Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] sollen: oder aber, weil sie das Land auszehren, darein sie sind gesäet worden.

Pois becu werden sie genannt, als ob es heissen solte, eine Erbse, die als wie einen Schnabel hat; dann diese Erbse ist etwas erhaben und hat einen kleinen Buckel, der wie ein Schnabel siehet.

Chichorium.

Cichorium sylvestre, J.B.

Cichorium sylvestre, sive officinarum, C.B. Pit. Tournef.

Intubum err aticum, Plinio.

Solsequium, Brunf.

Cichorea, Trag. sylvestris, Matth.

Cichorium sylvestre picris, Dod.

Seris sylvestris picris, Cichorium, Adv. Lob.

Hyppochaeris Dalechampii, Lugd.

Hieracium latifolium, Ger. Ico.

frantzösisch, Chicoree sauvage.

teutsch, Cichorien, Hindläufft, Sonnenwend, Wegweis, Wegwart.

Ist ein Kraut, das lange Stengel treibt, die insgemein bis an den Strunck hinein zerschnitten sind; doch sind sie auch bisweilen gantz, oder doch nur gar ein wenig zerschnitten und etwas rauch. Die Stengel sind gedrehet, dick und rund, rauch, hol und ästig. Die Blumen wachsen langs dem Stengel hinan, und bestehen eine jedwede aus einem Büschlein kleiner blauer Blätter. Wann dieselbige vergangen ist, so entstehet aus dem Kelche, eine Samencapsel, die enthält in sich die eckigten und weißlichten Samenkörner. Die Wurtzel ist lang, des Fingers dick und weiß. Das gantze Gewächs steckt voller bittrer Milch; wächst an den Wegen, und an ungebauten Orten: es wird auch in den Gärten gezogen. Es führet viel phlegma, Oel und Sal essentiale.

Es eröffnet und reiniget, hebt die Verstopfungen und reiniget das Geblüt: insonderheit wird es zu den Leberkranckheiten gebrauchet.

Cichorium kommt von kikheio, invenio, ich finde, weil dieses Kraut überall im Felde und in Gärten zu befinden ist.

Seris kommt von serere, säen: und picris von p kros, amarus, bitter, als ob man sagen wolte, ein Kraut, das gesäet wird und bitter ist.

Cicindela.

Cicindela,

Lampyris alata,

Cantaris noctiluca,

Nitidula,

frantzösisch, Ver luisant.

teutsch, Johanniswürmlein.

Ist eine Fliege, so dicke als wie eine Spanische Fliege, welche bey der Nacht wie eine kleine angezündete Kertze pflegt zu leuchten. Sie wächst auf den Wiesen, im Holtze und in dem Getraide, auch sonst an vielen andern Orten mehr. Sie ist eine Gattung Phosphorus, und führet viel flüchtiges Saltz.

Zu Zermalmung des Steines in den Nieren und der Blase soll sie gut seyn: ich kan aber nichts aus Erfahrung davon sagen.

In Indien giebt es Fliegen, die in dem finstern leuchten, eben als wie die itzt angeführten: allein sie sind viel grösser, und werden Cucucji genannt.

[Spaltenumbruch]

Der P. Tertre berichtet in seiner historischen Beschreibung der Antilleninseln, wie daß es insgemein dergleichen leuchtende Fliegen in diesen Inseln gäbe, die wären braun. Beym Tage erschiene nicht das geringste leuchtende an ihnen, so daß man sie für schlechte und gemeine Mücken achten solte: sobald aber die Nacht eingebrochen, gäben sie einen dermassen hellen Schein, daß man meinen solte es wären kleine Sterne, die in dem Felde herum wanderten. Die Leute in Lande fangen sie, und leuchten damit bey der Nacht im Hause herum. Eben dieser Autor saget, man könne bey einer solchen Fliege gleich so gut lesen, als wie bey einem Lichte. Wann man sie fangen will, so darff man nur ein brennend Licht ans Fenster stellen, oder einen Brand wohin legen. Allein, wann sie gefangen sind, so leben sie über vierzehn Tage nicht, oder auf das längste drey Wochen: ihr Glantz wird alsdann schwach, wann sie matt werden, und vergehet gar, wann sie gestorben sind.

Cicindela, quasi parva candela, weil diese Fliege die Nacht erleuchtet, als wie ein kleines Licht.

Lampyris kommt von lampein, lucere, leuchten, weil diese Fliege leuchtet.

Ver, wird sie auf frantzösisch geheissen, ein Wurm, dieweil sie sich nicht stärcker zu bewegen pflegt, als wie ein Wurm, oder, weil sie ist ein Wurm gewesen, bevor sie eine Fliege worden.

Ciconia.

Ciconia, Jonston.

Pelagrus, Ibis.

frantzösisch, Cicogne.

teutsch, ein Storch.

Ist ein Vogel, der sich gern beym Wasser aufhält, und von mittelmäßiger Grösse ist: seine Beine sind hoch und roth: die Farbe schwartz und weiß: er läst gut mit sich umgehen und wird leichtlich zahm. Er ist bey unterschiedenen Völckern für ein Sinnbild des Friedens und der Verträglichkeit, wie auch der Erkenntlichkeit geachtet worden. Er frist Schlangen, Frösche und ander Ungeziefer. Sein junges heist auf frantzösisch Cicogneau, ein junger Storch. Er hält viel Saltz und Oel.

Er soll der Sage nach, seinen jungen mit seinem Schnabel in den Hintern spritzen, wann sie kranck sind, und daher mag auch dem Vermuthen nach, der Gebrauch der Clystire bey den Menschen aufgekommen seyn. Nun weiß ich zwar nicht, ob solches gewiß und wahr ist: solte es aber dann so schwer gewesen seyn, etwas dergleichen auszusinnen, daß man es hätte zu erst von einem Vogel lernen müssen?

Sein Fleisch widerstehet dem Gift, und stänket die Nerven.

Sein Fett ist gut wider das Zipperlein, äusserlich gebrauchet, seine Galle macht ein gut Gesichte, wann sie ins Auge gelassen wird.

Sein Mist, eingenommen, ist gut wider die schwere Noth.

Der Name Ciconia ist, nach einiger Gutdüncken, nach dem Geklapper des Storchen gemachet worden: oder aber, es kommt von cicur, zahm, weil dieser Vogel von Natur nicht wilde ist, sondern lasset sich leichtlich zahm machen.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sollen: oder aber, weil sie das Land auszehren, darein sie sind gesäet worden.

Pois bécu werden sie genannt, als ob es heissen solte, eine Erbse, die als wie einen Schnabel hat; dann diese Erbse ist etwas erhaben und hat einen kleinen Buckel, der wie ein Schnabel siehet.

Chichorium.

Cichorium sylvestre, J.B.

Cichorium sylvestre, sive officinarum, C.B. Pit. Tournef.

Intubum err aticum, Plinio.

Solsequium, Brunf.

Cichorea, Trag. sylvestris, Matth.

Cichorium sylvestre picris, Dod.

Seris sylvestris picris, Cichorium, Adv. Lob.

Hyppochæris Dalechampii, Lugd.

Hieracium latifolium, Ger. Ico.

frantzösisch, Chicorée sauvage.

teutsch, Cichorien, Hindläufft, Sonnenwend, Wegweis, Wegwart.

Ist ein Kraut, das lange Stengel treibt, die insgemein bis an den Strunck hinein zerschnitten sind; doch sind sie auch bisweilen gantz, oder doch nur gar ein wenig zerschnitten und etwas rauch. Die Stengel sind gedrehet, dick und rund, rauch, hol und ästig. Die Blumen wachsen langs dem Stengel hinan, und bestehen eine jedwede aus einem Büschlein kleiner blauer Blätter. Wann dieselbige vergangen ist, so entstehet aus dem Kelche, eine Samencapsel, die enthält in sich die eckigten und weißlichten Samenkörner. Die Wurtzel ist lang, des Fingers dick und weiß. Das gantze Gewächs steckt voller bittrer Milch; wächst an den Wegen, und an ungebauten Orten: es wird auch in den Gärten gezogen. Es führet viel phlegma, Oel und Sal essentiale.

Es eröffnet und reiniget, hebt die Verstopfungen und reiniget das Geblüt: insonderheit wird es zu den Leberkranckheiten gebrauchet.

Cichorium kommt von κιχεὶω, invenio, ich finde, weil dieses Kraut überall im Felde und in Gärten zu befinden ist.

Seris kommt von serere, säen: und picris von π κρὸς, amarus, bitter, als ob man sagen wolte, ein Kraut, das gesäet wird und bitter ist.

Cicindela.

Cicindela,

Lampyris alata,

Cantaris noctiluca,

Nitidula,

frantzösisch, Ver luisant.

teutsch, Johanniswürmlein.

Ist eine Fliege, so dicke als wie eine Spanische Fliege, welche bey der Nacht wie eine kleine angezündete Kertze pflegt zu leuchten. Sie wächst auf den Wiesen, im Holtze und in dem Getraide, auch sonst an vielen andern Orten mehr. Sie ist eine Gattung Phosphorus, und führet viel flüchtiges Saltz.

Zu Zermalmung des Steines in den Nieren und der Blase soll sie gut seyn: ich kan aber nichts aus Erfahrung davon sagen.

In Indien giebt es Fliegen, die in dem finstern leuchten, eben als wie die itzt angeführten: allein sie sind viel grösser, und werden Cucucji genannt.

[Spaltenumbruch]

Der P. Tertre berichtet in seiner historischen Beschreibung der Antilleninseln, wie daß es insgemein dergleichen leuchtende Fliegen in diesen Inseln gäbe, die wären braun. Beym Tage erschiene nicht das geringste leuchtende an ihnen, so daß man sie für schlechte und gemeine Mücken achten solte: sobald aber die Nacht eingebrochen, gäben sie einen dermassen hellen Schein, daß man meinen solte es wären kleine Sterne, die in dem Felde herum wanderten. Die Leute in Lande fangen sie, und leuchten damit bey der Nacht im Hause herum. Eben dieser Autor saget, man könne bey einer solchen Fliege gleich so gut lesen, als wie bey einem Lichte. Wann man sie fangen will, so darff man nur ein brennend Licht ans Fenster stellen, oder einen Brand wohin legen. Allein, wann sie gefangen sind, so leben sie über vierzehn Tage nicht, oder auf das längste drey Wochen: ihr Glantz wird alsdann schwach, wann sie matt werden, und vergehet gar, wann sie gestorben sind.

Cicindela, quasi parva candela, weil diese Fliege die Nacht erleuchtet, als wie ein kleines Licht.

Lampyris kommt von λάμπειν, lucere, leuchten, weil diese Fliege leuchtet.

Ver, wird sie auf frantzösisch geheissen, ein Wurm, dieweil sie sich nicht stärcker zu bewegen pflegt, als wie ein Wurm, oder, weil sie ist ein Wurm gewesen, bevor sie eine Fliege worden.

Ciconia.

Ciconia, Jonston.

Pelagrus, Ibis.

frantzösisch, Cicogne.

teutsch, ein Storch.

Ist ein Vogel, der sich gern beym Wasser aufhält, und von mittelmäßiger Grösse ist: seine Beine sind hoch und roth: die Farbe schwartz und weiß: er läst gut mit sich umgehen und wird leichtlich zahm. Er ist bey unterschiedenen Völckern für ein Sinnbild des Friedens und der Verträglichkeit, wie auch der Erkenntlichkeit geachtet worden. Er frist Schlangen, Frösche und ander Ungeziefer. Sein junges heist auf frantzösisch Cicogneau, ein junger Storch. Er hält viel Saltz und Oel.

Er soll der Sage nach, seinen jungen mit seinem Schnabel in den Hintern spritzen, wann sie kranck sind, und daher mag auch dem Vermuthen nach, der Gebrauch der Clystire bey den Menschen aufgekommen seyn. Nun weiß ich zwar nicht, ob solches gewiß und wahr ist: solte es aber dann so schwer gewesen seyn, etwas dergleichen auszusinnen, daß man es hätte zu erst von einem Vogel lernen müssen?

Sein Fleisch widerstehet dem Gift, und stänket die Nerven.

Sein Fett ist gut wider das Zipperlein, äusserlich gebrauchet, seine Galle macht ein gut Gesichte, wann sie ins Auge gelassen wird.

Sein Mist, eingenommen, ist gut wider die schwere Noth.

Der Name Ciconia ist, nach einiger Gutdüncken, nach dem Geklapper des Storchen gemachet worden: oder aber, es kommt von cicur, zahm, weil dieser Vogel von Natur nicht wilde ist, sondern lasset sich leichtlich zahm machen.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0174"/><cb type="start"/>
sollen: oder aber, weil sie das Land auszehren, darein sie sind gesäet worden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pois bécu</hi></hi> werden sie genannt, als ob es heissen solte, eine Erbse, die als wie einen Schnabel hat; dann diese Erbse ist etwas erhaben und hat einen kleinen Buckel, der wie ein Schnabel siehet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Chichorium.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cichorium sylvestre,</hi> J.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cichorium sylvestre, sive officinarum,</hi> C.B. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Intubum err aticum,</hi> Plinio.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Solsequium</hi>, Brunf.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cichorea</hi>, Trag. <hi rendition="#g">sylvestris</hi>, Matth.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cichorium sylvestre picris,</hi> Dod.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Seris sylvestris picris, Cichorium,</hi> Adv. Lob.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hyppochæris Dalechampii,</hi> Lugd.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hieracium latifolium,</hi> Ger. Ico.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Chicorée sauvage.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Cichorien, Hindläufft, Sonnenwend, Wegweis, Wegwart.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, das lange Stengel treibt, die insgemein bis an den Strunck hinein zerschnitten sind; doch sind sie auch bisweilen gantz, oder doch nur gar ein wenig zerschnitten und etwas rauch. Die Stengel sind gedrehet, dick und rund, rauch, hol und ästig. Die Blumen wachsen langs dem Stengel hinan, und bestehen eine jedwede aus einem Büschlein kleiner blauer Blätter. Wann dieselbige vergangen ist, so entstehet aus dem Kelche, eine Samencapsel, die enthält in sich die eckigten und weißlichten Samenkörner. Die Wurtzel ist lang, des Fingers dick und weiß. Das gantze Gewächs steckt voller bittrer Milch; wächst an den <hi rendition="#fr">Wegen,</hi> und <hi rendition="#fr">an ungebauten Orten:</hi> es wird auch in den <hi rendition="#fr">Gärten</hi> gezogen. Es führet viel <hi rendition="#i">phlegma,</hi> Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Es eröffnet und reiniget, hebt die Verstopfungen und reiniget das Geblüt: insonderheit wird es zu den Leberkranckheiten gebrauchet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Cichorium</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03BA;&#x03B9;&#x03C7;&#x03B5;&#x1F76;&#x03C9;, invenio,</hi> <hi rendition="#fr">ich finde,</hi> weil dieses Kraut überall im Felde und in Gärten zu befinden ist.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Seris</hi> kommt von <hi rendition="#i">serere,</hi> <hi rendition="#fr">säen:</hi> und <hi rendition="#i">picris</hi> von <hi rendition="#i">&#x03C0; &#x03BA;&#x03C1;&#x1F78;&#x03C2;, amarus,</hi> <hi rendition="#fr">bitter,</hi> als ob man sagen wolte, ein Kraut, das gesäet wird und bitter ist.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Cicindela.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Cicindela,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Lampyris alata,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Cantaris noctiluca,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Nitidula,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Ver luisant</hi>.</hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Johanniswürmlein.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Fliege, so dicke als wie eine Spanische Fliege, welche bey der Nacht wie eine kleine angezündete Kertze pflegt zu leuchten. Sie wächst auf den <hi rendition="#fr">Wiesen,</hi> im <hi rendition="#fr">Holtze</hi> und in dem Getraide, auch sonst an vielen andern Orten mehr. Sie ist eine Gattung <hi rendition="#i">Phosphorus,</hi> und führet viel flüchtiges Saltz.</p><lb/>
          <p>Zu Zermalmung des Steines in den Nieren und der Blase soll sie gut seyn: ich kan aber nichts aus Erfahrung davon sagen.</p><lb/>
          <p>In <hi rendition="#fr">Indien</hi> giebt es Fliegen, die in dem finstern leuchten, eben als wie die itzt angeführten: allein sie sind viel grösser, und werden <hi rendition="#i">Cucucji</hi> genannt.</p>
          <cb/>
          <p>Der <hi rendition="#i">P. Tertre</hi> berichtet in seiner historischen Beschreibung der <hi rendition="#i">Antilleninseln,</hi> wie daß es insgemein dergleichen leuchtende Fliegen in diesen Inseln gäbe, die wären braun. Beym Tage erschiene nicht das geringste leuchtende an ihnen, so daß man sie für schlechte und gemeine Mücken achten solte: sobald aber die Nacht eingebrochen, gäben sie einen dermassen hellen Schein, daß man meinen solte es wären kleine Sterne, die in dem Felde herum wanderten. Die Leute in Lande fangen sie, und leuchten damit bey der Nacht im Hause herum. Eben dieser Autor saget, man könne bey einer solchen Fliege gleich so gut lesen, als wie bey einem Lichte. Wann man sie fangen will, so darff man nur ein brennend Licht ans Fenster stellen, oder einen Brand wohin legen. Allein, wann sie gefangen sind, so leben sie über vierzehn Tage nicht, oder auf das längste drey Wochen: ihr Glantz wird alsdann schwach, wann sie matt werden, und vergehet gar, wann sie gestorben sind.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Cicindela, quasi parva candela,</hi> weil diese Fliege die Nacht erleuchtet, als wie ein kleines Licht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Lampyris</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03BB;&#x1F71;&#x03BC;&#x03C0;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;,</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">lucere,</hi></hi> leuchten, weil diese Fliege leuchtet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Ver,</hi> wird sie auf frantzösisch geheissen, ein <hi rendition="#fr">Wurm,</hi> dieweil sie sich nicht stärcker zu bewegen pflegt, als wie ein Wurm, oder, weil sie ist ein Wurm gewesen, bevor sie eine Fliege worden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Ciconia.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Ciconia</hi>, Jonston.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Pelagrus, Ibis.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Cicogne.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">ein Storch.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Vogel, der sich gern beym Wasser aufhält, und von mittelmäßiger Grösse ist: seine Beine sind hoch und roth: die Farbe schwartz und weiß: er läst gut mit sich umgehen und wird leichtlich zahm. Er ist bey unterschiedenen Völckern für ein Sinnbild des Friedens und der Verträglichkeit, wie auch der Erkenntlichkeit geachtet worden. Er frist Schlangen, Frösche und ander Ungeziefer. Sein junges heist auf frantzösisch <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cicogneau</hi>,</hi> ein junger Storch. Er hält viel Saltz und Oel.</p><lb/>
          <p>Er soll der Sage nach, seinen jungen mit seinem Schnabel in den Hintern spritzen, wann sie kranck sind, und daher mag auch dem Vermuthen nach, der Gebrauch der Clystire bey den Menschen aufgekommen seyn. Nun weiß ich zwar nicht, ob solches gewiß und wahr ist: solte es aber dann so schwer gewesen seyn, etwas dergleichen auszusinnen, daß man es hätte zu erst von einem Vogel lernen müssen?</p><lb/>
          <p>Sein Fleisch widerstehet dem Gift, und stänket die Nerven.</p><lb/>
          <p>Sein Fett ist gut wider das Zipperlein, äusserlich gebrauchet, seine Galle macht ein gut Gesichte, wann sie ins Auge gelassen wird.</p><lb/>
          <p>Sein Mist, eingenommen, ist gut wider die schwere Noth.</p><lb/>
          <p>Der Name <hi rendition="#i">Ciconia</hi> ist, nach einiger Gutdüncken, nach dem Geklapper des Storchen gemachet worden: oder aber, es kommt von <hi rendition="#i">cicur,</hi> zahm, weil dieser Vogel von Natur nicht wilde ist, sondern lasset sich leichtlich zahm machen.</p>
          <cb type="end"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0174] sollen: oder aber, weil sie das Land auszehren, darein sie sind gesäet worden. Pois bécu werden sie genannt, als ob es heissen solte, eine Erbse, die als wie einen Schnabel hat; dann diese Erbse ist etwas erhaben und hat einen kleinen Buckel, der wie ein Schnabel siehet. Chichorium. Cichorium sylvestre, J.B. Cichorium sylvestre, sive officinarum, C.B. Pit. Tournef. Intubum err aticum, Plinio. Solsequium, Brunf. Cichorea, Trag. sylvestris, Matth. Cichorium sylvestre picris, Dod. Seris sylvestris picris, Cichorium, Adv. Lob. Hyppochæris Dalechampii, Lugd. Hieracium latifolium, Ger. Ico. frantzösisch, Chicorée sauvage. teutsch, Cichorien, Hindläufft, Sonnenwend, Wegweis, Wegwart. Ist ein Kraut, das lange Stengel treibt, die insgemein bis an den Strunck hinein zerschnitten sind; doch sind sie auch bisweilen gantz, oder doch nur gar ein wenig zerschnitten und etwas rauch. Die Stengel sind gedrehet, dick und rund, rauch, hol und ästig. Die Blumen wachsen langs dem Stengel hinan, und bestehen eine jedwede aus einem Büschlein kleiner blauer Blätter. Wann dieselbige vergangen ist, so entstehet aus dem Kelche, eine Samencapsel, die enthält in sich die eckigten und weißlichten Samenkörner. Die Wurtzel ist lang, des Fingers dick und weiß. Das gantze Gewächs steckt voller bittrer Milch; wächst an den Wegen, und an ungebauten Orten: es wird auch in den Gärten gezogen. Es führet viel phlegma, Oel und Sal essentiale. Es eröffnet und reiniget, hebt die Verstopfungen und reiniget das Geblüt: insonderheit wird es zu den Leberkranckheiten gebrauchet. Cichorium kommt von κιχεὶω, invenio, ich finde, weil dieses Kraut überall im Felde und in Gärten zu befinden ist. Seris kommt von serere, säen: und picris von π κρὸς, amarus, bitter, als ob man sagen wolte, ein Kraut, das gesäet wird und bitter ist. Cicindela. Cicindela, Lampyris alata, Cantaris noctiluca, Nitidula, frantzösisch, Ver luisant. teutsch, Johanniswürmlein. Ist eine Fliege, so dicke als wie eine Spanische Fliege, welche bey der Nacht wie eine kleine angezündete Kertze pflegt zu leuchten. Sie wächst auf den Wiesen, im Holtze und in dem Getraide, auch sonst an vielen andern Orten mehr. Sie ist eine Gattung Phosphorus, und führet viel flüchtiges Saltz. Zu Zermalmung des Steines in den Nieren und der Blase soll sie gut seyn: ich kan aber nichts aus Erfahrung davon sagen. In Indien giebt es Fliegen, die in dem finstern leuchten, eben als wie die itzt angeführten: allein sie sind viel grösser, und werden Cucucji genannt. Der P. Tertre berichtet in seiner historischen Beschreibung der Antilleninseln, wie daß es insgemein dergleichen leuchtende Fliegen in diesen Inseln gäbe, die wären braun. Beym Tage erschiene nicht das geringste leuchtende an ihnen, so daß man sie für schlechte und gemeine Mücken achten solte: sobald aber die Nacht eingebrochen, gäben sie einen dermassen hellen Schein, daß man meinen solte es wären kleine Sterne, die in dem Felde herum wanderten. Die Leute in Lande fangen sie, und leuchten damit bey der Nacht im Hause herum. Eben dieser Autor saget, man könne bey einer solchen Fliege gleich so gut lesen, als wie bey einem Lichte. Wann man sie fangen will, so darff man nur ein brennend Licht ans Fenster stellen, oder einen Brand wohin legen. Allein, wann sie gefangen sind, so leben sie über vierzehn Tage nicht, oder auf das längste drey Wochen: ihr Glantz wird alsdann schwach, wann sie matt werden, und vergehet gar, wann sie gestorben sind. Cicindela, quasi parva candela, weil diese Fliege die Nacht erleuchtet, als wie ein kleines Licht. Lampyris kommt von λάμπειν, lucere, leuchten, weil diese Fliege leuchtet. Ver, wird sie auf frantzösisch geheissen, ein Wurm, dieweil sie sich nicht stärcker zu bewegen pflegt, als wie ein Wurm, oder, weil sie ist ein Wurm gewesen, bevor sie eine Fliege worden. Ciconia. Ciconia, Jonston. Pelagrus, Ibis. frantzösisch, Cicogne. teutsch, ein Storch. Ist ein Vogel, der sich gern beym Wasser aufhält, und von mittelmäßiger Grösse ist: seine Beine sind hoch und roth: die Farbe schwartz und weiß: er läst gut mit sich umgehen und wird leichtlich zahm. Er ist bey unterschiedenen Völckern für ein Sinnbild des Friedens und der Verträglichkeit, wie auch der Erkenntlichkeit geachtet worden. Er frist Schlangen, Frösche und ander Ungeziefer. Sein junges heist auf frantzösisch Cicogneau, ein junger Storch. Er hält viel Saltz und Oel. Er soll der Sage nach, seinen jungen mit seinem Schnabel in den Hintern spritzen, wann sie kranck sind, und daher mag auch dem Vermuthen nach, der Gebrauch der Clystire bey den Menschen aufgekommen seyn. Nun weiß ich zwar nicht, ob solches gewiß und wahr ist: solte es aber dann so schwer gewesen seyn, etwas dergleichen auszusinnen, daß man es hätte zu erst von einem Vogel lernen müssen? Sein Fleisch widerstehet dem Gift, und stänket die Nerven. Sein Fett ist gut wider das Zipperlein, äusserlich gebrauchet, seine Galle macht ein gut Gesichte, wann sie ins Auge gelassen wird. Sein Mist, eingenommen, ist gut wider die schwere Noth. Der Name Ciconia ist, nach einiger Gutdüncken, nach dem Geklapper des Storchen gemachet worden: oder aber, es kommt von cicur, zahm, weil dieser Vogel von Natur nicht wilde ist, sondern lasset sich leichtlich zahm machen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/174
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/174>, abgerufen am 24.11.2024.