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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Diese Kräuter heissen mit Namen: Sinngrün, Pervinca, Sanicul, Sanicula, Ehrenpreiß, Veronica, gülden Günsel, Bugula, Sinnau, Alchimilla, Johanniskraut, Hypericum, Hirschzunge, Lingua cervina, Frauenhaar, Capillares, Lungenkraut, Pulmonaria, Beyfuß, Artemisia, Betonien, Betonica, Eisenkraut, Verbena, Braunwurtz, Scrophularia, Odermennig, Agrimonia, klein Tausendgüldenkraut, Centaurium minus, Mausöhrlein, Pilosella, Müntze, Mentha, und andere dergleichen Kräuter mehr, die einem beyfallen: dann die Zahl der Wundkräuter ist gar groß. Die auf den Alpen und auf den Bergen in der Schweitz und in Auvergne wachsen, werden an allermeisten gesuchet, dann sie stehen auch am meisten in der Sonne. Die Genffer und Schweitzer Bauren sammlen sie mit allem Fleiß, damit sie uns dieselben trocken übersenden können; doch schneiden sie sie zuvorher gantz klein, vermuthlich, daß man nicht erkennen soll, was es für Kräuter mögen seyn: da es doch besser wäre, daß sie dieselbigen gantz zu uns sendeten, damit wir recht gewiß seyn könten, was wir für Kräuter braucheten.

Die Wundkräuter sollen gesammlet werden, wann sie in vollem Wachsthum stehen und bey vollen Kräften sind: es sollen auch die Blüten darunter gemenget werden.

Die beste Weise die Kräuter zu trocknen ist diese, daß sie zu erst in kleine Bündlein gebunden werden, hernach solte man sie in grau Papier einwickeln, und auf den Boden hängen, und sie so lassen, bis daß sie recht trocken worden seyn. Dadurch würde ihre Farbe und ihre Kraft vor der Luft beschirmet werden, zugleich verhindert, daß der Staub und Unrath von den Fliegen sich nicht daran legen könten.

Der Falltranck ist für solche Leute gut, die von der Höhe sind gefallen, zur Engbrüstigkeit, zur Schwindsucht, zu nachlassenden Fiebern, die Verstopfungen zu heben, den Harn zu treiben, zu lang anhaltenden Flüssen, zur gelben Sucht. Etliche thun Wermuth und Entzianwurtzel noch darzu, damit er desto bitterer werde, und bessern Appetit machen möge. Andere, die da haben wollen, daß er vor den Kopf gut dienen soll, die thun noch das Kraut von Salbey, Himmelschlüssel, Majoran und Basilien hinzu. Wann er abgesotten worden, wird er gleich als wie Thee gebraucht, und etwas Honig oder Zucker drein gemischet.

Farra.

Farra, Jonst. sive Fora & Pala, Rondel. teutsch, Baal/ Felch/ Pferren/ ist ein Fisch aus süssem Wasser, der Schleiche nicht so gar ungleich. Er ist etwan anderthalben Fuß lang, aschfarben und mit zarten Schupen bedecket. Sein Maul ist klein, und ohne Zähne. Der Schwantz ist sehr breit, das Fleisch weiß und so niedlich, als der Schleiche ihres. Er wird im Sommer und im Herbst gefangen: auch eingesaltzet und aufbehalten.

Er giebet gute Kräfte, und dienet für die schwache Brust und Lunge.

Felis.

Felis sive Catus, frantzösisch, Chat, teutsch, die Katze, oder der Kater, ist ein gantz bekanntes, vierfüssiges [Spaltenumbruch] Thier. Es giebet ihrer vielerley Arten; doch sind durchgehends ihre Augen, Zähne, Zunge und Pfoten formiret, wie am Löwen, so haben sie auch viel von der Natur des Tiegers. Sie lassen sich gantz leichtlich zähmen, wer nur mit ihnen glimpflich will umgehen; doch werden sie auch leichtlich schüchtern, wann man mit ihnen nur ein wenig rauh verfeährt. Sie lauffen und klettern überaus leicht und behende, und wehren sich mit ihren Klauen und mit ihren Zähnen. Das Weiblein heist lateinisch Cate, frantzösisch, Chatte, teutsch, Kitze, trägt seine Jungen neun Monate, und wirfft insgemeine fünffe auf einmahl.

Obgleich die Katze ein erschröcklich grosser und unverzagter Verfolger aller Ratten und Mäuse ist, so wird sie doch dieselben nie angreiffen, oder sie anfallen, sie müsse dann in ihrer vollen Freyheit seyn. Befindet sie sich aber eingesperrt, zugleich mit ihnen, und in einem engen Gehäge, wird sie dieselbigen gar gern zu frieden lassen: ja sie wird sich vielmehr selbst von ihnen zwacken und anpacken lassen, und sich nicht im geringsten wehren. Ich sperrete einmahls zur Lust, eine Katze in einen eisernen Kefich, und liesse unterschiedene Mäuse darein lauffen: die Katze ruckete sich nicht in dem mindesten, sondern bliebe in ihrer gewöhnlichen gravität da sitzen, that auch nicht einmahl, als ob sie wolte diesen ihren Raub anfallen. Die Mäuse hingegen waren zu Anfang über der Gegenwart ihres allgemeinen und grausamsten Feindes erschrocken, da sie aber nichts als Freundlichkeit an ihm bemerckten, machten sie sich in etwas näher zu ihm, begunten kirre zu werden, spieleten mit ihm und wurden endlich gar so dreuste, daß sie ihn hier und da zu zwicken begunten. Die Katze erbosete sich ein wenige über solche Unbescheidenheit, und gab einer ieden Mauß, sie gleichsam dieser wegen zu bestrafen, mit ihrer Pfote einen kleinen Schlag: das machte sie nun zwar ein Paar Minuten schüchtern und betäubt; alleine sie erholeten sich gar bald, und huben wiederum aufs neue an. Die Katze vertruge dieses Spiel eine Zeitlang, ohne daß sie, wie es schiene, sich eben sonderlich darum bekümmert hätte, doch ward sie es endlich überdrüßig und unlustig, bis man den Bauer öffnete und sie von ihnen sonderte. Die gantze Comödie währete eine gute Zeit; es gienge aber nichts trauriges dabey vor, dann es kam keiner von den agirenden ums Leben.

Der berühmte und vortreffliche Herr Boyle hat in einer seiner Observationen berichtet, wie daß sich zu Londen, im Jahr 1684. eine grosse Ratte mit einer Katze belauffen hätte, davon wären Junge gekommen, welche Katzen und Rattenart zugleich gehabt, deren eines hätte der König in England in den Thiergarten setzen und aufziehen lassen.

Die Katze führet viel flüchtiges Saltz und Oel. Ihre Lebensgeister sind dermassen behende zu bewegen, daß, wann man ihr auf dem Rücken die Haare wider den Strich streichet, so giebet sie gantze helle Strahlen oder Funcken, als wie Feuer, und wie ein phosphorus von sich. Ihr Gesichte ist so scharff, daß sie auch bey der Nacht kan sehen.

Das Ohr von einer lebendigen Katze vertreibet den Wurm am Finger, und wehret, daß er nicht weiter um sich greiffen kan, wann nur der Patiente den Finger einige mahl des Tages über in das Ohr [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Diese Kräuter heissen mit Namen: Sinngrün, Pervinca, Sanicul, Sanicula, Ehrenpreiß, Veronica, gülden Günsel, Bugula, Sinnau, Alchimilla, Johanniskraut, Hypericum, Hirschzunge, Lingua cervina, Frauenhaar, Capillares, Lungenkraut, Pulmonaria, Beyfuß, Artemisia, Betonien, Betonica, Eisenkraut, Verbena, Braunwurtz, Scrophularia, Odermennig, Agrimonia, klein Tausendgüldenkraut, Centaurium minus, Mausöhrlein, Pilosella, Müntze, Mentha, und andere dergleichen Kräuter mehr, die einem beyfallen: dann die Zahl der Wundkräuter ist gar groß. Die auf den Alpen und auf den Bergen in der Schweitz und in Auvergne wachsen, werden an allermeisten gesuchet, dann sie stehen auch am meisten in der Sonne. Die Genffer und Schweitzer Bauren sammlen sie mit allem Fleiß, damit sie uns dieselben trocken übersenden können; doch schneiden sie sie zuvorher gantz klein, vermuthlich, daß man nicht erkennen soll, was es für Kräuter mögen seyn: da es doch besser wäre, daß sie dieselbigen gantz zu uns sendeten, damit wir recht gewiß seyn könten, was wir für Kräuter braucheten.

Die Wundkräuter sollen gesammlet werden, wann sie in vollem Wachsthum stehen und bey vollen Kräften sind: es sollen auch die Blüten darunter gemenget werden.

Die beste Weise die Kräuter zu trocknen ist diese, daß sie zu erst in kleine Bündlein gebunden werden, hernach solte man sie in grau Papier einwickeln, und auf den Boden hängen, und sie so lassen, bis daß sie recht trocken worden seyn. Dadurch würde ihre Farbe und ihre Kraft vor der Luft beschirmet werden, zugleich verhindert, daß der Staub und Unrath von den Fliegen sich nicht daran legen könten.

Der Falltranck ist für solche Leute gut, die von der Höhe sind gefallen, zur Engbrüstigkeit, zur Schwindsucht, zu nachlassenden Fiebern, die Verstopfungen zu heben, den Harn zu treiben, zu lang anhaltenden Flüssen, zur gelben Sucht. Etliche thun Wermuth und Entzianwurtzel noch darzu, damit er desto bitterer werde, und bessern Appetit machen möge. Andere, die da haben wollen, daß er vor den Kopf gut dienen soll, die thun noch das Kraut von Salbey, Himmelschlüssel, Majoran und Basilien hinzu. Wann er abgesotten worden, wird er gleich als wie Thee gebraucht, und etwas Honig oder Zucker drein gemischet.

Farra.

Farra, Jonst. sive Fora & Pala, Rondel. teutsch, Baal/ Felch/ Pferren/ ist ein Fisch aus süssem Wasser, der Schleiche nicht so gar ungleich. Er ist etwan anderthalben Fuß lang, aschfarben und mit zarten Schupen bedecket. Sein Maul ist klein, und ohne Zähne. Der Schwantz ist sehr breit, das Fleisch weiß und so niedlich, als der Schleiche ihres. Er wird im Sommer und im Herbst gefangen: auch eingesaltzet und aufbehalten.

Er giebet gute Kräfte, und dienet für die schwache Brust und Lunge.

Felis.

Felis sive Catus, frantzösisch, Chat, teutsch, die Katze, oder der Kater, ist ein gantz bekanntes, vierfüssiges [Spaltenumbruch] Thier. Es giebet ihrer vielerley Arten; doch sind durchgehends ihre Augen, Zähne, Zunge und Pfoten formiret, wie am Löwen, so haben sie auch viel von der Natur des Tiegers. Sie lassen sich gantz leichtlich zähmen, wer nur mit ihnen glimpflich will umgehen; doch werden sie auch leichtlich schüchtern, wann man mit ihnen nur ein wenig rauh verfeährt. Sie lauffen und klettern überaus leicht und behende, und wehren sich mit ihren Klauen und mit ihren Zähnen. Das Weiblein heist lateinisch Cate, frantzösisch, Chatte, teutsch, Kitze, trägt seine Jungen neun Monate, und wirfft insgemeine fünffe auf einmahl.

Obgleich die Katze ein erschröcklich grosser und unverzagter Verfolger aller Ratten und Mäuse ist, so wird sie doch dieselben nie angreiffen, oder sie anfallen, sie müsse dann in ihrer vollen Freyheit seyn. Befindet sie sich aber eingesperrt, zugleich mit ihnen, und in einem engen Gehäge, wird sie dieselbigen gar gern zu frieden lassen: ja sie wird sich vielmehr selbst von ihnen zwacken und anpacken lassen, und sich nicht im geringsten wehren. Ich sperrete einmahls zur Lust, eine Katze in einen eisernen Kefich, und liesse unterschiedene Mäuse darein lauffen: die Katze ruckete sich nicht in dem mindesten, sondern bliebe in ihrer gewöhnlichen gravität da sitzen, that auch nicht einmahl, als ob sie wolte diesen ihren Raub anfallen. Die Mäuse hingegen waren zu Anfang über der Gegenwart ihres allgemeinen und grausamsten Feindes erschrocken, da sie aber nichts als Freundlichkeit an ihm bemerckten, machten sie sich in etwas näher zu ihm, begunten kirre zu werden, spieleten mit ihm und wurden endlich gar so dreuste, daß sie ihn hier und da zu zwicken begunten. Die Katze erbosete sich ein wenige über solche Unbescheidenheit, und gab einer ieden Mauß, sie gleichsam dieser wegen zu bestrafen, mit ihrer Pfote einen kleinen Schlag: das machte sie nun zwar ein Paar Minuten schüchtern und betäubt; alleine sie erholeten sich gar bald, und huben wiederum aufs neue an. Die Katze vertruge dieses Spiel eine Zeitlang, ohne daß sie, wie es schiene, sich eben sonderlich darum bekümmert hätte, doch ward sie es endlich überdrüßig und unlustig, bis man den Bauer öffnete und sie von ihnen sonderte. Die gantze Comödie währete eine gute Zeit; es gienge aber nichts trauriges dabey vor, dann es kam keiner von den agirenden ums Leben.

Der berühmte und vortreffliche Herr Boyle hat in einer seiner Observationen berichtet, wie daß sich zu Londen, im Jahr 1684. eine grosse Ratte mit einer Katze belauffen hätte, davon wären Junge gekommen, welche Katzen und Rattenart zugleich gehabt, deren eines hätte der König in England in den Thiergarten setzen und aufziehen lassen.

Die Katze führet viel flüchtiges Saltz und Oel. Ihre Lebensgeister sind dermassen behende zu bewegen, daß, wann man ihr auf dem Rücken die Haare wider den Strich streichet, so giebet sie gantze helle Strahlen oder Funcken, als wie Feuer, und wie ein phosphorus von sich. Ihr Gesichte ist so scharff, daß sie auch bey der Nacht kan sehen.

Das Ohr von einer lebendigen Katze vertreibet den Wurm am Finger, und wehret, daß er nicht weiter um sich greiffen kan, wann nur der Patiente den Finger einige mahl des Tages über in das Ohr [Ende Spaltensatz]

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[0245] Diese Kräuter heissen mit Namen: Sinngrün, Pervinca, Sanicul, Sanicula, Ehrenpreiß, Veronica, gülden Günsel, Bugula, Sinnau, Alchimilla, Johanniskraut, Hypericum, Hirschzunge, Lingua cervina, Frauenhaar, Capillares, Lungenkraut, Pulmonaria, Beyfuß, Artemisia, Betonien, Betonica, Eisenkraut, Verbena, Braunwurtz, Scrophularia, Odermennig, Agrimonia, klein Tausendgüldenkraut, Centaurium minus, Mausöhrlein, Pilosella, Müntze, Mentha, und andere dergleichen Kräuter mehr, die einem beyfallen: dann die Zahl der Wundkräuter ist gar groß. Die auf den Alpen und auf den Bergen in der Schweitz und in Auvergne wachsen, werden an allermeisten gesuchet, dann sie stehen auch am meisten in der Sonne. Die Genffer und Schweitzer Bauren sammlen sie mit allem Fleiß, damit sie uns dieselben trocken übersenden können; doch schneiden sie sie zuvorher gantz klein, vermuthlich, daß man nicht erkennen soll, was es für Kräuter mögen seyn: da es doch besser wäre, daß sie dieselbigen gantz zu uns sendeten, damit wir recht gewiß seyn könten, was wir für Kräuter braucheten. Die Wundkräuter sollen gesammlet werden, wann sie in vollem Wachsthum stehen und bey vollen Kräften sind: es sollen auch die Blüten darunter gemenget werden. Die beste Weise die Kräuter zu trocknen ist diese, daß sie zu erst in kleine Bündlein gebunden werden, hernach solte man sie in grau Papier einwickeln, und auf den Boden hängen, und sie so lassen, bis daß sie recht trocken worden seyn. Dadurch würde ihre Farbe und ihre Kraft vor der Luft beschirmet werden, zugleich verhindert, daß der Staub und Unrath von den Fliegen sich nicht daran legen könten. Der Falltranck ist für solche Leute gut, die von der Höhe sind gefallen, zur Engbrüstigkeit, zur Schwindsucht, zu nachlassenden Fiebern, die Verstopfungen zu heben, den Harn zu treiben, zu lang anhaltenden Flüssen, zur gelben Sucht. Etliche thun Wermuth und Entzianwurtzel noch darzu, damit er desto bitterer werde, und bessern Appetit machen möge. Andere, die da haben wollen, daß er vor den Kopf gut dienen soll, die thun noch das Kraut von Salbey, Himmelschlüssel, Majoran und Basilien hinzu. Wann er abgesotten worden, wird er gleich als wie Thee gebraucht, und etwas Honig oder Zucker drein gemischet. Farra. Farra, Jonst. sive Fora & Pala, Rondel. teutsch, Baal/ Felch/ Pferren/ ist ein Fisch aus süssem Wasser, der Schleiche nicht so gar ungleich. Er ist etwan anderthalben Fuß lang, aschfarben und mit zarten Schupen bedecket. Sein Maul ist klein, und ohne Zähne. Der Schwantz ist sehr breit, das Fleisch weiß und so niedlich, als der Schleiche ihres. Er wird im Sommer und im Herbst gefangen: auch eingesaltzet und aufbehalten. Er giebet gute Kräfte, und dienet für die schwache Brust und Lunge. Felis. Felis sive Catus, frantzösisch, Chat, teutsch, die Katze, oder der Kater, ist ein gantz bekanntes, vierfüssiges Thier. Es giebet ihrer vielerley Arten; doch sind durchgehends ihre Augen, Zähne, Zunge und Pfoten formiret, wie am Löwen, so haben sie auch viel von der Natur des Tiegers. Sie lassen sich gantz leichtlich zähmen, wer nur mit ihnen glimpflich will umgehen; doch werden sie auch leichtlich schüchtern, wann man mit ihnen nur ein wenig rauh verfeährt. Sie lauffen und klettern überaus leicht und behende, und wehren sich mit ihren Klauen und mit ihren Zähnen. Das Weiblein heist lateinisch Cate, frantzösisch, Chatte, teutsch, Kitze, trägt seine Jungen neun Monate, und wirfft insgemeine fünffe auf einmahl. Obgleich die Katze ein erschröcklich grosser und unverzagter Verfolger aller Ratten und Mäuse ist, so wird sie doch dieselben nie angreiffen, oder sie anfallen, sie müsse dann in ihrer vollen Freyheit seyn. Befindet sie sich aber eingesperrt, zugleich mit ihnen, und in einem engen Gehäge, wird sie dieselbigen gar gern zu frieden lassen: ja sie wird sich vielmehr selbst von ihnen zwacken und anpacken lassen, und sich nicht im geringsten wehren. Ich sperrete einmahls zur Lust, eine Katze in einen eisernen Kefich, und liesse unterschiedene Mäuse darein lauffen: die Katze ruckete sich nicht in dem mindesten, sondern bliebe in ihrer gewöhnlichen gravität da sitzen, that auch nicht einmahl, als ob sie wolte diesen ihren Raub anfallen. Die Mäuse hingegen waren zu Anfang über der Gegenwart ihres allgemeinen und grausamsten Feindes erschrocken, da sie aber nichts als Freundlichkeit an ihm bemerckten, machten sie sich in etwas näher zu ihm, begunten kirre zu werden, spieleten mit ihm und wurden endlich gar so dreuste, daß sie ihn hier und da zu zwicken begunten. Die Katze erbosete sich ein wenige über solche Unbescheidenheit, und gab einer ieden Mauß, sie gleichsam dieser wegen zu bestrafen, mit ihrer Pfote einen kleinen Schlag: das machte sie nun zwar ein Paar Minuten schüchtern und betäubt; alleine sie erholeten sich gar bald, und huben wiederum aufs neue an. Die Katze vertruge dieses Spiel eine Zeitlang, ohne daß sie, wie es schiene, sich eben sonderlich darum bekümmert hätte, doch ward sie es endlich überdrüßig und unlustig, bis man den Bauer öffnete und sie von ihnen sonderte. Die gantze Comödie währete eine gute Zeit; es gienge aber nichts trauriges dabey vor, dann es kam keiner von den agirenden ums Leben. Der berühmte und vortreffliche Herr Boyle hat in einer seiner Observationen berichtet, wie daß sich zu Londen, im Jahr 1684. eine grosse Ratte mit einer Katze belauffen hätte, davon wären Junge gekommen, welche Katzen und Rattenart zugleich gehabt, deren eines hätte der König in England in den Thiergarten setzen und aufziehen lassen. Die Katze führet viel flüchtiges Saltz und Oel. Ihre Lebensgeister sind dermassen behende zu bewegen, daß, wann man ihr auf dem Rücken die Haare wider den Strich streichet, so giebet sie gantze helle Strahlen oder Funcken, als wie Feuer, und wie ein phosphorus von sich. Ihr Gesichte ist so scharff, daß sie auch bey der Nacht kan sehen. Das Ohr von einer lebendigen Katze vertreibet den Wurm am Finger, und wehret, daß er nicht weiter um sich greiffen kan, wann nur der Patiente den Finger einige mahl des Tages über in das Ohr

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/245>, abgerufen am 21.11.2024.