Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] schmeckt häßlich, und wird nicht selten darinne ein Wurm erzielet, der sie ausfrist. Der Wurtzeln sind eine grosse Zahl; und dieselben sind lang und dünne, hangen an einem harten und ungleichen, höckerichten Kopfe, welcher grau und inwendig weiß ist, ungeschmack und schleimig. Dieses Gewächse wächst an dürren und trocknen, heissen Orten: es führet viel Saltz und Oel, wenig phlegma.

Alle seine Theile dienen zum eröffnen, iedoch wird selten etwas mehr davon zur Artzney gebraucht, als nur die Wurtzel und der Samen. Es wird wider den Stein, Sand und Gries gebrauchet, die Verstopfungen zu heben, der Weiber Reinigung zu fördern, und den Urin zu treiben.

Corruda kommt von corruo, ich falle, dieweil man saget, daß dieses Gewächse, indem es sich von der Erde erhebet, eine sonderliche Kraft anwende, falle aber leichtlich um und zu Boden.

Cortex caryophyllatus.

Cortex caryophyllatus.

Canella caryophyllata.

frantzösisch, Canelle geroflee, Ecorce de gerofle, Capelet, Bois de crabe.

teutsch, Nägleinzimmt, Nelckenzimmt.

Ist eine Rinde, welche dem Caneel oder Zimmet ziemlich ähnlich siehet, hat aber einen Näglein-Geschmack und Geruch. Sie kommt gar nicht von dem Baume, der die Würtznäglein trägt, wie ihrer viel geglaubet, sondern sie wird von eines andern Baumes Stam und Aesten abgezogen, dessen Blätter als wie die Lorbeerblätter sehen. Die Früchte sind so dicke, wie die Galläpfel, kastanienbraun von Farbe, leichte und haben einen Geruch und Geschmack, als wie die Nelcken, deshalben sie auch Noix de Gerofle, Nägleinnüsse, betitelt worden. Sie heissen desgleichen Noix de Madagascar, Nüsse von Madagascar, weil dieser Baum gemeiniglich auf der Insel Madagascar wächst. Die Indianer nennen sie in ihrer Sprache Ravendsora, und die Früchte Varoadvensora. Der Baum wächst auch in Menge in Brasilien.

Die Rinde und die Früchte dieses Baumes muß man erwehlen, welche am stärcksten riechen und schmecken, als wie Nelcken. Sie führen viel ziemlich kräftiges Oel, Sal volatile und essentiale.

Sie dienen, absonderlich die Rinde, das Hirn, den Magen und das Hertz zu stärcken, auch den bösen Feuchtigkeiten Widerstand zu thun.

Cortex Winteranus.

Cortex Winteranus.

Canella alba.

Costus corticosus officinarum.

Costus corticus.

frantzösisch, Canelle blanche.

teutsch, weisser Zimmt.

[Spaltenumbruch]

Ist eine Rinde, die einiger massen mit dem Zimmte zu vergleichen: allein, sie ist viel dicker und stärcker, weiß von Farbe, und von sehr scharffen Geschmack. Sie wird von dem Stamme und von den stärcksten Aesten eines Baumes abgenommen, dessen Blätter den Lorbeerblättern ähnlich sind, iedoch viel weicher; von Farbe meergrün und von lieblichem Geruch. Die Frucht ist rund und roth. Dieser Baum wächst häuffig auf S. Domingo und auf Madagascar: in der Landes-Sprache wird er Fimpi genennet, und stehet gerne, wo es steinigt ist. Währender grosser Hitze rinnet daraus ein schwärtzlichtes, starck riechendes Hartz oder Gummi, Gummi Alouchi genannt, dessen sich die Indianer zu ihrem Räucherwerck bedienen.

Der weisse Zimmt führet viel Oel und Saltz.

Er dienet den Magen zu stärcken, die Winde und Blähungen zu treiben, dem Gift zu widerstehen, desgleichen auch zum Scharbock.

Cortex Winteranus heist er, weil Winter ihn zum erstenmahl nach England und in Brauch gebracht.

Cortusa.

Cortusa, Matth. Cost. Lugd.

Sanicula montana latifolia laciniata, C.B.

Caryophyllata Veronensium flore Sanicula ursinae, Adv. Lob.

Sanicula alpina, Tab. Ger.

Ist ein Kraut, dessen Blätter aus der Wurtzel zu entspriessen pflegen, breit sind und rund, zerschnitten und rauch, eines scharff anziehenden Geschmacks, und sitzen an ziemlich langen Stielen. Zwischen denenselbigen erheben sich blose kleine Stengel, die tragen auf ihren Spitzen Blumen, deren iede aus fünff purpurfarbigen Blätterlein bestehen. Die Wurtzel bestehet aus einer grossen Anzahl Zasern: das gantze Gewächs riecht starck, und wächst an schattigen Orten, in lettigem Boden. Es führet viel Sal essentiale und Oel.

Es hält an und dienet zu den Wunden, stillet die Schmertzen, stärcket die Nerven: man braucht es zu den Brustgeschwüren, den Durchfall und das Bluten zu verstellen, auch das Gehirn zu stärcken. Es wird innerlich und äusserlich gebraucht.

Cortusa wird es genennet, weil der, der es zu erst erfunden und gebrauchet hat, Cortusus hiesse.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] schmeckt häßlich, und wird nicht selten darinne ein Wurm erzielet, der sie ausfrist. Der Wurtzeln sind eine grosse Zahl; und dieselben sind lang und dünne, hangen an einem harten und ungleichen, höckerichten Kopfe, welcher grau und inwendig weiß ist, ungeschmack und schleimig. Dieses Gewächse wächst an dürren und trocknen, heissen Orten: es führet viel Saltz und Oel, wenig phlegma.

Alle seine Theile dienen zum eröffnen, iedoch wird selten etwas mehr davon zur Artzney gebraucht, als nur die Wurtzel und der Samen. Es wird wider den Stein, Sand und Gries gebrauchet, die Verstopfungen zu heben, der Weiber Reinigung zu fördern, und den Urin zu treiben.

Corruda kommt von corruo, ich falle, dieweil man saget, daß dieses Gewächse, indem es sich von der Erde erhebet, eine sonderliche Kraft anwende, falle aber leichtlich um und zu Boden.

Cortex caryophyllatus.

Cortex caryophyllatus.

Canella caryophyllata.

frantzösisch, Canelle geroflée, Ecorce de gerofle, Capelet, Bois de crabe.

teutsch, Nägleinzimmt, Nelckenzimmt.

Ist eine Rinde, welche dem Caneel oder Zimmet ziemlich ähnlich siehet, hat aber einen Näglein-Geschmack und Geruch. Sie kommt gar nicht von dem Baume, der die Würtznäglein trägt, wie ihrer viel geglaubet, sondern sie wird von eines andern Baumes Stam̅ und Aesten abgezogen, dessen Blätter als wie die Lorbeerblätter sehen. Die Früchte sind so dicke, wie die Galläpfel, kastanienbraun von Farbe, leichte und haben einen Geruch und Geschmack, als wie die Nelcken, deshalben sie auch Noix de Gerofle, Nägleinnüsse, betitelt worden. Sie heissen desgleichen Noix de Madagascar, Nüsse von Madagascar, weil dieser Baum gemeiniglich auf der Insel Madagascar wächst. Die Indianer nennen sie in ihrer Sprache Ravendsora, und die Früchte Varoadvensora. Der Baum wächst auch in Menge in Brasilien.

Die Rinde und die Früchte dieses Baumes muß man erwehlen, welche am stärcksten riechen und schmecken, als wie Nelcken. Sie führen viel ziemlich kräftiges Oel, Sal volatile und essentiale.

Sie dienen, absonderlich die Rinde, das Hirn, den Magen und das Hertz zu stärcken, auch den bösen Feuchtigkeiten Widerstand zu thun.

Cortex Winteranus.

Cortex Winteranus.

Canella alba.

Costus corticosus officinarum.

Costus corticus.

frantzösisch, Canelle blanche.

teutsch, weisser Zimmt.

[Spaltenumbruch]

Ist eine Rinde, die einiger massen mit dem Zimmte zu vergleichen: allein, sie ist viel dicker und stärcker, weiß von Farbe, und von sehr scharffen Geschmack. Sie wird von dem Stamme und von den stärcksten Aesten eines Baumes abgenommen, dessen Blätter den Lorbeerblättern ähnlich sind, iedoch viel weicher; von Farbe meergrün und von lieblichem Geruch. Die Frucht ist rund und roth. Dieser Baum wächst häuffig auf S. Domingo und auf Madagascar: in der Landes-Sprache wird er Fimpi genennet, und stehet gerne, wo es steinigt ist. Währender grosser Hitze rinnet daraus ein schwärtzlichtes, starck riechendes Hartz oder Gummi, Gummi Alouchi genannt, dessen sich die Indianer zu ihrem Räucherwerck bedienen.

Der weisse Zimmt führet viel Oel und Saltz.

Er dienet den Magen zu stärcken, die Winde und Blähungen zu treiben, dem Gift zu widerstehen, desgleichen auch zum Scharbock.

Cortex Winteranus heist er, weil Winter ihn zum erstenmahl nach England und in Brauch gebracht.

Cortusa.

Cortusa, Matth. Cost. Lugd.

Sanicula montana latifolia laciniata, C.B.

Caryophyllata Veronensium flore Sanicula ursinæ, Adv. Lob.

Sanicula alpina, Tab. Ger.

Ist ein Kraut, dessen Blätter aus der Wurtzel zu entspriessen pflegen, breit sind und rund, zerschnitten und rauch, eines scharff anziehenden Geschmacks, und sitzen an ziemlich langen Stielen. Zwischen denenselbigen erheben sich blose kleine Stengel, die tragen auf ihren Spitzen Blumen, deren iede aus fünff purpurfarbigen Blätterlein bestehen. Die Wurtzel bestehet aus einer grossen Anzahl Zasern: das gantze Gewächs riecht starck, und wächst an schattigen Orten, in lettigem Boden. Es führet viel Sal essentiale und Oel.

Es hält an und dienet zu den Wunden, stillet die Schmertzen, stärcket die Nerven: man braucht es zu den Brustgeschwüren, den Durchfall und das Bluten zu verstellen, auch das Gehirn zu stärcken. Es wird innerlich und äusserlich gebraucht.

Cortusa wird es genennet, weil der, der es zu erst erfunden und gebrauchet hat, Cortusus hiesse.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0197"/><cb type="start"/>
schmeckt häßlich, und wird nicht selten darinne ein Wurm erzielet, der sie ausfrist. Der Wurtzeln sind eine grosse Zahl; und dieselben sind lang und dünne, hangen an einem harten und ungleichen, höckerichten Kopfe, welcher grau und inwendig weiß ist, ungeschmack und schleimig. Dieses Gewächse wächst an <hi rendition="#fr">dürren und trocknen, heissen Orten:</hi> es führet viel Saltz und Oel, wenig <hi rendition="#i">phlegma.</hi></p><lb/>
          <p>Alle seine Theile dienen zum eröffnen, iedoch wird selten etwas mehr davon zur Artzney gebraucht, als nur die Wurtzel und der Samen. Es wird wider den Stein, Sand und Gries gebrauchet, die Verstopfungen zu heben, der Weiber Reinigung zu fördern, und den Urin zu treiben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Corruda</hi> kommt von <hi rendition="#i">corruo,</hi> ich <hi rendition="#fr">falle,</hi> dieweil man saget, daß dieses Gewächse, indem es sich von der Erde erhebet, eine sonderliche Kraft anwende, falle aber leichtlich um und zu Boden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Cortex caryophyllatus.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Cortex caryophyllatus.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Canella caryophyllata.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Canelle geroflée, Ecorce de gerofle, Capelet, Bois de crabe.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, N<hi rendition="#fr">ägleinzimmt, Nelckenzimmt.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Rinde, welche dem Caneel oder Zimmet ziemlich ähnlich siehet, hat aber einen Näglein-Geschmack und Geruch. Sie kommt gar nicht von dem Baume, der die Würtznäglein trägt, wie ihrer viel geglaubet, sondern sie wird von eines andern Baumes Stam&#x0305; und Aesten abgezogen, dessen Blätter als wie die Lorbeerblätter sehen. Die Früchte sind so dicke, wie die Galläpfel, kastanienbraun von Farbe, leichte und haben einen Geruch und Geschmack, als wie die Nelcken, deshalben sie auch <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Noix de Gerofle</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">Nägleinnüsse,</hi> betitelt worden. Sie heissen desgleichen <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Noix de Madagascar</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">Nüsse von Madagascar,</hi> weil dieser Baum gemeiniglich auf der Insel Madagascar wächst. Die Indianer nennen sie in ihrer Sprache <hi rendition="#i">Ravendsora,</hi> und die Früchte <hi rendition="#i">Varoadvensora.</hi> Der Baum wächst auch in Menge in <hi rendition="#fr">Brasilien.</hi></p><lb/>
          <p>Die Rinde und die Früchte dieses Baumes muß man erwehlen, welche am stärcksten riechen und schmecken, als wie Nelcken. Sie führen viel ziemlich kräftiges Oel, <hi rendition="#i">Sal volatile</hi> und <hi rendition="#i">essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Sie dienen, absonderlich die Rinde, das Hirn, den Magen und das Hertz zu stärcken, auch den bösen Feuchtigkeiten Widerstand zu thun.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Cortex Winteranus.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Cortex Winteranus.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Canella alba.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Costus corticosus officinarum.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Costus corticus.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Canelle blanche.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">weisser Zimmt.</hi></p>
          <cb/>
          <p>Ist eine Rinde, die einiger massen mit dem Zimmte zu vergleichen: allein, sie ist viel dicker und stärcker, weiß von Farbe, und von sehr scharffen Geschmack. Sie wird von dem Stamme und von den stärcksten Aesten eines Baumes abgenommen, dessen Blätter den Lorbeerblättern ähnlich sind, iedoch viel weicher; von Farbe meergrün und von lieblichem Geruch. Die Frucht ist rund und roth. Dieser Baum wächst häuffig auf <hi rendition="#fr">S. Domingo</hi> und auf <hi rendition="#fr">Madagascar:</hi> in der Landes-Sprache wird er <hi rendition="#i">Fimpi</hi> genennet, und stehet gerne, wo es steinigt ist. Währender grosser Hitze rinnet daraus ein schwärtzlichtes, starck riechendes Hartz oder Gummi, <hi rendition="#i">Gummi Alouchi</hi> genannt, dessen sich die Indianer zu ihrem Räucherwerck bedienen.</p><lb/>
          <p>Der weisse Zimmt führet viel Oel und Saltz.</p><lb/>
          <p>Er dienet den Magen zu stärcken, die Winde und Blähungen zu treiben, dem Gift zu widerstehen, desgleichen auch zum Scharbock.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Cortex Winteranus</hi> heist er, weil <hi rendition="#fr">Winter</hi> ihn zum erstenmahl nach England und in Brauch gebracht.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Cortusa.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cortusa</hi>, Matth. Cost. Lugd.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sanicula montana latifolia laciniata</hi>, C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Caryophyllata Veronensium flore Sanicula ursinæ</hi>, Adv. Lob.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sanicula alpina</hi>, Tab. Ger.</hi> </p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, dessen Blätter aus der Wurtzel zu entspriessen pflegen, breit sind und rund, zerschnitten und rauch, eines scharff anziehenden Geschmacks, und sitzen an ziemlich langen Stielen. Zwischen denenselbigen erheben sich blose kleine Stengel, die tragen auf ihren Spitzen Blumen, deren iede aus fünff purpurfarbigen Blätterlein bestehen. Die Wurtzel bestehet aus einer grossen Anzahl Zasern: das gantze Gewächs riecht starck, und wächst an <hi rendition="#fr">schattigen Orten,</hi> in lettigem Boden. Es führet viel <hi rendition="#i">Sal essentiale</hi> und Oel.</p><lb/>
          <p>Es hält an und dienet zu den Wunden, stillet die Schmertzen, stärcket die Nerven: man braucht es zu den Brustgeschwüren, den Durchfall und das Bluten zu verstellen, auch das Gehirn zu stärcken. Es wird innerlich und äusserlich gebraucht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Cortusa w</hi>ird es genennet, weil der, der es zu erst erfunden und gebrauchet hat, <hi rendition="#i">Cortusus</hi> hiesse.</p>
        </div><lb/>
        <cb type="end"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0197] schmeckt häßlich, und wird nicht selten darinne ein Wurm erzielet, der sie ausfrist. Der Wurtzeln sind eine grosse Zahl; und dieselben sind lang und dünne, hangen an einem harten und ungleichen, höckerichten Kopfe, welcher grau und inwendig weiß ist, ungeschmack und schleimig. Dieses Gewächse wächst an dürren und trocknen, heissen Orten: es führet viel Saltz und Oel, wenig phlegma. Alle seine Theile dienen zum eröffnen, iedoch wird selten etwas mehr davon zur Artzney gebraucht, als nur die Wurtzel und der Samen. Es wird wider den Stein, Sand und Gries gebrauchet, die Verstopfungen zu heben, der Weiber Reinigung zu fördern, und den Urin zu treiben. Corruda kommt von corruo, ich falle, dieweil man saget, daß dieses Gewächse, indem es sich von der Erde erhebet, eine sonderliche Kraft anwende, falle aber leichtlich um und zu Boden. Cortex caryophyllatus. Cortex caryophyllatus. Canella caryophyllata. frantzösisch, Canelle geroflée, Ecorce de gerofle, Capelet, Bois de crabe. teutsch, Nägleinzimmt, Nelckenzimmt. Ist eine Rinde, welche dem Caneel oder Zimmet ziemlich ähnlich siehet, hat aber einen Näglein-Geschmack und Geruch. Sie kommt gar nicht von dem Baume, der die Würtznäglein trägt, wie ihrer viel geglaubet, sondern sie wird von eines andern Baumes Stam̅ und Aesten abgezogen, dessen Blätter als wie die Lorbeerblätter sehen. Die Früchte sind so dicke, wie die Galläpfel, kastanienbraun von Farbe, leichte und haben einen Geruch und Geschmack, als wie die Nelcken, deshalben sie auch Noix de Gerofle, Nägleinnüsse, betitelt worden. Sie heissen desgleichen Noix de Madagascar, Nüsse von Madagascar, weil dieser Baum gemeiniglich auf der Insel Madagascar wächst. Die Indianer nennen sie in ihrer Sprache Ravendsora, und die Früchte Varoadvensora. Der Baum wächst auch in Menge in Brasilien. Die Rinde und die Früchte dieses Baumes muß man erwehlen, welche am stärcksten riechen und schmecken, als wie Nelcken. Sie führen viel ziemlich kräftiges Oel, Sal volatile und essentiale. Sie dienen, absonderlich die Rinde, das Hirn, den Magen und das Hertz zu stärcken, auch den bösen Feuchtigkeiten Widerstand zu thun. Cortex Winteranus. Cortex Winteranus. Canella alba. Costus corticosus officinarum. Costus corticus. frantzösisch, Canelle blanche. teutsch, weisser Zimmt. Ist eine Rinde, die einiger massen mit dem Zimmte zu vergleichen: allein, sie ist viel dicker und stärcker, weiß von Farbe, und von sehr scharffen Geschmack. Sie wird von dem Stamme und von den stärcksten Aesten eines Baumes abgenommen, dessen Blätter den Lorbeerblättern ähnlich sind, iedoch viel weicher; von Farbe meergrün und von lieblichem Geruch. Die Frucht ist rund und roth. Dieser Baum wächst häuffig auf S. Domingo und auf Madagascar: in der Landes-Sprache wird er Fimpi genennet, und stehet gerne, wo es steinigt ist. Währender grosser Hitze rinnet daraus ein schwärtzlichtes, starck riechendes Hartz oder Gummi, Gummi Alouchi genannt, dessen sich die Indianer zu ihrem Räucherwerck bedienen. Der weisse Zimmt führet viel Oel und Saltz. Er dienet den Magen zu stärcken, die Winde und Blähungen zu treiben, dem Gift zu widerstehen, desgleichen auch zum Scharbock. Cortex Winteranus heist er, weil Winter ihn zum erstenmahl nach England und in Brauch gebracht. Cortusa. Cortusa, Matth. Cost. Lugd. Sanicula montana latifolia laciniata, C.B. Caryophyllata Veronensium flore Sanicula ursinæ, Adv. Lob. Sanicula alpina, Tab. Ger. Ist ein Kraut, dessen Blätter aus der Wurtzel zu entspriessen pflegen, breit sind und rund, zerschnitten und rauch, eines scharff anziehenden Geschmacks, und sitzen an ziemlich langen Stielen. Zwischen denenselbigen erheben sich blose kleine Stengel, die tragen auf ihren Spitzen Blumen, deren iede aus fünff purpurfarbigen Blätterlein bestehen. Die Wurtzel bestehet aus einer grossen Anzahl Zasern: das gantze Gewächs riecht starck, und wächst an schattigen Orten, in lettigem Boden. Es führet viel Sal essentiale und Oel. Es hält an und dienet zu den Wunden, stillet die Schmertzen, stärcket die Nerven: man braucht es zu den Brustgeschwüren, den Durchfall und das Bluten zu verstellen, auch das Gehirn zu stärcken. Es wird innerlich und äusserlich gebraucht. Cortusa wird es genennet, weil der, der es zu erst erfunden und gebrauchet hat, Cortusus hiesse.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/197
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/197>, abgerufen am 22.11.2024.