gabel, und dienen ihm an statt der Hände, mit denen er zum Munde bringt, was er will hinein stecken: er hat auch Zähne. Er wird um die Klippen gefunden im Moraste, meistentheils in einem Schneckenhause beschlossen, die so dicke ist wie eine Nuß, wie ein Kegel formiret, dick und sehr hart, voll Holpern und voll Streiffen, und siehet auswendig grau, inwendig weiß und poliret. Dieses Schneckenhaus beschliesset das Thier so wol, daß es sehr schwerlich kan mit Macht heraus gejaget werden: ihrer etliche essen es, nachdem sie es zuvor gewaschen und gesotten. Es führet viel flüchtiges Saltz.
Es zertheilet und ist gut zum Stein.
Auf den Inseln in America wird eine Art solcher kleinen Krebse gefunden, die ist aber um ein gutes grösser als die oberwähnte, dann sie ist drey oder vier Zoll lang, und wird Soldat, der Soldat, genennet, dieweil sie sich mit einer fremden Schneckenschale bekleidet uñ bewaffnet. Die ihn genauer examiniret und betrachtet, und unter andern auch der R.P. du Tertre, sagen, daß die Helffte seines Leibes einer Seeheuschrecke gleiche, ausser daß seine Schale um etwas härter sey, als wie an dieser Heuschrecke. Er hat zwey scharff zusammen kneippende Scheeren, deren eine ziemlich dünne ist, die andere hingegen weit breiter und rauh, die verstopfet und verschliesset das gantze Loch der Schneckenschale, und dienet ihm nicht nur statt einer Hand, sondern auch zur Beschützung, dann sie kneippet starck und hält alles, was sie ertappet, sehr veste. Ohne diese zwey Scheren hat er auch noch vier andere viel dünnere Füsse, die als wie Krabbenfüsse sehen. Der Uberrest von seinem Leibe ist lang und etwa eines halben Fingers dick, mit einer ziemlich dicken und rauhen Schale überzogen. Der Schwantz bestehet aus drey Schupen oder Nägeln.
Dieses Thier kommt alle Jahre einmahl an den Seestrand, seine Eyer daselbst zu legen, und sein Schneckenhaus zu verändern. Dann, weil die Schale, die er ordentliches Weise trägt, ihm den Hinterleib blos lässet, so bemühet er sich, sobald er nur die Kraft und Stärcke hat, eine andere zu suchen, die sich zu seiner Grösse schicket: wann er nun eine gefunden, so steckt er den Hintertheil darein, passet sie sich recht an, und kehret also mit eines andern Gute nach den Klippen und holen Bäumen, woselbst er sich mit faulem Holtze und mit Blättern nähret, gleichwie die andern Krabben thun. Alleine, weil er wächst, die Schale aber, die er sich hat angelegt, nicht grösser wird, so findet er sich davon so gedrücket und gezwänget, daß er nothwendig eine andere muß aufsagen. Deswegen kömmet er herunter an den Strand, und das giebt eine rechte Lust für curieuse Liebhaber; dann, er hält sich bey allen Schneckenhäusern auf, die er nur antrifft, und betrachtet sie, befindet er, daß ihm eines gerecht und anständig ist, so verläst er das seinige, und stösset mit grössester Behendigkeit seinen Hintertheil in dasselbige, als ob er sich seiner Blöse
schämete. Haben dann ein Paar solcher kleiner Thiere ihre Häuser zu gleicher Zeit verlassen, und wollen in eine Schneckenschale kriechen, so beissen und schmeissen sie sich so lange, bis daß der schwächere weichet, und dem stärckern, die Schale überläst, der sich dann damit bekleidet und drey oder viermahl am Strande herum tummelt. Befindet er aber, daß ihm dieses Haus nicht eben allzu recht, so verlässet ers, und kehret geschwinde nach seinem alten, oder suchet sich ein anders aus: und dieses thut er nicht selten zum vierten und fünften mahle, bis daß er eines gefunden hat, das ihm gantz gerecht ist.
Wann man ihn anfasset, so machet er ein klein Geschrey, und trachtet den mit seiner Scheere zu erwischen, der ihn hält; kan er ihn einmahl ertappen, so wird er sich viel ehe tod schmeissen, als gehen lassen, was er angepacket hat: er kneippet auch recht grausam in die Hand, und machet grosse Schmertzen. Das geschwindeste Mittel seiner loß zu werden ist, daß man die Schale nur heiß mache, dann da läst er alsbald gehen, was er angepackt, verlässet auch zugleich die Schale, und fliehet blos davon. Die Leute im Lande essen ihn und machen viel Wercks davon; allein, den Ausländern ist er gar undienlich.
In seinem Schneckenhause wird ein halber Löffel klares Wassers befunden, das ist ein gantz unfehlbar Mittel wider die Blasen und Blattern, welche auf der Haut von der Milch oder dem Safte aufzufahren pflegen, der von den Aesten eines Baumes in dem Lande, frantzösisch, Manchenilier, teutsch, Manzenillenbaum, genannt, herunter fällt.
Die Einwohner der Inseln fangen diesen Fisch, und sobald er nur gefangen, ziehen sie ihm einen Faden durch den Kopf, und hängen ihn in die Sonne, davon zerschmiltzet er, daß nichts nicht als die Schale und die Scheren überbleiben. Dieses also zerschmoltzene Wesen ist ein dickes Oel, wie Butter: im Winter, und wann es halb zergangen ist, so siehet es weiß aus und etwas gelblicht: im Sommer ist es röthlicht, stincket arg, und schmecket häßlich, wie nach Fischen.
Zu den Flüssen, damit die Wilden sehr beladen sind, wird es unvergleichlich gut erachtet; und es nimmt sie so gar geschwind hinweg, daß die da seine Wirckungen empfunden haben, es würcklich als ein Wunder halten. Sie verkauffen dieses Oel auch trefflich theuer, und darum ist es so gar rar in Franckreich. Der Frater Yon, ein Jesuit, hat mir die Liebe gethan, und mir etwas davon aus Martinique nach Paris gesendet, und ich habe es gleichergestalt bey Flüssen probiret, allein gar nicht mercken können, daß dieses Mittel eine bessere Wirckung gethan, als etwan sonst das Regenwürmer- und Eydechsenöl, oder das vom Bieber. Jedoch es wircket keine Artzney nicht juste so, als wie in anderen und unterschiedenen Landesgegenden; so kan es auch seyn, daß bey den Wilden die Schweißlöcher weiter offen, als wie etwan bey uns; da muß dann die Feuchtigkeit des Flusses viel leichter und geschwinder durch die Haut ausdunsten, wann sie mit diesem Oel gerieben wird. Ingleichen mag auch seyn, daß es unterwegens einen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein; Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |