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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Teutschland an gar viel Orten, in Flandern und in England gebrauet werden, weit besser und erhalten sich viel länger gut, als welches man in Franckreich brauet. In warmen Ländern, z.E. in Provence, Dauphine und Languedoc wissen sie nur gar zu wol, daß sie kein gutes Bier nicht brauen können, und daß auch niemand mit dem brauen recht umgehen kan: ja ihrer viele wissen nicht einmahl, was Bier für ein Getränck ist.

Des Bieres giebt es zweyerley Hauptsorten, weisses und braunes: und diese sind nicht gar viel von einander unterschieden, ohne, daß zu dem einen mehr Hopfen genommen wird, als zu dem andern. Dann zu dem braunen Biere muß viel mehr Hopfen kommen, als wie zum weissen. Es sind auch diese Biere weit stärcker oder schwächer, nachdem nämlich viel oder wenig von denen darzu gehörigen Stücken zu selbigen gebrauchet worden. Das starcke Bier wird Doppelbier genannt.

Aus dem Biere kan man einen schweflichten Spiritum destilliren, der sich gar leicht entzündet, und dem Weinspiritus nicht ungleich ist. Auch kan man aus demselben einen ziemlich starcken Eßig, Biereßig, machen, auf eben solche Art, als wie den andern Eßig und Weineßig.

Das weisse Bier ist am gesundesten zu trincken; nur muß es nicht zu jung, und auch nicht zu alt seyn, klar und viel Gischt geben, wann es eingeschencket wird: es muß auch fein gelblicht aussehen, und einen scharffen, angenehmen Geschmack haben. Das braune und das Doppelbier ist manchmahl dick und trübe, das beste aber ist fein klar und braun, und hat einen scharffen Geschmack.

In dem Biere steckt etwas schleimiges, das ist die Ursach, warum es befeuchtet, erfrischet und wol nähret: doch aber machets auch ein wenig blähen. Es stillet den Durst, macht fett und giebet Kraft. Wird es getruncken, wann es noch gar zu jung ist, so erreget es nicht selten brennen und schneiden des Harns; dieweil es nicht genugsam hat vergohren, und sein Saltz nicht genug verdünnert und starck worden ist. Deshalben wird ein Theil von diesem Saltze durch den Urin praecipitirt und niedergeschlagen, das sticht und beisset in den Gängen, erweckt auch wol die kalte Pisse, die aber nicht gefährlich, noch von langer Dauer ist. Das Mittel wider diesen Zufall ist ein Schluck Branntewein, dadurch wird dieses Saltz des Biers erhöhet oder starck gemacht, zugleich der Schleim, darein es war verwickelt, aufgelöset und zertrieben.

Alle Biere machen rauschig, wann gar zu viel davon getruncken wird, absonderlich die Doppelbiere: es währet auch der Rausch von selbigen viel länger, als wie der vom Wein, weil vielmehr schleimige Theilgen in den Bieren stecken, die nicht so leichtlich zu verdauen sind.

Sie machen auch dünne Bier, Speisebier, Trincken, (Kofent dürffte es bey uns hier heissen) frantzösisch, petite biere, und das wird eigentlich von denen hinterstelligen Traben oder Träbern vom weissen Biere, die noch einmahl abgesotten werden, bereitet: es wird dasselbige zarten Leuten und den kleinen Kindern gegeben. Es könte auf lateinisch Bochetum Crevisiae genennet werden.

Wann die Tonnen und Fasse mit jungen Biere [Spaltenumbruch] angefüllet sind, so erhebet sich auf den Spundlöchern ein dicker, zäher Schaum, der wird auf frantzösisch Levaure oder Levain de biere genannt, im teutschen heisset es, das Bier stöst auf.

In England wird auch eine Art Bier gebrauet, das nennen die Engländer Aile: ich habe in einem besondern Articul unter dem Titel Alla davon Meldung gethan.

Cerevisia kommt von Cerere, dieweil die Ceres die Göttin des Getraides bey den Alten ware, davon das Bier verfertiget wird.

Zythum kommt vom griechischen zuthos, das heist auch Bier.

Vinum hordeaceum heisset es, dieweil das Bier ein weinhaftiger Saft ist, der insgemein von Gerste gemachet wird.

Vinum regionum septentrionalium, dieweil das Bier in denenjenigen Ländern, die mitternachtwärts liegen, und darinne keine Trauben wachsen, an statt des Weines dienen muß.

Biere, auf teutsch, Bier, kan leichte vom lateinischen bibere, trincken, kommen.

Cerinthe.

Cerinthe quorundam major versicolore flore, J.B. Clus. Hist. Pit. Tournefort.

Cerinthe, seu Cynoglossum montanum majus, C.B.

frantzösisch, Melinet.

teutsch, die Wachsblume, Fleckenkraut.

Ist ein Gewächs, welches aus seiner Wurtzel vier oder fünff Stengel oder Zweige treibet, zu einen auch wol anderthalben Fuß hoch, die sind rund und voll Saft, mit einem Hauffen länglichter Blätter besetzet, welche hinten breiter als wie vorne sind und etwas rauch, von Farbe blaugrün und mit weissen Flecken gezeichnet. Zwischen dem Stengel und den Blättern heraus erheben sich ein gantzer Hauffen kleinere Zweiglein, die sind gekrümmt, wie die am Heliotropio, und so lang als sie sind, mit länglichten holen Blumen besetzet, die sehen aus, wie kleine Becherlein, von allerhand Farben, gelb, roth und purpurfarben: die Bienen finden sich fleißig darum. Wann die Blume vergangen, so wachsen an ihrer Stelle zwey Hülsen, die in zwey Fächlein abgetheilet sind, deren iedes ein Samenkörnlein beschliesset, welches so dicke ist, als wie am Orobus, ovalrund und spitzig. Die Wurtzel ist weiß. Dieses Kraut wächset im schattigten und an bergichten Orten. Es führet viel phlegma, und Oel, ein wenig Saltz.

Es hält an, erfrischet, ist gut zu den Wunden desgleichen zu Enttzündung der Augen.

Cerinthe kommt von keros cera, das Wachs, dieweil die Bienen sehr nach diesen Blumen eilen, indem sie ihnen Materie geben, daraus sie das Wachs machen.

Cerusa.

Cerusa, frantzösisch, Ceruse, teutsch, das Bleyweiß, ist Bley, welches von der Dunst des Eßiges durchdrungen, dünne gemacht und wie halb aufgelöset, hernach zu einer sehr weissen, schweren Materie, die leichtlich zu zerreiben, worden ist. Wann sie Bleyweiß machen wollen, so schlagen sie das Bley zu gantz dünnen, zarten Platten oder Blättern aus, die rollen sie darauf zusammen, und legen sie [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Teutschland an gar viel Orten, in Flandern und in England gebrauet werden, weit besser und erhalten sich viel länger gut, als welches man in Franckreich brauet. In warmen Ländern, z.E. in Provence, Dauphine und Languedoc wissen sie nur gar zu wol, daß sie kein gutes Bier nicht brauen können, und daß auch niemand mit dem brauen recht umgehen kan: ja ihrer viele wissen nicht einmahl, was Bier für ein Getränck ist.

Des Bieres giebt es zweyerley Hauptsorten, weisses und braunes: und diese sind nicht gar viel von einander unterschieden, ohne, daß zu dem einen mehr Hopfen genommen wird, als zu dem andern. Dann zu dem braunen Biere muß viel mehr Hopfen kommen, als wie zum weissen. Es sind auch diese Biere weit stärcker oder schwächer, nachdem nämlich viel oder wenig von denen darzu gehörigen Stücken zu selbigen gebrauchet worden. Das starcke Bier wird Doppelbier genannt.

Aus dem Biere kan man einen schweflichten Spiritum destilliren, der sich gar leicht entzündet, und dem Weinspiritus nicht ungleich ist. Auch kan man aus demselben einen ziemlich starcken Eßig, Biereßig, machen, auf eben solche Art, als wie den andern Eßig und Weineßig.

Das weisse Bier ist am gesundesten zu trincken; nur muß es nicht zu jung, und auch nicht zu alt seyn, klar und viel Gischt geben, wann es eingeschencket wird: es muß auch fein gelblicht aussehen, und einen scharffen, angenehmen Geschmack haben. Das braune und das Doppelbier ist manchmahl dick und trübe, das beste aber ist fein klar und braun, und hat einen scharffen Geschmack.

In dem Biere steckt etwas schleimiges, das ist die Ursach, warum es befeuchtet, erfrischet und wol nähret: doch aber machets auch ein wenig blähen. Es stillet den Durst, macht fett und giebet Kraft. Wird es getruncken, wann es noch gar zu jung ist, so erreget es nicht selten brennen und schneiden des Harns; dieweil es nicht genugsam hat vergohren, und sein Saltz nicht genug verdünnert und starck worden ist. Deshalben wird ein Theil von diesem Saltze durch den Urin præcipitirt und niedergeschlagen, das sticht und beisset in den Gängen, erweckt auch wol die kalte Pisse, die aber nicht gefährlich, noch von langer Dauer ist. Das Mittel wider diesen Zufall ist ein Schluck Branntewein, dadurch wird dieses Saltz des Biers erhöhet oder starck gemacht, zugleich der Schleim, darein es war verwickelt, aufgelöset und zertrieben.

Alle Biere machen rauschig, wann gar zu viel davon getruncken wird, absonderlich die Doppelbiere: es währet auch der Rausch von selbigen viel länger, als wie der vom Wein, weil vielmehr schleimige Theilgen in den Bieren stecken, die nicht so leichtlich zu verdauen sind.

Sie machen auch dünne Bier, Speisebier, Trincken, (Kofent dürffte es bey uns hier heissen) frantzösisch, petite biere, und das wird eigentlich von denen hinterstelligen Traben oder Träbern vom weissen Biere, die noch einmahl abgesotten werden, bereitet: es wird dasselbige zarten Leuten und den kleinen Kindern gegeben. Es könte auf lateinisch Bochetum Crevisiæ genennet werden.

Wann die Tonnen und Fasse mit jungen Biere [Spaltenumbruch] angefüllet sind, so erhebet sich auf den Spundlöchern ein dicker, zäher Schaum, der wird auf frantzösisch Levûre oder Levain de biere genannt, im teutschen heisset es, das Bier stöst auf.

In England wird auch eine Art Bier gebrauet, das nennen die Engländer Aile: ich habe in einem besondern Articul unter dem Titel Alla davon Meldung gethan.

Cerevisia kommt von Cerere, dieweil die Ceres die Göttin des Getraides bey den Alten ware, davon das Bier verfertiget wird.

Zythum kommt vom griechischen ζυϑὸς, das heist auch Bier.

Vinum hordeaceum heisset es, dieweil das Bier ein weinhaftiger Saft ist, der insgemein von Gerste gemachet wird.

Vinum regionum septentrionalium, dieweil das Bier in denenjenigen Ländern, die mitternachtwärts liegen, und darinne keine Trauben wachsen, an statt des Weines dienen muß.

Biere, auf teutsch, Bier, kan leichte vom lateinischen bibere, trincken, kommen.

Cerinthe.

Cerinthe quorundam major versicolore flore, J.B. Clus. Hist. Pit. Tournefort.

Cerinthe, seu Cynoglossum montanum majus, C.B.

frantzösisch, Melinet.

teutsch, die Wachsblume, Fleckenkraut.

Ist ein Gewächs, welches aus seiner Wurtzel vier oder fünff Stengel oder Zweige treibet, zu einen auch wol anderthalben Fuß hoch, die sind rund und voll Saft, mit einem Hauffen länglichter Blätter besetzet, welche hinten breiter als wie vorne sind und etwas rauch, von Farbe blaugrün und mit weissen Flecken gezeichnet. Zwischen dem Stengel und den Blättern heraus erheben sich ein gantzer Hauffen kleinere Zweiglein, die sind gekrümmt, wie die am Heliotropio, und so lang als sie sind, mit länglichten holen Blumen besetzet, die sehen aus, wie kleine Becherlein, von allerhand Farben, gelb, roth und purpurfarben: die Bienen finden sich fleißig darum. Wann die Blume vergangen, so wachsen an ihrer Stelle zwey Hülsen, die in zwey Fächlein abgetheilet sind, deren iedes ein Samenkörnlein beschliesset, welches so dicke ist, als wie am Orobus, ovalrund und spitzig. Die Wurtzel ist weiß. Dieses Kraut wächset im schattigten und an bergichten Orten. Es führet viel phlegma, und Oel, ein wenig Saltz.

Es hält an, erfrischet, ist gut zu den Wunden desgleichen zu Enttzündung der Augen.

Cerinthe kommt von κηρὸς cera, das Wachs, dieweil die Bienen sehr nach diesen Blumen eilen, indem sie ihnen Materie geben, daraus sie das Wachs machen.

Cerusa.

Cerusa, frantzösisch, Ceruse, teutsch, das Bleyweiß, ist Bley, welches von der Dunst des Eßiges durchdrungen, dünne gemacht und wie halb aufgelöset, hernach zu einer sehr weissen, schweren Materie, die leichtlich zu zerreiben, worden ist. Wann sie Bleyweiß machen wollen, so schlagen sie das Bley zu gantz dünnen, zarten Platten oder Blättern aus, die rollen sie darauf zusammen, und legen sie [Ende Spaltensatz]

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[0159] Teutschland an gar viel Orten, in Flandern und in England gebrauet werden, weit besser und erhalten sich viel länger gut, als welches man in Franckreich brauet. In warmen Ländern, z.E. in Provence, Dauphine und Languedoc wissen sie nur gar zu wol, daß sie kein gutes Bier nicht brauen können, und daß auch niemand mit dem brauen recht umgehen kan: ja ihrer viele wissen nicht einmahl, was Bier für ein Getränck ist. Des Bieres giebt es zweyerley Hauptsorten, weisses und braunes: und diese sind nicht gar viel von einander unterschieden, ohne, daß zu dem einen mehr Hopfen genommen wird, als zu dem andern. Dann zu dem braunen Biere muß viel mehr Hopfen kommen, als wie zum weissen. Es sind auch diese Biere weit stärcker oder schwächer, nachdem nämlich viel oder wenig von denen darzu gehörigen Stücken zu selbigen gebrauchet worden. Das starcke Bier wird Doppelbier genannt. 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Sie machen auch dünne Bier, Speisebier, Trincken, (Kofent dürffte es bey uns hier heissen) frantzösisch, petite biere, und das wird eigentlich von denen hinterstelligen Traben oder Träbern vom weissen Biere, die noch einmahl abgesotten werden, bereitet: es wird dasselbige zarten Leuten und den kleinen Kindern gegeben. Es könte auf lateinisch Bochetum Crevisiæ genennet werden. Wann die Tonnen und Fasse mit jungen Biere angefüllet sind, so erhebet sich auf den Spundlöchern ein dicker, zäher Schaum, der wird auf frantzösisch Levûre oder Levain de biere genannt, im teutschen heisset es, das Bier stöst auf. In England wird auch eine Art Bier gebrauet, das nennen die Engländer Aile: ich habe in einem besondern Articul unter dem Titel Alla davon Meldung gethan. Cerevisia kommt von Cerere, dieweil die Ceres die Göttin des Getraides bey den Alten ware, davon das Bier verfertiget wird. Zythum kommt vom griechischen ζυϑὸς, das heist auch Bier. 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Zwischen dem Stengel und den Blättern heraus erheben sich ein gantzer Hauffen kleinere Zweiglein, die sind gekrümmt, wie die am Heliotropio, und so lang als sie sind, mit länglichten holen Blumen besetzet, die sehen aus, wie kleine Becherlein, von allerhand Farben, gelb, roth und purpurfarben: die Bienen finden sich fleißig darum. Wann die Blume vergangen, so wachsen an ihrer Stelle zwey Hülsen, die in zwey Fächlein abgetheilet sind, deren iedes ein Samenkörnlein beschliesset, welches so dicke ist, als wie am Orobus, ovalrund und spitzig. Die Wurtzel ist weiß. Dieses Kraut wächset im schattigten und an bergichten Orten. Es führet viel phlegma, und Oel, ein wenig Saltz. Es hält an, erfrischet, ist gut zu den Wunden desgleichen zu Enttzündung der Augen. Cerinthe kommt von κηρὸς cera, das Wachs, dieweil die Bienen sehr nach diesen Blumen eilen, indem sie ihnen Materie geben, daraus sie das Wachs machen. Cerusa. Cerusa, frantzösisch, Ceruse, teutsch, das Bleyweiß, ist Bley, welches von der Dunst des Eßiges durchdrungen, dünne gemacht und wie halb aufgelöset, hernach zu einer sehr weissen, schweren Materie, die leichtlich zu zerreiben, worden ist. Wann sie Bleyweiß machen wollen, so schlagen sie das Bley zu gantz dünnen, zarten Platten oder Blättern aus, die rollen sie darauf zusammen, und legen sie

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/159>, abgerufen am 24.11.2024.