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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]
Glossopetra.

Glossopetra.

frantzösisch, Langue de Serpent.

teutsch, Schlangenzunge, Otterzunge.

Ist ein petrificirter und zu Stein gewordener Zahn, der in der Insel Maltha und an vielen andern Orten, wo es steinig ist, gefunden wird, hänget am Gestein oder an der Erde. Die Alten hielten ihn für eine Schlangenzunge; da doch vermuthlich er nichts anders ist, als wie der Zahn vom Häy, Carcharias oder Requiem, oder auch von einem andern grossen Fische, der nach dem Tode dieses Thiers ist in der Erde stecken blieben, zum Stein geworden und sich so erhalten hat, gleichwie wir ihn zu sehen bekommen. Er findet sich auch deshalben oft um Angers herum, in der Erde, und unter andern Schneckenschalen, desgleichen in vielen andern Landen mehr, die doch gar weit vom Meer entfernet liegen. Es giebet seiner in gar vielerley Gestalt und Grösse. Aus Maltha kommen ihrer dann und wann zu uns, die sind gar gern so groß, als eines Kindes Hand. Sie sind dreyeckigt, rund umher ausgezackt, hart und schwer, spiegelglatt und gläntzend, weiß oder grau auswendig, und als ob sie mit natürlichem Verniß bestrichen wären, anbey gantz schwammig, ungeachtet sie sehr hart, und fahl von Farbe oder braunroth. Die kleinen, die an unterschiedlichen Orten gefunden werden, sind wie ein Hundszahn groß, sehr spitzig, hart und eben auch so glatt, als wie die grossen, jedoch nicht ausgezackt, von Farbe insgemeine roth, doch auch bisweilen bunt, und roth und weiß. Alle diese versteinten Zähne haben grosse starcke, steinigte und überaus harte Wurtzeln, die nicht so glatt, gleichwie der Zahn, auswendig grau, inwendig weiß.

Dieser versteinte Zahn soll auch gut seyn wider den Schlangenbiß, wider den Gift, und die bösen giftigen Fieber, wann er gepülvert eingenommen wird. Die dosis ist von zwölff Gran bis auf vier und zwantzig. Ich habe zwar kein Vertrauen zu diesen seinen angegebenen Kräften, doch halte ich ihn für ein gut absorbens, das die Säure in dem Leibe dämpfen mag, desgleichen brechen und den Durchlauff stillen könne.

Glossopetra kommt von glossa, lingua, eine Zunge, und petra, lapis, ein Stein, als ob es heissen solte, eine Zunge von Stein, eine Steinzunge: dieweil die Alten geglaubet haben, es sey eine Zunge von der Schlangen, die zu Stein geworden.

Glutinum.

Glutinum, Gluten, Colla.

frantzösisch, Colle forte.

teutsch, Leim.

Ist Leim, der aus den Knorpeln und Sennen von allerhand Thieren bereitet wird, z.E. von grossen Fischen und von Rindvieh. Auf diese Materien giessen sie das Wasser, lassen es darauf stehen und kochen es: wann sie nun fast zergangen sind, so wird der liquor durchgegossen und ausgedrückt, hernach über dem Feuer dick gesotten, und alsdann zu Tafeln formiret, welche sie zerschneiden, trocknen und harte werden lassen, gleichwie wir sie zu sehen bekommen. Den Leim soll man erwehlen, der reine ist, hell und gleissend, einer braunrothen Farbe. Er wird von den Hutmachern gebrauchet, von den Schustern, von den Tischern, und zu den Wasserfarben. Er führet viel Oel und flüchtiges Saltz.

[Spaltenumbruch]

Es wird ingleichen Leim von den Abgängen der Schaffelle und des Pergaments gemacht.

Er ist gut zur Krätze und allem jucken der Haut, wann er in Eßig zerlassen wird.

Glutinum vel gluten kommt von glia, das heisset auch Leim.

Glycyrrhisa.

Glycyrrhissa, Fuch. Cord. in Dioscor.

Glycyrrhisa vulgaris, Dod. Ger. emac. Raji Hist.

Glycyrrhisa radice repente vulgaris Germanica, C.B. Pit. Tournef.

Liquiritia, Brunf.

Dulcis radix, Trag. Tur.

frantzösisch, Reglisse.

teutsch, Süßholtz, Lacritzenwurtz.

Ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel, zu drey und vier Schuh Höhe treibt. Seine Blätter sind länglicht, klebrig, grün und gleissend, sind als wie Flügel geordnet, gleichwie die an der Esche und Acacia, stehen Paarweise nach der Länge hin, an einer Rippe oder Stiele, an dem zu Ende vorne nur ein Blatt zu befinden ist, schmecken herbe und etwas sauer. Seine Blüten sehen den Blüten der Hülsenfrüchte ähnlich und purperfarbig. Darauf folgen kurtze, erhabene Schoten, die sind breitlicht und braunroth, beschliessen die Samen, welche insgemeine als wie kleine Nieren formiret sind. Die Wurtzeln sind groß und lang, zertheilen sich in sehr viel Seitenwurtzeln, darunter einige viel dicker als der Daumen sind, andere aber wie ein Finger, kriechen und breiten sich auf allen Seiten in der Erde herum aus, sehen auswendig grau oder röthlicht, inwendig gelb, haben einen süssen, lieblichen Geschmack. Es wächset vornehmlich in warmen Landen, in den Höltzern und an sandigen Orten: zur Artzney wird nichts davon, ohne nur die Wurtzel gebrauchet, und die wird uns aus Spanien zugeführet. Man soll sie erwehlen, wann sie fein frisch ist, nicht eben gar zu dicke, fein völlig, auswendig röthlicht, und schön gelb innewendig, von süssen, angenehmen Geschmack. Die um Sarragossa herum wächst, wird für die beste gehalten, und die den andern allen vorzuziehen, sie führet viel Oel und Sal essentiale.

Sie dienet für die Brust, lindert die scharffen Flüsse, befördert den Auswurff, befeuchtet die Brust zusamt den Lungen, löschet den Durst: sie wird gestossen gebrauchet, oder abgesotten, oder auch nur heisses Wasser drauf gegossen.

Es giebt noch eine Gattung süsses Holtz, die wird genennet

Glycyrrhisa ethinata, Park. Raji Hist.

Glycyrrhisa capite echinato, C.B. Pit. Tournef.

Glycyrrhisa Dioscoridis non repens, J.B.

Glycyrrhisa, sive dulcis radix, Dioscor. Dod.

Die treibet Stengel in Mannes-Höhe, die sind [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Glossopetra.

Glossopetra.

frantzösisch, Langue de Serpent.

teutsch, Schlangenzunge, Otterzunge.

Ist ein petrificirter und zu Stein gewordener Zahn, der in der Insel Maltha und an vielen andern Orten, wo es steinig ist, gefunden wird, hänget am Gestein oder an der Erde. Die Alten hielten ihn für eine Schlangenzunge; da doch vermuthlich er nichts anders ist, als wie der Zahn vom Häy, Carcharias oder Requiem, oder auch von einem andern grossen Fische, der nach dem Tode dieses Thiers ist in der Erde stecken blieben, zum Stein geworden und sich so erhalten hat, gleichwie wir ihn zu sehen bekommen. Er findet sich auch deshalben oft um Angers herum, in der Erde, und unter andern Schneckenschalen, desgleichen in vielen andern Landen mehr, die doch gar weit vom Meer entfernet liegen. Es giebet seiner in gar vielerley Gestalt und Grösse. Aus Maltha kommen ihrer dann und wann zu uns, die sind gar gern so groß, als eines Kindes Hand. Sie sind dreyeckigt, rund umher ausgezackt, hart und schwer, spiegelglatt und gläntzend, weiß oder grau auswendig, und als ob sie mit natürlichem Verniß bestrichen wären, anbey gantz schwammig, ungeachtet sie sehr hart, und fahl von Farbe oder braunroth. Die kleinen, die an unterschiedlichen Orten gefunden werden, sind wie ein Hundszahn groß, sehr spitzig, hart und eben auch so glatt, als wie die grossen, jedoch nicht ausgezackt, von Farbe insgemeine roth, doch auch bisweilen bunt, und roth und weiß. Alle diese versteinten Zähne haben grosse starcke, steinigte und überaus harte Wurtzeln, die nicht so glatt, gleichwie der Zahn, auswendig grau, inwendig weiß.

Dieser versteinte Zahn soll auch gut seyn wider den Schlangenbiß, wider den Gift, und die bösen giftigen Fieber, wann er gepülvert eingenommen wird. Die dosis ist von zwölff Gran bis auf vier und zwantzig. Ich habe zwar kein Vertrauen zu diesen seinen angegebenen Kräften, doch halte ich ihn für ein gut absorbens, das die Säure in dem Leibe dämpfen mag, desgleichen brechen und den Durchlauff stillen könne.

Glossopetra kommt von γλῶσσα, lingua, eine Zunge, und πέτρα, lapis, ein Stein, als ob es heissen solte, eine Zunge von Stein, eine Steinzunge: dieweil die Alten geglaubet haben, es sey eine Zunge von der Schlangen, die zu Stein geworden.

Glutinum.

Glutinum, Gluten, Colla.

frantzösisch, Colle forte.

teutsch, Leim.

Ist Leim, der aus den Knorpeln und Sennen von allerhand Thieren bereitet wird, z.E. von grossen Fischen und von Rindvieh. Auf diese Materien giessen sie das Wasser, lassen es darauf stehen und kochen es: wann sie nun fast zergangen sind, so wird der liquor durchgegossen und ausgedrückt, hernach über dem Feuer dick gesotten, und alsdann zu Tafeln formiret, welche sie zerschneiden, trocknen und harte werden lassen, gleichwie wir sie zu sehen bekommen. Den Leim soll man erwehlen, der reine ist, hell und gleissend, einer braunrothen Farbe. Er wird von den Hutmachern gebrauchet, von den Schustern, von den Tischern, und zu den Wasserfarben. Er führet viel Oel und flüchtiges Saltz.

[Spaltenumbruch]

Es wird ingleichen Leim von den Abgängen der Schaffelle und des Pergaments gemacht.

Er ist gut zur Krätze und allem jucken der Haut, wann er in Eßig zerlassen wird.

Glutinum vel gluten kommt von γλία, das heisset auch Leim.

Glycyrrhisa.

Glycyrrhissa, Fuch. Cord. in Dioscor.

Glycyrrhisa vulgaris, Dod. Ger. emac. Raji Hist.

Glycyrrhisa radice repente vulgaris Germanica, C.B. Pit. Tournef.

Liquiritia, Brunf.

Dulcis radix, Trag. Tur.

frantzösisch, Reglisse.

teutsch, Süßholtz, Lacritzenwurtz.

Ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel, zu drey und vier Schuh Höhe treibt. Seine Blätter sind länglicht, klebrig, grün und gleissend, sind als wie Flügel geordnet, gleichwie die an der Esche und Acacia, stehen Paarweise nach der Länge hin, an einer Rippe oder Stiele, an dem zu Ende vorne nur ein Blatt zu befinden ist, schmecken herbe und etwas sauer. Seine Blüten sehen den Blüten der Hülsenfrüchte ähnlich und purperfarbig. Darauf folgen kurtze, erhabene Schoten, die sind breitlicht und braunroth, beschliessen die Samen, welche insgemeine als wie kleine Nieren formiret sind. Die Wurtzeln sind groß und lang, zertheilen sich in sehr viel Seitenwurtzeln, darunter einige viel dicker als der Daumen sind, andere aber wie ein Finger, kriechen und breiten sich auf allen Seiten in der Erde herum aus, sehen auswendig grau oder röthlicht, inwendig gelb, haben einen süssen, lieblichen Geschmack. Es wächset vornehmlich in warmen Landen, in den Höltzern und an sandigen Orten: zur Artzney wird nichts davon, ohne nur die Wurtzel gebrauchet, und die wird uns aus Spanien zugeführet. Man soll sie erwehlen, wann sie fein frisch ist, nicht eben gar zu dicke, fein völlig, auswendig röthlicht, und schön gelb innewendig, von süssen, angenehmen Geschmack. Die um Sarragossa herum wächst, wird für die beste gehalten, und die den andern allen vorzuziehen, sie führet viel Oel und Sal essentiale.

Sie dienet für die Brust, lindert die scharffen Flüsse, befördert den Auswurff, befeuchtet die Brust zusamt den Lungen, löschet den Durst: sie wird gestossen gebrauchet, oder abgesotten, oder auch nur heisses Wasser drauf gegossen.

Es giebt noch eine Gattung süsses Holtz, die wird genennet

Glycyrrhisa ethinata, Park. Raji Hist.

Glycyrrhisa capite echinato, C.B. Pit. Tournef.

Glycyrrhisa Dioscoridis non repens, J.B.

Glycyrrhisa, sive dulcis radix, Dioscor. Dod.

Die treibet Stengel in Mannes-Höhe, die sind [Ende Spaltensatz]

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[0268] Glossopetra. Glossopetra. frantzösisch, Langue de Serpent. teutsch, Schlangenzunge, Otterzunge. Ist ein petrificirter und zu Stein gewordener Zahn, der in der Insel Maltha und an vielen andern Orten, wo es steinig ist, gefunden wird, hänget am Gestein oder an der Erde. Die Alten hielten ihn für eine Schlangenzunge; da doch vermuthlich er nichts anders ist, als wie der Zahn vom Häy, Carcharias oder Requiem, oder auch von einem andern grossen Fische, der nach dem Tode dieses Thiers ist in der Erde stecken blieben, zum Stein geworden und sich so erhalten hat, gleichwie wir ihn zu sehen bekommen. Er findet sich auch deshalben oft um Angers herum, in der Erde, und unter andern Schneckenschalen, desgleichen in vielen andern Landen mehr, die doch gar weit vom Meer entfernet liegen. Es giebet seiner in gar vielerley Gestalt und Grösse. Aus Maltha kommen ihrer dann und wann zu uns, die sind gar gern so groß, als eines Kindes Hand. Sie sind dreyeckigt, rund umher ausgezackt, hart und schwer, spiegelglatt und gläntzend, weiß oder grau auswendig, und als ob sie mit natürlichem Verniß bestrichen wären, anbey gantz schwammig, ungeachtet sie sehr hart, und fahl von Farbe oder braunroth. Die kleinen, die an unterschiedlichen Orten gefunden werden, sind wie ein Hundszahn groß, sehr spitzig, hart und eben auch so glatt, als wie die grossen, jedoch nicht ausgezackt, von Farbe insgemeine roth, doch auch bisweilen bunt, und roth und weiß. Alle diese versteinten Zähne haben grosse starcke, steinigte und überaus harte Wurtzeln, die nicht so glatt, gleichwie der Zahn, auswendig grau, inwendig weiß. Dieser versteinte Zahn soll auch gut seyn wider den Schlangenbiß, wider den Gift, und die bösen giftigen Fieber, wann er gepülvert eingenommen wird. Die dosis ist von zwölff Gran bis auf vier und zwantzig. Ich habe zwar kein Vertrauen zu diesen seinen angegebenen Kräften, doch halte ich ihn für ein gut absorbens, das die Säure in dem Leibe dämpfen mag, desgleichen brechen und den Durchlauff stillen könne. Glossopetra kommt von γλῶσσα, lingua, eine Zunge, und πέτρα, lapis, ein Stein, als ob es heissen solte, eine Zunge von Stein, eine Steinzunge: dieweil die Alten geglaubet haben, es sey eine Zunge von der Schlangen, die zu Stein geworden. Glutinum. Glutinum, Gluten, Colla. frantzösisch, Colle forte. teutsch, Leim. Ist Leim, der aus den Knorpeln und Sennen von allerhand Thieren bereitet wird, z.E. von grossen Fischen und von Rindvieh. Auf diese Materien giessen sie das Wasser, lassen es darauf stehen und kochen es: wann sie nun fast zergangen sind, so wird der liquor durchgegossen und ausgedrückt, hernach über dem Feuer dick gesotten, und alsdann zu Tafeln formiret, welche sie zerschneiden, trocknen und harte werden lassen, gleichwie wir sie zu sehen bekommen. Den Leim soll man erwehlen, der reine ist, hell und gleissend, einer braunrothen Farbe. Er wird von den Hutmachern gebrauchet, von den Schustern, von den Tischern, und zu den Wasserfarben. Er führet viel Oel und flüchtiges Saltz. Es wird ingleichen Leim von den Abgängen der Schaffelle und des Pergaments gemacht. Er ist gut zur Krätze und allem jucken der Haut, wann er in Eßig zerlassen wird. Glutinum vel gluten kommt von γλία, das heisset auch Leim. Glycyrrhisa. Glycyrrhissa, Fuch. Cord. in Dioscor. Glycyrrhisa vulgaris, Dod. Ger. emac. Raji Hist. Glycyrrhisa radice repente vulgaris Germanica, C.B. Pit. Tournef. Liquiritia, Brunf. Dulcis radix, Trag. Tur. frantzösisch, Reglisse. teutsch, Süßholtz, Lacritzenwurtz. Ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel, zu drey und vier Schuh Höhe treibt. Seine Blätter sind länglicht, klebrig, grün und gleissend, sind als wie Flügel geordnet, gleichwie die an der Esche und Acacia, stehen Paarweise nach der Länge hin, an einer Rippe oder Stiele, an dem zu Ende vorne nur ein Blatt zu befinden ist, schmecken herbe und etwas sauer. Seine Blüten sehen den Blüten der Hülsenfrüchte ähnlich und purperfarbig. Darauf folgen kurtze, erhabene Schoten, die sind breitlicht und braunroth, beschliessen die Samen, welche insgemeine als wie kleine Nieren formiret sind. Die Wurtzeln sind groß und lang, zertheilen sich in sehr viel Seitenwurtzeln, darunter einige viel dicker als der Daumen sind, andere aber wie ein Finger, kriechen und breiten sich auf allen Seiten in der Erde herum aus, sehen auswendig grau oder röthlicht, inwendig gelb, haben einen süssen, lieblichen Geschmack. Es wächset vornehmlich in warmen Landen, in den Höltzern und an sandigen Orten: zur Artzney wird nichts davon, ohne nur die Wurtzel gebrauchet, und die wird uns aus Spanien zugeführet. Man soll sie erwehlen, wann sie fein frisch ist, nicht eben gar zu dicke, fein völlig, auswendig röthlicht, und schön gelb innewendig, von süssen, angenehmen Geschmack. Die um Sarragossa herum wächst, wird für die beste gehalten, und die den andern allen vorzuziehen, sie führet viel Oel und Sal essentiale. Sie dienet für die Brust, lindert die scharffen Flüsse, befördert den Auswurff, befeuchtet die Brust zusamt den Lungen, löschet den Durst: sie wird gestossen gebrauchet, oder abgesotten, oder auch nur heisses Wasser drauf gegossen. Es giebt noch eine Gattung süsses Holtz, die wird genennet Glycyrrhisa ethinata, Park. Raji Hist. Glycyrrhisa capite echinato, C.B. Pit. Tournef. Glycyrrhisa Dioscoridis non repens, J.B. Glycyrrhisa, sive dulcis radix, Dioscor. Dod. Die treibet Stengel in Mannes-Höhe, die sind

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/268>, abgerufen am 24.11.2024.